„Mission accomplished!" verkündete George W. Bush im Jahr 2003 und ließ sich im eigens als Kulisse bereit gehaltenen Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ als oberster Feldherr filmen. Damals wurde die „Mission“ im Irak als „erfolgreich beendet“ erklärt. Eine Fake News, auch wenn es den Begriff noch gar nicht gab. Beendet ist im Irak bis heute gar nichts.
„Mission accomplished!“ verkündete Donald Trump, nicht auf einem Kriegsschiff sondern per Twitter, seiner wichtigsten Waffe in der politischen Kriegsführung. Diesmal ging es um Syrien. Und wie damals im benachbarten Irak, ist auch dies wieder eine Fake News. In Syrien ist gar nichts erfolgreich beendet.
Wiederholt sich die Geschichte mit leichten geografischen Verschiebungen? Könnte man meinen. Aber man braucht die geografischen Verschiebungen gar nicht. Bei uns im lieben Deutschland wiederholt sich die Geschichte an Ort und Stelle. In Berlin, um genau zu sein. Eine leichte Verschiebung gibt es allenfalls in anderer Hinsicht. Man könnte von einer Geschlechtsverschiebung sprechen. Gerhard Schröder scheint zu Angela Schröder mutiert zu sein? Oder ist aus Angela Merkel ein Gerd Merkel geworden? Wie auch immer. Beide, der Macho und die Mutti, verfügen, wenn es um Raketen im mittleren Osten geht, unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit über exakt den gleichen Reflex.
Bei diesem Abenteuer machen wir nicht mit, rief Gerhard Schröder unverblümt, als George W. Bush damals versuchte, eine „Koalition der Willigen“ auf die Beine zu stellen. Schröder war nicht willig. Jedenfalls nicht offiziell. Aber dann hat er doch die Koalition der Willigen in der zweiten Reihe ein bisschen unterstützt. Aus dem Unwilligen ist in aller Stille ein Halbwilliger geworden.
Angela Merkel machte jetzt den Schröder
Angela Merkel machte jetzt den Schröder, indem sie spontan erklärte, wir beteiligen uns nicht, als Donald Trump seine Raketen auf Syrien abfeuern ließ. Nicht nur seine Raketen. Auch Trump hatte eine kleine Koalition der Willigen zusammengebracht, denn England und Frankreich, oder genauer: Theresa May und Emanuel Macron machten mit. Angela Merkel-Schröder blieb dann auch nicht mehr ganz unwillig. Sie gab der Strafaktion gegen den Chemiewaffen-Werfer Assad nach ihrem anfänglichen überdeutlichen Nein, dann immerhin ihre geistig-seelische Unterstützung. Zu mehr reichte es nicht mehr, weil der Feldherr Trump seine Mission viel schneller für erfolgreich beendet erklärte als seinerzeit der selbst ernannte Kriegspräsident George W. Bush.
Man mag von solchen Raketen-Demonstrationen und – wie im Irak – von solchen Kriegen halten, was man will. Das deutsche Nöö und dann halbherzige Jein ist damals wie heute ausgesprochen flaschig, und dies auf eine sehr deutsche Weise. Auch wenn wir es uns noch so sehr einbilden: Wir stehen moralisch nicht höher als die willigen Krieger, wenn wir in beidermeierischer Beschaulichkeit vor Großverbrechern wie Saddam oder Assad nichts zu bieten haben als einfach nur den Schwanz einzuziehen. Und das meine ich völlig genderneutral.