Rainer Bonhorst / 16.04.2018 / 10:30 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 11 / Seite ausdrucken

Merkels Nahost-Biedermeier

„Mission accomplished!" verkündete George W. Bush im Jahr 2003 und ließ sich im eigens als Kulisse bereit gehaltenen Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ als oberster Feldherr filmen. Damals wurde die „Mission“ im Irak als „erfolgreich beendet“ erklärt. Eine Fake News, auch wenn es den Begriff noch gar nicht gab. Beendet ist im Irak bis heute gar nichts.

„Mission accomplished!“ verkündete Donald Trump, nicht auf einem Kriegsschiff sondern per Twitter, seiner wichtigsten Waffe in der politischen Kriegsführung. Diesmal ging es um Syrien. Und wie damals im benachbarten Irak, ist auch dies wieder eine Fake News. In Syrien ist gar nichts erfolgreich beendet.

Wiederholt sich die Geschichte mit leichten geografischen Verschiebungen? Könnte man meinen. Aber man braucht die geografischen Verschiebungen gar nicht. Bei uns im lieben Deutschland wiederholt sich die Geschichte an Ort und Stelle. In Berlin, um genau zu sein. Eine leichte Verschiebung gibt es allenfalls in anderer Hinsicht. Man könnte von einer Geschlechtsverschiebung sprechen. Gerhard Schröder scheint zu Angela Schröder mutiert zu sein? Oder ist aus Angela Merkel ein Gerd Merkel geworden? Wie auch immer. Beide, der Macho und die Mutti, verfügen, wenn es um Raketen im mittleren Osten geht, unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit über exakt den gleichen Reflex. 

Bei diesem Abenteuer machen wir nicht mit, rief Gerhard Schröder unverblümt, als George W. Bush damals versuchte, eine „Koalition der Willigen“ auf die Beine zu stellen. Schröder war nicht willig. Jedenfalls nicht offiziell. Aber dann hat er doch die Koalition der Willigen in der zweiten Reihe ein bisschen unterstützt. Aus dem Unwilligen ist in aller Stille ein Halbwilliger geworden.

Angela Merkel machte jetzt den Schröder

Angela Merkel machte jetzt den Schröder, indem sie spontan erklärte, wir beteiligen uns nicht, als Donald Trump seine Raketen auf Syrien abfeuern ließ. Nicht nur seine Raketen. Auch Trump hatte eine kleine Koalition der Willigen zusammengebracht, denn England und Frankreich, oder genauer: Theresa May und Emanuel Macron machten mit. Angela Merkel-Schröder blieb dann auch nicht mehr ganz unwillig. Sie gab der Strafaktion gegen den Chemiewaffen-Werfer Assad nach ihrem anfänglichen überdeutlichen Nein, dann immerhin ihre geistig-seelische Unterstützung. Zu mehr reichte es nicht mehr, weil der Feldherr Trump seine Mission viel schneller für erfolgreich beendet erklärte als seinerzeit der selbst ernannte Kriegspräsident George W. Bush.

Man mag von solchen Raketen-Demonstrationen und – wie im Irak – von solchen Kriegen halten, was man will. Das deutsche Nöö und dann halbherzige Jein ist damals wie heute ausgesprochen flaschig, und dies auf eine sehr deutsche Weise. Auch wenn wir es uns noch so sehr einbilden: Wir stehen moralisch nicht höher als die willigen Krieger, wenn wir in beidermeierischer Beschaulichkeit vor Großverbrechern wie Saddam oder Assad nichts zu bieten haben als einfach nur den Schwanz einzuziehen. Und das meine ich völlig genderneutral.

Foto: Bildarchiv Pieterman

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Roland Müller / 16.04.2018

Unsere Stärke ist es vor allem, das wir vor Großverbrechern wie Bush und Obama den Schwanz einziehen und absolute Chaoten wie Merkel, May, Macron und Co. verehren. Zur Erinnerung Herr Bonhorst, das Ergebnis der Politik dieser Herrschaften ist Mord, Totschlag, Anarchie, Chaos, Massenflucht, Zerstörung und Terror ohne Ende. Da ist der “böse Assad” im Vergleich mit den Guten aus dem Westen, welche ihm Jahre lang unliebsame Zeitgenossen für “robuste Verhöre” vorbei geschickt haben in Sachen Verbrechen eher vernachlässigbar. Übrigens, Hass auf alles, was einem nicht in den Kram passt, trübt das Urteilsvermögen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Rainer Bonhorst / 12.03.2024 / 17:00 / 9

Die Kate-Krise oder viel Lärm um nichts?

Ein Familienfoto der Royals ist schon kurz nach Erscheinen als ungelenke Bildmanipulation entlarvt worden. Medialer Wirbel dank Photoshop! Ist Englands königliche Familie eine Fälscherbande? Wenn ja, dann keine…/ mehr

Rainer Bonhorst / 08.03.2024 / 12:00 / 19

Bye bye Nikki, hello Oldies

In den USA duellieren sich Biden und Trump um den Einzug ins Weiße Haus. In diesem Alter würde man in Deutschland weniger auf Karriere als…/ mehr

Rainer Bonhorst / 22.02.2024 / 14:00 / 26

Kamala gegen Nikki – ein Traum

Statt der beiden betagten Kontrahenten Joe Biden und Donald Trump wünsche ich mir eine ganz andere Konstellation im Kampf um das Amt des US-Präsidenten. Man…/ mehr

Rainer Bonhorst / 13.02.2024 / 12:00 / 39

Gendern im Fußball? Fans zeigen rote Karte!

Wie woke soll der Fußball sein? Oder genauer: Wie viele Geschlechter soll der Fußball kennen? Es wird Zeit, mal wieder auf den Fußballplatz zu gehen.…/ mehr

Rainer Bonhorst / 12.02.2024 / 12:00 / 35

Giorgia Meloni als Mamma Europa?

Georgia Meloni beginnt in Europa eine wichtige Rolle zu spielen. Die Politik hält sich mal wieder nicht an die ideologischen Vorgaben deutscher Medien.    Ja, darf…/ mehr

Rainer Bonhorst / 04.02.2024 / 14:00 / 33

Gedanken beim Demo-Gucken

Im Grunde haben wir ja Glück, dass in Deutschland die Verhältnisse so klar sind. Wir haben keine dunkelhäutigen Politiker in Berlin, die die Frechheit besitzen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 30.01.2024 / 06:15 / 88

Danke! Die ungehaltene Rede auf meiner Traum-Demo

Ich habe einen Traum. Den hab ich öfter mal, aber jetzt hat er sich aus aktuellem Anlass wieder gemeldet. Weil ich in den letzten großen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 24.01.2024 / 11:30 / 65

Ich wäre gerne mitmarschiert

Schade, ich bin zu den großen Demonstrationen gegen rechts leider zu spät gekommen. Ich wäre so gerne mitmarschiert. Aber ich war zu langsam. Weil ich…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com