Meine Frau und waren im März gerade in Israel: Wir waren begeistert von der Aufgeschlossenheit der Menschen dort, ihrer Freundlichkeit und ihrer Vitalität. Kinder überall, junge Familien an jedem Eck, Bücherleser an jeder Bushaltestelle - verglichen damit ist D ein missgelauntes Seniorenheim. Man kommt mit den Israeli leicht ins Gespräch, und - keine Angst! - sie freuen sich über jeden Deutschen, der ihr Land besucht. Vernünftigerweise gehen sie davon aus, das die, die kommen, keine Adolfisten sind - und die meisten anderen auch nicht. Was sie nicht verstehen - und darauf wurden wir gelegentlich angesprochen -, ist die Unbesorgtheit der deutschen Regierung und unserer “Gutmenschen” gegenüber der Migration. Tatsächlich ist Israel in verschiedener Hinsicht eine Art Gegenentwurf zu D: Das beginnt mit dem offenen Patriotismus der Leute, ihrem Stolz auf das, was sie aufgebaut haben, und ihrer Entschlossenheit, es sich nicht nehmen zu lassen. Wir sollten zusammenhalten: Israel ist das bessere Deutschland.
Ich sehe aber auch, dass der Jüdische Zentralrat bei der Beschönigung und Relativierung mitmacht und sich auch dem Islam anbiedert. Warum?
Mir hat dieses kultivierte intellektuelle Zornesgewitter gut getan. Ich fürchte jedoch, dass die eigentlichen Adressaten es nicht verstehen können. Die “einfache Sprache” ist von ihren Propagandisten nur als unidirektionales Führungswerkzeug gedacht: “Das tut man nicht!” (Kritik und Opposition ist miralisch zu verurteilen), “Wir können/dürfen gar nicht anders” (Das ist alternativlos.), “Wir sind Exportweltmeister” (Handelsbilanzüberschuss), “Der Islam gehört zu Deutschland” (Die christliche Amtskirche hat sich bereits unterworfen), “Wir schaffen das!” (Das ist nicht zu schaffen, aber noch geht geht da was, wenn Ihr Euch zusammenreißt.) “Niemandem wird erwas weggenommen” (Die Steuerquellen sprudeln.) “Alle ziehen am gleichen Strang” (GroKo), “Freie Meinung freie Presse” (Redaktionsnetzwerk, ARD/ZDF/DLF, Mainstream, Netzwerkdurchsetzungsgesetz), “Israeli schießen auf Palästinenser” (Der Schutz Israels ist Staatsräson). “Wir können nichts tun.” (EU-ropäische Lösung).
Der Text hat meine vollste Zustimmung. Aber dennoch hätte ich gerne einmal Beispiele antijüdischer Unappetitlichkeiten der AFD - und zwar ohne etwas aus dem Zusammenhang zu reissen. Wären die ohne aus dem Zusammenhang gerissenen Beispiele nachvollziehbar, könnte der Wähler entsprechend darauf reagieren. Niemand aus der AFD, der sich antijüdisch äussert, braucht einen Listenplatz, niemand.
Was können wir Bürger tun, wenn die Politik und leider auch grosse Teile der Zivilgesellschaft versagen? Und wenn es “nur” Zeichen sind, die zunächst wenige Menschen setzen? Über Ideen und Vorschläge würde ich mich sehr freuen. Bei der inzwischen beschämend oft schon kriminell mündenden Fahrlässigkeit der Hauptverantwortlichen für dieses Desaster lässt das Gewissen eigene Handlungsimpulse kaum noch unterdrücken. Wie können wir die konstruktiv einsetzen?
Bitte nicht aufgeben!
Sehr geehrter Herr Korenzecher, Sie liefern eine wunderbar zutreffende Analyse der deutschen gegenwärtigen Wirklichkeit. In allen Punkten haben Sie meine Zustimmung. “Vernunft-verlassene” Führung trifft den Nagel auf den Kopf. Aber gilt das nicht auch für die Politik Israels in weitem Umfang? Ein aufgeklärtes Weltbild lässt sich niemals und nirgends mit Nationalismus, Auserwähltheitsglauben und Unterdrückung in Einklang bringen. Mit freundlichen Grüßen Raymond Walden
Die linken Deutschen müssen es da auch einfach hinterhältig machen, schließlich ist deren Selbstverständnis “Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb”, mit Schuldgefühlen gegenüber toten Juden hält man im Übrigen des Nationalismus im Allgemeinen klein, somit wird die jüdische Sache hier nur benutzt. Schade, dass das auch viele Israelvertreter in Deutschland nicht erkennen wollen. Karl Lagerfeld hat dazu auch schon viel richtiges gesagt. Von Schüleraustausch, Firmenzusammenarbeiten und Urlaubsreisen nach Israel ohne Holocaustbezug hört man in Deutschland auch nichts. Die rechten Deutschen können wegen ihres Selbstverständnisses naturgemäß mit ihrer ehrlichen Meinung besser hausieren gehen, ob es das besser weiß ich nicht, aber für mich ist die AfD die Chemotherapie in der hiesigen Parteienlandschaft. Welche Kollateralschäden die Partei für Juden oder sonst wenig sozialismusaffine anders-ethnische Gruppen hinterläßt kann ich noch nicht einschätzen, aber immerhin ist die Abneigung in der AfD durch den weiterhin existierenden wirtschaftsliberalen Flügel genauso wenig durchgängig wie in der CDU oder einer FDP, auch die hatten ihre Hoh- und Möllemänner. Im Allgemeinen sehe ich aber, dass Deutschland egal auf welcher politischen Seite auf der einen wissenschafts- und wettbewerbsfeindlicher und auf der anderen Seite konsenssüchtiger geworden ist, aber auch Juden können m.E. warten bis sich das zum besseren ändert, denn ich glaube nicht daran, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Situation gibt, in der man den richtigen Ausreisezeitpunkt erwischt haben muss, um der Ghettosierung, der plötzlichen Enteignung oder mit dem Leben davon zu kommen.
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