Wieder einmal ist es so weit, und wieder einmal sind die Betroffenen wie vor den Kopf geschlagen. Sie können einfach nicht fassen, dass die Welt, die sie sich als die beste aller möglichen eingerichtet haben, plötzlich im Orkus der Geschichte verschwinden soll. So ungläubig wie andere vor ihnen stehen die politischen Führer unserer Tage vor dem Scherbenhaufen, den sie mit Überzeugung angerichtet haben. Zum dritten Mal in Folge scheitert eine politische Klasse, weil sie das eigene Tun für alternativlos hält.
Der erste dieser Untergänge datiert auf das Jahr 1945. Europa lag in Trümmern, die Täter haderten mit dem Schicksal. Sie hatten doch nur das Beste gewollt, nicht mehr und nicht weniger als ein Tausendjähriges Reich, in dem der nationalsozialistische Staat für seine Untertanen sorgt. Keine fünfzig Jahre später, 1989, wiederholte sich das selbe beim Zusammenbruch der DDR.
Wer nicht mit marschieren wollte, war selbst Schuld
Auch im ersten deutschen „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ waren die Kommunisten überzeugt, den alternativlosen Weg in die Zukunft eingeschlagen zu haben. Wer nicht mit marschieren wollte, war selbst Schuld, wenn er bei der Flucht über die Mauer erschossen wurde, erklärte Margot Honnecker noch Jahre, nachdem sie sich nach Chile verkrümelt hatte. Eine andere Gesellschaft als die von Ihresgleichen gelenkte konnte sie sich nicht vorstellen. „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“, hatte der Erich, ihr Mann, noch im August 1989 verkündet.
Wer die Macht hat, hat die Fähigkeit verloren, über den Status quo hinaus zu denken. Dafür, dass keine Zweifel aufkommen, sorgt die Entourage der Mächtigen zuverlässig, heute wie vorzeiten. Auch das jetzige Scheitern der parteipolitisch korrumpierten Demokratie, der „Untergang 3.0“, übersteigt das Fassungsvermögen derer, die er um Amt und Würden, um Pfründe und Privilegien bringen wird. Weil sie um ihre Auskommen fürchten, verschließen sie die Augen vor dem, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Gleich, ob sie nun politisch handelnd oder journalistisch kommentierend darauf beharren, dass das Bestehende alternativlos ist.
Zustände wie 1989. Geisterfahrer, wohin man schaut, in den Parteizentralen, in der Regierung, in den Gewerkschaften, in der Presse, in Zeitungen und Journalen, nicht zu reden von den öffentlich rechtlichen Medien, von ARD und ZDF. Auf dem Marsch durch die Institutionen haben sich die Wasserträger ihre Verhältnisse geschaffen, Posten bezogen. Niemand kann ihnen verdenken, dass sie in der Not der historischen Zeitenwende zusammenstehen. Allesamt fürchten sie um ihre ausgehaltene, nicht selten staatlich alimentierte Existenz. Abzusehen ist das endgültige Scheitern einer linken Illusion, unter deren Diktat jede abweichende Auffassung dem Verdikt des Populismus und des Rechtsextremismus verfällt.
Der kapitalistisch finanzierte Sozialismus ist am Ende
Der Untergang der kommunistisch wirtschaftenden Staaten des Ostblocks mochte sich noch halbwegs verkraften lassen. Davon war ohnehin nichts Bares zu erwarten. Dass nun aber auch der kapitalistisch finanzierte Sozialismus der alten und wiedervereinigten Bundesrepublik ein Auslaufmodell der Geschichte sein soll, geht an die Nieren seiner Nutznießer. So leicht, wie man es gern hätte, lässt sich das nicht abtun. Handelt es sich doch - wiederum vergleichbar mit 1989 - um den Zusammenbruch eines ganzen Blocks ähnlich konstruierter Staaten. Wie Deutschland sind davon die Niederlande, Frankreich, Österreich, auch Spanien betroffen.
Vom Untergang bedroht sind alle jene Staaten, in denen der Bürger nicht mehr das Gefühl hat, als Souverän respektiert zu werden, weil er sich an den parteipolitisch begründeten Vorstellungen einer Machtelite ausrichten soll. Statt dem einzelnen die Freiheit zu garantieren, nach seiner Fasson selig zu werden, will man ihn ideologisch in die Pflicht nehmen, noch nicht mit Gewalt, aber mit Versorgungsangeboten, die die Unabhängigkeit eines jeden weiter und weiter einschränken.
Dabei hatte es die Politik in den letzten Jahrzehnten schon soweit gebracht, dass der Konstituierung des omnipräsenten Staates nichts mehr im Wege zu stehen schien. Das konservative Bürgertum war sozialstaatlich und ökoideologisch weitestgehend domestiziert. Es muckte kaum noch auf, wenn wieder einmal individuelle Freiheiten für staatliche Obhut eingetauscht wurden, ohne Sinn und Verstand nicht nur bei der Energiewende.
Zwei Drittel der deutschen gegen eine weitere Amtszeit Merkels
Mit der kommunistischen geschulten Angela Merkel war schließlich ein Frau ins Kanzleramt gekommen, die sich auf das Durchsetzen staatlicher Machtansprüche verstand. Von demokratischen Bedenken wurde sie nie geplagt. Als die Schwarze Witwe der CDU machte sie dem Konservativismus schnell den Garaus. Bald stand fest: Merkel in ihrem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf.
Andererseits gilt nach wie vor: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen. Und an Eseln, die nicht merken wollen, dass das Eis, das sie trägt, zusehends dahin schmilzt, fehlt es uns nicht. Ihr Starrsinn wird sie davor bewahren, in letzter Minute das rettende Ufer zu suchen. Sei's drum. 64 Prozent der Deutschen haben sich in einer Infas-Umfrage bereits jetzt gegen eine weitere Amtszeit von Angela Merkel ausgesprochen. Zuversichtlich harren wir des „Untergangs 3.0“.