Katharina Szabo / 22.05.2016 / 12:04 / Foto: Gloria / 3 / Seite ausdrucken

Merkel gönnt uns gar nichts

Angela Merkel hat sich in letzter Zeit mit öffentlichen Äußerungen zurückgehalten, um der AfD nicht noch mehr Wähler zuzutreiben. Nun bricht sie ihr Schweigen. Wenn man  mit Ankündigungen der Kanzlerin konfrontiert wird, kann es einem schwindelig werden. Aber, den Kopf in den Sand zu stecken und Merkel einfach auszublenden, macht die Sache leider auch nicht besser. Befassen wir uns also mit der Kernaussage des Interviews welches sie der F.A.S. gab.

Zunächst wird uns das Türkeiabkommen, genauer der Erdogan-Merkel Pakt, ereilen. Was sagt Merkel also zu einem von vielen vorhergesagten Scheitern des Abkommens? Zwar zeigt Merkel Verständnis für Kritik an den türkischen Verhältnissen, ist aber dennoch irritiert: „Was mich irritiert, ist, dass ich manchmal fast so etwas wie eine Freude am Scheitern beobachte“, sagt sie. „Ich will etwas zum Gelingen beitragen. Das ist oft genug sehr mühsam und dauert lange. Wenn Schwierigkeiten auftauchen, versuche ich sie zu überwinden oder andere Wege zu finden, damit wir es schaffen, eine Herausforderung zu meistern.“  

Moment, stutzt da der Bürger und stellt sich die Frage: Ist die Grundlage des Paktes nicht weggebrochen? Seit das nicht von der EU erpressbare Nicht-EU-Land Mazedonien gegen den Widerstand Merkels die Grenze zu Griechenland geschlossen hat, hat sich doch von Bagdad bis Kairo, von Kandahar bis Islamabad und von Algier bis Tunis herumgesprochen, dass mehrere tausend Euro an Schleppergebühren herausgeworfenes Geld sind, wenn es kein Durchkommen mehr nach Deutschland gibt. Von welcher Herausforderung spricht Merkel also in Bezug auf das Türkeiabkommen? Was genau sollen wir schon wieder schaffen? Sie könnte doch auch, ohne auch nur die kleinste Konsequenz fürchten zu müssen, zu Erdogan Folgendes sagen: 

„In der jetzigen Situation, in der ohne Zutun der Türkei keine Flüchtlinge mehr nach Griechenland übersetzen, gibt es nicht den geringsten Grund mehr, als Gegenleistung für ein Eindämmen des Zustromes nun Migranten  von der Türkei nach Deutschland  zu fliegen, wie es der Pakt zusätzlich zum Syrertausch vorsieht. Auch gibt es keinen Grund mehr, sechs Milliarden Euro an die Türkei für ihre Kooperation zu bezahlen. Die Visafreiheit ist somit auch vom Tisch und der EU Beitritt ohnehin. Die Regierung dieses Landes kann keinen Vorteil darin erkennen, mittels Visafreiheit und EU-Beitritt die Tore für weitere Millionen von Menschen zu öffnen, die ihr Leben lang von den ohnehin schon arg strapazierten Altbürgern alimentiert werden müssen. Deutschland schuldet der Türkei nichts. Der Irrsinn des letzten Sommers wird den deutschen Steuerzahler geschätzte 100 Milliarden Euro kosten. Und das dürfte nur die Spitze des Eisberges sein. Die türkische Regierung hat nicht ein einziges der Boote aufgehalten, in den Zehntausende von Migranten, die meisten ohne Schulbildung, Sprachkenntnisse und Pass, über Griechenland gen Deutschland aufbrachen. Vielen Dank also und auf Wiedersehen beim nächsten European Song Contest.“

Aber Merkel wäre nicht Merkel, würde sie nicht an einem von ihr beschlossenen Weg in die Katastrophe unbeirrt festhalten. Denn jede Katastrophe, auch eine selber verursachte, ist eine Herausforderung, die zu Ende gebracht werden muss. Müsste man nicht andere Wege finden, wenn Schwierigkeiten auftauchen? Wie etwa die Frage nach dem Warum?

Natürlich, es ist komplett unlogisch, sinnwidrig und ein bisschen wahnsinnig, die Forderungen des Despoten Erdogan bedingungslos zu erfüllen. Um einen Deal mit Gewalt über die Bühne zu bringen, der in Wahrheit keiner ist. Jetzt aufzuhören und Vernunft anzunehmen, würde aber bedeuten, den Bürgern dieses Landes die Freude am Scheitern Merkels zu gönnen. Und das geht gar nicht.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Bertram Scharpf / 23.05.2016

Zum Zitat „Wenn Schwierigkeiten auftauchen, versuche ich sie zu überwinden oder andere Wege zu finden, damit wir es schaffen, eine Herausforderung zu meistern.“ Diese Formulierung ist nicht nur in mehrfacher Hinsicht eine Tautologie (Wenn „Schwierigkeiten“ nicht „überwunden“ werden müssen, sind sie keine; „schaffen“ und „Herausforderung meistern“ heißt dasselbe). Sie ist darüber hinaus lupenreiner DDR-Jargon. Damals hatten alle Politiker so gesprochen.

Waldemar Undig / 23.05.2016

Also der European Song Contest ist ja nicht gerade das Pfund, mit dem wir wuchern können, es sei denn, wir schickten Jan Böhmermann hin. Aber sonst sehe ich es auch so, dass wir die Demokratiebewegung in der Türkei stärken sollten.

Bertram Scharpf / 23.05.2016

Zum Zitat „Wenn Schwierigkeiten auftauchen, versuche ich sie zu überwinden oder andere Wege zu finden, damit wir es schaffen, eine Herausforderung zu meistern.“ Diese Formulierung ist nicht nur in mehrfacher Hinsicht eine Tautologie (Wenn „Schwierigkeiten“ nicht „überwunden“ werden müssen, sind sie keine; „schaffen“ und „Herausforderung meistern“ heißt dasselbe). Sie ist darüber hinaus lupenreiner DDR-Jargon. Damals hatten alle Politiker so gesprochen.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Katharina Szabo / 03.12.2018 / 10:00 / 24

Kitabroschüren: Zöpfe unterm Kopftuch

Kinder aus islamischen Haushalten kann man in der Regel sehr einfach erkennen. Die Mädchen tragen bereits im Kitaalter Niqab, Hijab oder Kopftuch, sind auch bei sommerlicher Hitze…/ mehr

Katharina Szabo / 21.05.2018 / 17:00 / 6

Männer und Jungs zuerst

Wandert man in ein anderes Land aus, in der Absicht, sein Leben fortan dort zu verbringen, ist es vernünftig, sich mit den Gepflogenheiten der neuen…/ mehr

Katharina Szabo / 06.04.2018 / 14:00 / 10

Vermahnt ihn, meidet ihn im Ehebett und schlagt ihn!

In der Frage, ob die im fundamentalen Islam vorgeschriebene Verhüllung der Frau unter Burka, Niqab oder Kopftuch nun gut oder schlecht sei, ist Deutschland gespalten.…/ mehr

Katharina Szabo / 15.01.2018 / 06:29 / 13

GroKo importiert Sozialhilfe-Großstadt – jedes Jahr

Einer der „großen Brocken“, der nun in den Sondierungsgesprächen der alten wie neuen Regierung aus dem Weg geräumt wurde, war die Frage der Migration nach…/ mehr

Katharina Szabo / 23.12.2017 / 06:25 / 21

Dr. Brüderle oder: Wie ich lernte, die Burka zu lieben

Von Katharina Szabo Beschäftigt man sich mit der Geschichte der Frauenrechte des späten 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts in Deutschland, so kommt man nicht um ein…/ mehr

Katharina Szabo / 10.10.2017 / 16:06 / 11

Schrödingers Katze ist schlauer als Frau Peter

Der österreichische Physiker Erwin Schrödinger formulierte im Jahr 1935 ein Gedankenexperiment, um zu veranschaulichen, dass die Regeln der Quantenmechanik zu paradoxen Ergebnissen führen, würde man…/ mehr

Katharina Szabo / 21.08.2017 / 13:07 / 15

In drei Schritten zur Gleichgültigkeit

Das Drama eines islamistischen Terroranschlags in Europa hat immer drei Akte. Im ersten Akt fahren Muslime - in der Regel Einwanderer aus islamischen Ländern oder, wie im…/ mehr

Katharina Szabo / 19.06.2017 / 14:59 / 3

Der Ur-Auftrag der EU. Und Junckers Ur-Knall.

Die EU hat derzeit viele Aufträge. Verträge brechen etwa, Steuermilliarden versenken, Unfrieden und Zwietracht zwischen den Mitgliedsstaaten säen oder aber die Briten mobben, die Polen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com