Thomas Rietzschel / 14.06.2018 / 18:00 / 15 / Seite ausdrucken

Merkel auf der Zielgeraden

Angela Merkel ist soweit noch ganz gut beisammen, fit für das alljährliche Wagnerfest in Bayreuth sowie für das Bergwandern demnächst in den Ferien. Als Politikerin indes steht sie am Beginn der letalen Phase. Von BILD gefragt, ob sie „dafür“ oder „dagegen“ seien, Flüchtlinge, die bereits in anderen EU-Ländern registriert wurden, an den deutschen Grenzen zurückzuweisen, wie es der Innenminister verlangt, oder sie weiterhin einreisen zu lassen, wie es die Kanzlerin will, stellten sich 61 von den 246 Mitgliedern der CDU/CSU-Fraktion hinter Horst Seehofer. Drei wagten es noch, Angela Merkel die Stange zu halten. Der Rest schlug sich in die Büsche oder legte sich bereits auf die Lauer für den Absprung vom sinkenden Schiff.

Eine Achse der Willigen

Ein ganz Mutiger, der CDU-Mann Axel Fischer, verlangte sogar, dass die Kanzlerin endlich tut, was sie längst hätte tun sollen: sich der „Vertrauensabstimmung im Bundestag“ stellen. Und wie im Innern, so lichten sich „Muttis“ Reihen auch außen. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz rückte gestern demonstrativ an die Seite Horst Seehofers. „Im Kampf gegen illegale Migration“, sagte er, brauchen wir „eine Achse der Willigen“. Mit anderen Worten, einen Zusammenschluss derer, die auf der rechtsstaatlichen Kontrolle ihrer nationalen Grenzen bestehen.

Angela Merkel will davon nichts wissen. Während die Anderen sachlich begründete Vorschläge unterbreiten, in gegenseitiger Absprache organisatorische Vorkehrungen gegen die illegale Zuwanderung zu treffen, besteht sie weiterhin auf „offenen Grenzen“, dem freien Zugang aller nach Deutschland. Mehr als das unverbindliche Geschwafel von einer „europaeinheitlichen“ Lösung hat sie ihren politischen Gegnern – nun sogar denen in der Fraktion – nicht entgegenzusetzen.

Wen sie damit auf ihre Seite ziehen will, wer ihr noch auf den Leim solcher Phrasen gehen mag, kann sie nicht sagen. Die Ungarn, die Polen, die Dänen, die Italiener, die Franzosen? Fehlanzeigen, wohin man schaut. Außer freundlich nachsichtigem Schulterklopfen hat sie von keinem etwas zu erwarten.

Kein Plan, nirgends

Der Zauber ihres Starrsinns verfängt nicht länger. Dabei war es doch gerade diese sture Ignoranz der Flüchtlingskrise, die manchen zu der Annahme verführt haben dürfte, die „mächtigste Frau der Welt“ müsse doch insgeheim über einen Plan verfügen, mit dem sich die europäische Katastrophe der massenhaften Zuwanderung werde überwinden lassen. Schließlich fühlte sie sich 2015 auch stark genug, das Desaster eigenmächtig vom Zaun zu brechen. Was sie veranlasst, bis heute kein Jota davon abzuweichen, weiß der Teufel. Wer es wagte, sich politisch einen Vers darauf zu machen, würde unversehens im Bereich der Verschwörungstheorien landen. Das kann es nicht sein.

Bedenkt man dagegen, dass auch die Einbildung zu überzeugen vermag, zuerst jene, die sie kultivieren, und dann diejenigen, vor denen sich die Eingebildeten aufblasen, kommt man der Sache schon näher. Ebenso zu bedenken ist dann allerdings, dass es sich hier um eine Persönlichkeitsstörung handelt, der keine Behandlung beikommt. Wer darunter leidet, lebt nicht mehr in dieser Welt. Er kann sie bloß noch durch die Brille seines Größenwahns wahrnehmen – bis in die letale Phase hinein. Noch dann, wenn ihn die Welt längst durchschaut hat, ihm mitleidig die Einsicht in sein wahres Wesen erspart, spielt er die Rolle, in der er sich gefällt.   

Will sagen, der Kanzlerin ist nicht zu helfen. Ein hoffnungsloser Fall, egal, wie lang sich ihr Leiden noch hinschleppen mag. 

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Leserpost

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Frank Stricker / 14.06.2018

Da ist sie wieder , ” die rollende Kanonenkugel” Horst Seehofer ,  bereit zum letzten Gefecht.  Kürzlich noch als “Hausmeisterminister” verspottet , jetzt plötzlich der Hoffnungsträger der Konservativen in der Union. Seehofer liebt diese Endspiele , er ist schließlich auf der Zielgraden seiner Karriere . Ich hab schon mal für alle Fälle eine Flasche Sekt kaltgestellt , falls “Mutti” am Montag kaltgestellt wird………….

Christa Blessing / 14.06.2018

Nein, Seehofer ist weder ein Spalter, noch wird er sich durchsetzen. Hier wird nur eine grandiose Show abgezogen, um die bayrischen Untertanen zu beeindrucken und einzulullen. Schliesslich sollen sie bald die CSU wählen und ja nicht die böse AFD und dazu braucht es eine vermeintlich vernünftige Asylpolitik seitens der CSU. Ich schreibe “vermeintlich”, weil Seehofer schon seit 2015 immer wieder mal, wenn es ihm opportun erscheint, behauptet, dass Merkels Einlasspolitik widerrechtlich und verfehlt ist und geändert gehört. Was ja tatsächlich stimmt. Aber sobald Merkel klar auf ihrem Starrsinn besteht, macht ihr braves Dackelchen schön Männchen und bei Fuss. So wird es auch dieses Mal wieder sein. Wetten, wenn morgen Wahlen wären in Bayern und die CSU dank Seehofer und ein paar wenigen Anderen auf einer Änderung der Asylpolitik bestehen würde und sie wieder die Mehrheit bekämen: übermorgen wäre wieder alles beim Alten. Die Misere besteht ja nicht erst seit 2015. Schon VIEL früher erkannten warnende Stimmen die Gefahren der multiplen, unkontrollierten Einwanderung. Man kann X Bücher lesen, die auf die Rechtsbrüche hinwiesen, auf die Ungereimtheiten im Umgang mit Migranten dieser Ideologie, bzw der Migration an sich- alles vergebens. Entweder nahm niemand sie ernst, oder man schob sie in die Schmuddelecke ab. Und viele Deutsche sagen zwar, dass Merkel nicht gut ist für das Land, aber was dann? Da ist ja nichts. Lindner als Kanzler? Frau Wagenknecht? Frau Petry? Merkel hat schon dafür gesorgt, dass keine Konkurrenz ihr den Posten streitig macht, bis zum bitteren Ende- das sehr, sehr schwarz aussieht.

Robert Jankowski / 14.06.2018

ENDLICH kommt wenigstens die CSU zur Besinnung! ENDLICH! Noch ist es nicht zu spät die Abschiebungen ENDLICH auch durchzuführen. Ich hoffe sehr, dass das ganze kein Sturm im Wasserglas ist, der nur für die bayerischen Wahlen abgehalten wird. Hoffentlich haben Seehofer und Söder die Eier das Ding gegen Muttis halbdementen Starrsinn auch wirklich durchzudrücken! ENDLICH!

Sebastian Weber / 14.06.2018

Habe ich das richtig verstanden? Frau Merkel (die meiner Meinung nach ganz und gar nicht gut beisammen scheint sondern eher sehr zerlebt daherkommt) hat Herrn Seehofer angeboten, dass die Flüchtlingsdarsteller, deren Asylantrag in Deutschland bereits abgelehnt wurde, nicht mehr ins Land gelassen werden sollen? Soll das etwa bedeuten, dass die Goldstücke das Land verlassen haben, nur um dann wieder zurück zu kommen? Und sie wurden nicht daran gehindert? Ist das wirklich die aktuelle Regelung?

Frank Irle / 14.06.2018

Wieso? Frau Merkel macht doch alles richtig. Sie will eine europäische Lösung. Ganz Europa soll nach ihrer Pfeife tanzen. Anders Seehofer: Der setzt auf einen nationalen Sonderweg. Seite an Seite mit nahezu allen Staaten Europas. Der Fall ist klar, der Schluss völlig logisch: Seehofer ist nicht zu helfen. Seehofer ist der Spalter. Zumindest in der verrückten Paralleldimension, die unsere Mainstreamjournalisten bewohnen.

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