Merkel am Ende ihrer Zeit

Wenn Angela Merkel in Berlin aus dem Fenster schaut, was sieht sie dann? Die Spree, die Schweizer Botschaft, den Potsdamer Platz und ein Land, das aus der Schockstarre erwacht ist und das Leben neu entdeckt hat. Ein Leben sehr bald ohne die Kanzlerin. Wer sie in diesen Tagen beobachtet, sieht eine Frau am Ende ihrer Zeit: Erkennbar müde, Stimme mürbe, Haltung kraftlos. Beim letzten G7-Gipfel wirkte sie, als gehöre sie gar nicht mehr dazu. Und es stimmt ja: In ein paar Monaten wechselt die oberste Lenkerin der deutschen Politik ins Private. 

Aus dem drolligen Wahlkampf 2021 hält sich Merkel heraus. Sie hat nichts mehr zu gewinnen und zu erwarten außer den üblichen Apotheosen, die Leben und Werk rühmen. Deshalb und nur der guten Erinnerung halber ein paar Fakten, an denen man Merkels Wirken noch lange messen kann.

Als sie 2005 Kanzlerin wurde, übernahm sie von Gerhard Schröder ein stabiles Land. Super-Kanzler Helmut Kohl hatte sich 1998 mit 35,2 Prozent der Wählerstimmen in den Ruhestand verabschiedet, mit ebenfalls 35,2 Prozent kam Merkel sieben Jahre später ins Amt. Sie stellte sich als solide dar, zuverlässig, glaubwürdig. Eine echte Alternative zu Schröder, der als politischer Hallodri galt und Spezialist für Putin, Frauen, Rotwein und Fußball. Merkels Markenzeichen wurde die Raute. „Sie kennen mich.“ Und sie versprach eine Regierung des Fortschritts und der Transparenz. Was Merkel dachte und plante, war ja bekannt. Eine Auswahl:

„Mit mir wird es keine Maut geben“

„Der Mindestlohn ist Gift für die Wirtschaft.“ (Merkel in Varianten ab 2005). „Wir werden die Laufzeiten unserer Atomkraftwerke – der sichersten der Welt – verlängern.“ (Merkel 2005). „Muss Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen? Ein ganz klares Nein!“ (Merkel schon 1999 auf dem CDU-Plakat zur Europawahl). „Die multikulturelle Gesellschaft ist keine lebensfähige (sic!) Form des Zusammenlebens.“ (Merkel 2000). Und immer wieder legte sie sich auch später fest: „2018 soll jeder Deutsche Zugang zum schnellen Internet haben.“ (Merkel, Regierungserklärung 2014). Unvergessen, Jahre später: „Mit mir wird es keine Maut geben.“ (Merkel 2013 vor 20 Millionen Zuschauern). Beschlossen wurde dann die Maut.

Ständig kam es anders. Wie erklärte die Kanzlerin ihre Windungen, Drehungen, Wendungen? Lapidar: Man dürfe sich neuen Erkenntnissen nicht verschließen. Diese waren stets medienaffin und im Gleichklang mit dem Zeitgeist. Aber der ist bekanntlich ein flüchtiger Freund und führt oft in die Irre. 

Heute kann man feststellen: Merkels 16 Jahre waren nicht die besten für Deutschland, im Gegenteil. Ausgangspunkt der Misere: Merkel hatte – im Gegensatz zu Vorgängern wie Adenauer und Schröder, vor allem aber Brandt und Kohl – keinen Plan, keine Idee, nicht mal ein Projekt. Ob sie je eine Überzeugung hatte außer jener, unbedingt im Amt zu bleiben, darf man bezweifeln. Sie war eine ungewöhnliche Besetzung, weil: Frau, in der DDR sozialisiert, FDJ-Aktivistin, Physikerin, kinderlos.

Sie hatte, schnell erkennbar, einen enormen Machtwillen, dem nacheinander diverse etablierte Politikgrößen zum Opfer fielen. Unvergessen Merkels „FAZ“- Beitrag Ende 1999, mit dem sie Helmut Kohl offen brüskierte, als der in der Spendenaffäre politisch zu schwach war, sich erfolgreich zu wehren. Viele hätten dieses „FAZ“-Stück schreiben dürfen, nur sie nicht, denn Kohl war der, dem sie alles verdankte. Jeder wusste ja, wo sie herkam.

Wie eine späte Variante der alten SED-Kommandowirtschaft

Merkels Lebenslauf veranschaulicht, dass man aus der DDR kommen konnte, durchaus als Strebe des Systems, und einem trotzdem alles offenstehen kann, bis hin zum Kanzleramt. Für die Bewohner der neuen Bundesländer ist sie, wiewohl lange eine von ihnen, ein Fremdkörper geworden. Auch ihr Regierungsstil („alternativlos“) wirkt dort auf viele wie eine späte Variante der alten SED-Kommandowirtschaft. 

Von Anfang an hatte Merkel einen untrüglichen Instinkt für gefährliche Konkurrenten. Und einen Sinn für willfährige Helfer. Prototyp war Volker Kauder, der CDU/CSU-Fraktionschef mit der längsten Amtsdauer (13 Jahre) und dem geringsten Nachhall. In der Fraktion hatte jeder das Recht, seiner Meinung zu sein, und das war die von Merkel. Die Lücke, die er hinterließ, ist bis heute nicht gefunden. Auch Kauder hat seinen Beitrag geleistet, die Union dahin zu bringen, wo sie heute ist: unter 30 Prozent. In Teilen des Landes noch Volkspartei, mit der Aussicht, auch diesen Status zu verlieren, und als Menetekel am Horizont immer das Schicksal von Italiens Democrazia Cristiana, oder besser: was von der blieb. Nichts.

Zurück zu Merkel. Sie erlernte den Politikbetrieb in Westdeutschland 15 Jahre, bevor sie Kanzlerin wurde. Das politische Framing der Bundesrepublik war ihr nicht geläufig oder wurscht. Erinnert sei an den Lehrsatz von Franz Josef Strauß, rechts von der Union dürfe es keine einzige demokratisch legitimierte Partei geben. Strauß dachte strategisch: Was von CDU und CSU verdaut werden kann, wird verschluckt. Was unverdaulich ist, wird ausgespien oder kleingehalten.

Dies wurde Bestandteil der Unions-Architektur und damit eine wesentliche Folie des Unions-Erfolges über Jahrzehnte. Dann kamen 2015 erst Flüchtlinge, danach Migranten aus Syrien, Afghanistan und sonstwoher und Merkel zeigte ihr „freundliches Gesicht“. Als Reaktion auf all das und das Herumgewurstel in der Griechenland-Frage („No bail-out“) gründete sich die AfD, und die ist bis heute da, rechts von der Union. In Stein gemeißelt, bei zehn Prozent. Wie richtig Strauß lag, kann man jetzt überall in deutschen Parlamenten besichtigen.

Mit dem Klima-Thema in die SUV-Gesellschaft

Schon vor 2015 hatte Merkel ihre Unionspartei erst sanft, dann immer deutlicher nach links verschoben. Sie nahm in Kauf, dass „rechts“ heute von vielen als Synonym für „rechtsradikal“ diffamiert wird. Die Kontamination eines politischen Begriffs, der für konservativ steht und damit politisch ehrbar ist, wurde von Merkel nie thematisiert. Das mag man nicht nur ihr vorwerfen, sondern auch denjenigen (Herren), die es zuließen. Diese Tatsache und ein mitleidheischender Zerfallsprozess ließen zeitgleich die SPD zur Mittelpartei schrumpfen. Das half Merkel. Dies bei steigender Konjunktur der Grünen, die von den Gretas unserer Zeit trotz deren ebenso kindischen wie kryptofaschistischen Reden profitieren und mit dem Klima-Thema in die städtische SUV-Gesellschaft eindrangen.

Und so haben wir nun genau die Lage, vor der Strauß, Kohl und andere immer gewarnt hatten: Eine starke Partei rechts von der Union, die AfD, die schon wegen der „Vogelschiss“-Rede ihres Altvaters Gauland und einer Reihe von anderen unappetitlichen Vorkommen als Koalitionspartner ausfällt, was ein Bündnis der Union demnächst mit den Grünen wahrscheinlich macht. 

Apropos Migranten: Dass sich eine Million Menschen in weiter Ferne auf den Weg Richtung Deutschland gemacht hatten, war monatelang bekannt. Etwa so lange hatten die Kanzlerin und ihre Berater Zeit, den Zug zu stoppen oder stoppen zu lassen. Sie taten nichts. Dann plötzlich war es zu spät. Mit allen bekannten Folgen. Merkels Kommentar: „Nun sind sie halt da.“ Wer den Schaden hatte – die deutsche Gesellschaft – war ihr offenbar egal.

Der Publizist Stefan Aust urteilte damals entgeistert in der „Welt“; hier werde den Deutschen „die Abwesenheit von Politik als Politik verkauft“. Fest steht: Merkel hatte ausreichend Zeit und trotzdem keinen Plan. Mal wieder. Umso patziger ihre Feststellung, man könne „sie doch nicht alle ertrinken lassen“. Mir ist niemand bekannt, der Freude an ertrinkenden Menschen hat. Was war geschehen? Der Wahrheit am nächsten kommt wahrscheinlich mal wieder Kurt Tucholsky mit seiner Einschätzung: Oft reicht es nicht, keine Idee zu haben, man muss sie auch nicht ausführen können. 

Der Staat wird es schon richten

Womit wir bei Corona wären und dem Desaster, das die Regierung Merkel angerichtet hat. Da wird der beste Impfstoff der Welt in Deutschland erfunden, und kein Deutscher kriegt ihn – das muss man erstmal hinkriegen. Als die Katastrophe schon ihren Lauf nahm, sprach sich Merkel noch gegen „Impfnationalismus“ aus. Warum? Wahrscheinlich, weil man so als Person Merkel in der Welt und insbesondere der EU gut angesehen ist. Effektivität geht anders. Wie das Beispiel Israel beweist: Dort impfte man „unsere Alten zuerst“ (Erfolg weltweit bekannt), während es im Kanzleramt hieß: „Europa zuerst“ (Misserfolg weltweit bekannt).

National verfuhr die Etatistin Merkel nach der Devise: Der Staat wird es schon richten. Sie führte ein rigoroses Regiment ein. Den Deutschen wurde fortan alles Mögliche vorgeschrieben, Verbote tarnt man seither als „Regeln“. Ergebnis: Es wurden nicht wie in früheren Zeiten nur Kranke weggesperrt, nein, diesmal auch Gesunde. Als Schutzschild für die Öffentlichkeit fungieren die Herren Wieler, Drosten, Lauterbach und Spahn. Ein fähiger Gesundheitsminister. Dachte man. 

Man hätte aber auch mal darüber nachdenken können, bei Jeff Bezos nachzufragen, wie er eine nationale Impfung organisieren würde. Vorbild Amazon. Was wäre dann passiert? Man wird es nie erfahren, keiner hat ihn gefragt, aber ganz sicher ist: Es wäre besser gelaufen, viel besser, es hätte geklappt. Statt Amazon Prime Impfung Prime. Anders, schneller, effizienter. Die Ostseestrände wären nie leer gewesen, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft hätten nicht einen derart gewaltigen Schaden genommen, die deutschen Innenstädte wären nicht vereinsamt, der Handel nicht ruiniert oder schwer angeschlagen und statt 100.000 Toten hätte es womöglich nur die Hälfte gegeben. Die Zahl der Genesenen wäre größer gewesen, die Zahl der Gewesenen geringer. Und der Deutsche Ethikrat hätte die ganze Zeit zuhause bleiben können.

Nichts war gut bei Corona

Die Dreistigkeit, mit der staatliche Stümper heute behaupten, alles doch ganz gut gemacht zu haben, wird von der Faktenlage nicht nur widerlegt, sondern karikiert. Nichts war gut bei Corona in Deutschland. Zu langsam, zu undurchsichtig, zu verwirrend. Es handelt sich bei denjenigen, die sich selbst auf die Schultern klopfen, übrigens um den gleichen Politikertypus, parteiübergreifend, dem Verurteilungen anderer gar nicht schnell genug gehen können. Mal einen Flughafen wie Berlin-Schönefeld mit fünf Milliarden Euro minus in den Sand zu setzen (wie viele Kitas, Schulen, Schwimmbäder hätte man bauen können?), ist kaum der Rede wert. Im Ahrtal eine Jahrhundertflut zu verpennen (160 Tote): Von den Politikern will es mal wieder keiner gewesen sein.

Den Fleischkonzern Tönnies als großen Corona-Sünder an den Pranger zu stellen – übrigens weitgehend zu unrecht, wie man heute weiß –, ging dagegen Politikfunktionären jeglicher Couleur und Bedeutung federleicht von der Hand. Entschuldigt hat sich bis heute übrigens niemand, wie man hört. Stattdessen wurde von Politikern eine ebenso subtile wie kluge Satire von Schauspielern um Ulrich Tukur und Jan Josef Liefers als gesellschaftliche Häresie verurteilt. Einer drohte den Künstlern gar an, sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Wäre das alles nicht geschehen – man würde es als Bürger wahrscheinlich bis heute nicht für möglich halten. Von der Kanzlerin zu all dem kein Wort – Schweigen ist auch eine Meinung. Bislang herrschte ja die Ansicht vor, Künstler hätten Denk- und Redefreiheit. Denkste. In Merkeldeutschland hat sich eine Mischung aus Dünnhäutigkeit und Humorlosigkeit verbreitet, Haltung ist wichtig und Verständnis für die Regierung. Sollte tatsächlich doch was falsch gelaufen sein, gibt es als Sündenböcke ja noch den einen oder anderen Ministerpräsidenten oder wahlweise Leugner, Skeptiker, Querdenker und/oder Verschwörungsgläubige. 

Wo war die Justiz?

Das komplette Jahr 2020 waren die Deutschen unter Dauerdruck und die Medien voller Meinung – wo war da die Justiz? Wer schützte eigentlich unsere Verfassung, auf die wir so stolz sind, vor der Übergriffigkeit der Berliner Akteure? Artikel 1 (1) des deutschen Grundgesetzes ist einzigartig in der Welt und wirklich alternativlos. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Ausgerechnet in Deutschland ist diese Würde mit Füßen getreten worden, wie man es nicht für möglich gehalten hätte und wie man es hierzulande gern autoritären Staaten vorwirft.

Der Politikberaterin Gertrud Höhler, Bundestagspräsident Schäuble, dem Philosophen Nida-Rümelin und dem Publizisten und früheren Richter Heribert Prantl ist zu danken, dass „die Würde“ nicht in Vergessenheit geriet. Prantl („Es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, Grundrechte nur gegen Vorlage eines Impfausweises in Anspruch nehmen zu können“) ist für manche ohnehin der intellektuelle Bundespräsident, der das formuliert, wozu der offizielle – Steinmeier – nicht imstande ist. In Merkels Kabinett hat „Würde“ erkennbar genauso wenig eine Rolle gespielt wie beim Bundesverfassungsgericht, das in dieser Frage dumpf schweigt und ansonsten unter der Führung des Merkel-Sympathisanten Harbarth durch immer merkwürdigere Urteile auffällt. 

Vor dem Hintergrund all dessen: Warum ist Angela Merkel unverändert populär? Die Presse, unter Auflagenschwund, wird regierungsseitig mit Anzeigen gefüttert, nur „Bild“ hält mit Breitseiten kritisch und dauerhaft dagegen. Beim Personal des Fernsehens hat Haltungsjournalismus inzwischen einen höheren Stellenwert als klassische Recherche, und über Merkel scheint die Sonne, weil sie mitschwimmt auf der Welle der Guten und Diversen.

Zur Erinnerung: Der Kanzler Kohl hatte während seiner ganzen Amtszeit nicht ansatzweise so viel Rückenwind der Medien wie Merkel seit 2005. Kohl stand ständig im Sturm, weil er Projekte gegen Medien und Mainstream durchsetzte, von Europa über den Euro bis zur deutschen Einheit, die sich damals der Hamburger Meinungsjournalismus à la Erich Böhme („Spiegel“) und Dieter Gütt („Stern“) nie vorstellen konnte. „Ich will gar nicht wiedervereinigt werden“, schrieb Chefredakteur Böhme, weshalb er von Herausgeber Augstein gefeuert wurde. Wäre es nach Böhme gegangen, wäre Deutschland nie wiedervereinigt worden, und Merkel damit Physikerin in der DDR geblieben. 

„Ich freue mich darauf, dass Jesus geboren wurde“

So aber entstand das Phänomen Merkel. Wesentlich: Ihr Auftreten voller Bescheidenheit und Selbstkontrolle. Als Gesamtkunstwerk signalisiert Merkel eine Volksnähe, die ihr eigentlich abgeht: Altenpflegeheime (in denen Zehntausende starben), die neuen Länder (wo ihr offene Ablehnung entgegenschlägt), ein Besuch am Berliner Breitscheidplatz (Tatort des islamistischen Massenmörders Anis Amri): Das alles sind Stätten, die Merkel eher meidet. Man ahnt warum. Eher ist sie beim Fußball dabei, in Wagners Bayreuth, im Fernsehen beim Einzelinterview, bei dem nicht kritisch nachgefragt wird. Sätze wie „Ich freue mich darauf, dass Jesus geboren wurde“ entstanden unter Interview-Stress, in dem Fall unter Weihnachtsstress. Trotz aller rhetorischen Defizite schuf sich Merkel so den Nimbus einer Person über den Parteien, leider auch ihrer eigenen, der sie alles verdankt und offenbar wenig schuldet.

Was bleibt von ihr? Wenn sie weg ist, werden viele merken, was man nicht an ihr hatte. Verlässlichkeit, Visionen, verantwortliches Handeln in jeder Lage. Wie Merkel Verantwortlichkeit definiert? Weiß man nicht. Immerhin hat sie geschworen, zum Wohle des deutschen Volkes zu wirken und Schaden von ihm abzuwenden. Aber hat sie das auch getan? 

Die Kanzlerdämmerung neigt sich wie Corona dem Ende zu. Es bleibt Ratlosigkeit, Aufbruch ist nicht in Sicht – insbesondere nicht mit der Merkel-Mutante Laschet. Die Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten, vor allem bei Corona, wird wie üblich unterbleiben. Das war auch nach Merkels Wahldesaster 2017 so – die angekündigte Aufarbeitung hat bis heute nicht stattgefunden, und inzwischen wartet auch keiner mehr darauf. Jetzt, 2021, ist die Lage wie folgt: Die meisten Bürger sind (wieder) gesund, und die Toten können eh nicht mehr sprechen. Wie viele wirtschaftlich kaputtgehen – sehr viele! – wird man erst nach Merkel feststellen, aber dann kann sie ja nichts mehr dafür. Eine ihrer zentralen Lebens-Botschaften lautete: "Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land."

Für viele Deutsche ist das schon lange nicht mehr ihr Land. 

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag

Foto: Illustration FN

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wolf von Fichtenberg / 30.08.2021

GROTESKER Wahlabend >>. „….Es ist 18:24 Uhr und wir schalten ins Hauptstadtstudio zu Frau Framer. Frau Framer, Ihnen liegen die Zahlen der ersten Hochrechnung vor?“ – „Hallo Berlin-Lichtenberg. Guten Abend Herr Kriechling. Die ersten Zahlen liegen uns vor und wir werden sie auch gleich graphisch darstellen.  Die Wahlbeteiligung hielt sich im Rahmen der erwarteten Größenordnung.“  - „Und der Anteil der Briefwähler?““ – „ Der war erfreulich hoch.“ – „ Welche Zahlen liegen denn nun vor?“ - Im Hintergrund wird eine Schautafel eingeblendet auf der sich ein schwarzer Balken stummelig erigiert. „Die CDU kommt auf 16,3%“. - „Wie bitte?“ – Ja, das ist die Unwägbarkeit des Wahlabends. In Bayern hat die CSU sehr stark an die Freien Wähler verloren und ist derzeit lediglich durch Direktmandate vertreten. Die Aufrechnung des Wahlergebnisses aus Bayern auf das Bundesgebiet – ich erinnere daran, die CSU ist eine eigenständige Partei – ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit liegt sie, bundesweit gesehen, bei etwa 4,8%. Es bleibt spannend.“ –  „Und die weiteren Ergebnisse?“ - „Die SPD liegt derzeit bei 21,4%, die FDP bei 13,2%, die Grünen bei 18,9%. Die Linken sind sicher im Bundestag vertreten und erreichen 7,1%.“ – „Ein spannender Wahlabend. Aber haben sie nicht eine Partei vergessen?“ – „Ja richtig, Herr Kriechling. Die Freien Wähler liegen derzeit bei 4,7% und können sich Hoffnung machen.“ – „Ich meinte eigentlich eine andere Partei.“ – „ Muss das sein? Nun, die AfD liegt derzeit bei 11,2%.“ – „Das sieht sehr nach Rot-Rot-Grün aus, wenn ich das bemerken darf.“ Im Studio rumort es, ein Scheinwerfer fällt um und eine Frau die ausschaut wie weiland Herbert Wehner mit einer Perücke schiebt die Moderatorin beiseite. „Es wird Rot-Rot-Grün!“ Dann ballt sie die Faust, schreit: „ Antifaschista“ und zieht einen halbwüchsig Wirkenden hinter sich her. „Komm Kevin, jetzt spielen wir Revolution.“—- Ich schrecke hoch. Schweißnass erwache ich. Puh, nur ein Albtraum… Wirklich?<>

M.-A. Schneider / 30.08.2021

Alles richtig, nur ist den seit Jahren überzeugten Merkelanhängern, so die Erfahrung, mit Sachlichkeit und Fakten nicht beizukommen, sie werden immer an sie glauben und empört jegliche Kritik mit den teilweise hanebüchensten Argumenten weit von sich bzw. von ihr weisen, sie sind und bleiben unverbesserlich. Ein Beispiel unter den prominenten “Verehrern” ist die jüngste Eloge des Bernd Ulrich von der “Zeit”. Das zumindest hat sie geschafft, ist doch auch schon etwas.  Hinsichtlich des “besten Impfstoffes der Welt” verweise ich auf sehr fundierte Expertenbeiträge hier auf der Achse!

Ridley Banks / 30.08.2021

Merkel : ” ein freundliches Gesicht zeigen,” da kann sie wohl kaum das Ihrige gemeint haben, den vielen Bildern nach zu urteilen.

Ron Faldo / 30.08.2021

Meine Mutter (damals 11 Jahre alt) musste 1945 vor dem Russen und dessen Schergen aus Ostpreußen (Schwedt/Oder) flüchten. Alles Hab und Gut haben Eltern, Grosseltern, drei Geschwister und zwei auf dem Hof beschäftigte polnische Arbeiter (selbst die wollten nicht zurückbleiben) zurücklassen müssen. Mit dem Notwendigsten ausgestattet, was man halt so auf die Schnelle verstauen konnte, ging die Flucht per Ochsenkarren, der überladen war und nur mühsam vorankam, vonstatten.  Überlebt haben lediglich meine Mutter und deren Bruder. Ich verstehe es nicht, dass man dieses Elend bis heute in der Bevölkerung entweder nicht thematisiert, verschweigt oder klein redet.

alf graef / 30.08.2021

Sehr gut analysiert; Herr Tiedje. Zwei Dinge oder besser Erkenntnisse resultieren für mich aus Ihrem Artikel: Erstens O H N E “Mother’s Little Helper”  hätte auch Merkel die 16 Jahre nicht überstanden! Zweitens “Für viele Deutsche ist das schon lange nicht mehr ihr Land” Das ist zweifelsfrei der Verdienst der ca. 30 Jahre in der DDR sozialisierten & kadergeschulten FDJ Sekretärin- Angela Dorothea Merkel (in Fachkreisen auch WENDEHALS - Merkel genannt). MfG

lutzgerke / 30.08.2021

Warum kriegen wir den chinesischen Impfstoff nicht? Sogar die rechtspopulistische Pharmazeitung “Ärzteblatt” schwärmt davon. Der Impfstoff feiert in Chile und der Türkei große Erfolge bei geringsten Nebenwirkungen. Vielleicht, weil es kein eugenischer Impfstoff ist? Warum wird ausser eugenischen Impfstoffen nichts angeboten? Ivermectin, Budesonid, Bromhexin werden in anderen Staaten angewandt und zeigen hervorragende Wirkung gegen Atemwegserkrankungen? Weil dann die “Notzulassung” für die eugenischen Impfstoffe als Schimäre enttarnt wäre und entzogen werden müßte? Weil Corona dann nur eine Grippe wäre? Das sind Mafia-Methoden, mit denen die Bürger zur Impfung gezwungen werden. Wer nur lebend aus dem Geschäft kommt, wenn er einen Fernseher kauft, weiß, daß er betrogen worden ist. Merkel ist bei allen Parteien so beliebt, weil sie das Anarchie-Prinzip durchgesetzt hat. Jeder kann tun, was er will, sich bereichern oder lügen, das hat alles keine Folgen.

T. Schneegaß / 30.08.2021

@Claus Brüning: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Natürlich gebe ich Ihnen recht, dass, wenn man eine tatsächliche Politikwende anstrebt, diese vor der Wahl nicht ausposaunen darf. Hätte das z.B. ein Gorbatschow getan, wäre er anstatt im Kreml im Gulag gelandet. Aber ob Laschet ein Gorbatschow ist? Schwer vorstellbar.

Kay Ströhmer / 30.08.2021

Die Union hat spürbar Angst davor, die Wahl zu verlieren. Natürlich. Noch größer ist die Angst davor, dass Scholz dann der Union die Karten legt und den Regierungsapparat dazu benutzt, die SPD reinzuwaschen und der Union allein den politischen Blödsinn der letzten Jahre anzuheften. Wenn Olaf nach seiner Vereidigung als erste Amtshandlung die Aufhebung aller Maßnahmen verkündet, ist Schicht im Schacht für die Union. Endgültig. Helmut Kohl hat noch jahrelang von der Wiedervereinigung gezehrt. Scholz wird entsprechend seinen Freedom-Day zu nutzen wissen. Die Medien werden sich über Nacht um 180 Grad drehen und ihn feiern. Merkel - dann unnütz - wird fallengelassen werden wie eine heiße Kartoffel (was in diesem Fall übrigens kein Ausdruck der Bewunderung für eine hübsche deutsche Frau mit Sexappeal ist). Die Fehler von Merkel und der Union werden mindestens die nächsten drei Wahlen dazu genutzt werden, die Union kleinzuhalten. Isch over.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 30.01.2022 / 12:00 / 56

Lieber Herr Bundespräsident…

Was ist das Problem Steinmeiers? Die Rhetorik? Das fehlende Charisma? Nein: Es sind die ambitionslosen Reden oder die Redenschreiber. Unser Präsident spricht unentwegt, was bleibt im…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 23.01.2022 / 11:00 / 29

Corona-Zahlen bitte schätzen!

Karl Lauterbach sei Dank. Mit ihm als Minister kommt aus der Politik eine Stimme, die unüberhörbar und glaubwürdig ist. Lauterbach steht für Vernunft und Vertrauen,…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 16.01.2022 / 12:00 / 46

Merkel forever!

Sie kannten Sachsen-Anhalts CDU-Chef Sven Schulze nicht? Macht nichts. Der Mann hat vorgeschlagen, „Angela Merkels Lebensleistung“ parteiintern zu würdigen. Und zwar nicht in der Bütt,…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 09.01.2022 / 16:00 / 8

2022. Jahr der Sensationen

Das Jahr hat begonnen, wie das vorige endete: trüb, regnerisch, lustfrei. Unerwarteter Höhepunkt Ende 2021: Der führende Haltungsjournalist Claus Kleber (ZDF), im Nebenberuf TV-Erfinder der…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 02.01.2022 / 11:00 / 10

Mach’s noch einmal, Clint!

Schon wieder geht so ein Corona-Jahr zu Ende, schlechter als gedacht. Es waren zwölf Monate voller Unerfreulichkeiten. Die CDU hat sich verzwergt, das Bundesverfassungsgericht hat…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 19.12.2021 / 12:00 / 33

Großes Saubermachen in Berlin: Weg mit Wagner,  Luther, Seghers!

Die wesentlichen Fakten über Berlin sind bekannt: Der schlechteste Flughafen, die blamabelste Verwaltung, die peinlichsten Bürgermeister, die lernschwächsten Schüler, sinnfreie Volksentscheide, die unfreundlichsten Taxifahrer. Det…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 12.12.2021 / 11:00 / 37

Boostern gegen die Dummheit

Zu Weihnachten hat jeder einen Wunsch frei. Der Papst wünscht sich gebührliche Priester, Boris Johnson wünscht die EU zum Teufel, Putin wünscht sich noch ’ne…/ mehr

Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 05.12.2021 / 10:00 / 25

Advent, Advent,  die Hose brennt!

Jetzt brennen sie wieder, die Lichter in den Städten, in den Herzen, in den Augen. Advent. Die Hotlines der Lieferdienste glühen, und Russlands Außenminister Sergei…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com