Peter Grimm / 06.01.2020 / 16:00 / Foto: wellcomeimages.org / 22 / Seite ausdrucken

Meisterwerke betreuender Berichterstattung (5)

Gelegentlich würdigen wir ja an dieser Stelle exemplarisch einige der Meisterwerke fürsorglich-betreuender Berichterstattung in Deutschland. Immerhin mühen sich etliche Medien-Werktätige hierzulande, in bestimmten Meldungen ihre Konsumenten nicht mit Fakten zu verunsichern, die zu falschen Weltbildern führen könnten.

Beispielsweise in einem Bericht von express.de vom letzten Wochenende, wobei wir nicht ganz sicher sind, ob die Betreuung der Leser eher der Redaktion oder der Polizeipressestelle zuzurechnen ist. Aber auch in letzterem Fall gebührt den Express-Kollegen ja die Ehre, nicht nach den offenen Informationspositionen gefragt oder sie im Artikel als Informationslücke kenntlich gemacht zu haben. Aber genug der Vorrede. kommen wir zu einem beispielhaft betreuenden Medien-Werk:

"Die Bundespolizei sucht Zeugen eines brutalen Angriffs am Siegburger Bahnhof. Das Opfer (32) war Donnerstagabend mit blutüberströmtem Gesicht und Oberkörper auf der Wache erschienen.

Der Mann erzählte, dass er gegen 19.30 Uhr am Bahnsteig von mehreren Personen beleidigt und attackiert worden sei. Ein Zeuge bestätigte das. Demnach gingen die Beleidigungen von einer großen Gruppe augenscheinlich Minderjähriger aus. Weitere Personen, offenbar Bekannte der Gruppe, prügelten den 32-Jährigen dann zusammen.

Sie schlugen dem wehrlosen Mann mehrfach mit der Faust so heftig ins Gesicht, dass der zu Boden fiel. Als kurz darauf eine S-Bahn einfuhr, sprangen die Tatverdächtigen in den Zug und flüchteten.

Ihr Opfer suchte mit einer stark blutenden Verletzung im Gesicht Hilfe bei der Bundespolizei. Die Beamten riefen einen Rettungswagen, der den 32-Jährigen ins Krankenhaus brachte.

Die Polizei bittet Zeugen, die den Vorfall beobachtet oder die ein große Personenmenge in der S-Bahn gesehen haben, sich unter der kostenfreien Servicenummer 08 00/6 88 80 00 oder bei jeder Polizeidienststelle zu melden."

Niemand von denen, die bei dieser Lektüre daran gedacht haben mögen, in welchen Kreisen hierzulande wohl ein so altersübergreifender Großgruppenzusammenhalt besteht, wird in seinen Vorurteilen bestätigt. Kein Hinweis und keine Frage nach der mutmaßlichen Herkunft der Tätergruppe gibt es, auch wenn das Opfer und der Zeuge dazu bestimmt etwas sagen konnten. Damit wird doch wohl jedweder Generalverdacht vermieden, ganz so, wie es der Pressekodex fordert. Und die Leser werden sich auf diese Weise ja wohl irgendwann noch dazu erziehen lassen, solche Information gar nicht mehr zu vermissen, oder?

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

Foto: wellcomeimages.org CC-BY 4.0 via Wikimedia

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Dr. Armin Schmid / 06.01.2020

Klingt für mich sehr nach der katholischen Pfadfinderschaft Sankt Georg.

Peter Wachter / 06.01.2020

Aktuell in der News-Redaktion: “Krawalle im Elsass. Der Chef der Feuerwehr des Unterelsass habe „organisierte Banden“ für die extreme Gewalt verantwortlich gemacht.” Werden wohl die üblichen Verdächtigen sein, alte weisse Männer (+ Frauen und ohne Diverse) bzw. Umweltsäue !?

Wirsam, Dietmar / 06.01.2020

Offensichtlich ist nicht beabsichtigt , den oder die Täter zu finden. Der erwähnte Zeuge muß stark sehbehindert sein, so daß keinerlei Angaben von ihm angeführt werden können.

Gabriele H. Schulze / 06.01.2020

Zum letzten Satz: noch gibt es renitente Leser! Entsprechende Kommentare bei der Welt werden dosiert zugelassen, um den Schein zu wahren. Sind bestimmt “in echt” noch mehr.

Rudolf George / 06.01.2020

Die Abstumpfung vollzieht sich eher dadurch, dass man Meldungen dieser Art ganz überliest. Vorkommnisse dieser Art sind zu alltäglich geworden, als dass man sich noch darüber wundert oder gar aufregt. So wird der deutsche Frosch langsam bei lebendigem Leib gar gekocht. Der aufmerksam gebliebene Leser weiß natürlich: wenn ein Deutscher an solchen Verbrechen als Täter beteiligt ist, dann wird das gesagt. Von daher braucht man gar nicht danach fragen, welcher Herkunft die „Jugendlichen“, „jungen Männer“ oder „Männer“ sind. Es ist klar.

Andreas Rochow / 06.01.2020

Politisch korrekte Hilflosigkeit, politisch korrekte Wehrlosigkeit, politisch korrekt hilflose und wehrlose Polizei. Weil: Die innere Sicherheit ist das Integrationshinderns Nr. 1. Die Linksextremen haben das schon verstanden und Euch allen werden das auch noch beibringen.

N.Kerner / 06.01.2020

Ich finde es schwierig, diese Großgruppe zu identifizieren. Aufgrund dieser Hinweise müsste ich jegliche Abteile verdächtigen, wo sich eine größere Gruppe von Menschen aufhält. Entweder ist das Zwischen-den-Zeilen-Lesen nun schon so gelebte Alltagspraxis, dass selbst die Polizei oder Journalisten es nun schon von den Lesern verlangen, oder diese Großgruppe soll nicht gefunden werden.

Dr. Joachim Lucas / 06.01.2020

Ist halt wie immer bei der Systempresse. Wenn nichts dazu gesagt wird, sind die Goldstücke. Wenn’s Biodeutsche sind, wird’s groß herausgestrichen.

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