@ Jesko Matthes - Respekt, Herr Kollege! Sie wagen es, uns einen Schatz unserer Nationalkultur zugänglich zu machen. Vielen Dank! Ein bewegendes Ergebnis ist Ihnen da gelungen. Das überlieferte Klagegedicht dokumentiert, dass auch vor 850 Jahren gesellschaftliche Dynamik und Generationenkonflikt an der Tagesordnung standen. Die schöne, in der DDR als Schulbuch zugelassene, “Deutsche Kulturgeschichte in einem Band” von 1967 erkennt Walther von der Vogelweide als den Überwinder des “höfischen Minnegesangs” an. Obwohl Österreicher von Geburt, wird “er nicht müde, mit der Waffe der Dichtkunst für die Interessen des Reiches zu kämpfen und den einst mächtigen Reichsgedanken neu zu beleben. In seiner Auffassung zeigt diese alte Idee von der einigenden Kraft des Reiches schon Züge eines frühen deutschen Nationalgefühls.” So gesehen wird sich im Werk Walther von der Vogelweides kaum Hilfreiches für die “Große globalistische Transformation” finden. Die UN-Globalisten von heute müssen Nation, Tradition, Kultur und selbst die Erinnerung daran als Hemmnisse erleben und säubern deshalb eifrig den öffentlichen Raum von Straßen- und Universitätsnamen, die an die Falschen erinnern. Deutschland sei ein nationalistisches Konstrukt ohne “Volk”, dessen Aufgehen in eine offene Weltgemeinschaft schnellstens zu erledigen sei, hörte ich kürzlich von einem Globalalarmisten, der sich als Merkelist bekannte. - Ob die Klagelieder von heute in 850 Jahren noch jemanden interessieren werden?
Es gehört vermutlich zu einem erfüllten Leben, dass man am Ende froh darüber ist, wenn es vorbei ist.
Vielen Dank für diesen schönen -wenn auch so melancholischen* - Gesang zum Sonntag. Zufällig bin ich heute morgen auf diesen kleinen Text gestoßen : “Vögel singen / in einer Welt / die krank / lieblos / und ungerecht ist / vielleicht / haben sie recht ” Andrea Schwarz . (* wie die Amseln ,die hoffentlich jetzt bald wieder loslegen mit ihren herzerwärmenden Melodien.)
Nö, Walter’s Welt ist nicht untergegangen, Jesko Matthes, sie lebt in uns und um uns immer weiter fort , die herrliche, melancholische, realistische, ja auch lustige (!) Welt des Deutschen Mittelaters. Hehe - “Fascho-Sound”, ich weiß, aber weil halt Sonntag ist, soll’s einfach gelten - nach gutem Brauch und altem Herkommen! - Ok, Nazi-Sprech grad’ au no! Da muss der vor Jagdeifer überschäumende und heiße Paul Ziemiak jetzt durch. Und seine Kanzlerin und der einfältige Bundespräsdident müssen da mit: Wir braunen Untertanen tanzen ihnen auf der Nase herum, und tun ihnen in der Seele weh - “das ist”, so die Kanzlerin abschließend, “unverzeihlich und muss rückgängig gemacht werden!” Die Sache ist die: Die Kanzlerin wird gehn’, aber alle, die sich darauf freuen, werden mit Erstaunen feststellen, dass der Paul Ziemiak in seiner anpasslerischen Grund-Grobheit und Nazijäger-Trance nach dem Abgang der Kanzlerin genau gleich weitermachen wird. Jedenfalls als Typus. Es wird also nicht schnell besser, soviel unschöner Realismus soll jetzt den Schluss-Stein meines besinnlichen Nazi-Denkgewölbes bilden, ne? - Die Grausamkeit der Wahrheit ist besser als das Duckmäusertum der Heuchelei. - Auch das ist nach neuer Zählung natürlichschon wider ein Nazi-Grundsatz, ich weiß, ich weiß! Aber ich stehe dennoch dazu, denn “das Recht, zu quaken und nicht zu quaken liege ihm nun einmal am Herzen - er bestehe darauf” - mit anderen Worten: Es ist aus der Sicht der zugegebenermaßen und historisch einwandfrei belegbaren vollkommen naziverseuchten “Froschforschung” (noch einmal Hans Magnus Enzensberger); äh, so gesehen, sag’ ich, ist “das Recht zu quaken und nicht zu quaken” einfach unveräußerlich, bzw. ist es sogar: Fundamental! - Frosch-Nazis und Nazi-Frösche mal jetzt einfach außen vor gelassen… - Fellt mir ein wirklicher Nazi-Frosch aus meiner Kindheit ein: Der ERDAL-Frosch auf einer Dose - Achtung, jetzt kommt die ultimative Skandal-Info: Brauner Deutscher Schuhwichse!
WÜRZBURG Under der linden, dâ mugt ir vinden mîn grap. Wol ûf: ich wil iuch noch sagen daz wie man zer welte solte leben: mit minne voler wünne und vrouwelîn im gras.
Für Interessierte: Ougenweide, die Mutter aller Mittelalterbands, hatte dieses Gedicht Walthers bereits in den 70ern sehr schön vertont, wie auch andere Gedichte von ihm, Neidharts von Reuental, und andere mittelhochdeutsche Texte. Empfehlenswert für Menschen, die einmal alte Sprachklänge genießen wollen und nicht das Glück der Bekanntschaft eines Heinrich haben.
Lieben Dank Herr Matthes! Selbst Germanist, werde ich nun “meinen” Walther aus dem Regal holen, ein gutes Glas Tee machen und der “Welt entflieh´n”.
Na ja, ich glaube, das Problem ist, dass man mit 20 noch meinte zu wissen, wie die Welt zu retten ist und zwar ohne Wenn und Aber. Danach kam dann diese merkwürdige Lebenserfahrung. Und umso mehr man davon abbekommen hat, desto weniger glaubt man, sondern hinterfragt alles und jeden, schließlich wurde man mehr als einmal vom schönen Schein betrogen. Zudem wird man, umso älter man wird, von der Gesellschaft klammheimlich ausgegrenzt. Hieß es früher immer, Du bist doch noch jung, Dir stehen alle Möglichkeiten offen (was übrigens nie stimmte), so heißt es heute eher, das ist nichts mehr für Dich, dafür bist Du doch eigentlich zu alt. Dabei ist es völlig egal, worum es gerade geht, ob um Sportarten, Frauen, Computerspiele, Politik, Gesundheit, Gesellschaft, Jobs…egal. Zwischen 18 und 40 geht so ziemlich alles, danach tut die Gesellschaft immer mehr so, als wäre man ein Kleinkind. Kein Wunder, dass sich viele Menschen über 40 einfach nur in Erinnerungen, Spielereien und/oder das Private zurückziehen. Dumm nur, dass es gerade die Leute sind, die viele Mechanismen des Lebens und der Gesellschaft verstanden haben und deren Probleme eher lösen könnten, als die, die nur meinen die Welt verstanden zu haben.
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