Gefühle spielen sicher eine Rolle beim (Nach)Denken - noch viel mehr aber vielleicht Interessen. Materielle, emotionale, psychische. Will ich mit einer Frau ins Bett, dann rede ich mit der doch nicht ehrlich - das versaut mir alle Chancen. Will ich was verkaufen, dann bin ich doch ehrlich bis zum Letzten, gelle? Was ist das Gegenteil von “clever”? Natürlich “aufrichtig”, “ehrlich”. Und wer nicht clever ist, sondern vielmehr aufrichtig und ehrlich, der macht keinen Stich. Schade, dass es keinen so richtig treffenden Begriff für “clever” gibt im Deutschen. Gerissen? Schlau? Ausgekocht? Undurchsichtig? Alles negativ konotiert, nicht wahr? Vielleicht ist clever auch nur intelligent, einsichtig in die Realität? Und DAS ist interessengeleitet. Politisch ist clever, wer die Machtverhältnisse beachtet - wer offen und ehrlich ist, landet schnell im GULAG. Oder im Abseits. Usw.
Also auf die online Gesellschaft verzichte ich schon mal nicht. Um zu wissen was los ist in diesem Land. brauche ich mein “Spieglein” online. Das ist mein “Erstes” jeden Montag mit dem man bekanntlich besser sieht. Ansonsten, möchte ich Sie vorsichtig darauf hinweisen, dass dieser Ast den sie da offline zum “Sägen” online ins Visier nehmen jener ist auf dem Sie sitzen…...
Vor 20-30 Jahren erschien ein kleines Büchlein vom amerikanischen Hirnforscher Antonio Damasio. Titel: Descartes’ Irrtum. - Er und sein Team beschäftigten sich genau mit der Frage, was zuerst da ist, Gefühle oder Gedanken. Sie haben festgestellt, die Gefühle sind zuerst da, ohne sie kann man nicht denken, sich nicht entscheiden. - Das ist so, weil Gefühle evolutionsgeschichtlich schließlich wesentlich früher erscheinen als Gedanken. - Bravo, Herr Quentscher daß Sie von selber die Sache erkannten. Nicht ein jeder schafft dies. lg alma Ruth
Herr Quencher, schon der jüdische Philosoph Moses schreibt im ersten seiner Bücher ziemlich weit vorne übersetzt: “Das S(p)innen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an”, wodurch zuerst dem Herzen eine ursächliche Bedeutung beim Denken zugeschrieben und darüber hinaus das Böse als menschlicher Selbstzweck (“The Meaning of Life”, 1983) eingeführt wird. In dieser Vorstellung ist der Denkprozess nur das Werkzeug des Bösen, aber das Herz: Gefühl, Gemüt, Affekt, Emotion, steht für unseren auf Böses determinierten Willen. Homo homini lupus. Wir haben uns an die Praxis gewöhnt, dass die Befolgung der Zehn Gebote freiwillig sei, da keine Polizei mit Blaulicht anrückt, sooft wir auch Vater und Mutter oder den Feiertag nicht “ehren” oder “heiligen”. Aber tatsächlich war bereits ab dem Tag seiner Einführung vor 3000 Jahren jeder Verstoß gegen den Dekalog strafrechtlich relevant und wurde konsequent, etwa Steinigen, geahndet (eine Praxis, die mit dem ersten Linksgrünen unter den jüdischen Philosophen eintausend Jahre später im “Jesus und die Ehebrecherin” betitelten Präzedenz-Fall infrage gestellt wird). Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Ich Mensch habe zwar in über einem halben Jahrhundert selbst nie einen von Euch persönlich aufgefressen, kenne aber durchaus welche unter Euch, von denen ich weiß, dass für sie “Du sollst nicht stehlen” durchaus nicht selbstbindend ist. Auch überlegt ja eine Linke, von Berlin ausgehend, die Streichung des “Du sollst nicht begehren deines Nächsten ... Haus ... Oder ALLES was sein ist”-Paragrafen. Die Hebräer zündeten den Kapitalismus mit diesem Gesetz! Sie zurrten in der Altsteinzeit bereits ein von Gott gegebenes Menschenrecht auf Eigentum (auch Israel! From the river to the sea.) fest. Nach über 3000 Jahren fordert Artikel 14 des GG wie damals: “Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet.” Spät dran, aber immerhin.
Nicht nur die Gefühle bestimmen das denken, sondern auch die vorherigen Entscheidungen (wenn man von rationalen Erwägungen mal absieht). Manchmal ist es auch so, dass man eben etwas hat, bekommt, kauft oder selbst wird und man will dann “etwas damit machen”, auch wenn es gar keinen konkreten Sinn hat. Beispiel 1: Man hat einen nagelneuen Computer oder andere Spielerei für einen eigentlichen, sehr bestimmten Zweck, aber z.B. überhaupt keine Software, nicht einmal im Moment oder absehbar konkret etwas zu tun, der alte läuft sowieso rund und ist voll eingerichtet, und trotzdem fängt man an an dem rumzufummeln, weil man ihn benutzen will. Abstraktere Dinge dieser Art bezogen auf die Gretas: Man hat sich entschieden jemand zu sein, der demonstrieren geht (denn dafür gibt es Schulterklopfer, weil man sich politisch engagiert, sozialer ist, nur das Beste will, und was nicht sonst noch alles für Plattitüden). Weil man jetzt so ist oder so sein will, geht man dann eben auch auf Demos von Leuten, die schon so sind, wie man sein will, obwohl man zum Thema der Demonstration keine wirkliche Meinung hat. Man demonstriert, weil man jemand ist oder sein will, der demonstrieren geht.
Wie ist es möglich, dass Menschen ein und denselben Sachverhalt so völlig verschieden wahrnehmen? Wie kann jemand völlig resistent gegen unwiderlegbare Fakten sein? Über Fragen wie diese grübele ich schon seit Ewigkeiten nach. Da sind zum einen Gerichtsverfahren über mehrere Instanzen, wo die erste Instanz so, die zweite entgegengesetzt und die dritte (falls vorhanden) wieder so geurteilt hat, obwohl die vorgelegten Sachverhalte, Akten und Belege in allen Instanzen identisch waren. Zum anderen gibt es Menschen, denen man dingliche Beweise dafür vorlegen kann, dass sie sich irren – und trotzdem beharren sie auf ihrem Standpunkt und haben nicht das geringste Problem damit, die Fakten strikt zu leugnen, weil sie die Fakten gar nicht als solche wahrnehmen. Mit meinem laienhaften Verständnis erkläre ich mir das wie folgt: Aufgrund seiner Sozialisation hat jeder Mensch eine Rasterbrille (Wahrnehmungsschablone) auf der Nase, in der ein ganz bestimmtes Muster ausgestanzt ist. Alles, was sich außerhalb des Rasters/der Schablone abspielt, ist nicht sichtbar. Der Mensch müsste bereit sein, neue Muster in seine Brille zu stanzen, um das Wahrnehmungsfeld zu verändern/zu erweitern. Das ganze Bild (oder wenigstens andere Ausschnitte daraus) könnte aber beunruhigend sein, deshalb bleibt man beim Bewährten bzw. Vertrauten. Das gilt für oberste Richter ebenso wie für Lieschen Müller. Vielleicht kann man das Paradigma nennen; Paradigmenwechsel sind ja bekanntlich schwer zu bewerkstelligen. // P.S.: Auch ich komme - ganz bewusst - ohne Smartphone und Tablet aus. Neulich auf meiner Zugreise durch die Lande habe ich festgestellt, wie öde es ist, dass man sich mit niemandem mehr unterhalten kann.
Ich verweigere mich auch dem Smartphone. Nach den Gründen gefragt antworte ich dann immer: “Kommunikationshygiene”.
Ohne allzu weit ausholen zu wollen , rate ich zu einem Umweg : schauen Sie sich bitte den Klassiker “Poseidon “ von Ronald Neame an. Er ist in ALLEM ein Modell oder Gleichnis für die Verfahrenheit der Konfliktbewältigung heute ,wenn man akzeptiert, daß ein Film mehr ist als Entertainment und abstrahieren will. Alles, was heute , meiner Meinung nach, wichtig wäre, wird dort durchgespielt, auf grossartige Weise, lange bevor es die Online -Welt als Instrumentarium überhaupt gab. Sie würden mir eine große Freude machen, wenn meine paar Zeilen Ihnen einen Filmabend bescherten , der dazu beiträgt, begreifen zu können, was tatsächlich geschieht.
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