Ganz kurz zu meinem Vater. Er war Spiegel-Leser und daher tendenziell kritisch gestimmt. Wenn man ihn an Tagen wie heute, wo der Sommer Überstunden macht, alle Welt happy ist und sich draußen einen auf die Binde gießt, mal aufmuntern wollte (Pappi, ist das Wetter nicht TOLL?!) , pflegte er zu grummeln: Junge, sie haben schon wieder Regen angesagt…
Ob das was mit seinem Spiegel-Lesen zu tun hatte? Vielleicht. Ich, Spiegel-Leser der zweiten Generation, wusste jedenfalls bald, dass kein Projekt einer Regierung oder einer Firma jemals Erfolg haben kann. Immer war dahinter eine furchtbare Wahrheit versteckt, die allein Spiegel-Redakteure ausgebuddelt hatten. Es konnte ja nichts klappen! Weil die Beteiligten nicht beim Spiegel nachgefragt hatten.
Es gab nichts Gutes, außer man tat es nicht.
Nun ist der Spiegel nicht mehr so wichtig. Bild, BamS und Glotze reichten ihm völlig, erklärte der lupenreine Kanzler G. Schröder zu seiner Zeit, wohl nicht ganz falsch liegend. Aber das Spiegel-System wirkt doch nach. In meiner Heimatzeitung, deren so genannter Mantel (darin stehen überregionale Nachrichten, Sportberichte und Kommentare, welche die örtlichen Neuigkeiten gleichsam einwickeln) an viele Lokalblätter geliefert wird, schreiben schwerstkritische Köpfe über die Wirtschaftlage der Nation. Sie bedienen den ganzen Norden und erreichen viele Leser, welche nie den Spiegel lesen. Der Spiegel-Ansatz ist den Redakteuren aber irgendwie eingefleischt.
Dass der imageträchtige Riesen-Airbus A 380, von dem ein Teil des Nordens zehren möchte, und dessen erstes Exemplar am Montag in Hamburg unter einigem Bohei ausgeliefert wurde, selbstredend ein Flop werden muss – logisch, oder? Dollarschwäche, hohe Ölpreise, Verfahren gegen Airbus-Manager: alles kann ja nur schief gehen!
Sie haben schon wieder Regen angesagt.
Dass die Verfasser solcher Spalten nun aber auch rein gar nichts von der komplexen Luftfahrtbranche verstehen - egal. Immerhin haben sie einen heißen Draht zum BUND, der beklagt, dass manche Löffelenten noch nicht die Ausgleichsflächen, die ihnen wegen der Erweiterung des Hamburger Airbus-Geländes zur Verfügung gestellt wurden, „angenommen haben.“
Den Enten alles Gute. Meinem Vater sowieso. Er hat mir manches vermittelt.