“Der ideale User ist für Facebook jener, der Freunde findet, Fotos liked, hie und da auf Werbung klickt.” - eben. Lohnt sich, Facebook dafür zu benutzen. Ist gegenwärtig der beste Dienst dafür. “Heute, wo Facebook auch für Menschen zum Sprachrohr geworden ist [...], ihre politische Meinung zu verbreiten[...] wird er sich über die damit einhergehende Verantwortung zunehmend den Kopf zerbrechen müssen.” - eben nicht. Vor Ewigkeiten haben wir gesagt “wenn Du für das Produkt nicht zahlst, dann bist nicht der Kunde sondern das Produkt”. Eintreten für Kundenrechte verstehe ich. Eintreten für Produktrechte ist mir neu. Das Internet ist auf Freiheit ausgelegt, das WWW auch (und selbst das ist nur halb geglückt, siehe die zahlreichen Bestrebungen, DNS endlich zu dezentralisieren). Facebook ist das nicht. Wer nicht selbst publiziert, mag sich einreden, er oder sie habe Anrecht darauf, gehört zu werden; und auch ganz fürchterlich auf irgendeiner anderen Plattform dann so lange protestieren, bis der Protest auch da abgeschaltet wird. Aber die Regeln machen immer noch die, die die Plattform betreiben. Eventuell kann man eine Plattform gegen die andere ausspielen und auf Twitter gegen Facebook protestieren, aber wer will sich auf die Tretmühle begeben? Self-publishing ist in den letzten 25 Jahren nicht so viel einfacher geworden, wie ich persönlich gehofft hätte. Aber es ist ausreichend.
Die Feststellung von Frau Wernli, dass es Hass und Hetze immer geben wird, ist richtig. Derzeit scheint dieser Hass und diese Hetze am allermeisten von denjenigen verspürt und ausgelebt zu werden, die vorgeben genau diesen bekämpfen zu wollen. Gehasst werden Rechte aller Art, Migrationskritiker, Trump-Freunde, AfD-Anhänger, Brexiter, Le Pen-Anhänger, Erdogan-Anhänger, Putin-Versteher, Orban-Anhänge, Kaczynski-Anhänger. Die Auflistung ist nicht komplett. Wer von den deutschen links-grünen Gesinnungshassern nicht gehasst wird, kann sich glücklich schätzen.
Liebe Frau Wernli, warum verschwenden Sie Ihre Zeit bei Facebook? Österreicher nennen es das “Gfrießerbiachl”, was man auch in der Schweiz verstehen kann. Eine amerikanische Freundin schrieb mir kürzlich, als sie sich (unter großen Mühen) aus Zuckerbergs Königreich verabschiedete: “Facebook is like a jail. You sit around, waste time, write on walls and get poked by guys you don’t really know.” Eine kluge Frau wie Sie sollte das doch längst geschnallt haben. Herzliche Grüße!
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