Das menschliche Gehirn ist träge und neigt zum gruppenkonformen Denken. Sie selbst sind die Hoffnung. Sie sind ein Selbstdenker. Davon gab es noch nie besonders viele, sie werden nur auffälliger, weil Pluralismus momentan politisch massiv unterdrückt wird. Sie haben zwei grundsätzliche Möglichkeiten, Ihr zukünftiges Leben zu gestalten: Entweder Sie bleiben sich treu und wählen einen anstrengenden, öfters mal frustrienden, widrigen Weg, der aber selbstbestimmt und in innerer Freiheit gelebt wird, oder Sie beugen sich den politischen Vorgaben, leben in Ruhe, aber gegen Ihre persönliche Überzeugung. Die jetzige Politik hat keine Zukunft, aber bis das beim letzten Dummkopf angekommen ist, steht uns noch eine harte Zeit bevor. Ich denke Sie haben Ihren Entschluß bereits gefaßt.
Danke für diesen interessanten Erfahrungsbericht. Die Problematik ist keineswegs neu. An der Uni Hamburg hat es vor ca. 8 Jahren im Zuge der Kampagne um die sechsjährige Grundschule auch schon massive Einflussnahmen von politisch interessierter Seite auf den inneruniversitären Diskurs gegeben. Kritische Stellungnahmen zum Thema gab es seitens der im Pädagogischen Institut Lehrenden nach meiner Beobachtung gar nicht. Kommentare von Studierenden an den Pinnwänden, die nicht mit der offiziellen Linie übereinstimmten, wurden regelmäßig vom Pedell abgenommen. In den Schulen Hamburgs gibt es diese Entwicklung übrigens schon seit den neunziger Jahren. Unausgegorene, überhastet konzipierte und überwiegend unterfinanzierte Reformprojekte wurden und werden ohne Debatte umgesetzt. Vereinzelt geäußerte Bedenken des pädagogischen Personals in den Schulen wurden entweder ignoriert oder als rückständig gebrandmarkt. Insofern kann es nicht überraschen, dass sich diese bildungspolitische Entwicklung fortgesetzt und vielleicht sogar beschleunigt hat. Allerdings gehören zu so einem Prozess immer zwei Seiten: Auf der einen Seite die Bildungspolitiker und die Schulbürokratie als ihr verlängerter Arm, auf der anderen Seite die Praktiker in den Schulen. Hier bestehen naturgemäß ganz unterschiedliche Perspektiven. Währende Erstere daran interessiert sind, Reformprojekte zwecks Profilierung und Beförderung der Karriere zügig umzusetzen, besteht bei den Praktikern in den Schulen der nachvollziehbare Anspruch, an dem Prozess der Erneuerung schon vor der praktischen Umsetzung beteiligt und bei der Umsetzung angemessen unterstützt zu werden. Letzteres wäre in einem Land, das sich demokratisch nennt, eigentlich eine schlichte Selbstverständlichkeit. Dass dies nicht überall in ausreichendem Maße geschieht, liegt auch daran, dass sich das pädagogische Personal an den Schulen oft nicht klar genug positioniert. Etwas mehr Mut zum Widerspruch und etwas weniger Opportunismus wären wünschenswert.
Der Beutelsbacher Konsens ist vor allem unter Historikern sehr umstritten. In der Konsequenz führt das dort verankerte ” Überwältigungsverbot” dazu, dass Schüler davon abgehalten werde sollen, dass zum Beispiel die Verbrechen der Kommunistischen Besatzung in der SBZ und späteren “DDR” in einer Gedenkstätten wie z.B. der Leistikowstrase in Potsdam nicht deutlich und schockierend dokumentiert werden dürfen. Die Schüler sollen selbst ihre Schlüsse ziehen und nicht “manipuliert” werden. ( In Auschwitz angewandt, würde das eine mediale Panik auslösen! )—- Der Artikel von Luise Witt könnte einem den Schlaf rauben, zumal man als gelernter “DDR” - Bürger entsprechende Erfahrungen hat. Es bewegt mich aber auch die Frage: Wo ist der studentische Widerstand? Sind unsere Jugendlichen vor allem Schnarchnasen, die sich einlullen lassen ? Es gab Zeiten in diesem unseren Land ( 19. Jhd. ) , wo Studenten die gesellschaftliche Avantgarde bildeten. Leider haben sie sich auch schon beim Umbruch in der “DDR” hinterm Ofen verkrochen….
@C.Brendel Zitat: „Demokratiepädagogik“ Nein, nicht “Demokratiepädagogik”, sondern “Demagogiepädokratie”, bitteschön. Man muss schon bei der Wahrheit bleiben.
@Armin Eisenstein ...Schreibt derjenige, der seine wüsten Behauptungen genauso wenig selbst anhand von Zitaten belegt. Nicht nur im Vergleich zu Ihrem Beitrag und Vorwurf hat der Artikel mehr Substanz, sondern auch in seiner Form. Fangen Sie am besten noch einmal ganz von vorne an.
“Wichtig ist, dass keine Gefühle verletzt werden… Bei Gruppenarbeiten werde ich dort zunächst gefragt, wie ich mich gefühlt habe und wie ich die Ausprägung der sexuellen Rollenbilder empfunden habe.” Sie stellen die Welt von Narzissten dar. Der andere zählt nicht. Er stellt nur das Publikum dar und muss sich daher für dasselbe begeistern, genauso schwingen - sonst stört er. Der Versuch, Dinge zu objektivieren, erfordert eine Anpassung des Individuums (seiner Vorstellungen) an die Sachlage. Das ist ausgeschlossen. Über den - im wahsten Sinne des Wortes - e i g e n e n Tellerrand zu schauen ist ein infames Ansinnen, ein Verrat an der eigenen Vollkommenheit. Was soll es da schon zu entdecken geben? Der Teller ist gut gefüllt und ausreichend abwechslungsreich. Regeln engen ein - das sollen sie auch, aber natürlich nur den anderen: Er wird unterworfen, was diese Personen dann als “Haltung” oder “erziehen” bezeichnen. Unterschiede stellen im Mikrokosmos des Selbstgerechten und Selbstverliebten einen Angriff dar, denn das fordert den Vergleich heraus. Und den könnte man ja verlieren. Das wiederum ist eine Kränkung, denn es stellt die eigene Richtigkeit (und Wichtigkeit) in Frage. Es ist kein Ansporn, keine Erweiterung des Horizonts. Es ist vielmehr der Beginn des Konflikts: Jemand ist oder denkt nicht wie ich, besitzt u. U. mehr Kompetenz. In dieser selbstgestrickten Zwangsjacke existiert daher keine Liberalität, sondern nur Phrasen, die andere wie selbstverständlich annektieren (“Wir”, “zusammen…”). Das ist im Kern ein so asoziales Verhalten, das es jede Gruppe sprengt, denn irgendwann gerät man ja immer in Widerspruch zu anderen - nur können die darauf nicht adäquat reagieren, denn sie fühlen sich dauernd verletzt. Sie meinen, stets richtig und wichtig zu sein. Das ist das erste, was wir ihnen entziehen müssen: unsere Aufmersamkeit, unsere Beachtung und unsere Toleranz für ihren Herrschaftsanspruch über uns. Wir fühlen uns nämlich bedrängt (und vor allem belästigt).
Danke für diesen überaus informativen Einblick, Frau Witt. Danke! Was man als Außenstehender bisher nur geahnt hat, haben Sie nun vollauf bestätigt. Unsere Bildungseinrichtungen verkommen immer mehr zu Indoktrinationsanstalten, deren Insassen nicht etwa zum freien Denken angehalten, sondern zur Gleichschaltung programmiert werden. Gerade im Falle von angehenden Lehrkräften dürfte klar werden, wohin dies führt: Sie geben ihre Programmierung an ihre Schüler weiter. Im Dritten Reich lief es genauso.
Hallo Fräulein Witt, ich bin stolz darauf, dass es überhaupt noch junge Menschen gibt, die, wie Sie, diesem “Einsumpfen” in Kritikunfähigkeit widerstehen konnten. Alle Achtung für Sie! Ich habe in der Schule noch gelernt, gibt es eine These, dann suche die Antethese und bilde daraus eine Synthese - eine erarbeitete Einsicht! Insbesondere bei Aufsätzen fand ich es manchmal blödsinnig zu der gesetzten These eine Antiposition suchen zu müssen - weil ich fand, diese These stellt ein Faktum dar! Als dann später andere Aufsätze vorgelesen wurden, habe ich manches Mal erkennen müssen, ich hatte vorher nichts als eine Meinung. - Später nach dem Studium glaubte ich, einfachere Menschen mit meinem Wissen beglücken zu müssen; ich habe vielfach Bescheidenheit lernen müssen: es gibt viel Möglichkeiten, Dinge zu sehen oftmals selbst technische Dinge zu sehen! Meine Erkenntnis daraus ist diese: nicht was alt ist muss geändert werden sondern das, was falsch ist; es ist einfach zu zerstören und es ist mühselig besseres aufzubauen; eine Bilanz - also eine Gegenrechnung - ist schlicht unverzichtbar! Achgut com hat mich überdies ein wenig gelehrt, auch geschichtliches Wissen - kein oberflächliches - ist mehr als wichtig! Alles Gute Ihnen, Fräulein Witt.
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