Gibt es etwas Besseres, als ein gutes Leben unter dem wohlwollenden Schutz einer großartigen Gemeinschaft von seinesgleichen zu erleben, wo man sich mit Augenmaß und Respekt begegnet und die eigene Verantwortlichkeit gerne übernimmt? Der Freistaat, die Idee von der Republik, ist wohl um so vieles älter als die zweckdienliche Inanspruchnahme durch einen rechtzeitig von den Falschen verhinderten lokalen Stalin. Man kann einen Begriff nicht dadurch fassen, dass man seine Immanenz an den Absichten einer lokal exponierten Charakterfigur während der chaotischsten Momente der Geschichte festnagelt. Die Gedanken sind frei. Und darum sind es auch die Bedeutungen der ihnen dienenden Begriffe. Die bayrische Republik schuldet Kurt Eisner gar nichts. Weil sein “Freistaat” nur eine Fehlgeburt der späteren DDR war.
kleine Anmerkung: “bayerisch” heißt es, wenn man von der Zugehörigkeit redet (wie etwa Bayerische Motorenwerke) -die Sprache jedoch heißt IMMER “bairisch”.
Eisner - USPD - Räterepublik. Ja, da war mal etwas ganz Linkes im Gange, im Freistaat Bayern. Und dieses „etwas“ ließ mein Gymnasiasten-Herz höher schlagen. Gleichzeitig machte es mich traurig. Ich dachte an die verpasste Chance. Damals, ganz zu Anfang der Weimarer Republik. Warum waren die SPD und die Gewerkschaften so zaghaft? Sie hätte „zugreifen“ sollen. Die Macht lag herrenlos auf der Straße. So schien es. Heute sehe ich das anders. Die Leute um Friedrich Ebert wussten, warum sie nicht zugriffen und hatten Recht.
Als aus den Niederlanden zugezogene Nord nieder Franke/Sachse in das heutige Franken muss ich dieser Beitrag sehr loben. Dennoch, Kurt Eisner war natürlich kein Sozialist, sondern sozial DEMOKRAT. Adolf Hitler dagegen war ein national SOZIALIST. Oder wie es Ernst Jandl formulierte: “manche meinen\lechts und rinks\kann man nicht velwechsern\werch ein illtum!” (Ernst Jandl, Laut und Luise 1966)
Lieber Herr Bonhorst, so schaugst’s aus. Ich bin ja selbst kein Bayer, aber als in Frankfurt lebende badisch - preußische Mischexistenz ein waschechter Fan. Da könnte ich einiges an Anekdoten beisteuern, aber das sprengte den Rahmen. Was mich vielmehr ärgert ist die weitverbreitete Arroganz gegenüber den Bayern und ihre Lebensarten, der man vor allem dort am meisten begegnet, wo eine Menge von Bayern erwirtschaftetes Geld aus dem Länderfinanzausgleich ankommt. Und dass dort zu nichts führt, außer den miesen Status quo unterer Mittelmäßigkeit zu stabilisieren. It`s nice to be a Preiss, but it’s higher to be a Bayer.
Lieber Autor, Sie haben noch etwas vergessen. Die Ausrufung des Freistaats Bayern durch den Sozialisten Kurt Eisner erfolgte einen oder anderthalb Tage vor der Proklamation der Deutschen Republik durch Philipp Scheidemann. Mit anderen Worten, die Demokratie in Deutschland wurde in München erfunden, nicht in Berlin. Quod erat demonstrandum!
Liest sich wie eine kleine Liebeserklärung. Bayern lebt die angenehme Symbiose zwischen Laisser-faire und sanftem Regelwerk. Man gewinnt den Eindruck, daß Zugereiste sich in Bayern mehr dem Land anpassen, während in Nordrhein-Westfalen sich das Land den Eingewanderten anpasste, beides mit entsprechenden Ergebnissen. Der Bayer ist selbst-und identitätsbewußter. Das erkennt der Fremde an, und fügt sich, er integriert sich. Grüne Zungen würden den Bayern als rückschrittlich und national bezeichnen, denn ihr Ziel ist es gerade diese Haltung abzuschaffen, um Raum für fremde Kulturen zu schaffen. Dialekte, die Unterschiede und Variationen von Volksstämmen in den von Ihnen angesiedelten Gebieten, ist ein Stück Menschheitsgeschichte, interessant und lehrreich zugleich. Für den Eingeborenen ein Stück Geborgenheit und Zugehörigkeitsgefühl. Das zu bewahren, ist eine kulturelle Leistung, und sollte nicht stigmatisiert werden. Es findet, wie Sie bereits selbst feststellten, immer eine natürliche Assimilation von Neuzugängen statt. Neue ‘Reingeschnupfte’ führen zur Auffrischung des Gen-Pools. Weder Abschottung noch forcierte Migration liegen im Interesse der Menschheitsentwicklung, sondern eine natürliche ‘Melange’ . Bayern ist schön, fast so schön wie die Pfalz! Schönen Nikolaus.
Lieber Herr Bonhorst, ganz herzlichen Dank für Ihren geradezu liebevollen Text über Bayern und seine Bevölkerung, der mir „hoiberten“ Bajuwaren (mütterlicherseits) sehr gut getan hat. Und da ich ab und an das Bayrische Fernsehen mir oschaug, etwa Musiksendungen wie die einzigartigen „Brettlspitzen“ und die „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ (mein preissischer Vater dad si im Grab umadumdrahn), ist mir aufgefallen, daß die Bayern Liedtexte vortragen, die man in anderen Sendern (preissischen) – ooooohhhhh Gooot – nicht senden würde, so sexistisch und un-dschendermäßig sind diese oft!
Da gehören doch noch zwoa Schmankerl oagehoange. Der Vorsitzende der SPD Fraktion Eberhard Auer verhinderte die Ausweisung / Abschiebung des nach eigenen Angaben staatenlosen (keine Papiere) Migranten Adolf Hitler. Die Landbevölkerung in Lederhosen und die Lederhosengläubigen aus Borussia etc. haben die Städte okkupiert, deren vornehmes Unterscheidungsmerkmal von vorher näher bezeichneten, immer die lange Hose war .
Jo mei, jetzt lebens scho so lang in Bayern und hams immer no net gspannt, dass erst der Kini Ludwig I den Baiern des Y eini brockt hod! Nicht alle Bayern sind Baiern. Baiern sind Oberbaiern, Niederbaiern und Oberpfälzer, der Rest sind Franken, Schwaben und Zuagroaste verschiedenster Herkunft, wobei die heimatvertriebenen Egerländer auch Baiern waren. Baiern sind auch die Österreicher, Tiroler, die Samnauner in der Schweiz und die 273 Einwohner von Lusern im Trentino. Der Dialekt heißt Bairisch und seine Varianten Nord- Süd- und Mittelbairisch. Einen deutschen Dialekt „Bemisch“ hat es nie gegeben, zumal Deutschsprachige auch in Mähren, Tschechisch Schlesien und der Slowakei zu Hause waren und sich in ihren Dialekten an die benachbarten Österreicher oder „Reichsdeutschen“ anlehnten. Bemisch war vielmehr eine diskriminierende Bezeichnung für den starken Akzent der „Deitsch“ sprechenden tschechischen Muttersprachler.
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