Weniger Antisemitismus durch mehr erneuerbare Energien

Wahrscheinlich wäre Michael Blume gerne der "Beauftragte der Landesregierung von Baden-Württemberg für globale Dekarbonisierung und den Umgang mit Seltenen Erden" geworden, aber die Stelle gab es nicht. So musste er sich mit dem Job eines Antisemitismus-Beauftragten zufriedengeben und macht nun das Beste daraus.

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind. Etwa zur selben Zeit veröffentlicht das Simon Wiesenthal Center seine Top-10-Liste des real existierenden Antisemitismus. Heuer stehen auf der Liste neben dem Iran, der Hamas und der BBC – alles keine Überraschungen – auch zwei deutsche Institutionen, die Deutsche Welle und der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume.

Was die Deutsche Welle angeht, ist die Beweislage klar. Die DW ist ein antisemitischer Sumpf, und der Einzige, der es bestreitet, ist der Intendant des Senders, Peter Limbourg, der nicht mitbekommen hat, was hinter seinem Rücken passiert. 

Was den Antisemitismus-Beauftragten des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, angeht, ist die Lage eine andere. Man kann da durchaus geteilter Meinung sein. Ein "klassischer Antisemit" ist er jedenfalls nicht, er hat weder den Holocaust geleugnet noch stellt er das Existenzrecht Israels infrage. Man kann ihm allenfalls vorwerfen, dass er sehr krude, ungewollt witzige bis aberwitzige Ansichten über den Antisemitismus vertritt, die den Antisemitismus relativieren. Nicht verharmlosen, aber neu "kontextualisieren", wie es die Angehörigen der gebildeten Stände gerne sagen.

Ein Amateur, der sich selbst bewundert

Blume hat sich einiges Wissen angelesen, trotzdem hat er vom Antisemitismus keine oder gerade so viel Ahnung, wie ein Biologe haben muss, um eine Pusteblume von einer Orchidee unterscheiden zu können. Er ist ein dilettierender, wichtigtuerischer Amateur, der sich selbst bewundert.

Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie sich bitte den 62 Seiten langen „Bericht des Beauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus mit einem Überblick über den Sachstand und Empfehlungen zur Bekämpfung des Antisemitismus" an.

Nein, tun sie es nicht! Vergeuden Sie keine Lebenszeit! Es reicht, wenn Sie das letzte Kapitel lesen, das „Schlussplädoyer für vernetztes Denken". Denn das Beste kommt immer zum Schluss. Da stehen u.a. diese Sätze:

Wenn wir den Antisemitismus global und glaubwürdig bekämpfen, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einstehen wollen, dann muss dies auch stärkere Anstrengungen für die Wende zu erneuerbaren Energien und die Dekarbonisierung bedeuten. Die Verfeuerung fossiler Rohstoffe vergiftet nicht nur Umwelt und Klima, sondern verformt auch Gesellschaften, Staaten und religiöse Lehren ins Autoritäre. Gleichzeitig droht schon die Ausweitung neuer Abhängigkeiten etwa bei Seltenen Erden oder Coltan.

Ist doch lustig oder? Es kommt noch besser

Mit jedem Schritt zur Dekarbonisierung, der Förderung erneuerbarer Energien, von Bildung und der Verbesserung von Recycling können Akteure in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nicht nur den Umwelt- und Klimaschutz fördern, sondern auch Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Frieden und die Überwindung antisemitischer Propaganda. Idealerweise können wir baden-württembergisches Engagement mit globaler Verantwortung verknüpfen und auch damit für eine Welt mit weniger Zerstörung, Hass, Antisemitismus und Rassismus wirken.

Wahrscheinlich wäre Michael Blume gerne der „Beauftragte der Landesregierung von BW für globale Dekarbonisierung und den Umgang mit Seltenen Erden" geworden, aber die Stelle gab es nicht. So musste er sich mit dem Job eines Antisemitismus-Beauftragten zufriedengeben und macht nun das Beste daraus.

Das macht ihn nicht zu einem Antisemiten, es zeigt nur, wie weit ein präpotenter Schwätzer es in dieser Gesellschaft bringen kann, vorausgesetzt, er hat den Phrasen-Katalog der Bessermenschen von A wie Akteur bis Z wie Zivilgesellschaft auswendig gelernt. Wünschen wir ihm viel Glück und viel Segen auf all seinen Abwegen.

Foto: Dr. Michael Blume/Council of Europe CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Thomas Hechinger / 02.01.2022

@ Markus Michaelis. War es nicht auch in den Ländern des real existierenden Sozialismus so, daß man in jeder wissenschaftlichen Arbeit, ob es sich nun um Quantenphysik, endotherme Reaktionen, die Stadt im Mittelalter, die Liebeslyrik Walther von der Vogelweides oder die Mutation von Coronaviren handelte, irgendwo ein Zitat von Marx oder Lenin, zeitweise auch von Stalin, unterbringen mußte? Es konnte doch gar nicht sein, daß diese großen Denker zu einem dieser Themen nichts, aber auch gar nichts gesagt hätten.

Alex Schindler / 02.01.2022

Wenn Du ein Hammer bist, ist jedes Problem ein Nagel ... aber ehrlich, der Typ ist sogar zu dumm, um ein Hammer zu sein. 5 Meter Feldweg wären noch beleidigt. Jesus ... .

Reinmar von Bielau / 02.01.2022

Naja für einen Dogmatiker passt eben irgendwie Alles in ihr Dogma. Für einen Normalo ist das komplett Gaga, aber das stört den Dogmatiker nicht. Für mich sieht das Ganze eher aus, wie eine psychische Störung.

Elias Schwarz / 02.01.2022

Das ist cool. In Antarksis, wo warscheinlich keine Windräder stehen, ist Antisemitismus besonders kritisch.

Paul Siemons / 02.01.2022

Ich nutze die Gelegenheit, wieder einmal ins Gedächtnis zurück zu rufen, dass mit dem weltweiten Schwund von Piraten die globale Durchschnittstemperatur drastisch gestiegen ist, Während es 1820 (geschätzt) etwa 35.000 Piraten gab, bei einer Jahrestemperatur von 14,3 Grad im Durchschnitt, gab es im Jahr 2000 nur noch 170 Piraten bei einer globalen Durchschnittstemperatur von 15,9 Grad. Sollte das nicht zu denken geben?

Markus Michaelis / 02.01.2022

Das ist in der Forschung auch so und war schon immer so: wenn ein Begriff gerade politisch läuft, wird jede Forschungsarbeit selbstverständlich mit diesem Begriff garniert und Forschungsgelder beantragt. Das ist ganz normal und gilt für technische Gebiete genauso wie Sozialwissenschaften und alles andere. Im Moment sind ohne Frage Klimaschutz, Antisemitismus und Rassismus sehr wichtige Begriffe und es liegt daher nahe, diese auch zu verbinden. Ich bin mir sicher, dass Herr Blume nicht als erster auf die Idee kam. Etwas allgemeiner betrachtet, liegt das auch philosophisch im Zeitgeist. Dieser hat lange Listen positiv besetzter Begriffe, die sich alle gegenseitig ergänzen, nie im Widerspruch stehen und in ihrer Gesamtheit die gute Seite des Lebens und der Menschheit bilden. Auf der anderen Seite stehen alle gegensätzlichen Begriffe, die immer nur negativ sind. Alle guten Menschen kann man klar den guten Begriffen zuordnen, alle schlechten Menschen klar den schlechten, und die schlechten Menschen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie ein simplifiziertes Weltbild haben (Populisten). Soweit der Zeitgeist, Herr Blume liegt einfach nur voll im Trend.

H.Störk / 02.01.2022

Dr. Blume ist genau auf einem Gebiet Experte: dem “seid-fruchtbar-und-mehret-euch”-Effekt von religiösen Traditionen auf die Demografie. Bei seinen Forschungen zu diesem Thema hat er viele religiöse Minderheiten kennengelernt. Daraufhin hat irgendjemand in der grün-schwarzen Landesregierung gesagt “Experte für religiöse Minderheiten? Prima, wir brauchen gerade einen Antisemitismus-Beauftragten!”. Das Peter-Prinzip bei der Arbeit. Jetzt muß der arme Dr. Blume alles, was er erforschen will, zum Antisemitismus umdeklarieren, damit es zu seinem Job passt. Wenn er sich dafür interessiert, warum OPEC-Staaten zumeist keine Demokratien sind, dann muß der Handel mit Öl halt antisemitisch sein.

Gerald Schwetlik / 02.01.2022

Man fasst es einfach nicht mehr. Vollkommen bekloppt. Ich kann durch den Klimawandel nicht mehr richtig kacken und dadurch kommt mein bei Deutschen angeborenes Antisemitismus Gen an die Oberfläche. Touret mäßig erbreche ich Verfluchungen. Ich verbrenne deswegen zwanghaft dauernd fossile Brennstoffe, weil ich zur Entspannung laut schimpfend mit 250 km/h über die Autobahnen heize. Gibt es eine Impfung? Der Staat hat eine natürliche Verantwortung für seine Bürger.  Hilfäää!

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