Mehr Birne wagen! Oder: Demokratie ist keine Wissenschaft

Volker Angres hat sich für eine Live-Schalte eigens aus dem wohl klimatisierten Büro auf dem Mainzer Lerchenberg bemüht. Der Leiter der ZDF-Umweltredaktion und Träger zahlreicher Preise von Umwelt NGOs wie dem Umweltpreis des Naturschutzbundes, des deutschen Solarpreises oder des Medienpreises der deutschen Umwelt-Hilfe hat sich in die freie Natur bemüht, um den neuesten Bericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen bedeutungsschwanger “einzuordnen”. Der habe erwiesen, dass 23 Prozent der mensch-gemachten CO2-Emissionen auf die Landwirtschaft zurückzuführen sei. Immerhin seit 2009 ist Angres nicht mehr von den NGOs belobigt worden. Wenn er so weiter macht, ist ihm aber die nächste Trophäe sicher. 

Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass die NGOs gerade in der Woche das Thema Tierwohl auf den Schild gehoben haben und neben einer “CO2-Bepreisung” nun auch noch die Erhöhung der Umsatzsteuer auf Fleisch von den Preis verleihenden NGOs gefordert wurde. 

Angres’ Freiluftschalte erfolgt in die Frühstückssendung „Volle Kanne”, die sonst das erfolgreichste Schlagerduo Europas, “Die Amigos” zu Gast hat und den Ersten Vorsitzenden der Kleingartenkolonie Leipzig Südwest, Michael B. bei der Parzellenkontrolle in Shorts und Strohhut, bewaffnet mit einer Messstange für die maximale Heckenhöhe, begleitet. B. sagt: “Es geht um Leib und Leben. Man muss vorsichtig sein.”

Dass es um Leib und Leben geht, findet wohl auch Angres. Die Redaktion hat vor der Veröffentlichung des “IPCC”-Berichts schon über den Raubbau an unserem Planeten einen Einspieler produziert, um auf Angres’ Horror-Szenario einzustimmen. Die Nacherzählung erspare ich dem geschätzten Leser an dieser Stelle. Er/Sie/Es hat ohnehin keine Chance, dem vermeintlich publizistischen Dauerfeuer zu entgehen, das uns in letzter Konsequenz zu Fleisch verachtenden Veganern machen soll. Angres im Wortlaut (Auszug):

„Also ehrlich gesagt, das liegt jetzt wirklich auf dem Tisch. Von hunderten von Wissenschaftlern so bestätigt. Der Bericht ist von den Regierungen der Mitglieder des IPCC, es sind 195 Länder Mitglied, ist so angenommen worden. 

Also, es ist wirklich vorbei. Kein Mensch kann mehr sagen, habe ich nicht gewußt. Und keiner kann mehr sagen, nö findet doch nicht so statt. Ne, dieser Bericht, der legt wirklich die Zahlen auf den Tisch. Und jetzt muss die Politik wirklich handeln...” 

Wenn 1.000 Wissenschaftler einer Meinung sind...

Doch. Jeder kann sagen, dass das nicht stimmt. Denn die diversen IPCC-Berichte sind nicht, wofür Greta sie hält. Wenn 1.000 Wissenschaftler einer Meinung sind, ist das demokratische Entscheidungsfindung, aber eben keine Wissenschaft. 

Und wenn 195 Regierungen dem Bericht zustimmen, hat das auch mit Wissenschaft nichts zu tun. Sondern mit Politik und Demokratie. Und wenn man sich auf diese Art dem öffentlichen Diskurs mit den Kritikern entledigt, in allen 195 Ländern, ist das bedenklich. Denn auch die Regierungen von 195 Staaten stehen in einer Demokratie nicht mit einer Generalvollmacht da, die in diesen Staaten nicht eine andere Meinung erlaubt. Es ist nur die Summe der Mehrheiten. Mehr nicht. Oder, wie es der verstorbene Schriftsteller Michael Chrichton einmal formulierte: "Wenn es ein Konsens ist, ist es keine Wissenschaft. Wenn es Wissenschaft ist, ist es kein Konsens. Punkt."

Bevor jemand in Schnappatmung verfällt: Deshalb können die in dem Bericht aufgestellten Behauptungen trotzdem teilweise oder ganz richtig sein. Sie sind nur eben nicht wissenschaftlich bewiesen. Man kann sie glauben – oder aber eben auch nicht. 

Als wissenschaftlich widerlegt gilt eine Hypothese, wenn ein einziger Wissenschaftler das beweist. Dafür gibt es einen relativ komplexen Prozess, in dem der Wissenschaftler seine Hypothese durch andere überprüfen lassen muss. Wissenschaft lebt vom Diskurs, von Versuch und Irrtum und vom Wettbewerb. Wo der ausbleibt, wird der Irrtum wahrscheinlich und der Versuch bleibt aus. Neues Wissen wird nicht entdeckt, sondern vorhandenes, möglicherweise längst widerlegtes konserviert. 

Ein Wissenschaftler stellt seine Hypothese im Rahmen eines Aufsatzes oder eines Buchmanuskriptes vor. Vor Veröffentlichung überprüfen andere Wissenschaftler das Manuskript auf methodische Korrektheit und überprüfen die wissenschaftlichen Ergebnisse auf sachliche Fehler. Schon wenn die dem Autor von einem einzigen Kollegen nachgewiesen werden, wird die Veröffentlichung abgelehnt. 

Der Vergleich einer Prognose mit dem tatsächlichen Ergebnis

Im Fall der meisten Naturwissenschaften ist das einfach. Ergebnisse können im Labor, bei einem Experiment oder in der Mathematik entsprechend der Regeln wiederholt oder nachvollzogen werden.

Das geht bei der Klimawissenschaft nicht. Hier gibt es gleich mehrere Probleme: Die Zusammenhänge sind nicht durch Laborversuche oder physikalische Experimente zu wiederholen. Die Messungen in der Atmosphäre sind nur stichpunktartig möglich und müssen mittels Schätzungen hochgerechnet werden. Die Ursachen können nicht isoliert betrachtet werden, sondern nur in einem komplexen Ökosystem mit vielen sich ständig verändernden Komponenten. 

Wenn aber über das erwartete Ergebnis ohnehin Einigkeit besteht, ist die Gefahr groß, dass der “Wissenschaftler” nur die Faktoren erkennt, die es bestätigen und nicht die, die der Erwartung widersprechen. 

Im Grunde ist das Verfahren mit der in der Ökonomie üblichen Ceteris Paribus Klausel vergleichbar. Faktoren, die man für wenig einflussreich hält, werden als konstant angesehen und fallen in der ersten “Differenzierung” des Modells raus. Faktoren, die man nicht kennt, werden per se als Konstante und irrelevant definiert.

Die einzige Möglichkeit, solche Modelle – und die Klimamodelle sind solche – zu überprüfen, ist der empirische Test: Der Vergleich einer Prognose mit dem tatsächlichen Ergebnis. Ist die Prognose eingetreten, kann die Hypothese als bewährt gelten. 

Merkwürdigerweise berichtet der Weltklimarat aber nie darüber, ob die bisher gemachten Prognosen eingetreten sind sondern stellt immer neue auf. Dabei ist die Vergleichbarkeit zwischen alten und neuen Prognosen nicht gegeben. Das nährt den Verdacht, dass die Prognosen der vergangenen Jahre doch nicht eingetreten sind. Das Schlüsselwort heißt Transparenz. 

Eine olle Kamelle 

Der Weltklimarat macht sich nicht die Mühe einer transparenten, nachvollziehbaren Berichterstattung. Prognosen werden nur mit dem realen Verlauf verglichen, nicht aber mit der ursprünglichen Prognose. 

Die sogenannten Berichte werden verhandelt wie politische Gipfel-Beschlüsse. Und sie dienen politischen Kommunikationszielen und nicht der Verbreitung neuer Erkenntnisse. Im jetzigen “Sonderbericht” geht es um die Landnutzung. Der Weltklimarat will uns das Fleischessen verbieten. Die Nachricht, dass die Fleischproduktion mehr CO2 produziert und zudem Methan entsteht, rechtfertigt keinen Sonderbericht. Sie ist eine olle Kamelle. 

Dem demokratischen Prozess des IPCC fehlt allerdings eine wesentliche konstitutionelle Eigenschaft: der Minderheitenschutz und der Respekt vor der Meinung Andersdenkender. Die werden systematisch totgeschwiegen und ignoriert – um es vorsichtig auszudrücken. Einzelne Wissenschaftler, die mit den Ergebnissen nicht übereinstimmten, wurden sogar im Rahmen der Mehrheitsentscheidungen explizit als Co-Autoren genannt und mussten das gerichtlich unterbinden. 

Wenn die “unbequeme Wahrheit” (Klimapapst Al Gore) so schlüssig zu beweisen ist, warum unterwirft man sie nicht einem wissenschaftlichen Diskurs und stellt sich der Kritik? Die müsste doch zu widerlegen sein. Mit links. Mit rechts wäre ja political incorrect. 

Rat heißt übrigens auf russisch Sowjet

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Leserpost

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Sabine Schönfelder / 11.08.2019

Die Temperatur steigt nur an einer Stelle, und um das nachzuweisen, existiert bereits ein hervorragendes Instrument, das Fieberthermometer. Das sollten sich die Klimahysteriker des IPCC in die fiebrigen Hinterteile stecken und sich danach geschlossen in eine mehrjährige Quarantäne begeben. Denn nicht die Welt läuft aus dem Ruder, sondern die Ideolgen des IPCC. Sie verlieren völlig den Überblick und die Contenance!

Volker Kleinophorst / 10.08.2019

Einheitsmensch, Einheitsmeinung, Einheitsfraß. Wer glaubt immer noch, dass die Errichtung einer kommunistischen Öko-Diktatur mit “Neuen Menschen” für Europa und die USA (am liebsten natürlich weltweit) nur eine Verschwörungstheorie ist? Einige die Gleicher sind, gibt es - is klar - natürlich immer. Aber seien wir beruhigt. Von Uns ist keiner dabei, außer vielleicht, er war hilfreich. Filmtipp: Der ziemlich komische aber auch visionäre “Demolition Man” mit Sandra Bullock und Sylvester Stallone. Auf Stallone warten wir noch. Ist wohl noch im Cryo-Gefängnis oder im Häkelkurs.

Gerhard Döring / 10.08.2019

Wenn die Konjunktur schwächelt helfen nur Steuererhöhungen und Arbeitsplatzabbau.Was nicht produziert wird braucht auch nicht verkauft werden und das was produziert wird mit wenigen ist wie eine unproduktive Rationalisierung.Jeder hat eine Change und wer versagt sollte kein Fleisch konsumieren.Am Ende gibt es nur noch Bürger in Musterfarmen.Ich kann es nicht mehr ernst nehmen.

Helmut Driesel / 10.08.2019

Unser Planet umkreist seit 4 Mr. Jahren die Sonne und diese umrundet in einer Art gigantischer Turbulenz mit anderen Sternen die Galaxie, wobei in jeder neuen Runde veränderte Bedingungen auf ihrem Wege liegen. Der “Lebenslauf” dieses Geschehens ist nicht in einer zuverlässigen Weise periodisch, so dass man daraus Berechnungen oder nur Simulationen des künftigen Klimas ableiten könnte. Das ist genauso real, wie morgen früh eine Supernova oder ein Gammablitz unsere Atmosphäre fortblasen könnten. Fleischfresser kann es auf einem Planeten naturgemäß weniger geben als Pflanzenfresser. Aber auch Pflanzenfresser kann es nicht beliebig viele geben, ganz besonders nicht, wenn die Vielfalt der Natur erhalten werden soll. Deswegen verschwindet das Problem nicht dadurch, dass die Fleischfresser verteufelt werden. Sondern es muss ganz konkret entschieden werden, wie man die Anzahl der Individuen in dem verfügbaren Lebensraum begrenzt. Und da ist es nur ein kleiner Schritt bis zu dem Punkt, wo Kriege damit zu rechtfertigen sind, oder auch Euthanasie und Zwangssterilisation. Die Politik wird mit oder ohne Klimapanik unweigerlich an diesem Punkt anlangen. Und die dann fälligen Diskussionsbeiträge einiger markanter Staatschefs dazu kann ich mir lebhaft vorstellen.

Rolf Lindner / 10.08.2019

Es droht die Versteppung der Sahara, wie in der Zeit, als weniger Eis auf der Erde war und Menschen in der Sahara lebten. Es ist erstaunlich, wie viel Menschen damit beschäftigt sind, festzustellen, dass die Atmosphäre wärmer geworden ist und deren Temperatur sich dem mittelalterlichen Klimaoptimum nähert.

Steffen Huebner / 10.08.2019

Was sind schon tausend dieser sog. “Wissenschaftler” (wieviel sind überhaupt vom vom Fach?) und 195 absegnende Regierung? -  Mehrheiten können durch alles mögliche zustande kommen (Karrieredenken, linientreue, Ideologie, Konformismus…) und sind kein wissenschaftlicher Beweis. Mehrheiten haben auch vor Kopernikus behauptet, die Erde sei der Mittelpunkt des Sonnensystems und eine Scheibe. Und das der IPCC Klimadaten in seinem Sinne schon früher manipuliert hat, ist seit spätestens 2009 bekannt, wurde aber von den deutschen MSM weitgehend unter dem Teppich gekehrt. Hacker hatten damals Daten vom Server der Climate Research Unit der University of East Anglia kopiert und rd. 3000 interne E-Mails und 72 Dateien fanden sich plötzlich öffentlich im Internet wieder. Der Skandal: In den E-Mails tauschen sich prominente Klimaforscher darüber aus, wie Datensätze so verändert werden, dass sie zur offiziellen Theorie passen, und wie kritische Kritiker boykottiert werden können. Noch Fragen?

Karsten Dörre / 10.08.2019

Die Landwirtschaft soll auf das vorindustrielle Zeitalter zurückgefahren und der Sojaanbau und Palmölplantagen verringert werden. Wer ein wenig Grips im Gehirn hat stellt erstaunt fest: Soja und Palmöl? Soja und Palmöl sind DIE Nahrungsmittel der Zukunft. Mit (krankmachenden) Palmöl wird schon seit längerem so gut wie alles verfettet, da tierische Öle gegenüber Palmfett zu teuer. Soja ist das neue Fleisch und die neue Wurst. Irgendwie beisst sich da was in den Schwanz, vermutlich ist der Schwanz gefühlskalt oder man lutscht noch. Mehr Gemüse soll es geben. Hoffentlich aus der Region. Und die Regionen, die zuviel Einwohner auf 1km² haben gucken dumm aus der Wäsche (weil zu wenig Anbaufläche) oder erhalten per Elektro-Rohrpost Tiefkühlgemüse von anderswo. Je mehr Untergangsmeldungen in kürzeren Abständen kommen, um so lächerlicher macht sich der Wahnsinn. Ich bin zuversichtlich, dass der Wahnsinn bald ein Ende haben wird. Und ich ahne schlimmes für Greta: Revolutionen fressen ihre Kinder.

G. Schilling / 10.08.2019

Auch bei Galileo Galilei waren alle maßgeblichen Wissenschaftler einer Meinung.

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