Henryk M. Broder / 13.03.2021 / 10:00 / Foto: Acgut.com / 48 / Seite ausdrucken

Mehr Antisemitismus-Fachstellen, mehr Antisemitismus?

Es gibt im Land Brandenburg eine kleine "Gesetzestreue Jüdische Gemeinde", die 1999 von Migranten aus Russland gegründet wurde. Da sie weder dem Zentralrat der Juden angehört, noch als Körperschaft des Öffentlichen Rechts anerkannt ist, gibt es auch keine verlässlichen Angaben darüber, wie viele Mitglieder sie zählt. Es dürfte eine Zahl zwischen 100 und 200 sein. Vielleicht mehr, vielleicht weniger.

Aber darauf kommt es nicht an. Die "gesetzestreuen Juden" bekommen keine Staatsknete, weder vom Bund, noch vom Land Brandenburg und auch nicht vom Zentralrat. Dafür leisten sie sich unorthodoxe Gedanken. Zum Beispiel: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Antisemitismus-Beauftragten – 14 von 16 Bundesländern haben einen, Berlin sogar drei – und der Zunahme der antisemitischen Zwischenfälle in den letzten Jahren? 

In einer Pressemitteilung vom 12.3. der GJG Brandenburg heißt es:

Seitdem die regierenden Politikerinnen und Politiker bundesweit Personalstellen für Antisemitismusbeauftragte eingeführt haben, verzeichnet man in der Bundesrepublik Deutschland einen drastischen Anstieg des Antisemitismus auf allen Ebenen.

Die deutschen Steuerzahler bezahlen für die Antisemitismusbeauftragten jährlich mehrere Millionen Euro. Allein das Land Brandenburg hat im Jahr 2020 182.740,- € für die Finanzierung der „Fachstelle Antisemitismus“ ausgegeben.

Gleichzeitig haben antisemitische Straftaten in Brandenburg auch im Jahr 2020 deutlich zugenommen. Laut Polizeistatistik gab es im Jahr 2020 147 antisemitische Straftaten, 48 mehr als im Jahr zuvor. 2018 wurden 95 Straftaten gemeldet, darunter drei Angriffe auf Objekte jüdischen Lebens.

Ähnlich sehen die Zahlen in den anderen Bundesländern aus.

Damit zeigt sich, dass die staatlich finanzierten Antisemitismus-Fachstellen für die Juden in Deutschland zumindest nichts bewirkt haben und das Projekt Antisemitismusbeauftragte eine rein politische und für die Sache völlig nutzlose Aktion ist.

Sinnvoller wäre es, das vergeudete Geld für  Rabbinerstellen und für den Aufbau und die Aufrechterhaltung eines dringend notwendigen und auf Dauer unverzichtbaren Wachschutzdienstes bei der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde Brandenburg einzusetzen.

Vielleicht ist an dem Gedanken ja was dran. So wie es eine Korrelation zwischen der Anzahl der Sozialhilfeempfänger und der Anzahl der Sozialarbeiter gibt, die dafür bezahlt werden, dass sie Sozialhilfeempfänger betreuen. Ergebnisoffen nachdenken wird man ja noch dürfen. Seit dem Auszug aus Ägypten vor etwa dreieinhalbtausend Jahren ist Nachdenken der jüdische Nationalsport. Nicht, dass es jemals viel genützt hätte, aber Spaß gemacht hat es immer. 

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Hans-Peter Dollhopf / 13.03.2021

Liest man auf der Webseite der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde Brandenburg, “seit 1990 haben ca. 4600 von ca. 6600 aufgenommenen jüdischen Zuwanderern – überwiegend ältere Menschen - das Land Brandenburg wieder verlassen ... - ca. 90% der noch gebliebenen jüdischen Emigranten sind arbeitslos”, stutzt man, da die Arbeitslosigkeit im Land bei 8 % liegt. Was ist da los? Die Gemeindegründung ist mit der Person des Rabbiners Halberstadt verknüpft, der vor der Auslöschung durch die braunen Horden Vorstand der Adass Jisroel-Gemeinde, in Berlin war. Die Frau wurde im KZ ermordet, doch der Sohn rettete sich nach Britisch-Palästina. (Wiki:) “Auf seine Initiative hin wurde im Jahre 1999 der Bund gesetzestreuer jüdischer Gemeinden Deutschlands, ein in ähnlicher Form bereits in den Jahren 1919 bis 1938 bestehender Zusammenschluss orthodoxer Austrittsgemeinden wiedergegründet.” Wichtig ist, es handelt sich um sogenannte Austrittsgemeinden nach dem Preußischen Austrittsgesetz vom 28. Juli 1876, welches das (Wiki:) “Autonomiegesetz von 1847, das den Juden nur eine jüdische Gemeinde pro Ort zugestand und die Juden verpflichtete, ihr anzugehören”, wodurch orthodoxe Juden sich nicht mehr dem liberalen Trend der Einheitsgemeinde beugen mussten. Die beiden Neugründungen in Berlin und Potsdam sind von Josef Schusters ZdJ unabhängig. Man erinnere, wie der Staat Bayern Frau Knoblochs Gemeinde in München gefördert hat, sodass sich Söder von ihr sogar zu einer AntiAfd-Wahlveranstaltung mit Gesang in die Hauptsynagoge einladen ließ(19.9.2019). Die Frage ist hier: Erträgt es Deutschland, wenn Juden auf Authentizität Wert legen und nicht auf Verfügbarkeit für die Politkaste? Gilt Empowerment nur für zugezogenes “Gold”, über das Karl Lagerfeld meinte: “Wir können nicht, selbst wenn Jahrzehnte zwischen den beiden Ereignissen liegen, Millionen Juden töten und Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen”?

Karl-Heinz Vonderstein / 13.03.2021

Vielleicht wollen ja die Antisemiten, dass die Antisemitismusbeauftragten in den 14 Bundesländern genug zu tun haben…..kleiner Scherz!

Caroline Neufert / 13.03.2021

Querdenken - mehr Tests, mehr Inzidenzen ...

Karla Kuhn / 13.03.2021

“Mehr Antisemitismus-Fachstellen, mehr Antisemitismus?”  Erinnert mich fatal an “Mehr TESTEN, mehr CORONA”  Ich frage mich ernsthaft, sind das ALIBI FACHSTELLEN ? Die sollten sich lieber ERNSTHAFT fragen, WARUM der Antisemitismus zugenommen hat. Den “Räächten”  kann es wohl immer weniger in die Schuhe geschoben werden, denn offenbar sind in den Augen von vielen POLITIKERN der “Einheitsparteien !  die meisten “RÄÄCHTEN” bei der AfD und diese “paar Hanseln” eignen sich nun mal schlecht zum empören. Aber auch die vielen “Corona “LEUGNER” gehören zu den Räächten, nur sind die meisten davon dummerweise KEINE ANTISEMITEN !  Aber auf den Grund gehen, würde offenbar von Merkel als “nicht hilfreich” eingestuft, stehen die “Täter” vermutlich genau so fest wie die “seuchenartigen Viren” und die “ZIG MUH TANTEN. ” Abgeshen davon “braust” doch lt. dem Typen der allgegenwärtig zu sein scheint in den Quatschrunden, die dritte Welle auf uns zu. Ich höre sie schon rauschen. Wie erkennt ma eigentlich einen VOLLJUDEN?” Herr Broder hat ein markantes Gesicht, der Schalk sitzt in seinen Augen, soll das typisch jüdisch sein ? Mein OPPENHEIMER Stiefopa , den ich leider nur vom Foto kenne, war ein ausgesprochen gutaussehnder Mann mit einem Schnauzer.  Die einzigen Juden , die ich sofort erkenne, sind die mit den Zöpfen und dem schwarzen Hut. Sie sind offenbar in Deutschland wenig vertreten, ich kenne sie nur aus Sendungen über Israel.  Ich fühle mich übrigens von MERKEL diskriminiert, weil sie mich, wie die anderen Deutschen als “DIEJENIGEN, DIER HIER SCHON LÄNGER LEBEN” disqualifiziert . WARUM hat der Antidiskriminierungsstellenvorsitzender Merkel noch nicht abgemahnt ! (oder hat er ?) ICH, z.B. BIN DEUTSCHE STAATSBÜRGERIN.

Jochen Brühl / 13.03.2021

Seit dem wir den fanatischen Kampf gegen Recht führen, ausgehend vom “Aufstand der Anständigen” nach einem Synagogenbrand in Düsseldorf vor über 20 Jahren, von dem längst bekannt ist, dass ihn Muslime zu verantworten haben, haben wir auch immer mehr Rechtsextreme in diesem Land. Zumindest nach linksextremistischer Auslegung der Amadeu-Antonio-Stiftung und der tief gestaffelten Stiftungs-und NGO-Industrie um sie herum. Das kann auch gar nicht anders sein, sonst würde die Daseinsberechtigung für die zehntausendfach fehlausgebildeten Kämpfer*innen gegen rechts entfallen, welche arbeitslos würden und müssten sich auf dem freien Arbeitsmarkt mit den Geschwätzwissenschaftsabschlüssen eine Job suchen. Da sie das wissen, werden sie immer fanatischer in ihrem Kampf gegen den politischen Akteur namens AFD, der eine unabweisbare Gefahr für dieses staatlich alimentierte Auskommen in der Zukunf ist. Leider finden sie dafür Unterstützung vom Merkelsystem in der Union und die dortigen Gegner schaffen es nicht, sich gegen diese Implentierung einer neuen DDR zu wehren. So spaltet man die Gesellschaft da, wo es nicht passieren darf. Bei der steuerzahlenden Kaste außerhalb des staatlichen Sektors bzw. des von diesem finanzierten Sektors (s.o.).

Ralf Berzborn / 13.03.2021

Alleine der Schein zählt , je größer und heller der (Heiligen.-) An .-Schein umso mehr lenkt er von seinem Träger ab .

Werner Arning / 13.03.2021

Wenn ich für jedes tot abgelieferte Kaninchen eine Belohnung bekomme, dann züchte ich heimlich Kaninchen. Wenn mithilfe jeder antisemitischen Tat mein Arbeitsplatz sicherer wird, dann „entdecke“ ich sehr viele Antisemiten. Dann lasse ich es von Antisemiten nur so wimmeln. Und wenn ich offizieller Flüchtlingshelfer bin und mir dieses ein auskömmliches Leben beschert, dann wünsche ich mir, bitte schön, massenhafte Zuwanderung.

Roland Stolla-Besta / 13.03.2021

Sehr verehrter Herr Broder, die letzten beiden Sätze Ihres Artikels sind zwar leicht ironisch, wie ich es an Ihren Texten so liebe – am besten sind sie, wenn sie sehr ironisch sind – , aber tatsächlich ist das Nachdenken doch mehr als nur ein „jüdischer Nationalsport“, warum denn haben Juden überproportional die meisten Nobelpreise erhalten, abgesehen von den Micky-Maus-Preisen für Literatur und Frieden? Und als mehr oder weniger guter und überzeugter Christ bin ich fasziniert von der alleine schon literarischen Qualität des Alten Testaments und dem diskursiven Niveau des Talmud, soweit ich dieses Mammutwerk auszugsweise kenne.

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