Gunter Weißgerber / 30.09.2023 / 10:00 / Foto: Achgut.com / 10 / Seite ausdrucken

​​​​​​​Mehr Anarchie, die Herrschaften!

Empört euch! Dieses Mal ruft das kein Linker. Es wird ihm also kein weltweites öffentliches Podium geboten werden. Was ein Stephan Hessel 2010 durfte, darf ein Wolfgang Herles noch lange nicht. 

Hessel blies seine Aufforderung ohne politische Richtungsvorgabe drauflos ins Diesseits, wohl annehmend, dass nur edle Linke sich als Adressaten sehen könnten? Sowas funktioniert nicht. Auch Musiker mussten schon lernen, dass ihre Lieder in jedem politischen Lager Gefallen finden können und dort bei Bedarf gejohlt werden. Hessel machte auf Zauberlehrling, ohne zu schauen, wer ihn erhören würde. Er weckte nicht nur die üblichen Verdächtigen in der linken und heute woken Blase, auch viele Bürgerliche, Konservative und der Front National empörten sich seither. Nicht nur in Frankreich. 

Noch einmal zum Mitlesen: Ein jeder konnte sich von Hessel aufgerufen fühlen. Ob Linksaußen, Rechtsaußen, Woke, Konservative, linke Demokraten, rechte Demokraten, Schulkinder ohne Berufsabschlussziele, Studienabbrecher, die Liga der Weltverbesserer, das Bildungsbürgertum – Empörte gibt es sehr viele, und täglich produziert die Transformationspolitik weitere Empörte. Die nach oben offene Empörungsskala ist Einladung und Sorgenturm zugleich.

Zu Beginn meiner Rezension muss ich meiner eigenen Empörung über Wolfgang Herles‘ Startlochposition mit dem Kapitel „Das Ende der Bonner Republik und ihr Erbe“ (Seite 15–25) Ausdruck geben! 1989 stand für die Bundestagswahl 1990 Oskar Lafontaine als kommender Bundeskanzler in der Tür. Wolfang Herles müsste das noch wissen. In seinem „Bonn direkt“ im ZDF warnte er immer vor dem linken und ökonomisch verdrehten Napoleon von der Saar. 

Lafontaines rot-grüne Chancen auf die Kanzlerschaft 1990 waren sehr groß. Ohne Friedliche Revolution und Deutsche Einheit wäre die heutige hirntote Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik viel eher auf die alte Bundesrepublik eingestürzt. Lafontaines Wahlprogramm 1990 lautete „Der neue Weg – ökologisch, sozial, wirtschaftlich stark“.  Lafontaine wollte mit der SPD schon damals die Bundesrepublik umdrehen. Herles wusste und weiß das, und doch beklagt er die Deutsche Einheit, die seinen Brüdern und Schwestern die Freiheit in Einheit in der Sicherheit der NATO brachte? Andersherum, lieber Wolfgang Herles, die Ostdeutschen grätschten dem Napoleon von der Saar in die linksgrünen Beine und verhinderten für die nächsten wenigstens fünfzehn Jahre eine Entwicklung, die wir nunmehr gemeinsam beklagen. Lieber Wolfgang Herles, bedanken Sie sich besser bei vielen Ossis, die die Bundesrepublik etliche Jahre vor Schlimmerem bewahrten. Mit Lafontaines ökotransformatorischer Linie setzte ich mich bereits 1990 auseinander: „Die SPD und die Zwangsläufigkeit ihrer Wahlniederlage oder Die Blauäugigkeit der SPD

Es gab zu wenige Ossis

Richtig ist, diese Ossis waren in der Bundesrepublik relativ an der Bevölkerungszahl von nunmehr 82 Millionen 1990 zu wenige, und sie wurden immer weniger. In die Deutsche Einheit brachten diese Ossis nicht nur ihre Vorstellungen von Freiheit, Demokratie und Sicherheit ein, sie hatten im Rucksack zwangsläufig die Kommunisten, die sich ab Herbst 1989 Sozialisten nannten, die MfS- und KGB-Leute, die sich sofort mit den Westgrünlinken und Alt-68ern zwecks Transformation verschmolzen. 

Erich Loest ließ dazu in „Ratzel speist im Falco“ unter "Den Staat opfern, die Partei retten" Ratzel folgendes sagen:

Ratzel: „Wir haben den Staat und die Staatssicherheit abgegeben, denn die Stasi hat doch nichts mit der Partei zu tun. Wichtig ist, dass wir die Partei erhalten, das Parteivermögen retten und unsere Posten besetzen. Und wenn das Schwein fett genug ist zum Schlachten, übernehmen wir wieder die Macht.“

Auch das gehört zur Wahrheit, um die 15 bis 20 Prozent der Ostdeutschen wählten Wahl für Wahl die DDR-Partei SED/SED-PDS/Linke, vermeintlich Protest-wählend, in die Parlamente. Dabei wussten die meisten PDS-Wähler, das ihre Stimmenabgabe für die Partei Der Stasi und damit für die ewig-gestrigen DDR-Stützen und Hinterleute war. Nicht wenige unter jenen sind heute unter den Begrüßern des russischen Überfalls auf die souveräne Ukraine zu finden. AfD plus Wagenknechts Stoßtrupp plus große Teile der Linken sind Puzzlesteine der alten SED. Wer in den 90ern DDR wählte, der bekam die dann auch irgendwie. Die Bundesrepublik schmeckt heute oft schlecht nach DDR, siehe Netzwerkdurchsetzungsgesetz und Hinweisgerberschutzgesetz

Wie oben bereits von mir geschrieben: Ohne die Deutsche Einheit und die zwei Wiederwahlen Helmut Kohls wäre die Bundesrepublik schon in den 90ern ins Rutschen gekommen. Lafontaine durfte 1990 nicht Transformations-Kanzler werden. Weder Rudolf Scharping 1994 noch Gerhard Schröder wären Transformationskanzler geworden. Die „Moskau-Connection“ ist leider eine andere Geschichte. 

So, nach meiner Empörung folgt nunmehr mein Wohlwollen dem klugen und ansonsten logisch und rational argumentierenden Wolfgang Herles gegenüber. Wir leben (noch) in einer Demokratie und unterschiedliche Meinungen halten wir aus. Insgesamt kann ich „Mehr Anarchie, Die Herrschaften! – eine Anstiftung“ nur zur Lektüre empfehlen. 

Von nun an gings bergab: Eine kurze Geschichte der Berliner Republik 

(S.15–25) Wolfgang Herles arbeitet sich gewohnt in präganten Abschnitten durch seine Sicht der Ereignisse, Veränderungen und Folgen. Die Streitkultur in der Bonner Republik war aus anderem Holz, schreibt der Medien-Insider. Polit-Talks und Talkshoweinheitsbrei gab es noch nicht, es „wurde scharf gewürzt und nicht den Leberwürsten überlassen zu entscheiden, ob sie beleidigt worden sind. … Die Bonner Republik befand sich in einem steten Reform-Modus mit Reformstau, aber nie mit Reformverweigerung. Reformen binden alle ein, denn der Reform liegt der Gedanke zugrunde, das Bewährte zukunftstauglich zu machen. Aus dem Dissens fanden die Deutschen zum Konsens“.

Erfahrungsgeneration und Leistung sind die nächsten Stichworte des Stolzes auf die alte Bundesrepublik. 

Die Bonner Republik ist unwiederbringlich verloren wie die DDR. Die Ostdeutschen bekamen nicht das Erfolgsmodell, … In dem magischen Moment, in dem sie das Trugbild berührten, verblasste es. Nur die Hülle blieb: die Bundesrepublik Deutschland“. Meinen Widerspruch äußerte ich bereits. Die Sicherheit in der NATO allein war schon Grund genug für die Deutsche Einheit aus ostdeutscher Sicht. Und: Nur wer blind durch Ostdeutschland fährt, vermag das astronomisch bessere Wohnen, die astronomisch bessere Infrastruktur, die astronomisch bessere Umwelt nicht zu erkennen. Das Paradies ist es nicht, gemessen an den Lebensbedingungen in der DDR kommt durchaus Geruch von Paradies auf. Vor dem irdischen Paradies ist ohnehin nur zu warnen. Die Wege in irdische Paradiese führen immer durch Lager. Die grünwoke Transformationsidee ist übrigens genuin westdeutsch. Danke an die grünwokelinken Wessis unter uns!

Kohl, Schröder, Merkel, Scholz – eine vorläufige Schadensbilanz

(S. 26–43) Wolfgang Herles zieht eine direkte Linie von Helmut Schmidt zu heutigen Kanzlern. Schmidt sah sich noch als leitender Angestellter der Bundesrepublik, heute „versagen Kanzler als Krisenmanager und geben sich stattdessen als leitende Erziehungsberechtigte aus. Je weniger der Staat den Krisen gewachsen ist, desto mehr spielt er sich als moralische Instanz auf.“ Der Befund leuchtet ein, gerade vor dem Hintergrund, dass sie aktuelle Politik sich der Transformation verschreibt und die meisten Krisen vom oben herab selbst, moralisch irr begründet, auslöst.

Von Kohls langem Ende verbleibt Herles kurz bei Gerhard Schröder, dem er Statur bescheinigt und Deutschland als Kanzler „nicht in unsinnige Abenteuer“ stürzt. Schröders Sozialreformen bringen die Wirtschaft in Schwung, seine Nachfolgerin zehrt davon. (WH). 

Ist Angela Merkel die Rache der DDR oder verkörpert sie die Wiedervereinigung? Herles sagt: „Beides.“ Ich sage: stimmt. Merkel moralisiert die Politik und macht die damit nicht verhandelbar. „Das ist der Trick. Nach diesem Schema agiert Merkel 2015 auch in der Migrationskrise. Sie stürmt blind aus der Verantwortungsethik in die Gesinnungsethik.“ Blind würde ich ihr nicht unterstellen, eher Gerissenheit amoralischer Art.

„Teufelskreise und wie sich Deutschland lähmt“

(S. 44–65) Der Sezierer fährt schnörkellos die Teufelskreise ab. Staatstreue Bürger erleben unter Covid-Bedingungen den Staat als Feind, Werden Terroristen (Strack-Zimmermann) oder Geiselnehmer (Lauterbach) geziehen. Der Bundespräsident stellt sich nicht vor alle Bürger, sondern sondert auch aus. Die Kanzlerin stand No-Covid und Zero-Covid nahe. Weil das Regieren damit leichter war? Das Innenministerium ließ im März 2020 ein Panikpapier verfassen, die Wissenschaft wurde zur quasi regierungsamtlichen Wissenschaft. „Die Deutschen leben nun nicht mehr, um zu leben, sondern um nicht an Covid zu sterben.“ Die Grünen stehen ganz vorn bei den Freiheitsverächtern. Warum wohl? Der Virus schien ein Hilfsmittel zur Gesellschaftsveränderung zu sein. Die Hysteriewellen branden seitdem ohne Unterlass auf die Deutschen ein. Angst essen Verstand auf, würde ich sagen. 

Klimaschutzauflagen, Energiekosten, Steuer- und Abgabenlast – Deutschland ist der „kranke Mann Europas“. Teufelskreis Bildung, Zuwanderung, Verschuldung, immer mehr Aufgaben, Gesetze, Vorschriften, Transformation der Landwirtschaft, Absicherung im Alter, Mangel an Wohnraum – der selbstgeschaffenen Teufelskreise sind es viele. Und sie sind ineinander verschlungen.“ Der erzeugte Mangel an allen Ecken und Enden hat Methode.“

„Die neue Normalität – Lust am Untergang“ 

(S. 66–77) Die Verkettung von Krisen als Überlebensstrategie der neuen Republiksanleiter. Mit dem „Wir schaffen das“ werden Krisen unter Angstszenarien zelebriert und zur großen Krise verschmolzen. Die Grünen wollen diese nicht bewältigen, sie ist denen Mittel zum Zweck. Die große Transformation. Nach den Virologen sind die Klimaforscher auf dem hysterischen Plan. Selbst Hitze kommt nur noch als Gluthitze in Wetterberichten daher. Wenige warme Tage in Folge mutieren zu Hitzewellen. Waldbrände in anderen Regionen halten zur Bestätigung des hiesigen Wetters her. Ein echter Sommer ist eine echte Katstrophe. Die große Krise wird vom Krisenmanagement überwölbt. Die Realität kommt nur frisiert ins Kanzleramt und ins Schloss Bellevue. „Zum Apokalyptiker wird, wem es an Maß und Mitte mangelt. … Wieder fallen die Deutschen auf große Parolen herein“. 

Wolfgang Herles’ klarer Stil braucht keine Interpretationen und Beschreibungen anderer. Wer eine Fontäne leicht einprägsamen Betrachtungen und Argumenten zur Situation dieser Gesellschaft mit Untergangshang sucht, dem ist „Mehr Anarchie, Die Herrschaften!“ von Wolfgang Herles zu empfehlen. Herles kann für rationale Leute ein Genuss sein.

Der Inhalt

I. Von nun an ging’s bergab: Eine Kurzgeschichte der Berliner Republik
Das Ende der Bonner Republik und ihr Erbe
Kohl, Schröder, Merkel, Scholz – eine vorläufige Schadensbilanz
Teufelskreise – wie Deutschland sich lähmt
Die neue Normalität – Lust am Untergang

II. Das haben wir nicht verdient: Die große Deformation
Die Klimamacher und die Liebe zur Ideologie
Moral und Moralismus
Konformismus oder das Schweigen der Lämmer
Abschalten und andere Überlebensstrategien

III. Druck im Kessel: Von Aufbruch zur Rebellion
Resilienz, aber richtig
Wie wir mehr Demokratie wagen
Im Kulturkampf
Ungehorsam ist die erste Bürgerpflicht
Coda. Die Entfesselung des Bürgers

Der Kampf ist noch nicht verloren. Herles rät zu Dienst nach Vorschrift und stärkt die Diktion „Was nicht verboten ist, ist erlaubt!“. In Stichworten: Verschanzen Sie sich nicht in ihre Schutzräume – Mit mir nicht! – Beschweren Sie sich, wenn Sie sich beschwert fühlen! – Ignorieren Sie Verhaltensempfehlungen! – Nutzen Sie Möglichkeiten, Verbote und Gebote zu missachten – Werden Sie zu bürgerlichen Aktivisten! – Vergessen Sie, dass bürgerlicher Protest in die Nähe des Rechtsradikalismus gerückt wird – Auf einen Erlöser zu warten, wäre sinnlos – Nicht zu wählen ist keine Alternative – Mehr Unruhe tut not“ (S. 165–173).

Was empfiehlt Wolfgang Herles, wohin soll die Reise gehen? So verlockend der Gedanke an eine Parteineugründung, so schwierig ist der in der Realität umzusetzen. Nachhaltiger und wirkungsvoller scheint ihm die Veränderung bestehender Parteien. Herles empfiehlt, von den 68ern zu lernen und die Parteien von innen zu erobern. (S. 170–172). Gelbwesten auch in Deutschland? Demonstranten sind längst nicht mehr einfach nur als Rechtsradikale zu diskreditieren. Die Zeiten sind vorbei. Mit der steigenden Unübersehbarkeit der Demonstrantenzahlen ist es augenscheinlich die Bevölkerung, die auf die Straße geht. Die Transformationsregierung tut bekanntlich alles dafür. 

Momentan wird dieses Land von einer schlagkräftigen Minderheit deformiert, befindet Wolfgang Herles völlig zu Recht. Und „wir schwimmen auf der besten Titanic, die wir je hatten“. (S. 180–184). 

Der Anarchist als letzter Liberaler

Wir? Wer sind wir? Wir sind nicht Passagiere ... Wir haben vergessen, dass uns das Schiff gehört. Wenn wir die Mannschaft feuern wollen, müssen wir im schweren Wetter schon selbst anpacken. Das wäre keine Meuterei, sondern ein Rettungsversuch.“ (S. 183). Ohne den Geist der Anarchie wird sich nichts ändern, sagt Herles. Anarchie ist ein Mittel gegen Duldsamkeit. Anfang September war ich Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zum Thema Bauen, Wohnen, Wärmepumpe, GEG. Der Saal war voll. Die Besitzer von Wohneigentum und die Geschäftsführer von Wohnungsunternehmen, bisher normale Staatsbürger mit Hang zum Verständnis gesellschaftlicher Belange, waren einhellig der Auffassung, jetzt ist Schluss! Sie werden sich nicht an den Investitionswellen beteiligen. Und wenn das alle machen, hat der selbstzerstörerische Staat ein riesiges unlösbares Problem. Noch wird übrigens in Deutschland regelmäßig gewählt und der Druck im Kessel wird zunehmen. Den Regierigen ist das so klar wie völlig egal, dann müssen sie halt damit konfrontiert werden! 

Für Wolfgang Herles ist anarchisch das letzte Wort für frei. (S. 184). Und der bürgerliche Anarchist ist der letzte Liberale. 

Seit Ende der 70er Jahre ist mir Wolfgang Herles ein Begriff. Beileibe nicht jede Einschätzung teilte ich. Warum auch? Im Diskurs, im Spiel These-Antithese werden wir klüger. Meinungsfreiheit ist ohnehin grundsätzliche Bedingung. Eine Meinungsfreiheit, die es im Haltungsstaat DDR nicht gab, nicht geben durfte. Herles war nie Lakai der Oberen. Das spürten Brandt, Strauß, Schmidt, Kohl. Ein Herles wäre in der DDR Bautzenkandidat gewesen. In der Nicht-Haltungs-Bundesrepublik war sowas undenkbar. Heute leben wir in einer Haltungsrepublik (noch) ohne Bautzen. Warten die Deutschen das mit Bautzen erst ab oder werden sie anarchischer?

Nach 1990 war ich sauer auf ihn. Unsere Freiheit in Sicherheit schien ihn nicht zu packen. Auf die Idee, dass er dafür seinen Job beim ZDF aufgeben sollen, wäre ich nie gekommen. Die Herlesse fehlen heute in ZDF und ARD. 

Wolfang Herles: Mehr Anarchie, LMV 2023, 189 Seiten, ISBN 978-7844-3685-2

Gunter Weißgerber war Gründungsmitglied der Leipziger SDP. Für die SDP/SPD sprach er regelmäßige als Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90. Gunter Weißgerber war von 1990 bis 2009 Bundestagsabgeordneter und in dieser Zeit 15 Jahre Vorsitzender der sächsischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion (1990 bis 2005). Den Deutschen Bundestag verließ er 2009 aus freier Entscheidung. 2019 trat er aus der SPD aus. Die Gründe dafür erläutert er hier. Er sieht sich, wie schon mal bis 1989, wieder als „Sozialdemokrat ohne Parteibuch”. Weißgerber ist studierter Ingenieur für Tiefbohr-Technologie. Er ist derzeit Unternehmensberater und Publizist.

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Lao Wei / 30.09.2023

Sechszehn Jahre alternativlose Politik haben das Land an den Abgrund geführt. Jetzt folgt die Vollendung. Eine kommunistisch sozialisierte IM-Erika hat das Saatkorn der Demokratiezersetzung gelegt. Die dreiste Behauptung: „wir schaffen das“ wurde nie hinterfragt. Wer ist gemeint? Was ist gemeint? Die schweigende Mehrheit steht staunend daneben. Germanische Dekadenz im Endstadium.

Timo Seintrupp / 30.09.2023

Im Grunde ist das alles schon gesagt worden - und auch schon von fast allen mit Verstand. Auch die Kritik an Herles, der zumindest früher eine starke Arroganz gegenüber dem Osten hegte, kann ich nachvollziehen. Inzwischen scheint er begriffen zu haben, dass der “Durchschnittsossi” aus Erfahrung viel feinfühliger gegenüber ideologischer Übergriffigkeit ist als der - sorry - durchschnittlich doch her bräsige Durchschnitts-Wessi (m/w/d). Zwei Anmerkungen noch. Zunächst eine Teil- Verteidigung Lafos: Irrlichternde Migrationspolitik(verweigerung) hat er m.W. stets bekämpft; in dem Sinne ist und war er im Gegensatz zu irgendwelchen studienabgebrochenen Eskens und Kühnerts traditioneller Sozialdemokrat. Dass er sich gerade mit der einstigen “Du-kommst-hier-nicht-raus”-SED,, gewandelt zur “Alle-dürfen-rein”-Linkspartei zusammengeschlossen hat, dürfte er längst bereut haben. Aber Anfang der 2000er war das kein so relevantes Thema. Und noch eine ironische Beobachtung, dass nämlich Ihr-wisst-schon-wer in derselben Stadt wie H. Schmidt geboren ist. Charakterlich völlig gegensätzliche Typen. Verantwortungsethiker vs. Gesinnungsethikerin; es wurde erwähnt. Klare Sprache vs. einschläferndes Geseier. Und was marginal erscheint, aber m.E. am besten den Gegensatz zwischen seinem Charakter und ihrem “Charakter” zeigt: Er hat sich mit Hinweis auf hanseatische Traditionen nie mit Lametta behängen lassen, sie jedoch mit Inbrunst. Man verstehe mich richtig: Beide waren/sind extrem eitel und selbstgefällig. Aber bei H. Schmidt fehlte dieses abstoßende Schauspiel von Pseudo-Demut. Seine Ordens-Ablehnung hatte eher was von “habe ich nicht nötig”. Jene jedoch heischte und heischt nach jedem kleinen Zipfelchen von Lob, dabei - intellektuell trotz aller rein formalen Intelligenz letztlich doch gescheitert - (dauerhafte) öffentliche mit veröffentlichter Meinung verwechselnd und somit groteske Dinge veranlassend.  O.K., ich schweife ab. Aber Besagte ist schon ein sozialpsychologisches Phänomen.

sybille eden / 30.09.2023

” Ich ziehe einen liberalen Diktator einer demokratischen Regierung, der es an Liberalismus mangelt, vor.” Jawoll, ich auch !!!

Reinmar von Bielau / 30.09.2023

Oh man. Also wenn Verschwörungstheorien, dann richtig. Sowas Krudes habe ich hier noch nie gesehen. Zumindest amüsant zu lesen und den Kopf zu schütteln.  Alles in einen Topf werfen, umrühren und fertig. Da kann man auch gleich die Eingeweide einer Ziege interpretieren und daraus die Zukunft ableiten.

Benedikt Diller / 30.09.2023

Sehr geehrter Herr Weißgerber, Hauptursache für den Untergang der alten Bonner Republik (und ihr Erfolgsmodell) war die Massen- einwanderung der 16 Millionen Wirtschaftsasylanten aus dem Tal der Ahnungslosen. Die sog. friedliche Revolution von 1989/90 war Helmut Kohls 2015 und Merkels großes Vorbild. Sie war eben doch immer nur Kohls Mädchen.

Hans Bendix / 30.09.2023

Nun, “mehr Anarchie wagen” ist die verfassungsmäßige Antwort auf die Katastrophe, in die wir geworfen wurden (und uns geworfen haben). Ob die Analyse standhält, wage ich zu bezweifeln. Schon in den 80ern bestand bei der JU eine klare Grünaffinität. So konnte das linksgrüne Mantra von der ökologischen Systemwende allmählich in die Mitte der Gesellschaft infundiert werden. Und das so erfolgreich, daß Widerspruch kaum noch möglich oder statthaft scheint. Im rechten Lichte betrachtet hat diesen Staat indes ein parasitierender Krankheitserreger befallen, der mit verfassungsmäßigen Mitteln nicht mehr zu bekämpfen ist. Schon Hippokrates sagte: Was Medikamente nicht heilen, heilt das Eisen; was das Eisen nicht heilt, heilt das Feuer; was das Feuer nicht heilt, muß man für unheilbar halten. Was mit verfassungsmäßigen Mitteln nicht heilbar ist, muß mit überverfassungmäßigen Mitteln geheilt werden. Das wußte auch L. Cornelius Sulla und hat Staatsfeinde und Staatsverbrecher erst proskribiert, dann exstirpiert. Das funktioniert auch heute: 1) Listen erstellen. 2) Die Produktion Solinger Qualitätsstahlwaren hochfahren (die liegt schon lange genug darnieder). 3) Die spezifische Expertise von Neubürgern mit traditioneller Affinität zu privater Rechtsdurchsetzung (hier könnten bestehende Clanstrukturen ihren gesellschaftlichen Wert beweisen) kann dafür hilfreich sein. 4) Endergebnis abwarten.

Gerd Heinzelmann / 30.09.2023

Wiederumstellung auf die D-Mark und der irrationale Spuk wäre vorbei.  Überzeugte Demokraten und NATO-Mitglieder dieses Landes sollten mal darüber nachdenken. Zuhörer fänden sie bestimmt.

Ferdi Genüge / 30.09.2023

“AfD plus Wagenknechts Stoßtrupp plus große Teile der Linken sind Puzzlesteine der alten SED.” Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst, lieber Herr Weißgerber! Sie reihen sich hiermit ein in die Schar im Grunde genommen ernstzunehmender Schreiber, die aus mir völlig verborgenen Gründen kritische Zustände zwar erkennen, aber deren mögliche pragmatische Behebung durch einen überfälligen größeren Einfluss der AfD mit haltlosen Behauptungen am liebsten verhindern wollen. Sie “argumentieren” wie der von Ihnen Rezensierte, den ich ansonsten sehr schätze. Herr Herles wiederholt nämlich angelehnt an Cato den Älteren (ceterum censeo ...) ständig unbelegte Anwürfe gegen diese Partei. Mutmaßliches Motto: ein bisschen Dreck wird wohl hängen bleiben. Mir fehlt dafür, wie geschrieben, jegliches Verständnis. Dazu passt der im gleichen Absatz befindliche Tippfehler “Hinweis(ß?)gerberschutzgesetz”. :-)

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