Die leid- und opferfixierte Kultur ist demokratiefeindlich, argumentieren Zeitgeisterjäger Matthias Heitmann und Tim Lauth in der aktuellen Folge ihrer Radiokolumne „Der Wochenwahnsinn“: Sie stigmatisiert abweichende Meinungen und macht so Hexenjagd zur Opferpflicht. Das ist das Irre an der Diskussion: Demnächst wird es mehr akzeptierte Geschlechter geben als akzeptierte Meinungen.
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Tim Lauth: Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des WochenWahnsinns! Mein Name ist Tim Lauth, und ich gehe wieder auf Zeitgeisterjagd mit dem Mann, der das gleichnamige Hardcoverbuch und E-Book geschrieben hat: Matthias Heitmann. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, Matthias! Vor ziemlich genau zwei Jahren waren wir das erste Mal gemeinsam hier auf Antenne Frankfurt auf Sendung! Und ich muss sagen: Ich möchte das nicht mehr missen!
Matthias Heitmann: Vielen Dank! Das geht mir genauso! Und zum WochenWahnsinns-Gründungstag am 5. November 2015 ist jetzt noch ein weiterer historischer Tag hinzugekommen: Denn seit dem 8. November 2017 ist in Deutschland die Anrede „Sehr verehrte Damen und Herren“ streng genommen eine Diskriminierung…
Lauth: Stimmt, das dritte Geschlecht… Was hältst Du davon, und wie soll das sprachlich geregelt werden?
Heitmann: Ich sage jetzt einfach: „Sehr geehrte Damen, Herren und weder noch“. Das Abendland wird nicht daran zerbrechen, wenn künftig ein weiteres Kästchen auf Formularen angekreuzt werden kann. Aber früher aufgehen wird die Sonne dadurch auch nicht. Es gibt kein drittes Geschlecht, es gibt nur Männer und Frauen, und es gibt Menschen, die sich körperlich nicht eindeutig zuordnen lassen. Nur um diese 1 bis 2 Promille der Bevölkerung geht es, und nicht um diejenigen, die meinen, trotz eindeutiger Geschlechtsmerkmale eher das andere Klo benutzen zu müssen. Mit dem besinnungslosen „Gendern“ hat das also erst einmal nicht viel zu tun. Zweifellos werden aber Gender-Aktivisten versuchen, dieses Urteil für ihren Wahnsinn zu nutzen. Dagegen muss man sich wehren.
Lauth: Da gebe ich Dir Recht, und ich glaube, dass wir mit dieser Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts noch viel Spaß haben werden…
Heitmann: Die Entscheidung an sich ist gar nicht das Problem, sondern, wie unsere Gesellschaft mit Veränderungen umgeht. Immer mehr tendieren Menschen dazu, ihre Forderungen nach was auch immer dadurch zu unterstreichen, dass sie sich als Weltuntergangsverhinderer und zugleich als wehrlose Opfer inszenieren und damit alle, die eine andere Meinung haben, zu weltvergessenen und unmenschlichen Tätern im Geiste abstempeln.
Lauth: Aber hat es nicht auch gute Seiten, dass man sich mit Opfern solidarisiert?
Heitmann: Unbedingt! Das haben Menschen auch immer getan, sie haben immer Interessen und Ziele verfolgt und konkret etwas für andere Menschen getan. Heute funktioniert Engagement aber fast nur noch über Mitleid und persönliche Betroffenheit. Es geht nicht mehr um das Lösen von großen Problemen, sondern darum, Schlimmeres zu verhindern. Wir erleben den Übergang vom handlungsfähigen Genossen zum behandlungswürdigen Leidensgenossen: Das senkt das Niveau der Auseinandersetzung dramatisch, weil ja kritisches Nachfragen schon als erster Schritt in Richtung Tätersolidarisierung gilt. Diese leid- und opferfixierte Kultur ist demokratiefeindlich: Sie stigmatisiert abweichende Meinungen und macht so Hexenjagd zur Opferpflicht. Das ist das Irre an der Diskussion: Demnächst wird es mehr akzeptierte Geschlechter geben als akzeptierte Meinungen.
Lauth: Ok, das hatte ich so noch gar nicht gesehen, interessanter Punkt, Matthias. Wie viele Meinungen kann es denn zur derzeitigen Situation bei unserer Eintracht geben?
Heitmann: Viele! Denn in diesem Jahr ist vieles möglich. Mir gefällt besonders, dass die Mannschaft nicht mehr nur versucht, das Schlimmste zu verhindern, sondern bis zum Schluss daran glaubt, selbst etwas erreichen zu können. Früher konnte ich ab Minute 85 gar nicht mehr hinsehen, inzwischen freue ich mich auf den Schlussspurt.
Lauth: Ja das stimmt, die Truppe glaubt bis zum Schluss daran, dass Sebastien Haller doch noch aufwacht. Und sie wird für diesen Optimismus belohnt. Wo es sonst noch guten Gründe für Optimismus gibt, das werde ich auch in der nächsten Ausgabe des Wochenwahnsinns wieder diskutieren mit Matthias Heitmann.
Bis dahin, machen Sie es gut, und besser!
Nach den ausverkauften Vorstellungen im Oktober und November stehen die nächsten Termine für das Bühnenprojekt „Zeitgeisterstunde“ von Matthias Heitmann und Tim Lauth bereits fest. Am 21. Januar und am 11. März 2018 laden die beiden in das Frankfurter Kabarett „Die Schmiere“ und liefern, was man heute kaum noch gewohnt ist: gute Gründe für Optimismus. Karten für diese Vorstellungen gibt es bereits jetzt – und die sind ein tolles Weihnachtsgeschenk! Mehr Infos unter: zeitgeisterstunde.de.
Alte Ausgaben des WochenWahnsinns im Online-Archiv unter http://www.zeitgeisterjagd.de/wochenwahnsinn/.