Bei der WDR-Talkshow “Hart aber fair”, an der gestern Abend auch Dirk Maxeiner teilnahm, gibt es nach der Sendung immer einen Faktencheck im Internet, bei dem die Aussagen der Diskutanten von angeblich unabhängigen Experten bewertet werden. Nachdem Dirk Maxeiner in der Sendung zur großen Verwunderung des Moderators behauptet hatte, dass das Kyoto-Protokoll nur eine Erderwärmung von 0,07 Grad Celsius bis zum Jahr 2050 verhindern würde, war dies ein klarer Kandidat für den Faktencheck. Und was kam dabei wohl heraus? Natürlich dass Dirk Maxeiner Recht hatte.
Da aber 0,07 Grad Temperatureffekt bei Kosten für die Umsetzung des Protokolls in Milliardenhöhe kaum nach einem guten Geschäft klingen, konnte man das trotzdem nicht so stehen lassen. Der befragte Experte war übrigens Manfred Treber von der Initiative Germanwatch, bei der es sich nach eigener Darstellung um eine “Lobbyorganisation für eine soziale und ökologische Nachhaltigkeit” handelt (soviel zum Thema “unabhängige Experten”). Herr Treber schreibt:
Herr Maxeiner hat mit der Aussage Recht, dass die in Kyoto festgelegte Verminderung der Treibhausgasemissionen viel zu gering war, um die Erwärmung deutlich zu senken. Was er mit dem gebrachten Vergleich allerdings vollständig verkennt, ist die Langfrist-Auswirkung der Klimaänderung und deshalb auch die Auswirkung jeglicher nur ‘kurzzeitig’ wirkenden Maßnahme (das Kyoto-Protokoll regelt fünf Jahre eines sich über ein Jahrhundert erstreckenden Prozesses). Gleichermaßen verkennt der Vergleich den strukturellen Sprung, der mit ihm völkerrechtlich erreicht worden ist und auf den nun in der Zeit nach dem Jahr 2012 aufgebaut werden kann. Das ist aber nicht mit einer Angabe zum Temperaturanstieg zu beziffern.
Hier irrt allerdings Herr Treber, denn selbst bei Extrapolation der kurzfristigen Maßnahmen von Kyoto gibt es keinen größeren Effekt, wie eine Schrift aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung aus dem Jahr 2003 (also unter der rot-grünen Bundesregierung veröffentlicht) feststellt:
Zu den im Kyoto-Protokoll vereinbarten Reduktionszielen der Treibhausgasemissionen liegen ebenfalls Modellrechnungen vor, die, extrapoliert bis 2050, nur eine äußerst geringfügige Änderung (weniger als ein Zehntel Grad) gegenüber der sonstigen Temperaturentwicklung errechnen. Daher ist das Protokoll in seiner jetzigen Form kaum dazu geeignet, das Klima zu stabilisieren.
Aber auch der zweite Teil der Aussage von Herrn Treber ist interessant. Der wahre, nicht messbare Wert von Kyoto besteht also darin, dass es den Weg für weitere völkerrechtlich verbindliche Verträge geebnet hat. Bedenkt man hingegen, dass nach den vorsichtigen Schätzungen des Yale-Ökonomen William Nordhaus bereits die Umsetzung des offenbar ungeeigneten Kyoto-Protokolls bis zum Jahr 2100 Kosten in Höhe von 2,5 Billionen US-Dollar verursachen würde (William D. Nordhaus, Global Warming Economics, Science, Vol. 294, 9 November 2001, S. 1283 f.), kann man sich ausrechnen, wie teuer ein entsprechend strikteres Programm sein würde. Das sagt Herr Treber aber nicht.
Manchmal braucht eben auch der Faktencheck einen Faktencheck. Was aber nichts daran ändert, dass Maxeiner mit seiner Behauptung schlicht und ergreifend Recht hatte.