Peter Grimm / 13.02.2021 / 14:00 / Foto: Louis_Feuillade / 21 / Seite ausdrucken

Maskiertes Autofahren zum Rosenmontag

Faschingsfeiern sind bekanntlich in diesen sonst in Karnevalslanden tollen Tagen strengstens verboten. Immerhin dürfen, nein müssen wir ja alle seit Monaten einem ganz speziellen Maskenball beiwohnen. Was aber nicht heißt, dass sich der eine oder andere Politiker nicht doch noch etwas zur Faschingszeit einfallen ließ. Die Versuchung war sicher groß, wenn die Verlängerungen des Corona-Ausnahmezustands ausgerechnet an einem Rosenmontag in Kraft treten müssen. Die sächsische Staatsregierung hat sich, neben all den Zumutungen, die in der Runde der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten beschlossen wurden, noch etwas Besonderes einfallen lassen, wie u.a. zeit.de berichtet. In allen Autos im Freistaat gilt dann eine Maskenpflicht, sofern die Fahrgemeinschaft nicht mit einer Wohngemeinschaft identisch ist. Wer jetzt die verschiedenen Landesregeln verfolgt hat, wird nun einwenden, dass dies nichts Neues sei, weil hier schon das Land Berlin Vorreiter war und dort eine solche Maskenpflicht bereits gilt.

Doch Sachsen geht noch weiter als die Hauptstadt. Im sächsischen Kraftfahrzeug hat sich auch der Fahrer mit einer medizinischen Maske zu bedecken. Diese Maskerade – so hieß es bislang – verstoße gegen die Straßenverkehrsordnung. Auch der Landespolizeipräsident habe darauf hingewiesen, dass man eigentlich nicht maskiert fahren dürfe. Doch die Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Petra Köpping (SPD), sehe darin keinen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Wenn das eine Ministerin und DDR-Diplom-Staatswissenschaftlerin sagt, dann besteht offenbar auch der Landespolizeipräsident nicht mehr darauf, dass der Fahrer eines Autos Gesicht zeigen muss. Stattdessen habe er versichert, dass auch maskierte Verkehrssünder, die geblitzt werden, anhand ihrer Augenpartie identifiziert werden könnten.

So startet Sachsen mit noch mehr Masken in den Rosenmontag, während sich die Ordnungskräfte in den einstigen Karnevalistenhochburgen darum kümmern, das inzwischen verbotene Faschingstreiben zu unterbinden. Wer hätte sich vor einem Jahr ernsthaft vorstellen können, am Freitag nach Weiberfastnacht auf spiegel.de folgende Schlagzeile zu lesen: „80 Einsätze in Köln. Mehrere illegale Karnevalspartys aufgelöst“.

Illegal im Hasenkostüm mit Kölschglas in der Hand

Immerhin viel schneller als über das bunte Treiben zugewanderter junger Männer in der Silvesternacht vor fünf Jahren erfahren die Spiegel-Leser jetzt vom üblen Treiben heimischer Faschings-Fetischisten. Zahlreiche Hinweise, Beschwerden und Meldungen über Ansammlungen im öffentlichen Raum sowie über Partylärm aus Privaträumen seien bei den Behörden eingegangen.

So hätten sich in einem Park rund 30 Kostümierte versammelt, die eine Party gefeiert hätten. Einsatzkräfte fanden sogar alkoholische Getränke. Den Teilnehmern der Party drohe nun ein Bußgeld von je 250 Euro.

Partys habe es auch in Kölner Wohnungen gegeben. Am Abend sei dem Ordnungsamt unter anderem eine mutmaßliche Feier in einer Wohnung im Stadtteil Deutz gemeldet worden. Dazu heiße es in der Mitteilung: „Bei Eintreffen des Ordnungsdienstes war laute Musik aus dem Haus hörbar. Drei Personen verließen eine Wohnung, unter ihren Jacken und Mänteln trugen die Personen Karnevalskostüme. Der Gastgeber öffnete den Einsatzkräften im Hasenkostüm samt Kölschglas in der Hand.“ Auch hier seien Bußgeldverfahren eingeleitet worden.

Wie Realsatire klingt es dann, wenn ausgerechnet in diesen Tagen das Kölner Ordnungsamt Verstöße gegen die Maskenpflicht registriert. Außerdem habe es Verstöße gegen das Alkoholkonsumverbot in der Öffentlichkeit gegeben.

Ganz nüchtern muss man akzeptieren, dass – im Unterschied zu den Karnevalsregeln – die Herrschaft der Narren leider nicht am Aschermittwoch endet.

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Leserpost

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Robert Bauer / 13.02.2021

Frau Reker, die “parteilose” OB der rheinischen Narrenhochburg hat dem Ganzen die ultimative Narrenkappe aufgesetzt, indem sie als Ersatz für den verbotenen Karneval die Lektüre von Karnevalsbüchern empfahl. Das ging selbst den grünroten Schleimspurproduzenten vom WDR zu weit. P.S.: Kölns Wirte haben auf Grund ihrer wirtschaftlichen Situation nun wieder “Kölsch für Nazis” im Angebot…

Jürgen Fischer / 13.02.2021

Ich hab’ noch ein Fünkchen Hoffnung: dass am Aschermittwoch die Große Vorsitzende vor die Kameras und Mikrofone tritt und verkündet, Fasching ist vorbei, die Maskierungspflicht ist aufgehoben. Aber ach, dieses Hoffnungsfünkchen wird am kommenden Mittwoch von der Realität ausgeblasen werden. Wieder kein Happy End, leider.

Fritz kolb / 13.02.2021

Lächerlich. Ich würde gegen einen solchen Bußgeldbescheid bis zur letzten Instanz klagen. Bemerkenswert ist auch, daß sich Figuren im Ordnungsamt und bei der Polizei überhaupt bereit finden, diesem Schwachsinn nachzugehen. Ganz abgesehen von den beschwerdeführenden Nachbarn.  Blockwarte und Denunzianten waren also doch nie ausgestorben und kommen jetzt alle wieder unter ihren Steinen hervorgekrochen. Widerlich!

Reinhard Ickler / 13.02.2021

Man sollte in Polizeiuniform feiern… Und wenn dann ein richtiger Polizist vor der Tür steht, rufen: “Ick bün all hier..” wie der Swinegel im Märchen. Unbedingt wünschenswert wäre eine Filmkomödie nach dem Ende von “Corona”. Denn bei aller Düsternis und allem Frust liegt der Stoff auf der Straße: von den Regierenden bis zu Behörden und Polizei.

Klaus Klinner / 13.02.2021

Wie ist das jetzt eigentlich, darf ich dem Ordnungsamt die Tür im Häschenkostüm mit einem Bierglas in der Hand öffnen? Wenn ja, ich bin 183 Zentimeter groß und 75 Kilogramm schwer, welche Größe muß ich zwingend tragen? Ist vorgeschrieben ob mit oder ohne Schuhe? Muss das Bierglas mit Bier gefüllt oder darf es auch leer sein? Was passiert, falls ich im Glas nur Wasser habe? Fragen über Fragen.

Hans Buschmann / 13.02.2021

Das sind nicht Narren, die in den Ämtern und Polizeiwagen sitzen, das sind Psychopathen, die sich jetzt austoben können und von den geborenen Untertanen auch noch bejubelt werden. Corona zerstört bei vielen auch das Gehirn.

Fred Burig / 13.02.2021

“Ganz nüchtern muss man akzeptieren, dass - im Unterschied zu den Karnevalsregeln - die Herrschaft der Narren leider nicht am Aschermittwoch endet.” Sehr geehrter Herr Grimm, das ist, nach meinem Empfinden, viel zu vorsichtig und verharmlosend ausgedrückt ! Hier sind Verbrecher und Menschenschinder an der Macht. Die vergehen sich am eigenen Volk und wirtschaften UNSER Land in den Ruin. Narren sind eher diejenigen, die diese Lügen und dieses menschenverachtende Gehabe hinnehmen und erdulden. Jene, die es auch noch befürworten, stehen mit diesem Pack auf einer Stufe. Nicht minder schlimm sind die (von was auch immer getriebenen) Denunzianten und Zuträger, deren Abartigkeit mit nichts zu entschuldigen ist! Wenn das hoffentlich bald “aufgeräumt” wird, da sollte es, im Gegensatz zur “Wende”, kein Pardon für die Verantwortlichen geben!  MfG

H. Krautner / 13.02.2021

Corona-Maskerade in Sachsen beim Autofahren.    -  Als logische Konsequenz folgt jetzt, das die sächsischen Untertanen dann auch zu Hause in der eigenen Wohnung die Unterwerfungsmaske umbinden müssen.

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