Ulrike Stockmann / 21.07.2022 / 12:00 / 101 / Seite ausdrucken

Maskenpflicht jetzt wegen „Grippewelle“?

Ist Corona nicht mehr bedrohlich genug? FDP-Fraktionschef Christian Dürr begründet eine Maskenpflicht ab Herbst jetzt lieber mit einer „heftigen Grippe-Saison“, die uns bevorstünde. Egal was es ist, Hauptsache die Maske sitzt.

Im schönsten Sommerwetter wird man von der Politik zunehmend auf einen düsteren Herbst vorbereitet. Natürlich stehen aktuell die Probleme bei der Gas- und Energieversorgung im Vordergrund. Doch offenbar wird mit Unbehagen registriert, dass wir uns auf reale Bedrohungen konzentrieren und darüber hinaus vielleicht sogar noch unsere Sorgen beim Genuss der sommerlichen Leichtigkeit vergessen. Denn bei derartiger Realitätsverbundenheit beginnt der Corona-Schrecken erstaunlich schnell zu verblassen.

Dem wird aktuell also Abhilfe geschaffen, indem wieder verstärkt gemahnt und gewarnt wird. Beim Dauermahner Lauterbach fällt solches kaum mehr auf, erwartungsgemäß hat er beschlossen, dass auch diesen Herbst Corona nicht vorbei sein wird. „Aber langfristig werden Impfstoffe kommen, die gegen viele Varianten und Infektionen schützen. Ich gehe davon aus: das ist das Ende.“

Vor allem von einer Maskenpflicht in Innenräumen ab Herbst ist derzeit wieder die Rede. Die Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz sind Rechtsgrundlage für die Schutzmaßnahmen der Länder und definieren mögliche Einschränkungen. Sie laufen am 23. September aus und müssen daher rechtzeitig verlängert werden, will man von entsprechenden „Instrumenten“ weiterhin oder wieder Gebrauch machen. FDP-Justizminister Marco Buschmann äußerte kürzlich: „Die Wirksamkeit von Masken für den Einzelnen in Innenräumen ist unstreitig. Deswegen wird eine Form der Maskenpflicht in Innenräumen in unserem Konzept sicher eine Rolle spielen. Wir arbeiten ja jetzt bereits mit Maskenpflichten im Öffentlichen Personennahverkehr.“

Buschmann verhandelt aktuell mit Karl Lauterbach über den weiteren Umgang mit Corona in der Ampel-Koalition. Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland meldet, soll es zum Herbst außerdem eine neue Impfkampagne mit vier unterschiedlichen Impfstoffen geben. Auch Tests sollen wieder eine Rolle spielen, zu einem Preis von je 3 Euro, Risikogruppen dürften sich weiterhin kostenlos testen. Derselbe Buschmann hatte im vergangenen Herbst in seiner damaligen Eigenschaft als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion noch ein absolutes Ende aller Corona-Maßnahmen zum 20. März 2022 angekündigt.

Kann er das ernst meinen?

Besonders kurios aber erscheint die Begründung für eine Wiedereinführung der Maskenpflicht von Seiten des FDP-Fraktionschefs Christian Dürr. Dieser äußerte gegenüber BILD TV am Montag: „Wir haben die Sorge – und das sagen auch die Mediziner –, dass wir eine heftige Influenza-Saison, also Grippe-Saison bekommen. Das ist unter Umständen noch relevanter diesen Winter als die Corona-Situation, die zum Glück ja im Griff ist.“

Maskenpflicht wegen einer Grippewelle? Kann er das ernst meinen? Die ehemalige Familienministerin und WELT-Autorin Kristina Schröder fand auf Twitter dafür die richtigen Worte: „Die Verstetigung der #Maßnahmen - und nichts anderes ist es, wenn man auch #Influenza als Begründung akzeptiert - war mal eine Verschwörungstheorie.“

Oder anders ausgedrückt: Offenbar scheinen es Politiker – auch namentlich solche der angeblich Freien Demokraten – nicht mehr für nötig zu halten, die Einschränkung der Freiheit unter Corona-Vorwand besonders aufwendig zu kaschieren. Beziehungsweise scheinen sie die Bürger für nicht scharfsinnig genug zu halten, um letzteres zu durchschauen. Dies kann man ihnen mitunter kaum verübeln, wenn man sich die Bereitwilligkeit vor Augen führt, mit der in den letzten Jahren von großen Teilen der Bevölkerung Lockdowns, Ausgangssperren, Berufsverbote und Unterrichtsausfälle hingenommen wurden.

Der rosa Elefant im Raum ist natürlich die Frage, woraus sich das schamlose Auftreten der Politik, der künstlich aufrechterhaltene Ausnahmezustand speist? Unfähigkeit? Hilflosigkeit? Lust am Durchregieren? Machtrausch? Opportunismus? Lobbyismus? Verträge mit Impfstoffproduzenten und Coronatest-Herstellern? Träume von einer postdemokratischen Staatsform?

Was auch immer es ist: Es dürfte einer freien Gesellschaft nicht würdig sein.

 

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Jörg Haerter / 21.07.2022

Corona, Grippe, Influenza, Influenzer, ist das nicht alles dasselbe? Muss man in diesem Land noch differenzieren? Ist differenzieren nicht rassistisch? Frauen und Männer sind gleich, Grippe und Corona bestimmt auch. Dicke, dünne, intelligente, dumme, alles rassistisch. One world, one Beklopptheit. Mittlerweile wundert mich in diesem Land nichts mehr, leider. Es ist vorbei. Der alte Spruch aus DDR-Zeiten trifft zu: Bisher standen wir kurz vor dem Abgrund, jetzt sind wir schon einen Schritt weiter.

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