So gut dieser Artikel gemeint ist, kommt mir doch das Würgen, vor allem beim lesen der wohlwollenden Kommentare. Seit 1982 bin ich in der Altenpflege, Krankenpflege, als Pharmareferentin und zuletzt auch als Podologin tätig. In welchem Elend viele Menschen in Deutschland schon vor der Wende lebten mag sich kaum jemand vorstellen. Wie die Krankenkassen seit vielen Jahren agieren, um Geld zu sparen glaubt schon niemand mehr. Und wie Ihnen Kulturbereicherer, die nicht das bekommen was sie wollen, die Praxistoilette mit Kot vollschmieren, das Treppenhaus und den Lift vollmachen usw. will keiner hören. Erzählen sie weiter ihre wunderbaren Geschichten von den kleinen Leuten, die es auch heute noch gibt. Die die einen als Dienstleister beschäftigen sind schon lange andere. Vielleicht sollte ich auch mal ein Buch schreiben, das Leute die keinen Kontakt mit der Wirklichkeit haben als anrührend empfinden….....
Sehr geehrte Frau Lengsfeld, Sie haben mich neugierig gemacht. Beim Buchhändler meines Vertrauens werde ich mir das Buch anschauen und vermutlich auch kaufen - vielen Dank (übrigens ach dafür, dass es auch so was auf ACHGUT gibt …)!
Ich übe auch eine “niedere Tätigkeit” aus. Ich bin Reinigungskraft. (Obwohl ich Abitur habe.) Dieses angesprochene Mitleid, das mich immer etwas irritiert, ernte ich auch öfters. Am schlimmsten fand ich aber die Reaktion eines Familienmitglieds, als es erfuhr, was ich z.Zt. mache. Ich würde den Gesichtsausdruck als “fassungslos-angeekelt” umschreiben. Man schämt sich für das was ich mache. Ich soll mich nach der Arbeit nicht noch in der Firmenkleidung irgendwo sehen lassen. Denen wäre lieber, wenn ich arbeitslos wäre. Ich sehe das nicht so. Lieber mit niederer Tätigkeit selbst Geld verdienen, als schmarotzend auf den St. Nimmerleinstag warten, der mir den Traumjob bringt. Erleben tut man wirklich viel. Ich glaube, ich könnte auch ein Buch darüber schreiben. Ganz ehrlich, mein Traumjob ist das nicht und ich hoffe, dass ich nicht für immer auf dieser Stufe bleibe, aber so schlimm, wie viele denken ist es wirklich nicht. Es sei denn, man hat eine Herrenmenschenmentalität! Was das Plakat mit dem Nagelstudio angeht, so dachte ich neulich schon: Der Job im Nagelstudio ist ehrbarer als das, was viele von den Regierenden so treiben!
Sehr schön, eine ganz wunderbare Lektüre. Herzlichen Dank dafür!
Ein Exkurs. Wir Menschen zeichnen uns durch eine Vielzahl von Eigenschaften aus, besser gesagt, sind und/oder werden durch Zuschreibungen der unterschiedlichsten Art gekennzeichnet. Aber kleine Leute gibt es nicht, auch keine sogenannten. Insofern gibt es da auch nichts zu huldigen. Dieses Begriffspärchen empört mich immer wieder aufs Neue. Egal, von wem das kommt und selbst dann, wenn es doch liebevoll gemeint ist. Es ist arrogant und…Herrschaftssprache (und -denken).
“...Nachdem die CSU-Jugend auf einem Plakat, das ein Beitrag zum Antirassismus sein soll, die Arbeit in der CSU-Parteizentrale als superior gegenüber der in Nagelstudios dargestellt und damit ihre arrogante Verachtung für die Frauen, die dort arbeiten, demonstriert hat,...”. Ich habe einmal Wahlkampf für diese Partei gemacht. “Vom Winde verweht” ist verboten. FJS wohl auch!? Gute Nacht Freunde! Es wird Zeit für mich zu gehen.
Ich bin selten aber bei diesem situationsbeschreibenden Beitrag sehr berührt. Bei der ganzen Coronadiskussion konnte viel über “das Leben in der Zukunft neu denken” oder ähnliches gelesen werden. Viele Intellektuelle, Firmenberater oder Manager kamen zu Wort. Kaum ein Satz war für diejenigen, welche den lockdown auszubaden haben wie kleine Gewerbetreibende, weite Dienstleistungsbereiche, außer den besser Notierten, angefangen bei Finanzdienstleistern, oder Schornsteinfeger mit staatlich sanktioniertem Einkommen auch Makler. Die Gesellschaft in ihrer Funktionalität als ganzes zu sehen ist verloren gegangen. Mein Winzer musste schon die Insolvenz von Kunden aus der Gastronomie zur Kenntniss nehmen. Dank an Frau Lengsfeld.
Hätten all unsere Politiker einen Pflichtarbeitstag pro Monat als Fußpfleger/in, so wäre ihre Politik viel besser - aber nein, das geht leider nicht, denn dafür sind Politiker viel zu ungeschickt.
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