Ich gebe Ihnen Recht: Die Diskussion mutete an wie die neuen Koalitionsverhandlungen, wobei diese wahrscheinlich schärfer geführt werden. Merkel setzte vor dem “Duell” die Bedingungen: Nur EINE Runde in starrem Frage- und Antwortzeitkorsett, freier Schlagabtausch unmöglich. Schulz hielt permanent den Kopf gesenkt, Bart und Hals bildeten eine Einheit. Im Profil hatte es etwas von einem Maulwurf, den man in einen Anzug gesteckt hat. Kanzler sehen anders aus. Merkels Anwesenheit genügte an dieser Stelle als Entscheidungshilfe für diejenigen, die immer noch glauben, dass man einen der beiden wählen müsse.
Schöne und zutreffende Analyse. Unterscheidet sich wohltuend, in dem die Dinge pointiert auf den Punkt gebracht werden. Ich werde keine der beiden Parteien wählen und sehe mich in meiner Einschätzung bestätigt. Den grossen Elefant im Studio hat man wieder totgeschwiegen. Elefanten haben zwar Geduld, aber letztlich kann man Vieles mit ihnen machen, nur nicht totschweigen. Also statt Aufbruch und Frischluft, den Muff von 12 Jahren für die nächsten Jahre. Die eine rettet die Welt, der andere die Krankenschwestern. Es wäre für das Land gut, wenn beide ihrer Bestimmung nachgehen könnten…woanders. Ich frage mich als ältere Mensch, warum in Himmels willen, lassen sich das die Jungen gefallen? Es ist ihre Zukunft, die da verfrühstückt wird. Vielleicht beim Pokemonjagen mal vom Handy aufblicken?
Den größten Fehler, den die SPD nach der Wahl machen kann, ist in eine Groko unter der Führung von Merkel einzusteigen. Die SPD hat nämlich einen gravierenden Nachteil in der Groko…die SPD kann bei der nächsten Bundestagswahl wieder nicht ANGREIFEN, weil die SPD ja in einer Groko Alles an Entscheidungen mitträgt. Die SPD braucht somit dringender als je die Oppositionsrolle um Merkel vor sich hertreiben zu können und damit auch wieder an Stärke und Kraft zu gewinnen.
Martin Schulz hatte seinen Auftritt als Bewerber für ein Ministeramt unter Frau Merkel, falls es zu einer erneuten Koalition kommt . Er glaubte , er war mal Kanzlerkandidat .
Wer zwei Koalitionäre zu einem Duell einlädt, und dann fast nur Fragen zur Vergangenheit stellt, der bekommt halt so was hier. Es ist doch klar, dass geteilte Verantwortung und Schuld von Komplizen nicht aufgerechnet wird. Dafür hätte man die Spitzenkandidaten der Anderen auch einladen müssen. Für Differenzen in diesem Modus hätte es mehr Fragen zur Zukunft geben müssen. Aber ohnehin ist diese Sendung angesichts unseres Wahlsystems, das keine direkte Wahl des Bundeskanzlers vorsieht, purer Unfug und sorgt für Verwirrung. Wer ständig gegen direkte Demokratie und Volksentscheide pöbelt und dann ein TV-Duell zwischen Kandidaten veranstaltet, die man nicht selbst wählen kann, untergräbt die Legitimität der repräsentativen Demokratie, der er doch so gern vor dem Populismus retten will.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.