Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 22.01.2019 / 06:12 / Foto: Unknown / 85 / Seite ausdrucken

Margaret Thatchers Vorahnung für Deutschland

Als ich mit meinen britischen Kolleginnen, die alle im Europäischen Parlament arbeiteten, vor einiger Zeit zusammensaß, erzählte eine von ihnen, in einem befremdeten und verständnislosen Ton, von einer Begebenheit in ihrer WG. Die Wohngemeinschaft bestand aus mehreren jungen Berufstätigen unterschiedlicher Nationen, die alle in der Brüsseler EU-Blase arbeiteten. Ein Zimmer war von einer Praktikantin bewohnt. Wie sich im Laufe der Zeit herausgestellt hatte, arbeitete diese beim Front National (der damals noch so hieß). Das war jedoch nicht das, woran sie Anstoß nahm. Sie war gänzlich irritiert von den Bemühungen ihres deutschen Mitbewohners, die achtzehnjähre Praktikantin aus der Wohnung zu schmeißen. Er hatte Initiative ergriffen und den Vermieter aufgefordert den Vertrag mit ihr zu kündigen und dabei explizit auf ihren politischen Hintergrund verwiesen.

Meine Kolleginnen verfügten über die Eigenschaft, die man braucht, wenn man in der Politik arbeiten will und dennoch ein glückliches Leben führen möchte: sie waren zum größten Teil unpolitisch. Sie hielten alle am Tisch genau so wenig von der UKIP wie vom FN. Dennoch stimmten sie sofort und mit einer Selbstverständlichkeit darin überein, dass dieses Verhalten undemokratisch und zu verurteilen sei. Verstehen konnte keine, was den Deutschen antrieb. Die Entmenschlichung der Praktikantin hatte meine Kollegin zutiefst empört. Seitdem – und durch das leidenschaftslose Gekicke der deutschen Fußballnationalmannschaft – halte ich bei Länderspielen zu England. 

Ich habe diese Geschichte in Deutschland mehrfach erzählt. Niemand war je empört – alle fanden das Verhalten des Deutschen richtig. Mein Ergebnis ist unter Umständen verfälscht, immerhin lebe ich in Berlin, aber ich bin mir sicher, diese selbstverständlich-tolerant-demokratische Grundhaltung, die meine britischen Kolleginnen an diesem Abend zeigten, findet man so kaum hier in Deutschland. Sie scheint nicht Teil der Kultur. 

Der Nationalsozialismus war kein Betriebsunfall

Was macht sie aus, die Kultur Deutschlands? Warum kommt mal wieder kein anderes Land der Welt darauf, ein Dieselverbot zu erheben, ohne rationale Argumente gelten zu lassen? Warum zieht kein anderes Land auf der Welt den Wechsel zu „grünen“ Energien so fanatisch durch? Warum war es wieder mal Deutschland, das in seinem Alleingang 2015 Europa in die Migrationskrise stürzte und warum ist vier Jahre später Deutschland immer noch überzeugt dabei, während die paar anderen Länder, die anfänglich miteinstimmten, längst wieder verstummt sind? Warum verschreiben sich in Deutschland wieder Politiker den Osten Europas zu zivilisieren?

Warum ist dieses Land – das nur 601 Gerechte unter den Völkern (1) aufweisen kann, obwohl es doch die längste Zeit Gelegenheit zum Aufbegehren hatte, während Polen mehr als 10 Mal so viele zählt – plötzlich gefüllt mit „Antifaschisten“ die todesmutig #Nazisraus twittern? Was ich sagen will: Der Nationalsozialismus war kein Betriebsunfall. Als ich 2015 die ergriffenen und euphorisch klatschenden Menschen an den Bahnhöfen in der Tagesschau sah, habe ich Goldhagen verstanden.

Natürlich lässt sich dies alles nicht fassen. Die Frage nach nationalen Charakteristika ist wissenschaftlich nicht zu beantworten und ein ganzes Volk kann man nicht verurteilen. Viele werden Gegenbeispiele im Bekanntenkreis nennen oder auf ausufernde Entwicklungen in anderen Ländern hinweisen können - wohlgemerkt, auch meine französischen Freunde verstanden die Empörung der Briten nicht.

Gleichfalls möchte ich nicht dem Historizismus verfallen und geschichtliche Gesetzmäßigkeiten propagieren oder von einer einzelnen Beobachtung auf eine ganze Theorie schließen. Der Historiker Gordon A. Craig fasst das Scheitern der Bemühung einer Suche nach nationalen Eigenschaften in der Einleitung zu einer politischen Geschichte der preußischen Armee so zusammen:

„Einem Volke Nationaleigentümlichkeiten zuzuschreiben, ist in jedem Fall eine gewagte Sache, und Schlußfolgerungen, die aus solcher Beimessung gezogen werden, können leicht in nichts zusammenfallen. Daß in neuerer Zeit autoritäre Regierungsform, Militarismus und Aggression das deutsche politische Leben und Handeln kennzeichneten, läßt sich kaum bestreiten. Dieses Buch geht jedoch von der Grundthese aus, daß derartige Dinge dem deutschen Charakter keineswegs angeboren, sondern vielmehr - um mit Franz Neumann zu sprechen - ,Ergebnisse einer Struktur sind, welche die Versuche zur Schaffung einer lebensfähigen Demokratie vereitelte'." (Gordon A. Craig, Die preußisch-deutsche Armee 1640-1943. Staat im Staate, Düsseldorf 1960, S. 11) Es geht eben gerade um diese Struktur. 

Neigung zur Überschätzung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten

Die Frage „Was lehrt uns die Geschichte über Charakter und Verhalten der Deutschen und haben sie sich in den letzten vierzig Jahren verändert?“ stellte Margaret Thatcher im März 1990, nachdem sie sich mehrfach ablehnend gegenüber der Wiedervereinigung Deutschlands gezeigt hatte, amerikanischen und britischen Deutschlandexperten. Vier Historiker (u. a. der oben zitierte Gordon A. Craig) und zwei Journalisten lud sie In ihren Landsitz Chequers ein, um diese und andere Fragen informell zu besprechen. Die Zusammenfassung des „Seminar on Germany“ veröffentlichte das britische Nationalarchive 2016. Es ist hier nachzulesen. (2)

Wie Teilnehmer des Treffens im Nachhinein betonten, sei das Dokument durch den Privatsekretär Thatchers, C. D. Powell, teils zugespitzt und mit einer gewissen Ironie verfasst. So steigt die Zusammenfassung gleich mit der Beschreibung der nationalen Attribute der Deutschen, die sich in der Vergangenheit gezeigt hätten, ein: „Ihr fehlendes Einfühlungsvermögen (zeigt sich besonders in ihrem Verhalten bezüglich der polnischen Grenze), ihre Obsession mit sich selbst, ein starker Hang zum Selbstmitleid, und das Verlangen gemocht zu werden.

Einige noch weniger schmeichelhafte Eigenschaften wurden genannt als beständiger Teil des deutschen Charakters: in alphabetischer Reihenfolge, Angst, Aggressivität, Bestimmtheit, Drangsalierung, Egoismus, Minderwertigkeitskomplex, Sentimentalität.“(3) Das Dokument fährt fort: „Zwei weitere Züge des deutschen Charakters wurden im Blick auf die Zukunft als Gründe zur Sorge genannt. Erstens eine Fähigkeit zum Exzeß, zur Übersteigerung der Dinge, zum Überdiesträngeschlagen. Zweitens eine Neigung zur Überschätzung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten.

Ein Beispiel dafür, das die nachfolgende deutsche Geschichte erheblich beeinflußt hat, war die Überzeugung, daß der Sieg über Frankreich im Jahre 1870 Ergebnis einer tiefen moralischen und kulturellen Überlegenheit gewesen sei, statt – wie tatsächlich – eines bescheidenen Vorsprungs in militärischer Technologie.“ (Übersetzung Gordon A. Craig) Der Historiker Gordon Craig bekannte sich in einer Stellungnahme 1991 dazu, dies sinngemäß gesagt zu haben, distanzierte sich aber – wie alle teilnehmenden Historiker – davon, den Begriff Nationalcharakter in den Mund genommen zu haben.

Old habits die hard. 

Neben der einleitenden Bestimmung gewisser, aus der Geschichte ableitbaren, Eigenschaften, stellten die Historiker im Laufe des Gespräches heraus, dass die Vorbehalte der Premierministerin dem Deutschland nach Bismarck und bis 1945 gelte, dass die Zeit danach jedoch eine Zäsur darstelle. Sie betonten, Deutschland habe aus den Verbrechen der Vergangenheit gelernt, sich intensiv damit beschäftigt und sei somit keine unkontrollierbare Gefahr mehr – selbst als wiedervereinigte Nation. Deutschland habe sich in den letzten vierzig Jahren geändert. Thatcher blieb skeptisch bis zuletzt, erwies sich aber als einsichtig. Die FAZ und die ZEIT berichteten mit Verweis auf das Chequers-Seminar (der Fragebogen, der im Vorfeld an die Experten gesendet worden war, war zur Presse durchgesickert), die Experten hätten Thatcher, bezüglich der Wiedervereinigung, milder gestimmt.

Würden die Experten das gleiche Fazit heute ziehen? Die letzten Jahre liefern eine Vielzahl an Beispielen, in denen Deutsche ihren Hang zum Exzess, zur Übersteigerung der Dinge auslebten. Ich vermute mal kaum eine Organisation kommt im Januar, im Grußwort an ihre Mitarbeiter zum neun Jahr, ohne eine Anbiederung an den politischen Mainstream aus. Jeder Redakteur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, jeder hochrangige Beamte, jeder etablierte Politiker ist ein kleiner McCarthy. Mit dem Unterschied, dass sich die amerikanische Gesellschaft nach einigen Jahren eines Besseren besann. In Deutschland korrigiert man Fehler nicht – am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Let’s agree to disagree gibt es im Deutschen nicht. Und was fast besser die Neigung zur Überschätzung der eignen Kräfte und Fähigkeiten zusammen als „Wir schaffen das“? 

Old habits die hard. Friedrich Wilhelm Foerster, dessen Bücher unter den ersten Werken waren, die die Nationalsozialisten verbrannten, schrieb 1937: „Deutschland war immer schon das große Laboratorium, in dem die Hypothesen der ganzen Welt bis zu Ende durchgeprüft, durchgedacht, durchgelitten wurden.“ Hitler, so Foerster, schrecke bei seiner Anwendung des europäischen Nationalitätenprinzips, im Gegensatz zu den anderen Ländern, vor keiner Folgerung zurück. Haben wir wenigstens – wie es die Historiker und Journalisten 1990 Thatcher darlegten – aus der Vergangenheit gelernt? Beschäftigte sich Deutschland wirklich so intensiv mit seinen Verbrechen und ist es sich seiner Fehler, die zu dieser menschengemachten Katastrophe führten, wirklich bewusst?

Ich bin kein Historiker, habe aber das deutsche Bildungssystem durchlaufen. Der Nationalsozialismus war für meine Klassenkameraden weit weg. Man stöhnte eher, sich jedes Jahr wieder mit diesem Teil der Geschichte befassen zu müssen. Wobei, so wirklich befassten wir uns nie damit. Es blieb immer im Abstrakten. Die Gräuel des Holocaust sind für einen Achtklässler nicht zu begreifen. Die Geisteshaltung, die den Boden zur Massenvernichtung ebnete, wurde vereinfacht dargestellt – wie etwa in der Pflichtlektüre „Die Welle“ – ohne dass es je persönlich, unangenehm wurde. Die Ausgrenzung, aufgrund der Augenfarbe, war so lächerlich, dass wir uns alle im Widerstand wähnten. Mit uns hatte das alles nichts zu tun.

Deutschland hat sich zwar ein Mahnmal in das Zentrum seiner Hauptstadt gebaut, das „warum wir“ aber nie beantwortet; nie beantworten wollen. Die Re-education kam von oben, verinnerlicht wurde sie nicht. Wir haben in der Schule nie gelernt, dass die Lehre aus der Vergangenheit ist, dass wir uns stets für einen offenen Diskurs einsetzen müssen und niemals die Gegenseite entmenschlichen dürfen. Stattdessen haben wir gelernt was gut – links – und was schlecht – rechts – ist und an wen wir uns halten müssen, um die Dinge entsprechend einzuordnen. Wir wurden weiterhin zu Untertanen erzogen.

 

Bereits 1996 revidierte einer der Teilnehmer, der Historiker Norman Stone, in einem Zeitungsartikel in der Sunday Timesmit der Überschrift „Germany? Maggie was absolutely right“, seine positive Haltung. Auf dem Weg zur Währungsunion sei er wieder da, der alte deutsche Führerkult. Ungeachtet fachlicher Einwände von Seiten deutscher Wirtschaftswissenschaftler sei die Politik der Bundesrepublik längst auf Linie gebracht, das Projekt Währungsreform werde fanatisch durchgezogen. Deutschland sei fest entschlossen seinen Selbsthass, der ihm alles Nationale verwehre, in Form eines europäischen Deutschlands zu kompensieren. Er bedauerte, dass die anwesenden Experten nicht auf das Bauchgefühl der Premierministerin vertraut hatten. 

Dabei schloss die Zusammenfassung des Treffens in Chequers nicht ganz so optimistisch, wie es der Artikel Stones vermuten lässt (vielleicht schlug hier wieder die Haltung des Privatsekretärs C. D. Powells durch): „Aber selbst die Optimisten verspürten ein gewisses Unbehagen, nicht mit Blick auf die Gegenwart und die nahe Zukunft, aber bezüglich dem, was noch auf uns zukommen könnte.“ (4) Nicht nur der Fall Relotius hat gezeigt, dass die Deutschen wieder dabei sind, Wahrheit, Prinzipien und Freiheit einem höheren Ziel unterzuordnen – und alle marschieren mit. Die Folgen für Europa könnten verheerend sein. Margaret Thatcher hatte recht. 

(1) "Gerechte unter den Völkern": Eine der wichtigsten Aufgaben von Yad Vashem ist es, Nichtjuden, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten, die Dankbarkeit des Staates Israel und des jüdischen Volkes zu übermitteln. Sie werden als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Bis heute haben 26.513 Männer und Frauen diesen Titel erhalten. Darunter sind 601 Deutsche. 

(2) In den darauffolgenden Monaten im Jahr 1990 gelangte es trotz der Klassifizierung als „vertraulich“ an die Öffentlichkeit und wurde, in Verbindung mit drastischen Äußerungen gegen Deutschland des britischen Ministers für Handel und Industrie, Nicholas Ridley, in Presse und Politik in Deutschland und Großbritannien heiß diskutiert und sorgte für die sogenannte „Chequers-Affäre“.

(3) Eigene Übersetzung. Englisches Original: „their insensitivity to the feelings of others (most noticeable in their behaviour over the Polish border), their obsession with themselves, a strong inclination to self-pity, and a longing to be liked. Some even less flattering attributes were also mentioned as an abiding part of the German character: in alphabetical order, angst, aggressiveness, assertiveness, bullying, egotism, inferiority complex, sentimentality.”

(4) Eigene Übersetzung. Englisches Original: „But even the optimists had some unease, not for the present and the immediate future, but for what might lie further down the road than we can yet see.”.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Chris Groll / 22.01.2019

Sehr geehrte Frau Kaus, vielen Dank für diesen Artikel. Ich kann mich nur den Kommentaren der meisten Foristen anschließen und verzichte deshalb auf eigene Anmerkungen.

HaJo Wolf / 22.01.2019

Ein nach meiner Ansicht entscheidender Aspekt fehlt in diesem Artikel. Ein “Deutschland” hat es von ca 1024 (Ende der Ottonen) bis 1871 nicht gegeben. Das so genannte Heilige Römische Reich Deutscher Nation war ein Konglomerat von eigenständigen Fürstentümern und Städten, der jeweilige Kaiser angewiesen auf Wohlwollen der Fürsten und Geld der Kaufleute. Die einzige deutsche Macht im Mittelalter war die Hanse. Protestantismus und dreissigjähriger Krieg haben zur weiteren Zersplitterung beigetragen. Ein Nationalgefühl hat sich, im Gegensatz zu den anderen Staaten Europas, nie entwickelt. Das hat sich erst unter den Preußen mit dem Aufstieg zur europäischen Großmacht und dem Ende der Kleinstaaterei geändert. Das Bündnis gegen Napoleon schlossen England nicht mit irgendeinem “Deutschland”, sondern mit Preußen. Die Preußen zwangen ihre Untertanen in ein Korsett aus Pflicht, Fleiss und Gehorsam. Dafür erhielten sie Sicherheit. Ich denke, es gibt keine “Deutschen” und keine typisch deutschen Eigenschaften, immer noch nicht. Die Menschen in “Dunkeldeutschland” haben z.B. ein erheblich größeres Zusammengehörigkeitsgefühl als die Wessis (bin selbst Wessi), sie spüren deutlicher, wie und dass der Staat sie belügt und betrügt, sie sind konsequenter gegen Überfremdung, sie stehen ein für ihre Heimat. In Wessiland ist man schon Nazi, wenn man das Wort Heimat oder Volk in den Mund nimmt. Das gemeinsame Nationalgefühl, das sich 1989 zart aus dem Asphalt politischer Unterdrückung hervorwagte, wurde von Kanzlern und Präsidenten dieses Landes mit dem Absatz zertreten - finale Zertreter sind Merkel und Steinmeier. Einer der Gründe, weshalb es die Nazis so leicht hatten, war, dass sie ein deutsches Nationalbewusstsein stärkten, wenn auch auf völlig falscher Basis, was die Menschen 1933 nicht sahen oder sehen wollten. Noch verstehe ich allerdings nicht, was die Menschen heute dazu bewegt, Merkel oder Grüne zu wählen, diese Wähler sind blind und taub. Sie müssten es besser wissen.

Dr. Gerhard Giesemann / 22.01.2019

Da mag einiges dran sein mit dem “boche”, aber der Euro war eine Herzensangelegenheit von Mitterand, der meinte, so den Deutschen ihre starke D-Mark wegnehmen zu können und/oder zu müssen. Das wichtigste Ergebnis des zweiten Weltkrieges ist imA die Tatsache, dass die Deutschen militärisch marginalisiert sind - und das bleibt auch so, die Atomwaffen der europäischen Mächte GB, FR und Russland bleiben auf DE gerichtet - die machen Männchen und Ruhe ist im Karton. Der “National"charakter der Deutschen, if any, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass DE das Land mit den meisten Nachbarländern ist weltweit, früher war das fatal, vor allem im Dreißgjährigen Krieg 2.0 von 1914 bis 1945, führte zu den vielen “A” wie Angst, aggressiveness, etc. Heute ist diese Mittellage ein gigantischer ökonomischer Vorteil, die Anderen brechen mit ihren LKW durch das Land wie Sau, Handel und Wandel bis zum Abwinken. (Fahren Sie nur mal die Autobahn A99 München -Deggendorf). Insgesamt gute bis sehr gute Voraussetzungen, “for a prosperous future” - genau DAS passt aber manchen Nachbarn nun auch wieder nicht, allen voran den Brits, believe it or not. Deren Brexit ist sowas von irrrational, sich aus dem größten und innovativsten Binnenmarkt selbst heraus zu katapultieren - die Jungen dort wissen das (ich habe vier engl. Vettern, alle jünger als ich, die waren entsetzt über das - knappe - Ergebnis zum BrexitYes; zweie von ihnen sind Wirtschaftsprüfer, einer leitet ein Hotel in Paddington/London) - die Alten trauern ihrem Empire nach und gaben so den Ausschlag, während die Jungen lieber ins blöde “handy” geglotzt haben anstatt wählen zu gehen mit “no”. Jetzt jammern sie, wir in der EU sollten ihnen allen die Chance zur Korrektur dieses unglücklichen Zufallergebnisses geben - das müssen uns die Brits wert sein. Ich wette: Der Brexit kommt nicht. Weil ihn die Engländer bald nicht mehr wollen, aus Einsicht. Aber es muss natürlich demokratisch aussehen, im Mutterland der Demokratie, daher das ganze

Marc Stark / 22.01.2019

Was ich schon immer vermutete: In jeder Generation gibt es in D ca. 10% Brandstifter, 70% “Folgsame” (in unterschiedlichen Graustufen: Vom dezenten Mitläufer bis fanatisierten Lebenszweckler) und eben nur 20% Widerständler gegen den aktuellen Zeitgeist. Die deutsche Gründlichkeit äusserst sich eben auch im Hang zum Exzess. Und der Exzess ist oft ein Pendel: In den 60ern waren drastische Prügelstrafen für §ungehorsame” Kinder die Regel und akzeptiert, heute sind Prügelstrafen für “ungehorsame” Lehrer keine Seltenheit und auch das scheint wiederum akzeptiert, zumindest toleriert… beides geschah jeweils “zum Wohle des Kindes”. Eine Obrigkeitshörigkeit scheint dem Deutschen ganz besonders inn zu sein. Traditionell waren es eher Obrigkeiten die man mit “rechts” assoziiert. Dank Frankfurter Schule ist die Obrigkeit nun “links”. Egal welches Adjektiv vorneweg, es sind nicht selten unterdrückerische Obrigkeiten. Liberale Obrigkeiten sind die Ausnahme. Was die “linken” Antideutschen partout nicht sehen (wollen) Sie sind die deutschesten Exemplare des aktuellen Zeitgeist, der obzwar “Deutschland verrecke” heist, in seinem Kern auch wieder extrem deutsch ist. Was Höcke & CO nicht sehen wollen, das unsere “Primär-Tugenden” Fleiss und Disziplin nichts weiter als Sklavenmentalität und Obrigkeitshörigkeit sind. Der vielbeschworene Gemeinschaftssinn ist nicht selten das gegenseitige Überwachen, das sich in Anbiederei übertreffen wollen, das eben dann im heutigen “Kauft nicht Juden”, in solch” couragierten Haltungzeigen” wie im obigen Beispiel mündet. Ein Hinterfrager der Obrigkeit / des Zeitgeistes ist in D stets die Ausnahme.

M. Schraag / 22.01.2019

Vieles am Charakter der Deutschen lässt sich aus dem Protestantismus, und noch ausgeprägter dem Pietismus erklären. Die fehlende Toleranz, die Einmischung in Nachbars Angelegenheiten, die Verbissenheit. Den Unterschied erkennt man, wenn man an der Grenze zu katholisch geprägten Regionen lebt. Ulrich Kienzle hat das in seinem Buch über die Schwaben “Wo kommsch denn Du alds Arschloch her?” teilweise prägnant beschrieben, fokussiert auf den pietistisch geprägten Teil der Region. Daraus lässt sich auch die Neigung zum Konformismus gut erklären. Als der katholische ‘Ausreißer’ Herzog Karl Alexander in Ludwigsburg an die Macht kam haben die dominierenden Protestanten die Stadt in ‘Lumpenburg’ umgetauft, seinen Finanzberater ‘Jud Süß’ haben sie bis in den Tod verfolgt. Katholiken und Juden durften konnten ihre Toten nicht in der Stadt begraben. Schaut man sich die protestantisch geprägten Politiker und Politikerinnen an, dann zieht der Protestantismus nach wie vor seine verhängnisvollen Kreise. Den Frohsinn der Rheinländer kann man sich in der Diesel-Sperrzone Stuttgart kaum vorstellen.

Oliver Radtke / 22.01.2019

Man mag den Briten in dieser Einschätzung kaum widersprechen. Doch woran liegt das? Vielleicht tatsächlich auch daran, dass zwar in Deutschland nach 45 wirklich viel schonungslos aufgearbeitet wurde, doch war diese Aufarbeitung eher mechanistisch-prozessual, will heißen, man hat eher die Zusammenhänge zeitlich begrenzt mit Beginn des Kaiserreichs wie ein Uhrwerk betrachtet und hat weiter zurückliegende Komponenten einfach ausgeblendet. Man muss sich doch fragen, wann dieses Volk bzw. seine geistig-politische Elite in der Vergangenheit falsch abgebogen ist. Woher kommen diese letztlich verqueren, romantisch-idealistischen Vorstellungen, die dieses Volk konstant heimsuchen? Muss man wirklich vielleicht bis in die Zeit des 30jährigen Kriegs zurückgehen? Vieelicht schon. Aus dieser verheerenden Zeit erwuchs schließlich die (elende) deutsche Romantik als Literatur und Geisteshaltung und mit ihr Vorstellungen, dass der Mensch immer als Idealwesen sich vorzustellen sei. Edel sei der Mensch- rein und gut. Und um dieses Idealbild zu erreichen, müssen eben Opfer erbracht werden, sowohl an sich selbst als auch an dem, was dieses Streben stört. Und auf einmal zeigt sich, dass das NS-Menschenbild in seinem Idealismus gar nicht so weit weg ist, wie das “moderne” oder besser das aktuelle Menschenbild, wie es heute in Deutschland von vielen Menschen gepflegt wird. Die Konzentration auf die wirklich unfassbaren Gräueltaten der Nazis verdeckt nur allzuleicht die tiefliegende Disposition dieser Menschen - nämlich konsequent das zu tun, was notwendig erscheint, um sich seiner Vorstellung einer idealen und damit vollkommenen Welt bestmöglich anzunähern. Diese Konsequenz, diese aus dieser Logik heraus folgerichtigen Schritte zu unternehmen, dies ist eine der kastrophalsten Eigenschaften der Deutschen und diese beruht immer und absolut auf der Irrationaliät der Romantik.

K.H. Münter / 22.01.2019

Ein zum Nachdenken anregender Artikel! Aber natürlich auch zum Widerspruch. Eine der lange Zeit nachwirkenden Katastrophen in Deutschland war z.B. der 30-jährige Krieg. Ich habe mich aus beruflichen Gründen mit dessen lokalen Auswirkungen im Remstal (östlichvon Stuttgart gelegen) beschäftigt. Allein die Menschenverluste waren entsetzlich und als nach Jahrzehnten einiges an damaliger Infrastruktur wieder aufgebaut war kamen die Truppen des Sonnenkönigs und hinterließen erneut eine Spur der Verwüstung. Solche Ereignisse blieben lange Zeit im Volksgedächtnis erhalten. Und dann die Kaskade an Umwälzungen im Verlauf des Ersten Weltkriegs ab 1914. Im Sommer 1917 konnte man im Kaiserreich noch an einen Sieg glauben, dann die Niederlage und Versailles 1919. Im Jahr 1923 die Mega-Inflation, Vater und Mutter waren Billionäre und konnten sich davon nur das Allernötigste kaufen. Für die ganz überwiegende Mehrzahl in der Weimarer Republik waren die 20er Jahre überhaupt nicht golden und das nächste Elend ab 1929 mit der Weltwirtschaftskrise, mit erneuten gesellschaftlichen Umbrüchen in den Familien war doch ziemlich viel für ein Volk was Erniedrigungen vielerlei Art betraf. Wie sollte da in großen Teilen der deutschen Bevölkerung etwas, wie man so schön sagt, von “Maß und Ziel” vorhanden sein? Was die Einführung des Euros betrifft ist es sicher keine Verschwörungstheorie daß genau diese Einführung (und Abschaffung der D-Mark) von Frankreich und auch von England als Preis für die Wiedervereinigung gefordert wurde. Damit will ich andererseits Irrsinns-Dinge wie “Energiewende” oder ” Öffnung der Grenzen” und aktuell die Hetzjagd auf den Diesel samt der idiotischen NOx-Grenzwerte nebst gesetzwidriger Aufstellung von Meßanlagen in keinster Weise kleinreden. Dagegen schreibe ich tatsächlich seit Jahren in vielen Kommentaren an und viele andere auch. Und meine gelbe Weste kommt demnächst zum Einsatz im Sinne von “Taten statt Worte”!  

Michael Sander / 22.01.2019

Was folgt daraus? Der links-grüne Mainstream ist letztendlich deutscher, als es seine Protagonisten wahr haben möchten. Antirationalistisch, borniert, intolerant, apodiktisch, missionarisch - der Bessermensch entpuppt sich als deutsche Blockwart und bläst zum Halali auf Andersdenkende. Diese werden nicht nur ausgegrenzt, sondern gleich auch entmenschlicht. Und von allen deutschen Parteien sind die Grünen die Deutscheste. Das Geschäft mit der Angst, das Schüren irrationaler Hysterie, die Ausgrenzung und die Entmenschlichung eines jeden, der das grüne Narrativ in Frage stellt. Dazu die unerträgliche Arroganz, die feste Überzeugung, als Einzige den Lauf der Welt verstanden und die richtigen Schlussfolgerungen gezogen zu haben, während alle anderen falsch liegen, egal ob im Inland oder im Ausland. Von der Romantisierung der Natur und der Lobpreisung des einfachen, naturverbundenen Lebens bis hin zur Schaffung eines europäischen Superstaates, der natürlich dem links-grünen, also dem deutschen Narrativ folgen soll - alles ist wieder da, nur unter etwas anderem Vorzeichen.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 08.11.2023 / 14:00 / 49

Migration: Die Sache mit den 50 Milliarden

Durch den Migrationsgipfel wurde nun erstmals bekannt, wie viel Bund und Länder gemeinsam für direkte Kosten in Verbindung mit Flucht und Migration zahlen. 2023 sind…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 31.10.2023 / 12:00 / 48

Wohlstandskollaps im Multikulti-Einhornland

Alimentiert durch den Wohlfahrtsstaat platzen Wertekonflikte nur begrenzt, mit weniger Druck und seltener an der Oberfläche des Melting Pot. Wenn aber plötzlich nicht mehr nur…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 12.09.2023 / 10:00 / 38

Wann fliegt uns denn nun alles um die Ohren? (2)

Solange Sie in einem Land leben, in dem Politiker uneingeschränkte Auszahlungen aus Sozial- und Gesundheitssystemen versprechen, leben Sie im falschen Land, um sich irgendwie auf…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 11.09.2023 / 12:00 / 52

Wann fliegt uns denn nun alles um die Ohren? (1)

Wenn Sie Wirtschaftswachstum, Steuern, Staatsausgaben und den Realzins korrekt vorhersagen, wissen Sie die genaue Zeit und den genauen Ort, an dem uns das hier alles…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 20.06.2023 / 13:00 / 4

Akademie der Freiheit der Hayek-Gesellschaft

Vom 30. Juli bis zum 4. August 2023 findet wieder die Akademie der Freiheit der Hayek-Gesellschaft statt. In einer Woche vermitteln renommierte Dozenten Inhalte aus…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 26.01.2023 / 10:00 / 29

Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 3: Unter Räubern

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten erklärt zum Abschluss, wie der Staat den Bürger Schritt für Schritt enteignet und sich selbst an den abgepressten Milliarden…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 25.01.2023 / 14:00 / 24

Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 2: Das Versprechen

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten beschreibt heute, wie die Politik in Finanz-, Migrations-, Corona- und Energiekrise Ängsten begegnet, indem sie die Probleme mit unvorstellbaren…/ mehr

Lisa Marie Kaus, Gastautorin / 24.01.2023 / 10:00 / 79

Wie deindustrialisiere ich ein Land? Teil 1: Die Ideologie

Diese Anleitung in drei einfachen Schritten schildert zunächst, wie ideologiebasierte Politik funktioniert, indem sie die Bürger glauben lässt, sie meine es nur gut mit ihnen.…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com