Von Guido Pauly
Ein Gespenst geht um: Arbeitsministerin Andrea Nahles. Bei einer Blitzumfrage sollen sich 50% der Arbeiter dagegen ausgesprochen haben. Und die andere Hälfte? Die war wie vom Blitz getroffen außerstande, die Frage zu beantworten. Nahles selbst hält sich noch bedeckt. Gesagt haben soll sie, wie aus ihrem Umfeld zu vernehmen war, dass sie “irgendwas mit Minister machen” wolle. Das wäre “echt suppi!” Doch wer hegt nach den fulminanten 99,9% (6 und 7 und 2 widewidewitt macht 3 mal neune) Zustimmung auf dem Parteitag in Leipzig noch Zweifel?
Ein Abriss ihres politischen Lebens: Geboren am 20. Juni 1970 im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz. Einer Gegend, berühmt für Bimsabbau und Abbaubims. Und prominente Söhne und Töchter, die aus ihr hervorgingen. Wie Thomas Anders (der Modern von Modern Talking) und Winnie Mandela. - Oder war es Schäfer? Wie auch immer, schon früh entdeckte die junge Andrea ihre Liebe zum Gesang, zu ihrem eigenen. Der bissige Spott im Musiksaal, die Chuzpe ihres hageren Deutschlehrers, der Äsops Fabel in “Die Nahles und der Fuchs” umbenannte und sich dabei vor Lachen in die Cordhose pisste. All das konnte sie nicht verwinden und trat der SPD bei. Auf die Frage, inwieweit ihr Denken von der Frankfurter Schule beeinflusst wurde, retournierte sie einst: “Hey hallo! Ich habe eine Schule in der Eifel besucht.”
Andrea Nahles gilt als Ziehtochter der großen rheinland-pfälzischen Sozialdemokraten Kurt Beck und Rudolf Scharping. Bis heute unverkennbar, die Mixtur aus Bär und Ziege.
Ihre erste bleibende Duftmarke setzte sie 2005. Der damalige SPD-Vorsitzende Franz “Münte” Müntefering präsentierte für das vakante Amt des Generalsekretärs Kajo Wasserhövel. “Müntefering ist Mist”, dachte sich Andrea Nahles, stellte sich als Gegenkandidatin auf und Müntefering gleichsam aufs Abstellgleis. Die Folgen sind bekannt.
Ein Evergreen, ihr Auftritt 2011 nach der Fukushima-Katastrophe im ARD-Morgenmagazin, als sie den Zuschauern auf halbnüchternden Magen die Notwendigkeit der Energiewende erklärte: Wenn äh man äh mit äh äh 7000 öh 8000 öh Mega äh watt öh ach (grins kicher) äh Energie runterholen äh wenn wir die abgeschalteten A öh tomkopfwerke abgeschaltet lassen äh Entschuldigung!” (Quelle: YouTube “Andrea Nahles erklärt die Energiewende”). Plastischer gelang es bislang niemandem, selbst Daniel Cohn-Bendit nicht, zu verdeutlichen, welche
Gefahren radioaktive Verstrahlung verursachen kann.
Politik ist ein zehrendes Geschäft. Davor ist selbst eine ausgewiesene Frohnatur wie Andrea Nahles nicht gefeit. Entspannung sucht und findet sie auf dem heimatlichen Bauernhof in Weiler, den sie regelmäßig frequentiert. Einem Gehöft, das sich seit vielen Generationen in Familienbesitz befindet. Hier lädt sie ihren Akku für den Politikbetrieb neu auf. Zwischen Pferdeäpfeln, Hühnerdung und Kuhfladen fühlt sich Anales verstanden. Pardon, A. Nahles!
Ihre große Stunde schlug im Wahlkampf 2013: Nachdem Peer Steinbrück von einer Panne in den nächsten Fettnapf gestolpert war, erklärte sie die Wahlkampfleitung zur Chefsache. Nach der Wahl begann bei den Wahlverlierern FDP und Grüne das große Reinemachen. Hingegen ließ die SPD, die das zweitschlechteste Wahlergebnis ihrer bundesrepublikanischen Geschichte verbucht hatte, in den anstehen Verhandlungen mit der Union Andrea Nahles den Taktstock schwingen. Von Mikrofon zu Mikrofon tanzte sich der strahlende Popstar der SPD mit dem Bushido-Spachcode nach jeder Runde durch und erklärte wie diese Republik fortan zu rocken sei (nicht zu verwechseln mit “wuppen”; das war die dicke bunte Tante von den Grünen). Dass die Sitzungsteilnehmer ohne Alkohol mit ihr sondieren mussten, kritisierte sie. Nobel und fürsorglich gedacht. Sollte das Gespenst Gestalt annehmen, “Proletarier deutscher Länder, betrinkt euch!”