Boris T. Kaiser, Gastautor / 16.10.2014 / 17:15 / 9 / Seite ausdrucken

Man hats nicht leicht als Mannheimer

Boris T. Kaiser

Meine Heimatstadt Mannheim hat imagemäßig einen schweren Stand.

Uwe Ochsenknecht hat von hier seine mangelhafte Schulbildung. Das hiesige Landgericht blamierte durch sein stümperhaftes, einseitiges und völlig irrational verbissenes Vorgehen im Fall Kachelmann die gesamte bundesrepublikanische Justiz. Die Ludwigshafener intellektuelle Walz aus der Pfalz, Daniela Katzenberger, wird von vielen Unwissenden immer wieder für eine Mannheimerin gehalten.

Als ob das alles noch nicht schlimm genug wäre, hat jetzt auch noch der bekannteste Repräsentant der Stadt endgültig seinen Verstand verloren. Xavier Naidoo tanzte schon immer auf dem schmalen Grat zwischen leicht verschrobenem Esoteriker und irrenhausreifen Größenwahnsinnigem. Seine These, dass Mannheim auf Grund seiner Quadratbauweise das neue Jerusalem sei, gefiel mir als Mannheimer Christen noch ganz gut. Seine Ansichten zu Politik und „denen da oben“ waren zwar schon immer etwas daneben, gingen aber, so dachte man, nicht über das in Künstlerkreisen übliche antikapitalistische und „amerikakritische“  Geschwurbel hinaus.

Jetzt hat sich der bekennende Cannabiskonsument Xavier Naidoo aber offensichtlich auch noch sein letztes bisschen Verstand weggekifft. Seine Ansichten sind für einen klar denkenden Menschen endgültig nicht mehr nachvollziehbar. Was will uns Xavier Naidoo damit sagen, wenn er gegen „Baron Totschild“ hetzt,  „Free Germany“ T-Shirts trägt und darüber schwadroniert, dass Deutschland keine Verfassung habe und noch immer ein besetztes Land sei?

„Ach was könnte Deutschland heute schön sein, wenn damals die doofen Amis nicht gekommen wären“, könnte die Aussage sein, die zumindest auch zu Xavier Naidoos neuen Freunden, den „Reichsbürgern“, passen würde. Der Sänger selbst sagt, er würde nur Liebe predigen, vor wem er das tue sei ihm egal.

So gilt Xavier Naidoos Liebe also offenbar tatsächlich allen Menschen (einschließlich Nazis) abgesehen von Juden, Amerikanern und all jenen die froh sind, dass Deutschland befreit wurde und eine sehr gute, freiheitlich, demokratische Grundordnung bekommen hat.

In letzter Zeit tauchen immer öfter immer ältere politisch wirre Zitate von Xavier Naidoo auf. Er ist also offenbar doch schon vor langer Zeit durchgedreht, es hat nur keiner gemerkt. Auch das spricht schon wieder nicht gerade für sein unmittelbares Umfeld und damit meine Heimatstadt.

Man(n) hat’s nicht leicht als Mannheimer.

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Leserpost

netiquette:

Axel Kracke / 18.10.2014

@ Aaron Gal   17.10.2014” “@ Herr Kracke. Die BRD hat eine Verfassung, glauben Sie’s ruhig.” Ungern. Es ist nämlich sowieso erstaunlich, ja beunruhigend, was die Leute in diesem Land alles glauben. Wissen ist mir lieber…

Axel Kracke / 18.10.2014

@ Thomas Koch   17.10.2014 “Was kann Herr Kaiser dazu, wenn Herr Naidoo über die fehlende Verfassung in Deutschland schwadroniert. Er gibt es hier nur wieder.” Mit der Wortwahl “schwadroniert” gibt Herr Kaiser nicht einfach wieder, sondern bewertet. Es wird damit ganz klar unterstellt, daß die Aussage falsch ist, es also eine Verfassung gäbe. Und das ist falsch. Und nichts anderes habe ich geschrieben. Tja, Herr Koch, es ist eben nicht damit getan, “genau” zu lesen, man muß es auch verstehen…deshalb gilt auch hier: Oh si taquisses…

Aaron Gal / 17.10.2014

Na, Herr Kaiser so schlimm wird’s doch in Mannheim nicht sein, oder? Sie haben doch noch den türkisch- deutschen Komiker! Nicht Cem Özdemir, sondern den mit den langen Haaren, der Name ist nur gerade entfallen. Xavier Naidoo ist gerade dabei sich in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen, glaub ich. Möchte da nicht weiter auf ihn herumhacken. Die Leserbriefe hier sind etwas plöde! An Herrn Richter: Es kann kein deutsches Gesetz geben, dass die amerikanische Besatzung aufhebt, es müsste schon ein amerikanisches sein, hahaha. Lustig. @ Herr Kracke. Die BRD hat eine Verfassung, glauben Sie’s ruhig.

Thomas Koch / 17.10.2014

Herr Kracke möge lieber “genauer” lesen und verstehen, was Herr Kaiser schreibt, bevor er ihm mangelnde Informationen vorwirft. Was kann Herr Kaiser dazu, wenn Herr Naidoo über die fehlende Verfassung in Deutschland schwadroniert. Er gibt es hier nur wieder. Besser wäre es gewesen, wenn Herr Kracke geschwiegen hätte.

Henryk R. Chrusciel / 17.10.2014

Sie hätten auch einfach schreiben können: “Xavier Naidoo ist eine Schande für Mannheim!” Da wäre Ihnen der Beifall der Politisch Korrekten noch sicherer. Naidoo macht nur von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch, wenn er seine ganz persönliche Mischung aus Halbwahrheiten, Verschwörungsmainstream und Religiosität zum Besten gibt. Damit befindet er sich leider zweifellos in bester schlechter Gesellschaft. Die Belanglosigkeit der Systemkritik eines Schlagersängers wird allerdings nur noch durch die Belanglosigkeit einer Kritik dieses Schlagersängers übertroffen. Mannheim verkraftet Xavier Naidoo, Uwe Ochsenknecht und Erna Struwe (in Mannheim weltbekannt als Joy Flemming) weit besser als ein beschränkter Bürgermeister mit kurzem Verstand und seine Speichellecker wahrhaben wollen. Schon Friedrich Schiller floh vor geistiger Enge und Unterdrückung nach Mannheim und konnte dort “Die Räuber” uraufführen. Es ist die Gedankenfreiheit, die in Gefahr ist und der gute Ruf der Kurpfalz, die schon seit langem ein Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen und widersprüchlichster Meinungen war. Es tut mir Leid, dass Sie es damit so schwer haben…

Martin Wessner / 17.10.2014

Hey, lasst mal gefälligst den Xavier in Ruhe. Was Herr Pirincci bei Facebook zum Fall Naidoo sagt, gefällt mir viel besser. Haben nicht alle Popstars eine Meise? Wären sie überhaupt Popstars, wenn bei ihnen kein Vogel im Oberstübchen zwitschern würde? Leute, denkt doch nur mal an John Lennon und seine schräge Muse Yoko Ono oder an den antikapitalistischen Milliardär Bono, um nur zwei von denen vielen im Showbuisiness zu nennen, die über’s Kuckucksnest flogen(und noch fliegen). Der Xavier, der ist nun im Oktober 43 Jahre alt geworden, sprich, er kommt so langsam ins männliche Klimakterium. Und das mit den Hormonen, das ist wahrlich nicht so einfach. Da wird auch uns Typen oftmals ganz wuschelig im Kopp. Also bitte, lasst daher den Xavier in Ruhe! Danke!

Helfried Richter / 16.10.2014

Hallo Herr Kaiser, im GG Artikel 120 steht: Der Bund trägt die Aufwendungen für Besatzungskosten und die sonstigen inneren und äußeren Kriegsfolgelasten nach näherer Bestimmung von Bundesgesetzen….” Da Sie offensichtlich wissen, dass es keine Besatzung mehr gibt, bitte ich Sie um Angabe des entsprechenden Bundesgesetzes, welches die Beendigung der Besatzung zum Inhalt hat. Vielen Dank im Voraus.

Thorsten Hammbuch / 16.10.2014

Mannheim ist ein erbärmliches Sche*ssloch! Als nicht weit weg wohnender bin ich jedes mal wieder von neuem erstaunt darüber, wie wenig die Stadt sich äusserlich Mühe gibt mehr zu sein, als ein angestaubtes Regal im hinteren Teil des Kellers, wo das Licht nicht so gut hinkommt. Der Ort ist grau-in-grau. Das Leben ist zwar billig und geräumig (insb. für Studenten ein gefundenes Fressen), aber in der Neckarstadt-West oder im Jungbusch kann man auch die abgehängte Zukunft von Einwanderern und zurückgelassenen Einheimischen live mitbestaunen und geht besser aus dem Weg, wenn Freitag Nacht mal wieder Flaschen klirren und Sirenen heulen Gibts eigentlich noch die erbärmlichen Kioske von Alkoholikern für Alkoholiker? Nicht meine Welt. Es ist auch immer wieder bezeichnend, wenn man auf der Autobahn aus Norden(?) auf die Stadt zufährt. Rechts graue Arbeiterwohnblöcke, mittig die grau rauchende Industrieschornsteine und links die SAP Arena. Letztere kommt mir immer als Kirche vor und das Gesamtbild herausgeschnitten aus einem dystopischen Gesellschaftsszenario. Mannheim, das ist nach allem was ich dort gesehen und erlebt habe gescheiterter Versuch menschlichen Zusammenlebens. Es ist kein Ort für niemanden. Die meisten dort habens einfach noch nicht bemerkt.

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