Sie haben ihn satt, die Genossen, pappsatt, diesen ewig moralisierenden Vorhaltungston über ihren Wortbruch. Das kann man verstehen. Keiner sitzt gern auf der Anklagebank. Doch was sollen sie tun? Die Tat, die jeder gesehen hat, leugnen? Nein, das wäre denn doch zu dreist. Also wird der Wortbruch zähneknirschend eingeräumt, mit einer Miene, die an harte Gewissenskämpfe denken lassen soll. Andrea Ypsilanti hat es darin inzwischen zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Besonders oft fallen Worte wie „Zwiespalt“, „Ringen mit sich selbst“, „wirklich nicht leicht gefallen“ und „moralisches Dilemma“. Die Botschaft ist klar: Ja, ich habe Wortbruch begangen, aber die Umstände ließen mir keine andere Wahl, ich bin Getriebene, nicht Treiberin.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/SPD-Ausreden;art15890,2488891