Gunnar Heinsohn / 10.05.2017 / 06:25 / Foto: John P. Curtis / 17 / Seite ausdrucken

Macrons Europatreue – und wer sie bezahlt

Wer sich um Deutschland Sorgen macht, darf für Frankreich schon mal ein Panikregister ziehen. Als die 82 Millionen Bundesbürger in den Jahren 2015 und 2016 rund 4.000 Millionäre an Konkurrenznationen verlieren, fliehen aus der Grande Nation mit ihren 65 Millionen Einwohnern 22.000 dieser hochkarätigen Steuerzahler.

Als man sich in Deutschland über den Nachwuchs erschrickt, weil er zwischen 2007 und 2015 beim internationalem Mathematikwettbewerb TIMSS vom 12. auf den 24. Platz abstürzt (522 Punkte für Viertklässler), lässt Frankreich 2007 vorsichtshalber aus, um erst einmal mehr Geld in seine Schulen zu stecken. Als man 2015 endlich zeigen will, wie man nach vorne gekommen ist, gibt es Bestürzung über einen 35. Rang (488 Punkte). Während Deutschland 14 EU-Partner an sich vorbeiziehen lässt, schneidet der Traumpartner für weitere Vertiefungen der Union unter den 28 Mitgliedern am schlechtesten ab.

Der immer wieder stolz vermeldete demografische Europarekord der Grande Nation mit 2,07 Kindern pro Frau (2016; D: 1,44) entpuppt sich bei näherem Zusehen als massiver Zugewinn an Schulversagern. Die aber stehen auf den Weltarbeitsmärkten ohnehin grenzenlos zur Verfügung. Auch durch die angestrebte Steigerung ihrer Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Stunden werden sie nicht zu Leistungsträgern. Hingegen werden viele ihr Leben lang Transferzahlungen benötigen und dennoch nicht sanftmütig werden.

Unter tausend Zehnjährigen zieht die Nation von Descartes nur noch 20 Mathe-Asse auf. Immerhin 50 sind es in der Berliner Republik. Von solchen Könnern leben Innovationen, Startups und Spitzenuniversitäten. Schier unglaubliche 500 registriert man beim Weltmeister Singapur, zwischen 320 und 450 bei den übrigen Ostasiaten. EU-Sieger werden Nord-Irland (270) und England (170). Da die Briten Bildungsferne alsbald nicht mehr hereinholen und gerade dafür geschmäht werden, kann ihr Vorsprung nur wachsen. Deutschland kämpft derweil darum, nicht hinter die Türkei und die United Arab Emirates zurückzufallen, die ebenfalls 50 Könner unter 1.000 Kindern in den Wettbewerb schicken können. Frankreich dagegen liegt schon jetzt hinter Qatar und könnte beim nächsten Mal auch von Oman und Bahrein überholt werden.

Frankreichs 18. Rang beim Global Innovation Index 2016 (Großbritannien: 3./ Deutschland 10./ Österreich: 20.) wird von Arbeitskräften erreicht, die noch im 20. Jahrhundert die Schule besucht haben. Was jedoch die heutigen Teens nicht können, wird auch durch angekündigte Zusatzmilliarden nicht in ihre Köpfe kommen. Bei der schon jetzt fünfthöchsten Pro-Kopf-Verschuldung in der EU ist nicht einmal ersichtlich, woher die Gelder kommen sollen. Und warum sollten sie diesmal helfen? Wie die Mediziner bisher kein Heilmittel gegen Krebs gefunden haben, können die Pädagogen immer noch kein Verfahren zur Überwindung der Mathematik-Schwäche präsentieren. Wer es findet, wird wohl der reichste Menschen der Welt werden. Man muss Frankreich einen solchen Erfinder wünschen.

Da nichts für einen solchen Geniestreich spricht, kommt zu den 15 EU-Staaten mit 170 Millionen Menschen, die aus deutschen Kassen subventioniert werden, alsbald ein sechzehnter. Dann wird erst einmal die deutsche Bonität verschlissen, um über Eurobonds die Staatsverschuldungen noch ein paar Jahre steigen zu lassen. In eine EU-Bankenversicherung schließlich fließen hiesige Ersparnisse, um die Eigentümer maroder Geldhäuser €-weit profitabel zu halten. Mindestens Solidarität, aber wann immer möglich Freundschaft, werden die Parolen lauten, unter denen das zwischen Flensburg und Rosenheim unters Volk gebracht wird.

Foto: John P. Curtis U.S. Navy via Wikimedia Commons

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Peter Hansen / 10.05.2017

Das traurige ist, dass Eltern und Schüler in Deutschland schon seit Jahren die Zustände an den Schulen anprangern, aber nichts passiert. Ganz im Gegenteil, Eltern, die der Meinung sind, dass es wichtigeres gibt als Gendergedöns oder Islamunterricht, werden offen angegriffen. Demonstrationen FÜR eine Rückbesinnung auf die alten Bildungstugenden werden von linken Randalierern attackiert. Eltern, die darauf bestehen, dass Islamunterricht NICHT an staatliche Schulen gehört werden sofort in die rechte Ecke gestellt. Und die Medien spielen dieses Spiel freudig mit! Über Leistungsvergleiche und deren Ergebnisse wird kaum noch berichtet und wenn doch, dann wird das Ergebnis relativiert und schöngeredet. Ein Anprangern der Zustände an den Schulen und Universitäten hingegen findet nicht statt. Nach dem Motto: Worüber nicht berichtet wird, dass gibt es auch nicht.

Stefan Bley / 10.05.2017

Der Druck auf unsere Polit-Elite, die Schatulle für Frankreich und die EU zu öffnen (Stichwort Transferunion) wird nun weiter steigen, wollen sich diese weiterhin aus den Fleischtrögen bedienen. In Berlin wird ignoriert, das der wirtschaftliche Wohlstand des Landes auf gut ausgebildeten Arbeitskräften gründet, welche sich mehrheitlich binnen der nächsten 15 Jahre aus dem Arbeitsleben zurück gezogen haben werden. Wer sich heute ansieht was rot-grüne inkusiv-gendercorrect-antiautoritäts-selbstverwirklichungsfördernde Bildungspolitik, zudem befeuert durch die Abschaffung des Wehrdienstes (Stichwort mangelnde Disziplin und Gehorsam), an Schulabgängern hervorbringt, der merkt schnell dass zumindest im MINT-Bereich schon bald der Notstand ausbricht. Hält man sich nun vor Augen, dass jeder vierte Arbeitsplatz in D von der Automobilindustrie abhängt, der mag sich ja mal vorstellen, was dies in 15-20 Jahren für die Wettbewerbsfähigkeit dieses Industriezweigs bedeutet und in der Folge für die Arbeitslosenstatistik und den Ausfall von Steuereinnahmen sowie den Anstieg von Sozialleistungen. Klingt nach rosigen Aussichten, wenn auch weiterhin nachlässig in Bildung investiert wird. Nein, da helfen auch keine syrischen “Fachkräfte”. Das dies ein Märchen ist, das uns Großmütterchen Angela da vorgelesen hat, dürfte ja mittlerweile jeder erkannt haben.

hubert paluch / 10.05.2017

Bravo Herr Heinsohn! Sie fragen nach einem Mittel gegen die Mathematikschwäche französischer Schüler. Seit der Veröffentlichung der bahnbrechenden Forschungsergebnisse von Robert Plomin wissen wir, dass mindestens 74% der Varianz schulischer Leistungen genetisch determiniert sind (PNAS, 2014). Erstaunlich, dass man Plomin daraus nicht den Strick des “biologischen Rassismus” gedreht hat. Denn an der mangelden Förderung arabischer Schulkinder kann es nicht liegen. Wer auf die Seite des kuwaitischen Erziehungsministeriums geht, erfährt, dass sich das wohlhabende Land für 120 000 Grundschüler 25 000 Lehrer gönnt. Es besteht Schulpflicht. Der Unterricht ist kostenlos. TIMSS-Punkte für kuwaitische Schüler: 330. Mehr lässt sich anscheinend auch mit bester Förderung nicht herausholen. Wie Prof. Heiner Rindermann elegant zeigen konnte, haben die Saudis ein Heilmittel gefunden: Die Zuwanderung klügerer Ethnien hebt durch deren Kinder die TIMSS-Ergebnisse beachtlich.

Detlef Dechant / 10.05.2017

Wie richtig, Herr Heinsohn! Freundschaft zwischen Nationen gibt es auch nicht. Es gibt nur gemeinsame Interessen! Fragen Sie einmal deutsche Unternehmer über ihre Erfahrungen, wenn diese im frnkophonen Einflussbereich als Konkurrenz zu französischen Unternehmen auftreten. Da wird sogar auf Regierungsebene interveniert und der deutsche Unternehmer wundert sich, dass er plötzlich keine Hermesbürgschaft bekommt. Andere staatliche Unterstützung fällt ganz aus. Deutsch-ftanzösische Freundschaft funktioniert so lange, wie wir “auf Kurs” liegen!

Daniel Oehler / 10.05.2017

Deutschland wird noch intensiver ausgenommen. So ergeht es zwangsläufig allen, die aus ideologischen Gründen - z.B. der Vergötterung der EU - den Denkapparat ausschalten. Die Mehrheit der Deutschen wird sich auch weiterhin von der Glotze und der Raute einlullen lassen, anstatt Widerstand gegen die Gefährdung der eigene Zukunft zu leisten. No-Go-Areas mit arabischen Gangs gab es in Frankreichs Vorstädten schon vor 30 Jahren. Dank der EU-Junkies in CDU, SPD und Grün folgen wir dem schlechten Beispiel Frankreichs. Also sieht unsere Zukunft so aus: Ausnahmezustand als Dauerzustand in Marxloh und Neukölln, Absinken des Bildungsniveaus an Schulen in NRW auf das Niveau Afghanistans, Kriecherei vor Ditib und anderen Islamverbänden, Flucht der Juden, Flucht der Ex-Moslems , Abwanderung der besten Studenten

Harald Weber / 10.05.2017

Lieber Herr Heinsohn, Sie sind einer der wenigen Wissenschaftler, die ihre Schlussfolgerungen ausschließlich aus Tatsachen ableiten, und nicht aus Halbwissen, oder Sozialpsychologischen, oder religiösen Annahmen. Das ist erfrischend und braucht nicht interpretiert zu werden.

Jürgen Althoff / 10.05.2017

Wie sagt der Franzose: “Le boche payera tout.” So war es und so wird es auch bleiben.

Werner Arning / 10.05.2017

In Frankreich findet ein Austausch von Personal statt, aber kein Politikwechsel. Man könnte auch sagen die Franzosen sind auf einen Taschenspielertrick hereingefallen. Ein neues Gesicht, eine neue „Bewegung“, doch bleiben wird wohl alles beim alten „Unbewährten”. Unter Europa versteht Macron etwas anderes, als viele deutsche Europa-Idealisten. Für ihn stehen die Interessen Frankreichs klar an erster Stelle und Europa wird dann interessant, wenn es beispielsweise um eine Vergemeinschaftung der Euro-Schulden geht. Da käme Hilfe aus Deutschland sehr gelegen. Man hat in Frankreich registriert, wie groß in Deutschland die Angst vor Nationalismus und Rechtspopulismus ist. Mit dem Verweis auf die “Gefahr Le Pen” glaubt man die Deutschen schon weich klopfen zu können und dazu zu bringen sich im “Interesse Europas“ spendabel zu zeigen.

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