Frankreich unterstützt jetzt offiziell Marokkos Ansprüche. Algerien zieht aus Protest den Botschafter aus Frankreich ab.
Als gäbe es noch nicht genug Krisenherde, meldet sich ein jahrzehntelang schwelender Konflikt wieder in der westlichen Wahrnehmung zurück. Ein Grund: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Dienstag in einem Brief an Marokkos König Mohammed VI., mitgeteilt, sein Land werde einen von Marokko 2007 vorgelegten Plan zur Zukunft der Westsahara unterstützen. Der beinhaltet die Festschreibung des marokkanischen Herrschaftsanspruchs unter dem Zugeständnis einer teilweisen Autonomie für die ehemalige spanische Kolonie. International wurde der Anspruch Marokkos auf Westsahara bisher nicht anerkannt.
Macrons Unterstützung für die marokkanischen Ansprüche sorgt für massive Differenzen mit Algerien. Das Außenministerium in Algier teilte, Meldungen zufolge, mit, dass der Botschafter aus Paris zurückbeordert wurde.
Algerien steht in dem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt über den Status der Westsahara bekanntlich auf der Seite der Frente Polisario, die sich mit Waffengewalt für die Unabhängigkeit der Westsahara einsetzt. 1975 wurde die ehemalige Kolonie von Marokko annektiert. Laut Schätzungen von 2014 sollen 530.000 Menschen in dem besetzten Gebiet leben. Knapp die Hälfte von ihnen seien Marokkaner, heißt es. 180.000 gehören dem marokkanischen Militär an, nur 105.000 seien noch Sahrauis, die zur Minderheit im eigenen Land geworden sind. Schätzungsweise 200.000 Sahrauis sollen außerhalb des besetzten Gebiets in den Flüchtlingslagern im Südwesten Algeriens leben.
Immer wieder gibt es Gefechte zwischen Polisario und der marokkanischen Armee. Algier unterstützt die „Volksfront“ auch militärisch, die von der UNO als legitimer Vertreter des Volkes der Sahrauis anerkannt wird.
Die frühere Kolonialmacht Spanien hatte sich bereits 2022 hinter die Pläne Marokkos gestellt. Darauf hatte Algerien seinerzeit ebenfalls mit einem Abzug des Botschafters reagiert. (Quellen: spiegel.de, maghreb-post.de)