Die anhaltende Mediendiskussion über die RAF wird mit jedem Tag haarsträubender. Die RAF-Aktivisten haben getrennt Interviews gegeben und vereint die Medienschlacht gewonnen. Vor den Augen der irritierten Öffentlichkeit sind Spiegel, Stern, FAZ und Co. zu Erfüllungsgehilfen der RAF-Strategie mutiert. Verfassungsorgane wurden aufeinander gehetzt, Zweifel an der Justiz gestreut. Obwohl sich die RAF ausdrücklich als Kollektivwesen begriff und als solches auch be-, und verurteilt werden wollte, ist es erfolgreich gelungen, die Frage nach der individuellen Verantwortlichkeit an den verübten Morden zu thematisieren und die Justiz in einem zweifelhaften Licht erscheinen zu lassen. Zwar wird in den Kommentaren und Artikeln immer mal wieder darauf hingewiesen, dass Boock ein notorischer Lügner sei, das hindert aber nicht daran, die Untersuchung der von ihm verbreiteten Behauptungen zu fordern. Dabei braucht man kein Terrorspezialist zu sein um zu wissen, dass sich Beweise für Boocks Behauptung, nicht Klar, sondern Wisnewski habe den Generalstaatsanwalt Buback ermordet, kaum finden lassen werden. Dass die betreffenden RAF-Mitglieder ihr mafioses Schweigegebot brechen werden, ist nicht zu erwarten. Da keinerlei Indizien auf Wisnewskis Täterschaft hinweisen, wird die Untersuchung irgendwann im Sande verlaufen, idealerweise nach Klars Begnadigung, die mit dem Medienrummel ja erreicht werden soll.
Selbst die angeblich reuige Ex-Terroristin , die in Mazedonien zivilen Friedensdienst leisten darf, arbeitet brav an der Legende vom rehabilitationswürdigen Klar mit. Klar wäre zu einer “Bestie” hochstilisiert worden, teilte sie am Wochenende der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” mit, dabei wüsste sie doch, dass dies nicht stimme, weil Klar “ein zurückhaltender Mensch” sie. Jeder, der am Montag in Bild gelesen hat, dass Klar bei seinen Panzerfaustübungen mit der Staatssicherheit nur auf lebende Schäferhunde schoss und sich mit Menschenattrappen begnügte, wird Frau Maier-Witts Einschätzungen sofort Glauben schenken. Zudem weiß die Öffentlichkeit seit Januar , dass Herr Klar voller Zurückhaltung abwartet, bis ein Stasi-IM ihn auffordert, ehe er Grußworte für die PDS -nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung schreibt, in denen er dazu aufruft, im Kampf gegen die imperialistischen Machenschaften nicht nachzulassen. Klar bittet den obersten Repräsentanten des verhassten “Schweinesystems” sogar um Gnade, damit er sich recht bald als freier Mann am Kampf beteiligen kann.
Nachdem seine Mitterroristin Albrecht erfolgreich als Grundschullehrerin resozialisiert wurde, weil der Bremer Senat sich nicht entblödete, ihr unsre Kinder als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen, könnte die Politik
Klar zum Integrationsbeauftragten ernennen, um muslimische Jugendliche von den Vorzügen der Demokratie zu überzeugen. Jeder hat schließlich eine zweite Chance verdient.