Claude Cueni, Gastautor / 03.04.2021 / 15:00 / Foto: Jeff Kubina / 17 / Seite ausdrucken

Macht Geld weniger glücklich?

Varius Marcellus erhielt als Prokurator des kaiserlichen Privatvermögens ein Jahresgehalt von 300.000 Sesterzen, der Augenarzt Decimius Eros Merula hinterließ seinen Erben 500.000 Sesterzen. Woher wir das wissen? Sie ließen ihren Kontostand auf ihren Grabstein meißeln.

Was damals Anerkennung über den Tod hinaus bedeutete, würde heute als Protzerei verspottet. Höchstens Boxer Floyd Mayweather oder Donald Trump könnte sowas einfallen. Der Neid auf Menschen, die mehr besitzen, ist je nach Kultur verschieden. Während man in Asien Reiche als Vorbilder sieht, hat im Westen der Rasenmäher Hochkonjunktur. Nur Weltstars wie Kanye West oder Ronaldo gönnt man gerade die Millionen. Und Lottomillionären: Man könnte ja der nächste sein.

Als der reichste Mann Dänemarks bei einem Terroranschlag auf Sri Lanka drei Kinder verlor, stand in jeder Schlagzeile, dass er Milliardär ist. Als wolle man der Leserschaft sagen: Seht, Geld macht auch nicht glücklich. Als hätte ihn ein durchschnittliches Vermögen vor einer derartigen Tragödie bewahrt. Bestraft das Schicksal Glück mit Unglück? Dieser Aberglaube versetzt gemäß Swisslos immer wieder Lottomillionäre in Panik.

Laut Studien steigt Glück proportional zum Einkommen

Ironischerweise streben die meisten Menschen nach mehr Geld, obwohl sie jenen, die ein paar Tausender mehr haben, pauschal Moral, Empathie und Glücksfähigkeit absprechen.

In der Schweiz besitzen die 300 Reichsten zusammen 707 Milliarden. Einige haben geerbt (letztes Jahr 95 Milliarden). Einige investieren in Firmen (und Arbeitsplätze) oder engagieren sich karitativ, andere sitzen zum Zeitvertreib in Parlamenten oder jetten von Vernissage zu Vernissage.

Bringt mehr Geld mehr Glück? In Ländern, wo der Tagesverdienst bei zwei Dollar liegt, ganz bestimmt. In Wohlstandsgesellschaften mit staatlicher Rundumversorgung kokettiert man gerne damit, dass Geld nicht so wichtig ist, weil man genug davon hat, um Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, aber trotzdem will, um Leute zu beeindrucken, die man gar nicht mag.

Weltweit belegen Studien, dass das persönliche Glück proportional zum Einkommen steigt. Aber nicht unbeschränkt. Bei uns liegt die Grenze bei einem Monatslohn von circa 7.500 Franken. Ab dann zählen Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann.

 

Claude Cueni (65) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Schweizer BLICK, wo diese Kolumne zuerst erschien. Am 15. März erschien bei Nagel & Kimche sein neuer Roman „Hotel California“.

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Karola Sunck / 04.04.2021

Es gibt da ein einfaches Stichwort, dass heißt : ,,OHNE MOOS NICHTS LOS``. Mehr braucht man nicht zu wissen um die Frage zu beantworten, ob man mit mehr oder weniger finanziellen Möglichkeiten glücklicher ist oder nicht. Appropo, in Zeiten von Corona und den verfassungswidrigen Grundrechtseinschränkungen fällt es vielen wahrscheinlich sehr schwer, Geld überhaupt auszugeben. Denn was ist überhaupt das Geld? Im Grunde genommen tote Materie. Ohne etwas dafür kaufen zu können, hat es keinen Wert. Nur bedrucktes Papier, Zahlen auf einem Bankkonto oder Prägung auf einer Metalllegierung. Und das birgt in sich die Gefahr, wenn Geld ohne Sinn und Verstand gedruckt oder in Zahlen hergestellt, verteilt und nicht erwirtschaftet wird. Wenn nur diese tote Materie in Umlauf gebracht wird und die Produktion von Gütern die man damit erwerben kann, stagniert, tritt der Effekt von Angebot und Nachfrage schmerzlich zu Tage. Dann verteuert sich das Angebot immer weiter und um es zu erwerben benötigt man immer mehr Geld, dass hergestellt wird und am Ende wartet dann die große Geldentwertung, auch Hyper- Inflation genannt. Ist es dass, was Merkel und Co bezwecken, bei dieser ganzen unsäglichen Corona- Geschichte mit dem Zerschlagen der deutschen Wirtschaft. Soll sich der Alptraum aller einfachen Menschen bewahrheiten und eine erneute Währungsreform auf der Agenda der Herrschenden stehen? Alles ist möglich, ich traue der Regierung nicht über den Weg!

Jacob Gröning / 04.04.2021

Geld zu haben haben macht vielleicht nicht glücklich. Aber kein Geld zu haben macht definitiv unglücklich.

Frances Johnson / 03.04.2021

“Weltweit belegen Studien, dass das persönliche Glück proportional zum Einkommen steigt. Aber nicht unbeschränkt.” Finde ich gut. Ich glaube, dass es einige wenige Ausnahmen gibt. Anders und Anne Povlsen scheinen mir ein inniges Paar zu sein. Sie scheinen einen Zusammenhalt und Stärke zu besitzen und bekamen Anfang 2020 Zwillinge. Die Verabschiedung und Berdigung hatte die Würde von Menschen, die mit sich im Reinen sind. Der kleine Junge hatte blaue Hortensien auf dem Sarg, die Mädchen rosafarbene. Ich hatte ein enormes Mitgefühl für sie alle. Für viele Leute ist der Ausdruck Milliardär mitleidtötend. Sie hätten kein Mitgefühl verdient, weil sie Milliardäre seien, insinuiert das eigentliche Problem unserer Zeit, eine kalte, geld- und clickgierige manipulative und überdies neidische Presse. Morgen ist Ostern. Wenn Sie Alma, Agnes und Alfred Povlsen indirekt erwähnen, hoffe ich innigst, dass es ein ewiges Leben gibt. Daran glauben kann ich leider nicht. Frohe Ostern!

Elias Schwarz / 03.04.2021

Ein russischer Spruch sagt: alle Menschen sind unzufrieden. Dem einen ist die Suppe zu dünn und dem anderen die Diamanten zu klein.

Sam Lowry / 03.04.2021

p.s.: Neulich wurde in meiner Bekanntschaft eine 500-km-Tour gestartet in Erwartung einer 250.000-Euro-Erbschaft. Sicher auch schon geplant, was man dann mit dem Geld machen würde. Das Konto war wohl leer, außer Spesen, viel Fahrerei, Arbeit und Stress nichts gewesen. Auch nicht vorhandenes Geld macht nicht glücklich…

Sam Lowry / 03.04.2021

Sollte ich den Lottojackpot knacken, sagen wir mal mit 50 Mio., dann bin ich nicht glücklicher, sondern habe andere Probleme, die ich vorher nicht hatte. Glücklicher wäre doch nur der, der sich was aus Prostituierten, 1989 Chateau Mouton Rothschild und einer Yacht was macht. Wer fährt denn die Yacht? Die wenigsten armen Schlucker haben doch einen Führerschein für sowas? Oh, da muss man ja den Kapitän zahlen und Unterhalt, den Liegeplatz und was weiß ich. Wohin? Na, mal die Mosel oder Lahn rauf. Soviele Schleusen, wie langatmig. Na, dann auf den Rhein. So ein blödes Geschaukel, der schöne Rothschild auch noch umgekippt, die Prostituierte hängt seekrank üder der Reeling und sieht nicht mehr gut aus, schmecken möchte ich sie grad auch nicht.  Was essen wie denn? Oh, man hat den Koch und den Einkauf schlicht vergessen. Wir müssen anlegen, wo ist der nächste Yacht-Hafen? In 3 Stunden erst? “Pallimpallim, die Wasserschutzpolizei…” Anders, aber nichts besser. Meine Erfahrung.

Jutta Berg-Schlosser / 03.04.2021

“Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.” (Reich-Ranicki zugeschrieben). Kommt eben darauf an, wofür man es ausgibt! Nach meiner Erfahrung ist Neid fester Bestandteil der DNA aller Linken.

Arno Josef / 03.04.2021

Geld allein macht nicht glücklich, aber ausreichend davon zu haben, beruhigt die Nerven, pflegte meine Mutter zu sagen!

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