Henryk M. Broder / 23.01.2021 / 10:00 / Foto: Acgut.com / 85 / Seite ausdrucken

Machen Sie einen Bogen um Berlin!

Letzten Sonntag landeten am frühen Nachmittag zwei Flugzeuge mit 427 Passagieren kurz nacheinander auf dem vor kurzem eröffneten Internationalen Willy-Brandt-Flughafen Berlin-Brandenburg. Die eine Maschine kam aus Albanien, die andere aus Moldawien. An Bord waren „keine Urlauber, sondern Arbeiter aus den ärmsten Ländern Osteuropas, die unsere Baustellen am Laufen halten“, meldete das Boulevardblatt BZ. 

Die Flughafenleitung war auf einen solchen Ansturm nicht vorbereitet. Vor den vier offenen Passkontrollschaltern kam es zu einem regelwidrigen Gedränge, Schulter an Schulter, Rücken an Bauch. Die Pässe wurden sorgfältig kontrolliert, die Reisenden nicht getestet. Als der Vorgang bekannt wurde, erklärte der Flughafensprecher, das Gedränge hätte „vermieden werden können“, wenn sich „alle Passagiere an die Abstandsgebote“ gehalten hätten. Außerdem sei die Bundespolizei „für die Besetzung der Passkontrollen“ verantwortlich. Stimmt nicht, gab der Polizeisprecher zurück, „die Passagier-Steuerung liegt in Verantwortung des Flughafenbetreibers“.

Zum Haareschneiden nach Schwerte

Worauf der Pressesprecher des Flughafenbetreibers eine andere Erklärung nachschob. „Außergewöhnlich viel Personal“ sei „zur Ordnung des Andrangs bei einem Abflug gebunden“ gewesen. So was! Auf dem BER landen nicht nur Maschinen, mit denen niemand gerechnet hat, es kommt auch unvorhergesehen zu Abflügen! 

Das ist Berlin. In der Provinz läuft es anders. In Schwerte zum Beispiel, einer Gemeinde am Rande von Dortmund. Da hat die Polizei nach einem Hinweis aus der Bevölkerung „ein coronaregelwidriges Treffen zum Haareschneiden aufgelöst“, das im Untergeschoss eines Geschäftshauses stattgefunden hatte, mit 20 Teilnehmern, die sich „ohne Abstand und Maske auf engem Raum!“ aufgehalten hatten. „Auf dem Boden lagen abgeschnittene Haare, auf den Tischen habe Friseurbedarf gestanden“, gab die dpa bekannt. Außerdem hing der Geruch von Marihuana in der Luft.

Unser Tipp: Machen Sie einen Bogen um Berlin, fahren Sie lieber nach Schwerte. Mit ein wenig Glück finden Sie dort jemand, der Ihnen die Haare schneidet.

Zuerst erschienen auf Weltwoche Daily.

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Willi Meier / 23.01.2021

Aber fahren Sie nicht nach Großschönau! Dort löste die Polizei eine regelwidriche Versammlung von drei Männern aus drei Haushalten in einer Wohnung auf. Nicht bekannt ist, ob die drei Deliquenten nur saufen oder aber auch Skat spielen wollten.

Andreas Hofer / 23.01.2021

@Horst Jungsbluth. Wobei bei Ihren 400.000 arbeitsfähigen Hartz4 Empfängern eine große Menge Migranten dabei sind. Gibt garantiert auch eine Statistik, brauche ich aber nicht, denn ich habe auch lange genug in Berlin gelebt. Und? Jetzt macht doch die 30% Quote der Migranten im Öffentlichen Dienst plötzlich Sinn! Eine Stelle im Grundbuchamt wird sich schon finden lassen… (für die Drecksarbeit können wir immer noch die EU erweitern)

Frances Johnson / 23.01.2021

Gelegentlich macht eine Freundin, wenn ich ihr etwas aus der Politik erzähle: mmh. Ich habe mich schon oft darüber geärgert, aber vielleicht hat sie ja Recht. Das Allermeiste ist mit mmh gut bedient. Man soll ja in der Bahn nicht mehr reden, singen erst recht nicht. Da fiel mir dieses Lied wieder ein, das die Kinder in der G-Schule lernten, und das kann man in der Bahn summen. Summen ist nicht verboten, würde es aber, wenn genügend Leute damit anfangen: “Mh, mh macht der grüne Frosch im Teich, Mh, mh macht der grüne Frosch, Mh, mh macht der grüne Frosch im Teich Anstatt quaak, quaak, quaak quaak, quaak. Und die Fische machen duubi-duubi-duu, duubi-duubi-du, duubi-duubi-du.” Und da sind wir jetzt. Erste Klasse Grundschule oder KiTa. Alle. Aber zu einem ernsten Thema hat der DM ein gutes Stück von John Humphries: “Let’s not kid ourselves.” Über das Leben. Darin erwähnt er auch T.S. Eliott’s “The Love Song of Alfred J. Prufrock”. Habe ich mit achtzehn nicht verstanden, aber jetzt, allmählich. Bitte nicht in der Bahn vorlesen, auch nicht beim Warten in BER oder Heathrow. Quaak.

B.Kröger / 23.01.2021

Ein geheimes Treffen beim Frisör, mit Schere, Kamm und Bürste. Na, wenn das nicht konspirativ ist…...  Oder fand das geheime Treffen zwischen Frau Merkel und ihrem Frisör im Kanzleramt statt, dann ist das natürlich was völlig anderes und quasi staatstragend.

Torsten Lange / 23.01.2021

Habe - glaube ich -  den Vorschlag irgendwo schon mal gelesen: Über ganz Berlin eine Glaskuppel (die kleine überm Reichstag reicht einfach nicht! ), die sich öffnen lässt, damit die Rosinenbomber des Länderfinanzausgleichs sich per Abwurf leichter machen können. An der Tür ein Pappschild am Bindfaden hängend (muss die Stadt selbst bezahlen! ) ,worauf steht: GESCHLOSSENE ANSTALT! Drüber das Wappen mit einem abgemagerten Bär, zugedröhnt , aber unglaublich gut drauf. Sonntags für Besuchergruppen von außen von 7 bis 17 Uhr geöffnet..  Denn da tut sich noch nichts.

Hans-Peter Dollhopf / 23.01.2021

Am 8. Mai 2012 startete in Berlin ein Lockdown-Prequel. Jahre später erschien eine Rezension: Liest man den Tagesspiegel-Beitrag “Geschäfte auf dem BER - Sieben Jahre Warteschleife und die Pleite immer im Nacken”, dann findet man Ursprünge der Dekadenz, die sich von solchen regionalen Hotspots aus zur polit-gesellschaftlichen Degeneration des gesamten Landes ausgeweitet hat. Der genannte Artikel über die geopferten Helden des “Großprojektes” erschien am 8. Mai 2019. Nur eines der darin aufgezeigten Schicksale ist das von Beatrice Posch, die damals am neuen Flughafen ihr Spielzeuggeschäft “Die kleine Gesellschaft” hatte betreiben wollen. Sie hatte dann als Entschädigung eine Ladenfläche in Tegel erhalten, was jedoch kein Ersatz für den zu bedienenden Kredit war und mehr als 6000 Euro, die sie allein für die Abbestellung von Waren bezahlen musste, “aber wenigstens konnte ich die Verkäuferinnen, denen ich einen Vertrag versprochen hatte, doch noch für Tegel einstellen“. Im Gegensatz zu Bruno Pellegrini, einem weiteren der vielen Tausenden Geschädigten insgesamt, musste sie damals ihre beiden anderen Verkaufsstellen in der Stadt nicht schließen. Haben Beatrice Posch und die anderen damaligen Opfer von Wowereits Großprojekt jetzt ein zweites Mal überlebt, so sie nicht bereits damals untergegangen waren? Wie gesagt, der Artikel ist vom Mai 2019, ein dreiviertel Jahr vor Corona: Allumfassend brach der schlummernde Wahnsinn 2020 aus.

Horst Jungsbluth / 23.01.2021

Ich kann leider keinen Bogen um Berlin machen, da ich dort wohne und dieses ebenso wie Sie, sehr geehrter Herr Border nutze, um meine Mitmenschen darüber aufzuklären, was hier so abläuft. Und das ist wahrhaft unfassbar! Berlin verzeichnet über 200.000 Arbeitslose und von den ausgewiesenen 566.648 Hartz4 Empfängern sind 414.521!!! arbeitsfähig, was bedeutet, dass bei über 600.000 arbeitsfähigen Menschen es nicht möglich ist, Arbeitnehmer für den Bau und andere Bereiche zu finden. Das erinnert mich an die Zeiten nach dem Mauerfall, als es galt die Ruinenstädte und Infrastruktur in den neuen Bundesländern zu reparieren. Aus ganz Europa strömten die Arbeitskräfte herbei, nur die Stadt Berlin meldete stolz so viele arbeitslose Bauarbeiter wie nie zuvor.  Wenn Touristen angereist wären, dann hätte man sie wahrscheinlich gar nicht ins Land gelassen, weil das Klacken der Rollkoffer so nervt, aber bei diesen Leuten sieht man eben über alles hinweg, da sie sehr nützlich für diesen Senat sind, selbst dann, wenn sie sich direkt vom Flughafen aus unter der nächsten Eisenbahnbrücke mit Decken und Wodka niederlassen, um das täglich wachsende Herr der Bettler zu ergänzen.  Wenn man diese grauenvollen Zustände sieht und man selber wird gleichzeitig unter Androhung von Bußgeldern an die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften erinnert, dann frage ich mich, was lassen sich die Menschen in dieser Stadt eigentlich noch gefallen?

George Samsonis / 23.01.2021

In Berlin, weder im Westteil noch in Ostberlin, gibt es keinen Flughafen mehr. Der nach “Willi Brandt”??? benannte Flughafen liegt südlich der Berliner Stadtgrenze in Brandenburg. Insofern ist auch der IATA-Code BER unrichtig und hätte SXF bleiben müssen. P.S. Mir fehlt TXL. Dort zu landen war immer ein Nach-Hause-Kommen - ohne anschließend durch das Beitrittsgebiet fahren zu müssen.

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