Zugegeben: Die Nazis waren schon ziemlich komisch – immerhin lieferten sie den Stoff für zwei brillante Filmkomödien, nämlich „Der große Diktator“ von Charlie Chaplin und „Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch. Auch die Kommunisten waren immer für einen Lacher gut. Denken wir nur an die Flut exzellenter antisowjetischer Witze, die von jenseits des Eisernen Vorhangs gen Westen schwappte, denken wir aber auch an Greta Garbo in „Ninotschka“. Auf die Frage, wie denn die jüngsten Säuberungen verlaufen seien, antwortet sie mit theatralisch rollendem R: „Großartig. Es gibt jetzt viel weniger, dafür aber bessere Russen!“ Nichts reicht in punkto Komik indessen an die neuen Feinde des Westens heran. Sie sind wirklich köstlich, im wahren Sinn dieses Wortes: zum Schießen. Und das Beste – niemand braucht sich über die islamischen Fundamentalisten lustig zu machen. Diese Aufgabe erledigen sie gleich selber mit.
So entnehmen wir der amerikanischen Tagespresse, dass es nur jeder zweite Selbstmordmörder in Afghanistan schafft, sich mit seiner Bauchbombe am Einsatzort in die Luft zu sprengen. Das größte Hindernis bei der Ausführung eines sachgerechten Himmelfahrtskommandos stellt offenbar die afghanische Tradition dar, dass Kämpfer einander brüderlich umarmen, ehe sie in den Krieg ziehen: Hierbei wird oft der Zündmechanismus des Sprengsatzes ausgelöst, und hinterher sieht der islamische Gotteskrieger gar nicht mehr gut aus. Die Uno meldet, dass im vergangenen Juli nicht weniger als sechs Taliban bei einer solchen brüderlichen Umarmung versehentlich explodiert sind. Kein Regisseur würde sich trauen, eine solche Szene in eine blutige Klamotte einzubauen. Jeder Filmkritiker würde schreiben: Jetzt übertreibt er aber – diese Art von Humor ist völlig unrealistisch.
Noch komischer, allerdings nicht mehr jugendfrei, sind Kurzfilme, die amerikanische Roboterflugzeuge direkt aus dem Krisengebiet, aus der unwirtlichen Region zwischen Afghanistan und Pakistan gefunkt haben. Auf einer Aufnahme sollen klar zwei Taliban zu erkennen sein, die gerade dabei sind, sich mit einem Esel sexuell zu vergnügen. Ein Kurzfilm zeigt einen anderen Gotteskrieger beim Geschlechtsverkehr mit einer Kuh. Überhaupt führt es wohl in die falsche Richtung, wenn man sich die Kämpfer für den reinen, wahren und einzigen Islam als besonders fromme Muslime vorstellt: Wann immer die Amerikaner einen ihrer Computer beschlagnahmen, finden sie tonnenweise Pornografie, die aus dem Internet heruntergeladen wurde. Es stellt sich die Frage, warum das Pentagon solche Aufnahmen nicht „Youtube“ zur Verfügung stellt. Sie wären eine schärfere Waffe im Propagandakrieg als jede gutgemeinte Predigt, die ein moderater Imam am Freitagabend halten mag. Vielleicht ist den Amerikanern ja peinlich, dass sie gegen dermaßen lustige Feinde Krieg führen.
(Erschienen in der WELT)