Bin lange Bahn gefahren, irgendwann hats mir gereicht, stand nach der Schicht um 23:00 Uhr an einer Haltestelle als mein Zug einfach durchfuhr, der nächste kam eine Stunde später. Kein Einzelfall, oft kam gar keiner, das schlimmste aber, es gab oft keine Informationen vorab.
Deutschland ist kein Niedriglohnland, das ist ganz großer Quatsch, liegt sogar mit dem Mindestlohn pro Stunde von 12,41 € in der EU an zweiter Stelle hinter Luxemburg und wird international knapp von Australien und Neuseeland übertroffen. Natürlich gibt es auch Staaten, wo es keine derartigen Gesetze gibt und die niedrigsten Stundenlöhne höher liegen können. In Kanada liegt der Mindeslohn knapp unter dem deutschen und in den USA sogar unter € 7,00. Um das richtig einordnen zu können, muss man auch die bezahlte Freizeit wie Feiertage und Urlaub berücksichtigen und vielleicht auch einmal einen Vergleich der durchschittlichen Krankheitstage in den einzelnen Staaten ziehen. Wie hoch ist übrigens der Mindeststundenlohn in Russland? Eine wirkliche Überraschung, wo es doch so viele Milliardäre gibt.
Die Bahn ist faktisch pleite. Sie wird es bleiben, solange alle Kostenkalkulationen auf Fehlannahmen beruhen. Bahninfrastruktur hat der breitflächigen und engmaschigen Grundversorgung des Landes zu dienen. Nur ein derartiges Netz ist in der Lage kosteneffizient mit annähernd schwarzer Null in der Bilanz der Gesellschaft zu dienen. 9 oder 49 € Tickets können derartiges nicht leisten, da der Verschleiß an der Infrastruktur die Zusatzeinnahmen bei weitem übersteigt. Da wo Güteranschlüsse in der Fläche des Landes auf den ersten Blick subventioniert und zu billig wirken, war es bei der früheren Staatsbahn DB so, daß die entsprechende Firma über Lohnzahlungen und Steuern in strukturschwacher Region einen Mehrwert zurückerstattet hat. Über Radwege kommt nichts zurück. Über Verschleißfahrten des Rollmaterials noch weniger. Die Angebotseinschmelzung auf “rentable Strecken” killt alle Wachstumspotenziale, vor allem in strukturschwachächeren Gebieten. Die Bahn erwürgt sich seit Jahrzehnten selbst.
“Lokführer-Streik? Ändert das was?”. Nein, ebenso wenig wie die Demos der Landwirte.
Hi, es liegt am Personalmangel. Die Lokführer verpassen regelmäßig ihren Dienst. Weil Züge ausfallen.
So so , auch hier kommt also ein “Kampf Öko” in der Realität an. Und diese Realität wurde und wird geformt. U.a. auch von links- progressiven Systemkritikern , die zwar prima vom System leben, aber sich dennoch nicht entblödeten Pünktlichkeit, Sauberkeit und Ordnung als Sekundärtugenden zu diffamieren, mit denen man auch ein KZ leiten könnte. Man mache sich nichts vor. Primärtugendfreie Gestalten wie Lafontaine und die hipsterigen Schwundversionen aus der Abteilung “Grün” dominieren den gesellschaftlichen Diskurs seit Jahrzehnten. Die Bahn ist eben - auf allen Ebenen- nicht mehr die Bahn zu Kaisers Zeiten. Und da Deutschland wild entschlossen scheint, die staatliche Qualität eines Libanon einzunehmen, wird es wohl nicht besser werden. Wo wir gerade beim Libanon sind: Orientiert man sich bei der Bahn vielleicht ganz zeitgemäß an der aktuellen Hauptkundschaft? Ich frag ja nur…..
Statt Erzählungen, Romane, Hörspiele, Kindergeschichten, Theaterstücke und Songs schreiben Sie, Herr Björkson, über einen Streik. Er, der gerade beginnende Streik, hat also etwas bewirkt, und das bei einem Laien der Materie. “Oder ich hatte einen Zahnarzttermin und musste wieder umkehren, weil Züge ausfielen”. na besser als wenn der Zahn ausfällt.
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