Ulrich Schödlbauer, Gastautor / 19.01.2021 / 16:30 / 16 / Seite ausdrucken

Locktown

Wie man hört, ist es in den Ländern des Westens unfein geworden, von Wahlbetrug zu reden, praktisch, heißt es, komme er nicht mehr vor, etwa so wie die durch Cov-ID überflüssig, ja geradezu gegenstandslos gewordene Grippe.

*

Die Ansichten darüber, welches Virus den Wahlbetrug unnötig werden ließ, gehen gegenwärtig noch auseinander. Nur eines kommt nicht in Frage: das Wahrheitsvirus. Dabei liegt hier der Hase im Pfeffer. Wer die Wahrheit an sich reißt, der reißt sie aus ihrem angestammten Gelände: dem horizontalen Weltreich der Fakten.

*

Der stille Verkehr auf den Ameisenstraßen gibt zu denken. Liegt hier die Zukunft der westlichen Metropolen? Wenn aber nicht: Wo liegt sie dann? Im Dunkeln? Vom Lockdown zum Blackout: Diese Geschichte wird jetzt oft erzählt; sie wird dadurch nicht erträglicher.

*

Die Fähigkeit der Deutschen, ein halbes Jahr vor dem Zusammenbruch vom Endsieg zu träumen, ist ungebrochen. Je weiter sie die Freiheit von sich werfen, desto aufgehobener erscheint sie ihnen.

*

Niemals war es so leicht, sich zu informieren, selten der Widerstand dagegen so ausgeprägt. Die Masse der Menschen will nicht wissen, sie will sich an etwas halten. Nichts leichter, möchte man meinen, als sich ans Wissen zu halten. Aber darum geht es doch: Im Zeitalter der totalen Information ist Wissen leicht geworden, zu leicht, um den Wissenden Gewicht zu verleihen. So geistern sie herum, ein Gespött den Verführern, die zu keinem klaren Gedanken fähig sind und daher umso mitreißender.

*

Der Anklagefinger der Welt wird nach Berlin zeigen, genauer: auf die Charité.

*

Solange es Leute gibt, die ihr Geld mit Abschiedsreden an den Reichtum verdienen, ist diese Welt in Ordnung, jedenfalls für den, der von ihr lebt. Man kann in, auf und von der Welt leben, das ergibt unterschiedliche Perspektiven.

*

Wer den Ruin der Welt für unausweichlich hält, es sei denn, sie hält sich an seine Vorgaben, wird irgendwann zwischen den Ruinen der eigenen Existenz aufwachen. Das ist keine Warnung, sondern eine Feststellung.

*

Schillernd, zum Letzten: 
Steigt die Fallzahl, so steigt rasch auch die Zahl der Bankrotte. 
Steigt die Party, so steigt, ach! schon die Party nicht mehr.

*

Zombie: der vergiftete und von Gnaden der Oberen wiedererstandene Mensch. Was sagt "uns" das? Offensichtlich handelt es sich um die Voodoo-Variante der zweiten Geburt, des irdischen Eintritts in den Stand der Gnade, dieses uralte christliche Wunschbild. Die ganze Existenz, empfangen aus einer Hand: die moderne Kommunikationstechnologie macht’s möglich, der postfaktische Staat zieht es durch und die Global Players spielen ihr Spiel, wie sie es immer taten, überrascht darüber, wie automatenhaft leicht neuerdings alles geht.

*

Die manipulierbare Masse ist die Masse der Manipulierbaren.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ulrich Schölbauers Bloge.

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Leserpost

netiquette:

g.schilling / 19.01.2021

Lockdown for ever. Was kommt als nächstes? Tirolerhut und Taucherflossen gegen die Mutationen? Aber nur in den Öffis.

R. Bunkus / 19.01.2021

“Die Fähigkeit der Deutschen, ein halbes Jahr vor dem Zusammenbruch vom Endsieg zu träumen, ist ungebrochen.” Eine reale Tragikomödie.

Rafael Rasenberger / 19.01.2021

@ H. Hauptmann: Oh doch, man kann - besonders in diesem Jahr! Überzeugen Sie einfach so viele Leute wie möglich, eine Partei zu wählen, von der Sie der Meinung sind, sie würde die vielen auf der Hand liegenden Probleme zumindest erkennen und halbwegs glaubhaft dabei wirken, diese Probleme auch angehen zu wollen.

Dr.H.Böttger / 19.01.2021

“Die Fähigkeit der Deutschen, ein halbes Jahr vor dem Zusammenbruch vom Endsieg zu träumen, ist ungebrochen.” Richtig. Partei und Regierung sind bloß noch nicht darauf gekommen vom “Endsieg-Lockdown” zu sprechen. Der würde widerspruchslos bejubelt.

Horst Hauptmann / 19.01.2021

Zitat: “Die Masse der Menschen will nicht wissen, sie will sich an etwas halten.” Es ist leider viel schlimmer. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, warum sie sich nicht informieren, warum sie die Gestalten in Berlin, den Landeshauptstädten, den Medien und die Politiker und Journalisten generell akzeptieren oder gar gut finden. Das Ergebnis: “wir können ohnehin nichts dagegen tun, dann brauchen wir uns auch keine Informationen beschaffen”. Ich erlebe es ja selbst: ich bin über zahlreiche sehr unterschiedliche Quellen bestens informiert. Das Ergebnis ist Frust und Wut, weil ich die Diskrepanz erlebe und darunter leide. Ich habe noch nie jemanden gefunden, der mir dazu ein Patentrezept verraten hat. Oder vielleicht doch? “Gott gebe mir die Kraft, das zu ändern, was ich ändern kann. Er gebe mir die Gelassenheit, das zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann. Und er gebe mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden”. Viele meiner Bekannten sind unter diesem Blickwinkel weise. Wozu sich an den überhand nehmenden Nulpen in Politik, Medien und Gesellschaft abarbeiten, wenn man sich nur selbst schadet? Ich werde es dennoch weiterhin tun, alles andere würde mich noch mehr in Resignation und Depression treiben. Mein einziges Ventil gegen diesen Bananenrepublik-Schwachsinn ist, dagegen anzuschreiben. Auch wenn es keinen interessiert.

A. Ostrovsky / 19.01.2021

Für ein Gedicht hat es sich zu wenig gereimt. Ansonsten stimmt alles.

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