Lithium – Batterie oder Brandsatz?

Das Bestreben, auf kleinem Raum möglichst viel Energie zu speichern, ist nichts anderes als der Bau einer Bombe. Hier Beispiele von Havarien, darunter eine, wie sie sich eines Tages in Deutschland ereignen könnte, falls alles nach grünen Plänen geht.

Mit dem Ende des Verbrenners und der Notwendigkeit der Lagerung von überschüssigem Strom aus Wind und Sonne ist eine hektische Suche nach effizienten und sicheren Batterien im Gange. Aber kann man Batterien überhaupt sicher machen?

Die größte Stärke ist oft auch die größte Schwäche, nicht nur beim Menschen. Die hohe Energiedichte in Lithium-Batterien ist von großem Nutzen, aber sie birgt auch Risiken. Bei gleichem Gewicht und Volumen können Li-Batterien wesentlich mehr Energie speichern als herkömmliche Akkus, etwa die aus Blei. Das ist kein Wunder, denn Li ist das leichteste Metall des Universums, mit einem Atomgewicht (das ist so etwa die Anzahl der Bausteine im Atomkern) von gerade mal 7, während das schwere Blei 208 auf die Waage bringt. Viel Energie auf kleinem Raum ist eine schöne Sache, sofern wir sie unter Kontrolle haben. Falls es aber einen „thermal runawy“ gibt, falls die Batterie durchbrennt, dann richtet sie umso mehr Schaden an, je mehr Energie sie gespeichert hat.

Dieses Problem bekam im Januar 2013 die Feuerwehr des Bostoner Flughafens zu spüren. Ein nagelneuer Boeing 787 „Dreamliner“ war gelandet, Crew und Passagiere waren von Bord, da brach im Heck Feuer aus. Erst unter Einsatz von schwerstem Gerät und nach langem Kampf konnte man den Brand unter Kontrolle bringen. Boeing hatte in der 787 die damals neuartigen Li-Batterien installiert. Warum aber konnten man deren Feuer nur so schwer löschen? Weil es kein „Feuer“ war! 

Benzin oder Kohle haben eine wesentlich höhere Energiedichte als eine Li-Batterie, das heißt, sie speichern mehr Kilowattstunden pro kg. Allerdings geben sie die nur ab, wenn auch Sauerstoff dazu kommt. Ohne den gibt‘s kein Feuer. Und so kann jegliches konventionelle Feuer gelöscht werden, indem man Sauerstoff fern hält, etwa durch eine Feuerdecke, Pulver oder Wasser.

Boeing hatte an der falschen Stelle gespart

Eine Batterie bleibt von diesen Maßnahmen unbeeindruckt, da sie keinen Sauerstoff braucht, um ihre Energie zu entfalten. Das heißt nicht, dass die Materialien, aus denen die Batterie besteht, nicht auch noch „ganz normal“ brennen können – aber das ist das kleinere Problem. 

Boeing hatte das Risiko für Runaway auf einen Fall in 10 Millionen Flugstunden kalkuliert. Tatsächlich aber gab es innerhalb der ersten 50.000 Stunden, also in 0,5 Prozent dieser Zeit, bereits zwei solcher Zwischenfälle. Das führte zum Flugverbot für die 49 bereits ausgelieferten Maschinen und zum Stopp weiterer Auslieferungen. Ein gigantischer Verlust für die betroffenen Airlines und den Hersteller.

Die Li-Batterien brachten gegenüber den herkömmlichen Nickel-Cadmium Batterien eine Gewichtsersparnis von rund 100 kg. Da hatte Boeing offensichtlich an der falschen Stelle gespart. (Die Batterien in Airlinern haben übrigens eine erstaunlich geringe Kapazität, etwa vergleichbar einem größeren PKW-Akku. Eine ist im Cockpit für die Instrumente zuständig, die andere im Heck zum Anlassen des „Hilfsmotors“, genannt APU. Der bringt dann seinerseits die riesigen Triebwerke in Schwung.) 

Von Peking lernen: Dezentrale Lösungen

Wenn es um Stromspeicherung für eine Stadt oder ein Land geht, dann haben wir es mit anderen Dimensionen zu tun. Eine Anlage dieser Art wurde im Mai 2019 in Peking in Betrieb genommen: Ein gewerbliches Gebäude mit 1,4 Megawatt Photovoltaik auf dem Dach wurde mit Li-Batterien von 25 MWh Kapazität ausgerüstet – das entspricht 500 Tesla-Batterien. Die Hälfte des dort gespeicherten Stroms geht an hundert Ladestationen für E-Autos, der Rest dient der Versorgung des Gebäudes selbst. 

So etwas könnte für Deutschland interessant sein. Falls sich eines Tages herausstellt, dass man Strom nicht im Netz speichern kann, obwohl es ja ausgerechnet wurde, und wenn man die Suche nach „noch und nöcher“ Speichern schließlich aufgegeben hat, dann könnte eine Anlage wie die in Peking als Modell dienen. 

Und noch etwas können wir dabei lernen: dezentrale Lösungen! Bei uns wird der solare Gleichstrom in Wechselstrom gewandelt, auf Hochspannung transformiert ins Netz gespeist, um dann weit entfernt beim Verbraucher den umgekehrten Weg zu gehen. In Peking bleibt alles Gleichstrom, vom Solar-Panel bis zum Auto. Und alles bleibt am Ort. Das vermeidet Verluste und spart Infrastruktur.

Da hat man in Peking also Erfahrungen gesammelt, allerdings nicht nur gute. Auch hier konnte man das intrinsische Risiko der Li-Batterie nicht ausschalten. Im April 2021 gab es in der erwähnten Anlage einen Thermal Runaway gigantischen Ausmaßes. Mehrere hundert Feuerwehrmänner und 50 Fahrzeuge waren 12 Stunden im Einsatz, bis der Brand gelöscht war. Dabei kamen zwei Personen ums Leben, eine wurde schwer verletzt.

Kein Lithium-Leugner

Was bedeutet das für Deutschland? Um den deutschen Strombedarf für einen Tag zu speichern, bräuchte man ca. 50.000 der beschriebenen Anlagen. Falls die Dunkelflaute länger dauert als 24 Stunden, entsprechend mehr. 

Das ist aus diversen Gründen unrealisierbar. Auf jeden Fall aber wäre das Risiko eines katastrophalen Runaway viel zu hoch. Und während sich Unfälle mit Windgeneratoren, dank freundlicher Kooperation der Medien, noch eher unter den Teppich kehren lassen, wären Brände in Lithium-Stationen zu spektakulär, als dass man sie der Bevölkerung vorenthalten könnte.

Vielleicht halten Sie mich jetzt für einen „Lithium-Leugner“. Aber weit gefehlt. Dank der regelmäßigen Stromsperren hier in Südafrika – zwei- oder dreimal am Tag für jeweils zwei Stunden – bin ich zu einem Lithium-Fan geworden. Während der Zeit, in der das Netz liefert, wird eine Batterie aufgeladen, die dann in den mageren Stunden die wichtigste Infrastruktur des Hauses versorgt. Das geschieht über einen „Inverter“, der aus 12 Volt Gleichspannung 230 Volt Wechselspannung macht.

Anfangs waren da Blei-Akkus im Einsatz, deren Kapazität und Lebensdauer allerdings zu wünschen übrig ließen. Mit Lithium ist das eine ganz andere Sache. Arbeit und Leben werden durch die Stromsperren kaum noch beeinträchtigt, dank der Zuverlässigkeit des modernen elektrischen Kumpans. Der allerdings ist vor die Haustür in den Patio verbannt – man weiß ja nie…

 

Dr. Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig. Er lebt heute in Kapstadt. Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 29.05.2023

@ Rudi Hoffmann - “Die speziellen Brandrisiken von e-Autos müssten sich sowohl in der Haftpflicht als auch in der Vollkaskoprämie wiederfinden !” Und was ist mit den Versicherungen rund um das Gebäude, an oder in dem diese rollenden Brandsätze abgestellt und ggf. geladen werden?? Ist offenbar noch nicht bei den Betroffenen im Bewußtsein angekommen, so wenig wie die Überprüfung des Versicherungsschutzes (der Sicherung) der vor den Häusern zunehmend aufgestellten Wärmepumpen, gg. Entwendung.

A. Ostrovsky / 29.05.2023

Wenn die Energiedichte in Benzin oder Diesel höher ist, als in einer Lithium-Batterie, müsste man dann nicht vor der Selbstentzündung von Benzin- oder Dieselautos mehr Furcht haben. Nun stellen Sie sich mal vor, in einer Tiefgarage oder einem Parkhaus stehen mehrere Dutzend Benzin-Autos. Wenn da eins in Brand gerät. springt das Feuer doch sofort auf die anderen über. Ich musste mal in einem Gebäude arbeiten, wo unten eine Tiefgarage war. Wenn ich daran denke, wird mir heute noch ganz schlecht. Aber zum Glück habe ich überlebt.

A. Ostrovsky / 29.05.2023

Ralf.Michael : “... aber hier ist Alles, was nach Aton riecht bei Kirchenbann verboten.” Nein, die Geräusche, die Sie hören sind das Jaulen der gequälten Logik. Damit machen Sie den Grünen alle Ehre.

Gert Köppe / 29.05.2023

Die ganze E-Auto Bewerbung ist nichts als ein großer Schwindel. Die Elektrokisten sind alle weitaus schädlicher für die Umwelt als jeder moderne Diesel. Dabei muss immer die gesamte Bilanz betrachtet werden, von der Herstellung bis zum alltäglichen Gebrauch. Die Dinger sind untauglich und schädlich bis gefährlich. Der Wiederverkaufswert, als Gebrauchtwagen, dürfte bei Null liegen. Wer will schon so eine Karre, deren Batterie bald den Geist aufgibt, oder einem um die Ohren fliegt? Das ist das gleiche Szenario wie mit den Wärmepumpen. Es geht um das große Bevormunden, das Abkassieren und der totalen Einschränkung individueller Mobilität. Denn die wäre Freiheit. Ein Begriff, welcher in linken und Globalisten-Kreisen verhasst ist. Deren Agenda basiert grundsätzlich auf Lügen und Unterdrückung!

Elias Hallmoser / 29.05.2023

Lithium – Batterien sind Stromspeicher und Brandsatz, und einen Leichtmetallbrand kann man natürlich nicht mit Wasser löschen. Doch die Propagandisten der mit Li-Batterien betriebenen PKWs, Maschinen oder Geräte haben natürlich nicht die geringsten Kenntnisse der Chemie.

Ralf.Michael / 29.05.2023

Jetzt ergibt Alles für mich einen Sinn, warum Deutschland unbedingt an der Spitze der KI-Entwicklung mitmischen will ! Man hat den Gedanken, den Strom im Netz zu speichern noch nicht wirklich aufgegeben und hofft inständig darauf doch noch irgendwie zu einer Lösung zu kommen. Aber die Hoffnung stirbt halt bekanntlicherweise immer zuletzt. Vielleicht sollte man statt Lithium lieber Batterien aus Nuklearen Abfall nehmen…..aber hier ist Alles, was nach Aton riecht bei Kirchenbann verboten.

paul peters / 29.05.2023

e-autos sind doch nur das notwendige übel, was uns zugestanden werden soll, um nicht sofort die katze aus dem sack zu lassen. welche partei würde es heute überleben, wenn sie die forderung aufstellen würde, dass unsere gesellschaft auf das individuelle auto verzichten soll. da muss noch ordentlich negativ-propaganda betrieben werden, ehe der deutsche michel sein geliebtes auto aufgibt. bis dahin versucht man die zeit mit dem e-auto zu überbrücken. und auch bei diesem wird nach und nach klar, dass sich das nicht jeder leisten kann, der heute noch einen erschwinglichen verbrenner fährt. eine sukzessive entwöhnung durch finanzielle unmöglichkeit. und wenn die zeit reif ist - die propaganda ihr ziel erreicht hat, wird man auch das e-auto verbieten - ich vermute mal wegen der nicht gelösten problematik der alt-batterie-entsorgung. natürlich wird es ausnahmen für rettungsdienste, sicherheitsbehörden und die eliten-dreifaltigkeit von politik, medien und konzernen geben (aus repräsentationsgründen natürlich - nicht als privilegien). die einen werden von ihren kutschen den pöbel grüßen, fürstlich tafeln und logieren, während die masse künftig im plattenbau auf zugestandenen 25 qm/pers. eine dreiviertelscheibe mortadella täglich genießen darf. geschichte wiederholt sich - nur wird einem heute bereits empfohlen ungeziefer (insekten) zu fressen. früher wurde noch kuchen empfohlen.

Holger Kammel / 29.05.2023

Da hier offensichtlich Leute unterwegs sind, die etwas von der Sache verstehen, hätte ich eine Frage. Was wäre mit einer Kühlung mittels flüssigem Stickstoff im Havariefall? Ist das eine Alternative? Die negative Wärmemenge von 8 m³ Wasser äquivalent in Stickstoff würde jetzt keine sehr große Menge erfordern, da dürften ein bis zwei handelsübliche Gasflaschen ausreichen. Für eine qualifizierte Antwort wäre ich sehr dankbar.

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