Würde mich nicht wundern, wenn die Bertelsmänner Blut geleckt hätten und die Texte in Deutschland groß heraus brächten. “..Preis „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“. (Dreifacher Genitiv - bald kann sich das Komitee selbst den Literaturpreis geben.) Der passt ins global ausgelegte grün-bunte Verlags-Portfolio, schnell her damit. Damit braten wir den Dunkel-Deutschen Kolonial-Verbrechern wieder eins über.
Für mich ist das kein Problem, das seine Werke noch nicht in Deutsch erschienen sind. Und zwar gerade weil er den Nobelpreis bekommen hat. Denn der Literaturnobelpreis ist der perfekte Kontraindikator. Literaten, die den Preis kriegen muss man nun wirklich nicht lesen. Mag sein, das ich dem, mir bisher nicht bekannten Autor unrecht tue. Aber wenn er auf Erfolg setzt, sollte er unbedingt darauf achten, den Preis möglichst nicht zu bekommen.
Gurnah ist doch nicht schwarz! Und Sansibar - da denke ich vor allem an arabische Sklavenhändler— Sultanat Sansibar. Also will der Herr Gurnah über welche Kolonialzeit geschrieben haben?.. Die schwedische Kommission gab nur Blabla von sich; für mich folgere ich: Den brauche ich nicht zu lesen.
Herzlichen Glückwunsch an Herrn Gurnah; soviel ich weiß, ist mit der Verleihung eine ansehnliche Geldsumme verbunden. Jedoch, ein Komitee, das einem Günter Grass einen Preis verleiht, ist bei mir schon mal untendurch. Und wenn ich dann über den aktuellen Preisträger lese, dass er Kolonialgeschichte - hahaha auch die deutsche (!), allerdings war seine Heimat Sansibar niemals deutsche Kolonie - aufarbeitet statt der Vergangenheit seiner Heimat als Sklavenhandelszentrum mal ein paar Zeilen zu widmen und ich in seiner Vita lese, dass der arme von Kolonialmächten Geschundene letztlich Zuflucht und (aha!) ein gedeihliches Auskommen exakt bei diesen Kolonialherren im englischen Mutterland gefunden hat, sinkt mein Interesse, mir seine Literatur anzulesen auf null. Mag sein, dass ich mich täusche. denn man liest auch von “unideologischen” Darstellungen in seinen Werken. Dennoch bleibt es eine Tatsache: Thema verfehlt! Aufarbeitung der Rolle “Sansibars” in der Sklaverei wäre interessant gewesen.
wieso ist der Literatur-Nobelpreis “nach Afrika” gegangen,bei einem Mann/Autor, der seit 53 Jahren in GB lebt???? ich dachte immer,die “Herkunft” entscheidet nicht über das Da-sein???hab ich da jetzt doch etwas missverstanden? Lustigerweise stammt der Gute noch von den Sklavenfängern ab,die wie zb auf Sansibar das Geschäft lange vor den Kolonialisten und dann im Zusammenspiel mit Ihnen durchführten,also wirklich ein “Afrikaner”
Den Kolonialismus und seine Auswirkungen allein anhand der deutschen Kolonialherrschaft in Deutsch-Ostafrika, Sansibar zu veranschaulichen, ist in etwa so, als wenn man die weltweiten CO2-Ausstoß-Sünden und somit den sogenannten menschengemachten Klimawandel allein anhand des CO2-Ausstoßes Deutschlands veranschaulichen würde.
ich gehe jede Wette ein, dass dieser Preisträger in Tanzania noch unbekannter ist als in D.
Ja, das ist wirklich schlimm - man lebt doch hier in dem stillen Bewusstsein, das den Afrikanern das Lesen und Schreiben beigebracht werden muss, und dann kommen sie mit dem Nobelpreis für Literatur. Ich fühle mich da beim Mitdenken überfordert.
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