Muss man nicht staunen, dass die Preisträgerin zumindest des Lesens und Schreibens mächtig zu sein scheint? Es hätte mich nicht gewundert, wenn es inzwischen für den Literaturpreis reichen würde, eine Trans-Biographie, einen Migrationshintergrund und natürlich die richtige Hautfarbe vorweisen zu können. Vielleicht nächstes Jahr, wenn Klabauterbach den Medizinpreis erhält und Habeck den für Wirtschaftswissenschaften.
Ich bin davon überzeugt, daß jedes Buch über Lineare Algebra unterhaltsamer ist als das, was Annie Ernaux schreibt.
Nachtrag: @Bernd Zeller: Bitte (und auch, wenn ich mich jetzt blamiere), was ist ein “Schlüpfdativ”?? Ich habe sofort gegoogelt, aber nichts gefunden. Die hier gelieferten Kommentare zu dem sehr guten Essay von Chaim Noll - dessen Bücher witzig, spannend, und interessane Zeitgeschichte sind - geben auch über so manchen Schreiber Aufschluß.
Wir alle erinnern uns noch an das Bekenntnis “Je suis Charlie”, welches nach dem Anschlag vom 7. Januar 2015 auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo um die Welt ging. Als ich nun vom Nobelpreis für Annie Ernaux (hebr. “Ich bin Ernaux”) erfuhr, dachte ich spontan: Nein, bin ich nicht! “Ich bin nicht Ernaux” (hebr. “Annie lo Ernaux”)! Du siehst, lieber Chaim, ich bin ebenso kein Fan dieser Personalie, und das ist noch geschmeichelt, weil ich Antisemiten auf den Tod nicht ausstehen kann! Demnächst bekommt noch Roger Waters den Friedens- oder gar Musiknobelpreis?! Und was die Grammatik anbelangt, Deutschland schafft sich ja bekanntlich ab, vielleicht musste sie ja “im Beisein des Prüfers und zweier Beisitzer” tatsächlich “sehr erfahrenen Französischlehrern eine Unterrichtsstunde geben“?! In welchem Fach, werde ich nie erfahren, weil ich Madame Ernaux zurückboykottiere!
Lieber Herr Noll, größenwahnsinnige Bescheidenheit regiert die Hirne einer mittelmäßigen und überforderten Elite, die jetzt überrascht ist, dass ausgerechnet in dem Moment, wo sie auf dem Gipfel der Macht angelangt ist, mit den Folgen ihrer eigenen ideologischen Grundmuster konfrontiert wird. Das ist lästig und das Umschalten in einen angemesseneren Duktus und ein bewegteres Temperament, scheitert schon im Ansatz. Lebendige Charaktere sind im politischen Gemütssystem der mindestens letzten zwanzig Jahre nicht mehr vorgesehen. Je weniger der innere Faschist nicht mehr zum Vorschein kommen darf, desto öder wird die Sprache, die am Gipfel ihrer Langweiligkeit angelangt, real doch immer gewalttätiger wird und hinter deren Fassade schiefer eiskalter Sachlichkeit die totalitären Zwecke zum Vorschein kommen. Ideologischer Aberwitz verwirrt die Hirne. Der Hang zur Hybris wie der zur Selbstzerstörung treiben miteinander Unzucht. Heutige Politiker neuen Typs (Ich erinnere daran, dass auch die Nazis Politiker neuen Typs waren), töten verbal ohne Emotion, weinen sich vor der Presse über die dunklen Seiten ihrer Work-Life-Balance die Augen aus, nachdem sie kurz vorher mit kurzem Federstrich ein paar Millionen ehemaligen Bürgern die ökonomische Existenz geraubt haben. Man schütze die Kinder vor ihren schlechten Büchern, in denen der Tod, den der Blackout in der Wirklichkeit bedeutet, romantisch besungen wird. - Nichts steht für die gesellschaftlichen Zwangsbeziehungen mehr als der Beruf der Lehrerin. Die Sachlichkeit ist gespielt, die Harmlosigkeit auch. In deutschen Schulen wird eine ganze Welt erzogen. Niemand darf entkommen. Wie beim ÖRR. Sufragettenhafte Erziehungsroboter, die das von oben unbefleckt Empfangene in Kinderseelen stopfen. Die Woche endet dann mit dem Freitagsgötzendienst des freiwillig abgegebenen selbständigen Denkens. Betreutes Denken, betreutes Lesen, betreutes Reden….....
Wer sind diese Leser solcher Unwerke…? Vielleicht sollte man Literaturpreise in Zukunft dem Sinn nach an Erfolge anknüpfen, wie die vom “Zauberlehrling”?!
Lieber Chaim Noll, kann man hier auf der Achse nicht die Stationen Ihrer Lesereise verlinken? Ich würde Sie gern hören.
@ Andreas Rühl: Danke! Nolls Kritik an Ernaux’ Antisemitismus ist gerechtfertigt, ja, notwendig. Seine “Literaturkritik” peinliche Korinthenkackerei eines Zukurzgekommenen. Ebenso lächerlich wie seine Übersetzer-“Kritik” ist sein Verweis auf die “betont auf gediegen zurechtgemachte” deutsche Ausgabe ihres Buches. Armer alter Mann.
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