Ivo Bozic / 23.03.2007 / 17:16 / 0 / Seite ausdrucken

Like Ice in the Sunshine…

Als die andren Jungs schon anfingen, sich für Mädchen zu interessieren, habe ich jeden Tag nach der Schule, Punkt 14 Uhr, in einem Heft die Außentemperatur notiert, die Punkte miteinander verbunden, und so über drei Jahre lang eine schöne Klima-Grafik geführt. Dazu Vermerke über Schneefall, Regen, Sonne und Wind. Man sieht, ich bin für die aktuelle Klimadebatte hoffnungslos überqualifiziert. Höchste Zeit also, dass ich mich auch mal zum Thema äußere.

Vor allem scheint man ja besorgt, dass das Eis schmilzt, höre ich. Dazu hat Harald Schmidt eigentlich, wie so oft, alles Notwendige gesagt, in einem wunderbaren Interview mit Michael Angele von der netzeitung (http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/39fragen/389493.html) :

„Angele: In den Bergen schmelzen die Gletscher.
Schmidt: Da muss ich ehrlich sagen: Warum nicht? Ich selber stand vor drei Gletschern: Aletschgletscher, Franz Josef Gletscher in Neuseeland, und noch ein Riesenteil in Grönland. Tut mir leid, ich sehe da nur dreckiges Eis.
Angele: Dann lieber Dreck ohne Eis?
Schmidt: Ich selber brauche keine Gletscher. Ich möchte auch endlich wissen, ob nun eigentlich die Polkappen abschmelzen oder ob wir einer neuen Eiszeit entgegengehen. Ich war da, in Grönland. Mit dem Kreuzfahrtschiff. Und so lange der Steward noch mit dem Pickel das Eis von der Gletscherwand haut - für den Whiskey am Abend, weil Fachleute sagen „Das knistert anders“ -, so lange das noch gewährleistet ist, bin ich mir nicht sicher.
(…)
Angele: Mich berührt das Wetter schon.
Schmidt: Warum?
Angele: Weil die Menschen und vor allem: die Medien es nicht in den Griff kriegen.
Schmidt: Das Wetter in Europa ist doch putzig.
Angele: Mich fasziniert, dass die Wetterprognosen trotz Hightech so ungenau sind. Man schaut aus dem Fenster und sagt sich: sie liegen schon wieder daneben.
Schmidt: Egal, ich bin wetterunabhängig, wissen Sie. Wenn mir das Wetter auf den Sack geht, gehe ich ins Studio und mache den Scheinwerfer an. Das ist diese positive Beleuchtung, diese Lichttherapie, die es auch auf Krankenschein gibt. So. Und wenn Sie irgendeinmal rund um den Äquator unterwegs waren, dann wissen sie, dass bei uns absolut menschenfreundliches Wetter herrscht. Denken Sie an den Tsunami. Hier dagegen: elf Monate im Jahr Pissbrühe. Dafür aber keine Erdbeben, keine Hurricanes.
Angele: Das Wetter ist eben nicht nur freundlich, es ist eine „Urgewalt“.
Schmidt: In Europa ist es keine Urgewalt. Nochmals zum Aletschgletscher. Da sehe ich immer diese zwei Postkarten: 1912 und heute. Na und? 1912 wurden die Menschen 43 Jahre alt, heute werden sie 95. Man kann nicht alles haben. Entweder Gletscher oder frühes Ende. Oder kein Gletscher und elf neue Hüften. Man muss sich auch mal entscheiden. Entweder der Mensch oder die Natur.“

Soweit der sympathische Wetterfrosch Harald Schmidt. Ich möchte dazu anmerken, dass noch vor 10.000 Jahren das Eis des Nordpols bis kurz vor Berlin reichte. Wer, bitteschön, möchte sich darüber beschweren, dass es weggeschmolzen ist?

Das zeigt uns, wie schön und dem Leben zugeneigt es ist, wenn Eis schmilzt. Wenn der (wirklich schöne - ich war auch mal dort) Aletschgletscher schmilzt, okay, dann ist eben mehr Platz für Wiesen und Kühe und Menschen. Und Wasser gibt das! Ich denke, Wasser ist so wertvoll?!

Nun wurden ja auch auf dem Mars riesige Eiskappen an den Polen entdeckt. Wenn die abtauen würden, so heißt es, wäre der ganze Mars mit einer Wasserschicht von elf Metern überdeckt (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,472016,00.html) . Also fast so wie die Erde damals, als sie begann, Leben zu entwickeln. Und weil es ja nicht nur auf der Erde wärmer wird, sondern auf dem Mars http://www.netzeitung.de/spezial/weltraum/170707.html , dem Jupiter und auf Pluto auch (http://news.xinhuanet.com/english/2007-03/14/content_5845252.htm) - obwohl dort keine Kühlschränke betrieben werden und keine Autos fahren - dürfen wir also hoffen, dass auf dem Mars eines Tages eine neue Erde entstehen wird, mit Amöben, Würmern, Fischen, Dinosauriern, Säugetieren und schließlich womöglich so was wie Menschen. Dann können wir ja immer noch umziehen, falls es hier zu nass wird.

Dass die Sonne stärker strahlt, hat die Bild-Zeitung schon im Mai 2005 berichtet, als es mal kurz richtig heiß war. „Höllen-Sonne! So starke Strahlung wie noch nie! Im Sommer über 50 Grad? Wie viele Glutwellen aus dem All hält unsere Erde noch aus? Dürfen wir diesen Sommer nicht mehr raus?“ titelte die Zeitung damals auf Seite Eins und zitierte das Max-Planck-Institut: „Wir registrieren die höchsten UV-Werte seit der letzten Eiszeit.“ Hautärzte warnten: „Zwischen elf und 15 Uhr nicht in die Sonne!“ Ich gebe zu, ich habe mir Sorgen gemacht.

Okay, dann folgte ein total mieser, verregneter Sommer (http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,369332,00.html) , darauf ein gnadenlos eisiger Winter, das war erst letztes Jahr, aber dieser letzte Winter war ja tatsächlich ziemlich warm, in Deutschland zumindest, und so dürfen wir also weiter hoffen, dass die Sonne, die gute, einfach noch mal ein bisschen aufdreht, und uns mehr und mehr Wärme, Licht und Leben schenkt. Ich bin dafür.

Singing: …like ice in the sunshine, I’m melting away, on this sunny day…. If you wanna have some fun, feeling groovy down by the sea, lay down in the summer sun, feel the good vibrations with me. Like ice in the sunshine….

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