Deutschland ist in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich unaufhaltsam abgerutscht. Wäre der FC Bayern München in der Tabelle so brutal abgestürzt, hätte es personelle Konsequenzen gegeben. Aber es geht ja nur um unser Land, und nicht um einen Fußballclub.
Stellen Sie sich vor, Sie wären im Vorstand eines Clubs, der in der Tabelle traditionsgemäß einen Spitzenplatz belegt hat, etwa der FC Bayern München. Sie engagieren einen neuen Trainer, dem Sie vertrauen und den die Spieler anfangs auch gut finden. Unter dessen Leitung aber geht es kontinuierlich abwärts, jede Saison um einen Platz. Nach ein paar Jahren ist Bayern auf das Niveau von Wolfsburg gerutscht und heute, Ende der Saison 2024/25, liegen Sie schließlich auf Platz 14, in der Gegend vom FC St. Pauli.
In keinem Fußballverein würde man es so weit kommen lassen, da wären die Trainer vorher gnadenlos gefeuert worden. Aber die Deutschen lassen sich das brav gefallen. Als Merkel Kanzlerin wurde, da lag Deutschland in puncto Lebensqualität weltweit auf Platz zwei oder drei; als sie die Macht 2021 an die Ampel übergab, da war man bereits auf Platz 8 abgerutscht. Unter Scholz ging es dann weiter bergab, und heute, da ein neues Trainierteam übernimmt, liegt man auf Platz 14 der Tabelle, hinter Australien.
Das deutsche Desaster ist hausgemacht
Da sich externe Faktoren wie etwa Corona oder eine internationale Finanzkrise nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf alle anderen Länder auswirken, haben sie keinen Einfluss auf die relative Platzierung eines spezifischen Landes in der Tabelle. Das deutsche Desaster ist also hausgemacht.
Falls man nicht die Lebensqualität insgesamt, sondern nur den Faktor „innere Sicherheit“ bewertet, dann spielt Deutschland nicht einmal mehr in der Regionalliga. Man rutschte von Tabellenplatz 4 auf 41, und liegt heute hinter Russland, aber noch vor Jordanien.
Die Daten stammen von Numbeo, der weltweit größten, von Nutzern erstellten Datenbank, die 2009 von dem ehemaligen Google-Entwickler Mladen Adamović gegründet wurde. Hier werden Parameter erfasst, die für die Lebensqualität der Menschen im jeweiligen Land ausschlaggebend sind.
Ich habe fertig
Wird das glorreiche Trainer-Team um Friedrich Merz den Trend umdrehen können? Sind „seine“ Leute auch wirklich qualifiziert für diesen mörderisch schwierigen Auftrag? Das Grundgesetz, Artikel 33 Absatz 2 stellt ja gewisse Anforderungen an solche Kandidaten „Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.“
Bundesministerin Dorothee Bär etwa war während ihres Studiums Stipendiatin der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung und sammelte vor ihrem Einstieg in die Politik praktische Erfahrungen bei verschiedenen Radiostationen, Tageszeitungen und Nachrichtenagenturen. Ist das die richtige Qualifikation, um die Verantwortung für „Forschung, Technologie und Raumfahrt“ im Land von Albert Einstein und Ferdinand Porsche zu übernehmen? Und kann der Finanzminister als Magister Artium die Millionen von den Billionen unterscheiden, die er zu verwalten hat? Oder ist das nicht wichtig?
Friedrich Merz könnte von Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni eine Menge lernen, nicht zuletzt dessen couragierte Entscheidung: „Ich habe fertig“. Das sollte auch Mertz rechtzeitig sagen, bevor Deutschland in der in der Ramschliga irgendwo zwischen Tunesien und Libanon gelandet ist.
Und noch etwas: Bayern München hatte immer Präsidenten wie Beckenbauer und Hoeneß, die selbst einmal bei Weltmeisterschaften auf dem Spielfeld ihren Mann gestanden hatten. Diese charismatischen Persönlichkeiten mit weltweitem Ansehen hätten ein Abrutschen ihres Clubs niemals zugelassen. Hat auch Deutschland einen Präsidenten, solch eine charismatische Persönlichkeit mit weltweitem Ansehen, der alles tut, um den Verfall seines Landes zu verhindern? Hat Deutschland überhaupt einen Präsidenten?
Dr. Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig und überprüfte die Einhaltung von Abkommen, welche die Betreiber nuklearer Anlagen mit der IAEA geschlossen hatten und welche der Nicht-weiterverbreitung von Atomwaffen dienten. Später war er als freier Berater für das Management industrieller technisch-wissenschaftlicher Projekte tätig, darunter auch bei Unternehmen aus der Nuklearbranche. Er lebt heute in Kapstadt.
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