Henryk M. Broder / 20.05.2020 / 06:00 / Foto: Martin Kraft / 130 / Seite ausdrucken

Lieber renitent als flatulent

Der plötzliche, geradezu panikartike Abgang von Johannes Kahrs aus dem Bundestag hat eine Lücke hinterlassen, von der ich annahm, dass es Jahre dauern würde, bis sie sich wieder schließen könnte. Ein Talent wie Kahrs ist nicht einfach zu ersetzen. Aber es ging schneller als erwartet. Der Auftritt des Abgeordneten Helge Lindh, ebenfalls SPD, in dem er unter anderem über Achgut.com ablästerte, wird als eine der Sternstunden des Parlamentarismus in die Annalen des Hohen Hauses eingehen. Und das Wort „Japperlammeritis“ könnte zum „Unwort des Jahres“ gewählt werden, auch deswegen, weil es von einem Illiterator generiert wurde. Helmuth Karasek würde ihn einen „sprachlosen Schwätzer“ nennen und Dieter Bohlen zufrieden grinsen, weil er endlich einen Beleg dafür gefunden hätte, wie schwierig es ist, einem Bekloppten zu erklären, dass er bekloppt ist. Ich aber sage Euch: Der Unterschied zwischen einer Diarrhoe und einer Logorrhoe ist minimal, kaum größer als der zwischen einem Aluhut und einer Aluhütte.

Was mich an seiner aus Gründen des Umweltschutzes papierfrei gehaltenen Rede am meisten beeindruckt hat, waren seine Bemerkungen über „renitente“ Wissenschaftler, das sind solche, die den Erkenntnissen der Regierung nicht folgen, ihr sogar widersprechen, und der anschließende Exkurs über das Wesen der Wissenschaft. „Wissenschaft lebt davon, dass es freien Exkurs, Meinungsunterschiedlichkeit gibt, Debatten, Wissen, Erkenntnis“, und von alledem könne ja im Falle der „renitenten“ Wissenschaftler keine Rede sein. Was „echte“ Wissenschaft ist, bestimmt Helge Lindh, ein Abenteurer mit einer faszinierenden Biografie, MdB und Beauftragter für Politische Bildung im Vorstand der SPD Wuppertal. 

Ich war von dieser Rede dermaßen berauscht, dass ich mich sofort auf die Suche nach weiteren Leckerlis machte. Und ich wurde fündig. Lindh ist nicht nur ein Meister der freien Rede, er spielt mit der Sprache wie ein Trapezkünstler mit dem freien Fall. Dass seine eigene Fraktion seinen Redeschwall immer wieder mit Beifall unterbricht, kann ich mir nur damit erklären, dass sie ihn vor dem Absturz bewahren möchte. Schauen Sie bitte hier und hier. Man könnte ihm zugutehalten, dass er sich für das Existenzrecht Israels ausspricht, wenn er nicht zugleich strunzdumme Sätze sagen würde, wie z.B.: "Je problematischer womöglich der israelische Ministerpräsident ist, desto deutlicher und klarer können wir ihn kritisieren. Und je klarer er... versagt, desto deutlicher müssen wir jeder Form von Antisemitismus unser Nein erteilen..." Großartig auch die Passage über seine jüdischen „Freundinnen und Freunde", die er vermutlich jeden Morgen an seinem Bettchen aufmarschieren lässt, damit sie ihm Bericht erstatten, wie so die Stimmung im Judenlager gerade ist. 

Der Mann ist einfach eine Wucht. Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei ihm zu bedanken, dass er für uns Werbung gemacht hat. Obwohl ich nicht ausschließen kann, dass es ein Missverständnis war. Vielleicht wollte er nur für seine Kosmetika der Marke AXE Stimmung machen.

Wie dem auch sei, wir werden noch oft von Helge Lindh hören. Derzeit schmiedet er ein Bündnis mit der jungen, charmanten und hochbegabten Sawsan Chebli. Mal schauen, was die beiden vorhaben. Er ist ja schon im Bundestag, und sie möchte rein.

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Leserpost

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Winfried Jäger / 20.05.2020

Was mich anekelt ist, daß überhaupt nicht mehr nachgeharkt wird, warum solche Typen wie Volker Beck, Johannes Kahrs usw. es in ihren Parteien überhaupt bis in den Bundestag schaffen konnten, um dort auch noch rotzfrech aufzutreten. Die Strukturen, die das ermöglichen, gilt es zu hinterfragen.

Gerd Heinzelmann / 20.05.2020

“Macron und Merkel starten den Motor – ob sie die EU auch in Bewegung setzen, ist offen” Wer so eine Scheiße schreibt (NZZ!) will die Hölle. Welcome! Manches kann man nicht zurücknehmen, ich stehe darauf!

Thomas Schmied / 20.05.2020

Besagte Rede hat auch mich eher amüsiert, als empört. Hab inzwischen so´n fatalistischen, ja morbiden Humor entwickelt. Überrascht war ich trotzdem, dass es offenbar immer NOCH dämlicher geht bei Reden im Bundestag. Hab da wirklich noch nie zuvor eine sinnlosere, argumentationsfreiere Aufzählung von Plattitüden gehört. Was erhalten diese Menschen noch monatlich an Geld? Gut… das ist dann wohl unsere “repräsentative Demokratie”. Sorge macht mir lediglich, dass diese Gestalten irgendwas repräsentieren müssen, das in unserer Gesellschaft tatsächlich vorhanden sein muß.

Bernhard Derks / 20.05.2020

„Im Januar 2019 besuchte er mit vier weiteren Abgeordneten ein Schiff von Sea Watch im Mittelmeer“ Äh-und? Und: Was für Klappstühle müssen bei der BTW angetreten sein, wenn der Flachmann ein Direktmandat holt? Oder hat der Wuppertaler nur einen merkwürdigen Humor?

Albert Sommer / 20.05.2020

Es heißt immer, man solle nicht auf das Äußere achten, denn schließlich zählten auch die inneren Werte. Nun wie wir dank Herrn Lindh lernen dürfen, ist das diese Aussage nicht korrekt. Vieles was bescheuert und strunzdoof aussieht ist es wirklich.  Nun, gerade durch das Personal der SPD, reift in mir mehr und mehr die Erkenntnis, der der Sozialstaat ist nicht durchweg als ein Segen zu betrachten. Mitunter zerstört er leider die natürliche Auslese der Natur.

Hans-Peter Dollhopf / 20.05.2020

Nichtse haben den Vorteil, dass sie immer noch den Beruf Parteibonze ausüben können. Wie Vögelein, die weder sähen noch ernten und doch ernährt werden. Das natürliche Recht der Nichtse aber, einfach übersehen zu werden, das ist den Bonzen nicht von Natur aus gewährt. Doch wenn sich schon kein Parteienforscher dieser Lindhe-Gestalt als eines Untersuchungsgegenstandes annimmt, zur Not tut es auch ein Vogelkundler.

Jürg Casanova / 20.05.2020

Wen wunderts, wenn sich aus der von Merkel gesäuberten SPD solche Schmalhanse den Kropf mit Politmüll füllen und es vor laufender Kamera und ein paar Brüdern und Schwestern im Geiste vor dem Restbundestag auskotzen und einen pestilenziösen Gestank verbreiten. Die leeren Bankreihen sprechen Bände, die MdB finden es klasse, dass sie jedes Jahr mehr sog. Diäten auf dem Konto haben, jetzt, wo Mutti alles macht, sie nichts mehr tun müssen, ausser die Opposition fertigmachen und dummes Zeug daherlabern und trotzdem bis ans Lebensende vollversorgt werden. Peinlich, Deutschland schafft es nicht weder zur Räterepublik noch zu einer Bananenrepublik, sie schütteln die nach dem WK 2 aufgezwungene parlamentarische Demokratie ab wie einen alten Mantel und so wie sie politisch vor sich hinwursteln, machen sie es seit Neustem in der Wirtschaft: Sie sprengen AKW, lassen die Infrastruktur verlottern, zwingen ihre Schüler zum Händewaschen und versäumen die sanitären Anlagen in den Schulen mit Seife zu bestücken, sie kriegen keinen neuen Flugplatz hin und lassen ihre Armee als Clowntruppe im Regen stehen. Noch zehren die Menschen von ihren Vorräten und dem Geld, das ihnen von Staats und EU wegen nachgeschmissen wird, aber es dauert nicht mehr lange und sie werden sich die Augen reiben. Womit haben wir das verdient, werden sie lamentieren und die Schuldigen wie immer bei den Migrantenkritikern, den Klima- und Coronaleugnern finden. Und wer das ist, bestimmen alleine sie und die Antifa. Und dann gehts los.

Wolfgang Richter / 20.05.2020

Herr Broder, nicht beschweren. Solange solche Leute vom Souverän ins Parlament gebracht werden und von ihren Parteifreunden mit Pöstchen bedacht werden, meinen die doch, daß sie “alles richtig gemacht” haben. Also geliefert wie bestellt. Der “Depp” ist doch nicht der Herr Lindh - der “Depp” ist der, der ihn dahin befördert hat, wo er nun die Chance hat, Blödsinn zu verzapfen. Und das ist auch bgut so, denn stellen Sie sich vor, solche Leute wären gezwungen, wertschöpfend in der Wirtschaft tätig zu sein, also auf dem Bau, in einer Fabrik oder z,B. beim Versuch Spargel zu stechen einen Bauern in den Selbstmord treibend. Das wäre nicht zu verantworten, im Sinne der Bewahrung eines Restes von Volksgesundheit. Und noch mehr Baustellen wie den BER oder das Nachfolgeprojekt Leverkusener BAB-Rheinbrücke verträgt weder das Land, noch des Steuerzahlers Kasse. Als Aushilfscomedian zeigt so eine Figur der Öffentlichkeit unmißverständlich, auf welchem Niveau hier Politik veranstaltet wird und welchze Folgen ein herunter gewirtschaftetes Bildungssystem hat.

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