Wolfgang Meins / 15.05.2018 / 06:25 / Foto: Pixabay / 30 / Seite ausdrucken

Lieber ein falscher Arzt als gar kein Arzt?

Kürzlich wies die Achse auf Fake-Ärzte aus Drittstaaten hin, die also weder aus Deutschland noch der EU stammen. Als Fake-Ärzte werden hier die Heiler verstanden, die entweder nie eine Medizinische Fakultät von innen gesehen haben oder deren bescheinigte medizinische Qualifikationen in einem groben Missverhältnis zu ihren tatsächlichen Fähigkeiten und Kenntnissen stehen. Jetzt gibt es neue Zahlen, denn die deutsche Ärztestatistik 2017 ist soeben erschienen. Dort kennt man zwar nicht die Kategorie des Fake-Arztes, aber einige der dort gelisteten Informationen sind für diese Problematik durchaus von Belang. 

Demnach ist die Anzahl der berufstätigen ausländischen Ärzte in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich gestiegen, und zwar um das 4,1-fache auf jetzt 45.370. Davon kommen 51,6 Prozent aus Drittstaaten, der Rest aus der EU. Bemerkenswert ist dabei der Trend zugunsten der Drittstaaten-Ärzte: Während die EU-Ärzte im Vergleich zum Vorjahr nur um 3,7 Prozent zulegten, war es bei den Kollegen aus den Drittstaaten ein Anstieg um satte 12,4 Prozent. 

Fast jeder zehnte ausländische Arzt stammt aus Rumänien, gefolgt von den syrischen Kollegen, die immerhin 7,4 Prozent beziehungsweise 3.371 Personen stellen. Bezieht man sich nicht auf die Gesamtgruppe der ausländischen Ärzte, sondern nur auf die aus Drittstaaten, kommen gar 14,4 Prozent aus Syrien – worauf auch immer sich deren Herkunft genau gründen mag. Den zweiten Platz nehmen dann mit 5 Prozent die Kollegen aus Ägypten ein. Syrische und ägyptische Ärzte haben im Vergleich zu 2016 damit um 24,8 Prozent beziehungsweise 15,9 Prozent zugelegt. 

In welchen anderen Ländern steht ein ärztlicher Arbeitsplatz in Deutschland aktuell ebenfalls besonders hoch im Kurs? Stark ausgeprägte Zuwachsraten gegenüber 2016 zeigen die Balkanstaaten Montenegro, Albanien, Bosnien-Herzegowina und Serbien. Aber auch im Kaukasus erfreut sich das deutsche Gesundheitswesen bei den dortigen Ärzten steigender Beliebtheit, namentlich in Aserbaidschan, Georgien und Armenien. 

Berufszulassung ohne auch nur ein einschlägiges Dokument

Es sind also jeweils ausgesprochen korrupte Staaten, deren Ärzte aktuell ihr Glück besonders häufig in Deutschland versuchen. Keines der oben genannten Länder rangiert im obersten (besten) Viertel des Korruptionswahrnehmungsindex 2017: Beispielsweise belegt Georgien Platz 46, das EU-Land Rumänien Platz 59, Aserbaidschan Platz 122 und Syrien Platz 178 (von 180). Im Vergleich dazu schneidet das Gastland Deutschland ausgesprochen solide ab (Platz 12). 

Damit drängt sich die Frage auf, wie valide die von den Kollegen jeweils vorgelegten Zeugnisse, Bescheinigungen und Examen sind. Zudem bleibt in jedem Einzelfall zu klären, inwieweit die universitäre Ausbildung und die anschließende Weiterbildung im Krankenhaus den deutschen Standards entsprechen. Verschärfend kommt hinzu, dass bei vermeintlichen oder tatsächlichen Flüchtlingen im Extremfall eine (zeitlich befristete) Berufszulassung erfolgt, ohne dass auch nur ein einschlägiges Dokument vorgelegt werden muss.  

Vor diesem Hintergrund plädiert die Bundesärztekammer dafür, das bisherige, recht anspruchslose Prüfverfahren für Drittstaaten-Ärzte möglichst rasch und deutlich zu verschärfen. Das fordert auch der gerade zu Ende gegangene 121. Deutsche Ärztetag in Erfurt, ebenso wie Verbesserungen bei der Echtheits-Prüfung der vorgelegten Dokumente. Umsetzen kann die vorgeschlagene Prüfungsänderung aber nur die Gesundheits- und Bildungsministerkonferenz der Länder. Von dort allerdings hat man zu dieser Angelegenheit bisher noch nichts vernommen.

Mit Hilfe von gefälschten Urkunden Arztstellen erschlichen

Wie dringend notwendig solche Verschärfungen sind, unterstreicht auch der Fall des jüngst in Kassel zu einer Haftstrafe verurteilten libyschen Krankenpflegers, der sich mit Hilfe von ausschließlich gefälschten Urkunden in Kassel und Hildesheim Arztstellen erschlichen hatte. Es habe „nicht lange“ gedauert, so die HNA, bis seine fehlende Fachkenntnis aufgefallen sei. 

Der neue Bundesgesundheitsminister Jens Spahn steht dem Ansinnen eines verschärften, dem deutschen Staatsexamen entsprechenden Prüfverfahrens in einem Gespräch mit der Printausgabe der FAZ vom 7. Mai 2018 nur eingeschränkt positiv gegenüber, wenn er gleichzeitig die Notwendigkeit von schnellen Anerkennungsverfahren betont.

Denn beides zusammen dürfte kaum zu erreichen sein, da eine Erschwerung von Berufszulassung und Approbation für Drittstaaten-Ärzte mit Sicherheit zu hohen oder auch sehr hohen Durchfallraten führen würde. Damit entfiele zudem eine wesentliche Pull-Funktion des deutschen Gesundheitssystems auf (bestimmte) Bewerber aus Drittstaaten. Aber solange die Zahl der Medizinstudienplätze in Deutschland nicht erhöht wird, bleibt man in vielen Regionen auf Zuwanderer zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung angewiesen. 

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Leserpost

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Andreas Ludwig / 15.05.2018

Meine Frau arbeitet auf der Intensivstation einer grossen Klinik. Man könnte auch sagen Fabrik. Sie macht es jetzt ein dreivierteljahr, nach vorheriger Tätigkeit in einem anderen Krankenhaus auf der Intensiv. Sie ist jetzt verbrannt. Ärzte begrüßen ihre Patienten nicht, reden bei der Visite über den Patienten wie über eine Sache. Hat 3 Beatmungspatienten und darf noch die frisch operierten aus dem Aufwachraum auf die jeweiligen Stationen fahren. Hat kaum noch freie Wochenenden, das familiäre Zusammenleben wird massiv gestört. Es sind so gut wie keine privaten Aktivitäten mehr planbar. Sie hat sich auf verschiedene Stellen in andere Krankenhäuser beworben. Hauptsächlich in Fachkliniken um dem Stress zu entkommen einer Fabrik. Keine Chance trotz unglaublicher Zusatzausbildungen. Nach 30 Jahren Berufserfahrung zu teuer. Das sagt zwar keiner, ihr auch nicht, aber ich merke das. Sie war völlig verzweifelt. Wo doch angeblich Pflegemangel herrscht. Sie hat jetzt innerhalb des Krankenhauses eine Administrative Stelle gefunden, bei gleicher Bezahlung. Wo aber umfangreiche medizinische Fachkenntnisse notwendig sind. Bei einem normalem Arbeitstag, ohne Wochenenden und Feiertage. Sie schlägt drei Kreuze, ich auch. Keiner der einen direkten Partner in diesem Business hat, kann sich überhaupt vorstellen, was das bedeutet. Für die Person selbst und die Angehörigen. Ich könnte hier 400 S. schreiben und jedem hier würde es eiskalt über den Rücken laufen. Ich kann nur jedem empfehlen sich gesund zu halten. Eine Stipvesite dieser Fakultäten reicht aus, um den Glauben zu verlieren. An Deutschland sowieso und seinem Gesundheitssystems.

Herbert Müller / 15.05.2018

Hier sieht man ganz deutlich, wohin der “Bereicherungswahn” führt.  Ausländische “Fachkräfte” dürfen ohne großen Qualifikationnachweis auf Kranke losgelassen werden. Es geht hier nur darum, billige Fachkräfte zu bekommen, um die Profite zu steigern. Außerdem ist es äußerst schäbig, Ärzte aus Drittstaaten anzuwerben, um hier einen Medizinermangel zu beseitigen. In den Krisengebieten, wie Syrien, Irak etc., fehlen sie dann, wo sie noch dringender benötigt werden. Für unseren Ärztemangel sind wir selbst zuständig. Wir können das Problem mit eigenen Medizinern lösen, wenn wir nur wollen und die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür schaffen. Die erste Stellschraube ist hier der Numerus Clausus. Warum muss jemand ein Einser-Abitur haben, um einen Studienplatz zu bekommen? Nach meiner Meinung sind hier in erster Linie die Fähigkeiten in den naturwissenschaftlichen Fächern von Bedeutung, also Chemie, Physik und Biologie und Mathematik. Ob er dann auch in allen restlichen Fächern Einser hat ist zweitrangig.

Klaus Peter / 15.05.2018

Und nein, dies ist KEIN Witz! Meine langjähriger Friseur (er stammt ursprünglich aus Algerien) berichtete mir letztens von einem “Schutzsuchenden” aus Nordafrika, der ihm vom hiesigen “Arbeitsamt” vermittelt wurde. Dieser hat in seinem maghrebinischen Heimatdorf neben seinem eigentlichen Job als Friseur/Barbier seinen Kunden auch ab und an faule Zähne gezogen. Verständlicherweise war er daher sehr verwundert, dass er hier in Deutschland nicht als Zahnarzt “praktizieren” konnte. Wahrscheinlich ist er schon längst wieder enttäuscht in seine Heimat zurückgekehrt ;-)  

Dr. Daniel Brauer / 15.05.2018

Zu Beginn verweise ich den Interessierten auf meinen Leserbrief zu ihrem oben verlinkten letzten Artikel. Anmerken möchte ich noch, das dass laute Bellen unserer obersten Standesvertreter eben nichts anderes ist als heiße Luft. Das Problem ist seit langem bekannt. Es ist jedem bekannt, welche Bezirksregierungen besonders freimütig Berufserlaubnisse erteilen. Es ist bekannt, das dass syrische Bachelor - Master- System in Medizin hierzulande eigentlich keinerlei Anerkennung erfahren dürfte. Dies konnte man früher auf den Seiten des Akademischen Auslandsamtes nachlesen. Wie bei vielem hält sich nur niemand daran. Und solange wegen Fahrlässigkeit mit Todesfolge verurteilte ausländische Ärzte dann tatsächlich noch Neuanstellungen finden, wüsste ich auch nicht wie man etwas ändern könnte. So erhielt auch der in meinem Leserbrief erwähnte jugendliche Syrer, nach Kündigung sofort wieder eine Neuanstellung. Dann verlor sich seine Spur zwar, es ist aber zu befürchten das er sein Unwesen immer noch treibt. Schließlich kann man unbegrenzt als Gastarzt durch das Land tingeln, bis man soviel Pseudowissen angesammelt hat, das irgendwann eine Vollapprobation erteilt wird. So kommt es dann zu Gastroenterologen, die nicht endoskopieren können und Hämatologen, die ein rotes Blutkörperchen niemals als solches erkennen würden. Das Problem fängt bei den Behörden nur an. Das die angeblichen Kollegen aber praktizieren dürfen, dafür sind leitende Ärzte und Verwaltungen in den Krankenhäusern verantwortlich.

Anders Dairie / 15.05.2018

Die Schweden gehen im Schnitt 12 x pro Jahr zum Arzt,  die Deutschen 17 x.  Ergo, es werden keine Experimente nötig.  Herr Spahn hat schlicht Unrecht. Einen klaren Standpunkt darf man nicht erwarten. Denn seine Chefin hat dafür gesorgt, dass alle die das wünschen hereingelassen werden.  So soll es auch 1 Million gefälschter Pässe geben und 800 Tausend gefälschte Führerscheine.  Im Grunde ist auf gar nichts mehr Verlass.  Deutsche Gründlichkeit ?  Längst aufgegeben.

Peter Swoboda / 15.05.2018

Es braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, daß die Dunkelziffer dieser Betrüger in Deutschland hoch ist. Warum auch sollte da die Kontrolle des Staates funktionieren, wenn an anderer Stelle ein vielfaches Versagen dokumentiert ist. Es paßt ins Bild, die politische Führung hat anderes im Sinn als der Bevölkerung Schutz und Hilfe zu bieten.

Klaus Peter / 15.05.2018

Jetzt müssen wir nur noch darauf warten, dass die Ablehnung einer Behandlung durch einen “verdächtigen” Arzt als Rassismus gebrandmarkt wird. “Fake-Bauingenieure” aus den genannten Ländern inkl. Westbalkan gibt es aber offensichtlich auch. Erst kürzlich selber an den “Fachkenntnissen” eines mittlerweile Ex-Kollegen, der seit 3 Jahren hier in Deutschland “sein Bestes” zu versuchen gibt, feststellen können. Ein kroatischer Witz geht in Etwa so: Ein Mann wird beim Betreten eines Schiffes darauf hingewiesen, dass nur Schwimmer an Bord gehen dürfen. Dieser erwidert: “Ich bin zwar Nichtschwimmer, aber ich habe 3 beglaubigte Dokumente dabei, die belegen, dass ich schwimmen kann.” Meine Frau stammt von dort aus der Umgebung von Split. Dort war es früher in den 80ern nie verkehrt gewesen, dass bei Prüfungen an der technischen Uni bei Abgabe der Unterlagen diesen diskret eine 100DM-Schein beigelegt wurde oder die Eltern schon vorab einen gut abgehangenen dalmatinischen Schinken und ein hochpreisiges Fläschchen Hochprozentiges beim Prof. persönlich zu Haus vorbeibrachten. Oder auch beides, denn doppelt hält besser. Für die etwas ansehnlicheren Studentinnen ergaben sich noch ganz andere Möglichkeiten des Weges des geringsten Widerstandes durchs Studium.

Rainer Nicolaisen / 15.05.2018

“Angewiesen”? - Nun, wie wäre es denn, wenn die Menschen in Deutschland selbst ein wenig mehr an ihre GESUNDHEIT dächten und dafür sorgten? Und nicht gleich wegen jeden krummen Furzes zum Arzt liefen? ( Dänemark 5 Arztkontakte pro Jahr, Deutschland 18 )...

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