Alexander Wendt / 22.07.2016 / 15:40 / 1 / Seite ausdrucken

Liebe „Neue deutsche Medienmacher“, auf zu neuer Diversität!

Liebe "Neue deutsche Medienmacher", ihr fordert, der Pluralismus der deutschen Gesellschaft müsse sich auch in den deutschen Redaktionen widerspiegeln. Das ist eine - und das sage ich ganz unironisch – gute und wichtige Idee. Und wisst ihr, an welchem Punkt wir mit diesem Projekt anfangen? Anders als die Redaktionsbelegschaften in diesem Land denken nicht 70 Prozent der Bevölkerung linksgrün. Kommt man gar nicht drauf, wenn man in Berlin arbeitet? Ist aber so. Es gibt übrigens auch die einen oder anderen Publizisten, die einen so genannten Migrationshintergrund haben, dafür aber keine linksgrüne Gesinnung, etwa Filipp Piatov,  Eren Güvercin und Sofia Taxidis.

Oder die - eigentlich undenkbar, nicht wahr - aus der Arbeiterklasse stammen wie Wolfram Ackner. Mit etwas gutem Willen findet ihr sicherlich auch noch mehr dieser raren Vögel, die in bundesweiten Qualitätsmedien kaum vorkommen. Ihr könntet also gleich drei Pluralisierungen miteinander verbinden: die politische, ethnische und soziale. Also: auf zu neuer Diversität! Ihr werdet jetzt fragen: was soll dann eigentlich mit dem hohen Überschuss linker westdeutscher normbiografischer Redakteure geschehen? Tendenziell größer werden ja die meisten Redaktionen nicht, eher umgekehrt? Aber, ihr Lieben, diese Frage würde sich ja bei jeder Diversifizierung stellen, oder? Die Antwort lautet übrigens, dass die Besseren dann eben die Langweiler verdrängen.

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Leserpost

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Stefan Effenmann / 23.07.2016

Da gab es in einer renommierten deutschen Zeitung mal einen Artikel über die deutsche Handballnationalmannschaft, in welchem der Autor die geringe Biodiversität der Europameister beklagte. Nur das simple Abkopieren des Impressums dieses Publikationsorgans, führte zur umgehenden Löschung dieses “Kommentars”, war doch die gewünschte Diversität in den eigenen Reihen nicht vorhanden. Und wenn man dann doch den einen oder anderen findet, so darf man sicher sein, es handelt sich um denselben Alibitaliener, bei dem man früher vor dreissig Jahren essen ging. Aber bekanntlich endete ja auch jede Form von Sozialismus schon immer am eigenen Kühlschrank.

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