Und weiter: Wer das Volk nur betäubt, sei es jetzt über das bedingungslose Grundeinkommen oder Bürgergeld, und ihm damit seine Motivation an der Beteiligung in der Gesellschaft nimmt, der hält sich selbst oben an der Macht. Und wer oben an der Macht sitzt, der kann entscheiden, was alle anderen dürfen, wem was gehört und wer wie viel verdient. Und da sind wir dann wieder bei den Führungsfiguren, die das Volk entmachten. Der Trick zu echter Demokratie und gerechter Verteilung liegt eben genau nicht im Verteilen von Geld, sondern im Verteilen von anteiligem Mitspracherecht an der Politik und potentieller physischer Gewalt, um diese Verteilung des Mitsprachrechts aufs Volk gegen die gewaltsame Kaperung und Unterdrückung des Staatsapparates durch einige wenige zu verhindern. Wer keine Diktatoren haben will, der muss das Volk bewaffnen und ihm ein gesichertes anteiliges Mitspracherecht garantieren. Aus dem Sicherheitsapparat kennt man das: Das ist die physische Machtbalance. Es gibt ja kein Machtvakuum. Irgendwer hat immer die Macht. Und diese Macht muss man dezentralisieren und damit dekonzentrieren. Erst dann funktioniert Demokratie und Mitsprache wirklich. Vorher nicht. Wenn die physische Macht nicht auf das gesamte Volk verteilt ist, bilden sich automatisch immer Filze und Führungsstrukturen, die dann ihre konzentrierte Macht missbrauchen, um sich selbst gegenüber dem Volk einen Vorteil zu erheischen und sich bereichern. Geld ist systemisch zweitrangig. Das erste was man braucht, ist physische Macht, also Waffen. Hat man diese nicht, kommt man in festgefahrenen Strukturen nie nach oben durch, denn die physische Macht in parlamentarischen “Demokratien” oder offenen Diktaturen ist ja üblicherweise an Polizei und Militär gekoppelt, was wiederum nur einer kleinen Regierungsclique als Privatarmee zur Verfügung steht, womit sie dann das Volk unterdrückt. Da ist das Problem. Nirgendwo sonst.
Na ja, bis zu einem gewissen Grad haben die links schon recht, dass das im Osten kein Sozialismus war. Stalin hat Trotzki abgesägt und die Sowjetunion in eine Fürherdiktatur verwandelt. Also das Gegenteil von der Herrschaft des Proletariats. Das Proletariat ist ja Mehrzahl. Ein Führer ist Einzahl. In der DDR war das kaum anders. Das Politbüro waren zwar ein paar Leute mehr, aber es waren faktisch immer die selben und das auch noch mit Vorrechten vor dem Volk. Aber was will der Sozialismus eigentlich? Etwas, was es auf andere Art und Weise längst gibt: Keine Führungsfiguren und kommunale Selbstverwaltung. Der Weg dahin ist aber ein ganz anderer als über die Umverteilung von Geld oder den direkten gewaltsamen Umsturz. Gewaltsame Umstürze haben ja die dumme Angewohnheit, dass am Ende immer die Gewalttätigsten ganz oben enden. Und damit haben wir dann wieder das Problem mit den Führungsfiguren, die sich einen Vorteil gegenüber dem eigenen Volk verschaffen. Am Ende macht es ja für die “unten” keinen Unterschied, ob ein Monarch, ein Politbüro, ein diktatorischer Führer oder ein Großunternehmen das letzte Wort über das Volk hat. Marx’ Ausführungen waren einfach nicht zu Ende gedacht. Der Trick, die Herrschaft des Volkes zu erreichen, liegt nicht im Geld oder in der Diktatur, sondern in der Basisdemokratie, in der die physische Macht komplett auf das Volk dezentralisiert ist. Also so ähnlich wie in der Schweiz. Der Wohlstand ist da allgemein hoch, weil da alle mitreden dürfen und dieses Recht auf Mitreden durch potenzielle physische Kraft auch einfordern können. Daraus entsteht dann automatisch ein demokratisches Gleichgewicht, was auch eine demokratischer Verteilung von Wohlstand ermöglicht. Was heute im “Westen” als Sozialismus verkauft wird, ist aber etwas anderes: Das Verteilen von Almosen, um das Proletariat ruhigzustellen. Man denke an das Bedingungslose Grundeinkommen. Der Sinn dabei ist nur, die bestehende Machtverteilung zu zementieren, indem man das Volk betäubt.
»Warum funktioniert ... der Kapitalismus besser?« Der Kapitalismus funktioniert nur dort im Sinne der Bürger, wo er mittels ordoliberaler Gesetze zum Funktionieren gebracht und zum Wohl der Bürger gezwungen wird. Nötigenfalls wird der Kapitalismus selbst in den USA durch Antitrust Gesetze zum Funktionieren gebracht.
Wie geht Kollektivismus? Nimm Einem 10 Euro weg, gebe davon sieben Leuten einen Euro, behalte 3 Euro für dich, Sieben werden dich wieder wählen, oder?
Die einfache Lüge des Kapitalismus lautet: Du musst gut arbeiten, dann kannst du im Wohlstand leben. Die doppelte Lüge des Sozialismus lautet: Du musst gar nicht arbeiten und kannst doch im Wohlstand leben. Selbstverständlich zieht den Dummen und Faulen die sozialistische Idee stärker an als die kapitalistische.
Warum haben kaum Menschen Marx und Engels wirklich gelesen? Der Kommunismus kann nur nach dem Ende und Zusammenbruchs des Kapitalismus entstehen, nicht aus einem Feudalstaat, einer Diktatur oder einem mehr oder weniger funktionierenden Kapitalismus. Das endet in Staatsmonopolismus nach vorherigen blutigen Kämpfen und der Eliminierung der Gegner. So gesehen hat Reichinnek recht, will selber aber keinen Kommunismus, sondern demokratischen Sozialismus, weil das ihrer Partei eine Existenzberechtigung gibt, so sehr der auch zum Scheitern verurteilt ist. Das alles sind aber Grabenkämpfe aus vergangenen Zeiten, denn die heutigen Akteure sind nicht mehr die Staaten, sondern die Superreichen und ihre Konzerne, deren Vermögen das von vielen Staaten leicht übertrifft und die mit der NGO Seuche, den Medien und von ihnen ausgebildeten Politikern direkten Einfluss auf die Politik von Ländern nimmt. Zudem eignen sie sich unter dem Kürzel KI das kollektive Wissen der Menschheit an, ohne dass jemand einschreitet, aber vielleicht wird dadurch tatsächlich das Ende des Kapitalismus eingeleitet, ;)
Der Sozialismus spricht tiefe menschliche Sehnsüchte an: Zugehörigkeit, das Aufgehen in einer Gemeinschaft, Brüderlichkeit, das füreinander Einstehen und Sorgen. Diese evolutionspsychologisch geschaffenen Sehnsüchte führen zu Tugenden, die für das (Über-)Leben der Menschen sorgten, als sie noch in kleinen Gemeinschaften lebten. Sie sind geschaffen für Familien und relativ kleine Gruppen. Pfadfinder, Fußballvereine, Familienverbände befriedigen diese Sehnsüchte und sind ohne diese Tugenden undenkbar. –– Für Großgesellschafte sind diese Tugenden aber aus benennbaren Gründen nicht tauglich. Aber der Sozialismus gaukelt den Menschen vor, er könne eine Großgesellschaft schaffen, in denen die Menschen diese evolutorisch angelegten Sehnsüchte ausleben könnten, die aber in Wirklichkeit nur in kleinen Gemeinschaften funktionieren. Dies ist der ganze (Selbst-)Betrug des Sozialismus. Er funktioniert, wie jeder Betrug, weil der tiefe Sehnsüchte des Betrogenen anspricht. Das ist die ganze Erklärung. –– Ferdinand Tönnies, Nationalökonom und Sozialoge, hat den Unterschied zwischen “Gemeinschaft und Gesellschaft” in seinem gleichnamigen Werk schon 1887 beschrieben.
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