Redaktion / 10.08.2024 / 13:00 / 4 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Ihre Majestät macht, was ihr gefällt

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Diesmal ist es ein Kommentare zu Henryk M. Broders Beitrag „Eine trans*Frau aus dem Bayerischen Wald“.

Waltraud Greiner schreibt:

„Frau“ Ganserer hatte wie jeder von uns die Möglichkeit, nach TSG (Transsexuellen-Gesetz) den vollen, rechtlichen Status als Frau zu erlangen. „Sie“ hat das NICHT getan, sondern ließ sich explizit mit rechtlich männlichem Status in den Bundestag wählen – droht aber seitdem jedem Bürger, der den Abgeordneten Ganserer als solchen bezeichnet, prompt mit Beleidigungsklagen. Geht’s noch grotesker? Dabei war das „alte“ Verfahren nach TSG in der zuletzt angewandten Form keineswegs mehr unzumutbar. Ich bin selbst transsexuell und habe dieses Verfahren vor 3 Jahren durchlaufen; ich weiß also, wovon ich rede. Eine Pkw-Fahrerlaubnis zu erlangen war deutlich aufwendiger… „Frau“ Ganserer zog stattdessen eine Vorgehensweise nach dem Motto „legal, illegal, sch….egal“ vor, die dem Geschlecht als objektiver/rechtlicher Kategorie von vornherein jegliche Bedeutung abspricht – um dann aber wiederum ausgerechnet über die Frauenliste der Grünen in den Bundestag zu kommen und jeden in die Verdammung zu schicken, der ihre Majestät nicht mit den von ihr gewünschten Pronomina anspricht: da ist „ihr“ das Geschlecht dann doch wieder ganz, ganz wichtig. Ich bin heute froh darüber, dass ich meinen weiblichen Status noch über das alte TSG erlangen konnte. Im Gegensatz zum neuen SBG hatte dieses alte Verfahren nämlich noch eine objektive BEDEUTUNG: da wurde das Anliegen von einschlägigen Fachleuten auf Ernsthaftigkeit geprüft. Dass wir Transsexuelle uns heute einer doch schon sehr weitgehenden Toleranz in der Gesellschaft erfreuen dürfen, verdanken wir zu einem großen Teil eben diesem Verfahren: es machte den Leuten immerhin glaubhaft, dass der Wechsel der Gender-Rolle für uns existenziell bedeutsam und nicht bloß eine belanglose Spinnerei ist. Gerade uns Transsexuellen ist das Geschlecht besonders wichtig; das BSG reduziert es dagegen zur rechtlich bedeutungslosen Formsache. „Frau“ Ganserer erweist uns einen Bärendienst – mit ihrer Politik ebenso wie mit ihrer persönlichen Erscheinung.

Zum Hintergrund: Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

netiquette:

Thomas Szabó / 10.08.2024

Liebe Frau Greiner, bitte schicken Sie Ihren Leserkommentar auch an “Frau” Ganserer. Ich freue mich schon auf Ihre zukünftigen Leserkommentare.

Gabriele Klein / 10.08.2024

Was wohl S. Freud sagen würde zu all jenen die einsperren um zu befreien, im Namen des Friedens in den Krieg ziehen,oder Seite an Seite der “Frau” diese zusammenschlagen…..?

Gabriele Klein / 10.08.2024

Danke für interessanten Kommentar! Ich vermute, dass das Getrommel um manche, ach so bedauernswerte Minderheit, die man zum Nabel der Welt erklärt,  ohnehin ganz anderen Interessen geschuldet ist als deren angeblichen “Leid”. Denn, was Leid anlangt,  gäbe es da noch sehr viel mehr Außenseiter als nur jene ,die sich volle Anerkennung für die von ihnen erlebten aber halt (noch) nicht vorhandenen Geschlechtsteile wünschen. Tja, das Leben u. der Körper sind leider nicht perfekt. Nicht jeder schaffts z.B. in die erst Liga, oder gar nach Olympia selbst als ein xy Transwesen im Frauenteam.  Eine Bewegung jener, die es sich nun zur Lebensaufgabe gemacht hätten, gleiches Ansehen zu erlangen wie ein Goldmedaillengewinner, (aber ohne das gute Stück) wäre mir jetzt nicht bekannt, dies obgleich sicherlich sehr viele unter der fehlenden Goldmedaille leiden für die sie ein Leben lang vergeblich trainierten…..  Es lässt schon tief blicken, wenn jemand sein angeblich schwer verletztes “ich” u. seine Suche nach Identität ins Zentrum der Weltöffentlichkeit rückt auf dass sich Alles um dieses, sein “ich” u. sein Problem drehe. Es sei mir die vorsichtige These erlaubt: Wer diese angeblichen Probleme tatsächlich hat, und sehr viele dürften sie auf verschiedenen Gebieten, nicht nur dem des Geschlechts haben, der unternimmt solche “Lösungsversuche” nicht, da sie eh nicht zum Ziele führen. Denn so schlau scheinen die Meisten: echte Anerkennung lässt sich weder erzwingen noch kaufen.  Glück wie Tragik gehören leider zur menschlichen Existenz die der Vollkommenheit nun mal entbehrt.

Boris Kotchoubey / 10.08.2024

Na ja. Parteien des Proletariats haben, wo sie gesiegt haben, ausgerechnet dem Proletariat einen maximalen Schaden zugefügt. Die Partei der Deutschen Ultranationalisten brachte dieser selben deutschen Nation unglaubliches Leid. Vor wenigen Jahren hat die Politik unter dem Motto “Jeder Tod ist ein Tod zu viel” zu einem bisher unvorstellbaren Anstieg an Sterblichkeit geführt. Angesichts dessen ist nur logisch, dass die (realen) Transsexuellen die Leidtragenden der Gesetze sind, die angeblich von Translobby gemacht werden.

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