Redaktion / 09.11.2024 / 14:00 / 6 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Homo Sapiens ist ein „Supercarnivore“.

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Diesmal ist es ein Kommentar zu Detlef Brendels Beitrag: Was schmeckt, kommt auf den Index“.

Valentin Becker schreibt:

Homo Sapiens ist ein „Supercarnivore“. Die N15-Isotopenanalyse zeigt das eindeutig. Unsere biologische Nische ist tierisches Fleisch und vor allem tierisches Fett. Unsere Physiologie ist genau auf diese Art der Nahrung biologisch spezialisiert. Über Millionen von Jahren wurden wir auf diese Nahrung hin biologisch determiniert. Erst durch die Agrarrevolution hat sich das verändert – und das begann erst vor wenigen tausend Jahren. Wir sind auf diese Art der Ernährung biologisch nur sehr mangelhaft angepasst. Wir sind also auf „Processing“ angewiesen, weil das die einzige Möglichkeit ist, dass wir diese Art der Ernährung überhaupt verdauen können. Wir müssen Bohnen kochen um sie zu entgiften, wir müssen Getreide fein mahlen um die Stärke bioverfügbar zu machen. Wir müssen Pflanzen züchten, um die Rohfaser zu verringern und den Zucker zu erhöhen, damit sie überhaupt fähig sind, uns mit Nährstoffen zu versorgen. Alles, was wir heute essen ist ein Produkt aus menschlichem Bioengineering. Nicht davon haben wir in unserer Evolution als Jäger und Sammler gegessen. Die einzige Ausnahme ist Fleisch und Fett von grasgefütterten Wiederkäuern. Alle anderen Lebensmittel sind „ultra-processed-food“.

Bernhard Freiling fügt hinzu:

Das ist sowas von lächerlich. Hat sich schon mal Jemand mit der Herstellung der „alternativen, so gesunden und umweltschonenden Hafermilch“ befasst? Als da wäre: einweichen, pürieren, fermentieren, filtern. Calcium und „Stabilisatoren“ hinzufügen. Zum guten Schluss ultrahocherhitzen. Was auf die Produktion von „Mandelmilch“ und „Sojamilch“ mehr oder weniger auch zutrifft. Wobei letztere noch 20 Minuten gekocht werden muss, weil: verdauungsschädliche Giftstoffe müssen unschädlich gemacht werden. Hinzu kommt: wo fermentiert wird, da entsteht CO2 und Methan. Also insbesondere bei der Herstellung von Tofu. Statt die Kuh furzen zu lassen, furzt jetzt der großindustrielle Fermenter. Ich denke mal, die Aufbereitung von Kakerlaken, meist liebevoll als „Hausgrille“ umschrieben, dürfte ähnlich aufwändig sein, bevor sie zermörsert den verschiedenen Leckereien hinzugefügt werden können. Und: was muss mit der Sojabohne wohl angestellt werden, damit sie wie Fleisch texturiert ist, ein ähnliches Gefühl und einen ähnlichen Geschmack erzeugt wie ein echtes Schweineschnitzel? Hoch lebe sie, „die alternative und so einfache Ernährung“. Wie gerne würde ich schreiben „die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank“. Kann ich aber nicht. Weil: deren Schrank ist leer. Da ist nix, was fehlen könnte. Ein Loch ist da, wo nichts ist. Noch nicht mal mehr eine graue Zelle.

 

Zum Hintergrund: Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

netiquette:

Florian Bode / 09.11.2024

Hausgrille (“Heimchen”) und Kakerlake sind nicht das selbe Insekt.

Wiebke Ruschewski / 09.11.2024

Ich will ja nichts sagen, aber der erste Kommentar enthält doch einige Falschaussagen. Die ältesten Nachweise für die Existenz von Homo sapiens sind etwa 300 000 Jahre alt. Die Aussage, dass wir uns seit Millionen von Jahren hauptsächlich von Fleisch und tierischem Fett ernähren ist also schon mal falsch. Zum Thema, dass gegartes Gemüse bekömmlicher ist als rohes Gemüse: Dass rohe grüne Bohnen giftig sind ist korrekt. Aber Gemüse besteht ja nicht nur aus grünen Bohnen! Und auch das in dem Text so sehr gelobte Fleisch und tierische Fett von dem wir uns früher angeblich fast ausschließlich ernährt haben sollen ist in gegartem Zustand deutlich bekömmlicher als in rohem Zustand. Der Urmensch wurde selten älter als 30. Auch Tiere erreichen in der freien Wildbahn oft nicht einmal die Lebensmitte. In Gefangenschaft werden sie deutlich älter. Warum? Weil das Leben da draußen nun mal kein Zuckerschlecken ist. Neben Kälte, Hitze, Konkurrenz und Feinddruck ist auch die Nahrung in gewisser Weise ein Feind. Mit ihr nimmt man zwangsläufig auch Bakterien, Viren, Pilze, Pflanzengifte und Parasiten zu sich. Das Garen schaltet viele dieser Risiken völlig oder teilweise aus. Auch für Hunde und Katzen ist gegartes Fleisch deutlich leichter verdaulich. Das ist also kein Argument. Und überhaupt, gekochtes Gemüse ist doch kein “ultra processed food”! Ich bitte Sie! Auch braucht der Mensch nicht “Millionen von Jahren” um sich an einen veränderten Ernährungsstil anzupassen. Erste Erfolge bei der Domestikation vom Wild- zum Nutz- oder Haustier sind oft bereits nach ca. 20 Generationen oder sogar schon deutlich früher erkennbar. Dies betrifft dann zwar vor allem das Verhalten und die Fellfarbe, aber auch der Verdauungstrakt zieht in der Regel irgendwann in gewissem Maße nach. In bin weiß Gott kein Vegetarier, aber der Mensch ist nun mal auch kein Fleischfresser, er ist ein Allesfresser! P.S. Welchem Zweck diente wohl früher der Blinddarm?!

Lutz Herrmann / 09.11.2024

Ein gesunder Jäger und Sammler kommt auch nicht an gegen zehn halbverhungerte Bauern.

Rainer Nicolaisen / 09.11.2024

Mit der Seßhaftwerdung ging einher ein generelles Kleinerwerden der Menschen um bis zu 20cm wg. Mangels an tierischem Eiweiß. Tierische Nahrung machte während der Jäger- und Sammlerzeit ça. 45% des Verzehrs aus. Der frühe Vegetarismus in Indien muß gedacht werden als Notprogramm wegen schon seinerzeitiger massiver Überbevölkerung. Und der Veganismus ist schlichtweg Schwachsinn—schon Stillen der Kinder dürfte eine strikte Veganerin nicht, keine Wolle, kein Leder, stattdessen Plaste ( naja, auch Baumwolle und Hanf). Und schaut man auf das (heute selten gewordene) herkömmliche Wirtschaften in einem bäuerlichen Betrieb, so sehen wir mancherlei Tiere, deren Dung übrigens für die Bodenfruchtbarkeit ( Humusbildung) wichtig ist.

Jochen Lindt / 09.11.2024

Stimmt so nicht. Der Mensch ist ein klassischer Allesfresser (wie etwa Wildschwein oder Bär).  Er kann carnivor leben, aber es ist ungünstig weil viele Vitamine fehlen, vor allem aus der Vitamin B Gruppe. Wenn es so einfach wäre, carnivor zu leben, würden wir es doch machen, grüne Ideologie hin oder her. Eigentlich kann man sagen, dass die Allesfresser ein permanentes Experimentierfeld der Evolution sind.  Siehe Pandabär.  Eigentlich ein Raubtier, eines der größten überhaupt, und der ist “umgestiegen” auf Bambus.  Seitdem frisst er 16 von 24 Stunden. Oder aus vergangenen Tagen die ausgestorbenen Raubschweine: Andrewsarchus und Entelodon.  Schweine als Löwen, krass.  Aber ausgestorben, hat nicht geklappt.  Verdauungssystem und Nahrung müssen optimal abgestimmt sein, gilt auch für uns Menschen.  Unser Problem ist insgesamt eher Nahrungsüberfluss.  Ein Körper der auf Mangel konditioniert ist, kommt mit Überfluss offensichtlich nicht gut klar.

Robert Schneider / 09.11.2024

Weder das menschliche Gebiss noch der menschliche Verdauungstrakt sprechen dafür, dass Menschen von Natur aus reine Carnivoren sind, geschweige denn Supercarnivoren. Und warum kochen, braten und grillen wir Fleisch, um es bekömmlicher zu machen? Außerdem spricht der Leser doch selbst von “Jägern und Sammlern”. Das beinhaltet neben dem Jagen eben auch das Sammeln.

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