Redaktion / 19.04.2025 / 13:00 / Foto: Montage achgut.com / 7 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Geschichtswissenschaft schadet nicht

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Diesmal ist es ein Kommentar von Tobias Budke zum Beitrag „Das Klima lässt sich nicht politisch lenken!“ von Vera Lengsfeld:

Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass die Debatte um den Klimawandel und seine Ursachen so wissenschaftlich und kontrovers wie möglich geführt werden sollte und dass es auch hier sicherlich eine Menge Leute gibt, die sehr gut vom aktuellen Narrativ profitieren. Aber die mittelalterliche Wärmeperiode mit einem angenehmen Leben und weit reichendem Fortschritt zu assoziieren und die Kältezeit von 1300 bis 1850 ausschließlich mit „Hexenverbrennungen“, ist Geschichtsklitterung. Diese Epoche sah außer den Hexenverfolgungen unter anderem die Renaissance, die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, die Entdeckung Amerikas, die Reformation, die Aufklärung und enormen technologischen Fortschritt, insbesondere gegen Ende der Periode, aber keineswegs nur zu dieser Zeit; die vorangegangene Wärmeperiode schenkte uns unter anderem das Große Schisma, die Wikingerüberfälle, die ersten großen Pogrome, die Kreuzzüge und endlose Territorialstreitigkeiten auf Kosten der einfachen Bevölkerung. Eine solide naturwissenschaftliche Ausbildung ist sicher ein Muss, wenn man über die physikalischen, chemischen und meteorologischen Aspekte des Klimawandels sprechen will, aber eine solide geschichtswissenschaftliche Ausbildung schadet auch nicht, wenn man historische Aspekte in Betracht zieht. Klima ist verdammt komplex; Geschichte auch.

 

Zum Hintergrund: Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Foto: Montage achgut.com

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Leserpost

netiquette:

Holger Kammel / 19.04.2025

Also wissenschaftlich begründet ist das nicht. Eine Ansammlung Behauptungen, rnehr ist das nicht. Es gibt gute Gründe, den “anthropologischen Klimawandel” abzulehnen., Diese sind es nicht. Ich habe die Schwierigkeit, nicht lügen zu können, Genetisch und soziologisch bedingt.

Boris Kotchoubey / 19.04.2025

Das “Leserkommentar der Woche” ist wirklich hervorragend, nur zählt der Autor die Entdeckung Amerikas zu den wichtigsten Fortschritten des Spätmittelalters. Da habe ich meine Zweifel. Aufgrund der neuesten Entwicklungen denke ich darüber nach, ob es vielleicht nützlich wäre, das 1492 Entdeckte wieder zuzudecken.

Karsten Dörre / 19.04.2025

Wenn man lustig ist oder will, kann man auch den Sozialismus von 1917 bis 1989 und den latenten Sozialismus danach im demokratischen Westen durchdeklinieren und klimaneutrale Schlussfolgerungen reindeuten. Das führt zu nimmersatten Horoskopereien. Die derzeitige Auseinandersetzung führt schon in die Geschichtswissenschaft. Führen die Lebensmittel- und Wasserknappheit durch klimatische Ursachen zu gefährlichen Völkerwanderungen und diesbezüglichen Auseinandersetzungen um Lebensraum, dann sind selbige Gedanken durchaus berechtigt. Letztlich muss eine Lösung des Problems her und keine endlosen Diskussionen. Weitestgehend wird schon lange gegengesteuert, indem die in heißen Regionen Hungernden mit industriell verarbeiteter Palettennahrung versorgt. Kann sich der Planet acht bis zehn Milliarden Menschen überhaupt leisten, wäre eine viel wichtigere Debatte, da die Humanoiden dazu durchaus zu sinnieren in der Lage sind. Andererseits wird immer die Natur Überschüsse auf ihre Art regulieren, sei es durch verändertes Klima, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge oder durch humanoide Kriege. So ist z.B. der Kampf um Wasser wichtigster Motor der israelischen Politik, siehe Jordan-Wasserfrage und Besetzung der syrischen Golanhöhen.

Werner Geiselhart / 19.04.2025

Wer sich die Liste historischer Hungersnöte anschaut, sieht sehr wohl, dass es außer kriegerischen oder ideologischen Ursachen wie beim stalinistischen Holodomor oder Maos großem Sprung nach vorn vor allem lange, kalte Winter, kleine Eiszeiten und sonstige Kälteperioden waren, die diese verursachten. Und natürlich gab es auch bei Kälteperioden technische Fortschritte, die aber dem hungernden Volk meist wenig nutzten.

Jochen Lindt / 19.04.2025

Das Klima zur Römerzeit nennt die Forschung RCO (Roman Climate Optimum).  Da steckt schon die Info drin, dass das Klima weder zu kalt noch zu warm sein darf. Ansonsten müssten Afrika und Südostasien ja wirtschaftlich und kulturell tonangebend sein, was sie nicht sind, wie jeder weiß.  Ich habe Jahrzehnte im Container Seeverkehr gearbeitet, und halte die Klimadiskussion durchaus für wichtig, allerdings halte ich die Vermüllung der Ozeane durch die Dritte Welt für das drängendste Problem.  Die Bekämpfung der Plastik-Vermüllung hätte obendrein den Vorteil, dass Erfolge überprüfbar sind, was beim Klima naturgemäß nicht machbar ist.

Gert Lange / 19.04.2025

Kommen Sie, Herr Budke, runter von Ihrem sehr arrogantem Geschichtskenntnismonopol: “...die Entdeckung Amerikas, die Reformation,...” nennen Sie Fortschritte der mittelalterlichen Kaltzeit, also die kriegerische Eroberung Amerikas inklusive der Ausrottung der dortigen Indigenen, oder? Und der sogenannte Fortschritt der Reformation führte direkt in die langen europäischen Kriege mit all Ihrem Leid und der Bevölkerungsdezimierung, oder? Herr Budke, Sie betreiben genau die Geschichtsklitterung, die Sie Frau Lengsfeld unterstellen, oder?

Franz Klar / 19.04.2025

Da hat einer den ideologischen Unsinn von Frau Lengsfeld tatsächlich ernst genommen ... Gute Replik !

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