In der Heldenstadt Leipzig tobt seit einiger Zeit eine
Auseinandersetzung zwischen Drogenhändlern, die vorwiegend aus dem Libanon und
Südosteuropa stammen, sowie Türstehern einiger hiesiger Securityfirmen, die
sich vorwiegend aus dem rechtsradikalen Milieu in Sachsen rekrutieren.
Diese Auseinandersetzung hat am vorletzten Wochenende zu einem Toten
sowie einem Schwerverletzten geführt, der sich nach wie vor in
ärztlicher Behandlung befindet.
Nachdem die NPD für den vergangenen Samstag eine Demonstration unter
dem Motto “Für ein gastfreundliches Leipzig! Aber: Kriminelle
Ausländer abschieben!” angekündigt hatte, verbot die Stadt Leipzig kurzerhand
die geplante Demonstration der “Kameraden vom nationalen Widerstand”
unter Hinweis auf die schwierige Sicherheitslage infolge des
Diskothekenkonflikts, eines parallelen Fußballspiels der alten Lokalrivalen “LOK”
und “CHEMIE (II)” sowie der gleichzeitig stattfindenden Leipziger
Buchmesse. Da die NPD auf Rechtsmittel gegen das Verbot verzichtete, mußte
sie die geplante Kundgebung in der Heldenstadt Leipzig absagen.
Wer nun jedoch gedacht hatte, der sog. “Aufstand der Anständigen”
gegen die NPD und den “alten braunen Ungeist” würde ebenfalls abgesagt,
wurde eines Besseren belehrt. Am Mittag, schlag Zwölf, versammelten
sich, wie gewohnt, OBM Burkhard Jung (SPD), einige Stadträte sowie die
Pfarrer Führer (Nikolaikirche) und Wolff(Thomaskirche), um in einem
vorweggenommenen “Passionsgottesdienst” “Courage gegen Rechts” zu zeigen und
laut und deutlich “Wehret den Anfängen! ” zu rufen. Sogar der
frühere OBM Wolfgang Tiefensee, jetzt Verkehrsminister der “Großen
Koalition”, war als Verstärkung der Kundgebungsteilnehmer extra aus Berlin
angereist.
Daß eine derartige Kundgebung angesichts der abgesagten NPD-Demo sowie
angesichts der aktuellen Probleme in Leipzig mit einer offenbar
latenten “Inländerfeindlichkeit” eher als eine Form von “Realsatire”
erscheinen muß, störte die Stadtväter und ihre Verbündeten aus
Kirchenkreisen sowie aus dem grün-alternativen und linksautonomen Milieu der
Stadt offenbar herzlich wenig.
Schließlich hatte man, wie gewohnt, sein schlechtes Gewissen
gegenüber einer mit z.Zt. gerade noch 9 Abgeordneten im Sächsischen Landtrag
vertretenen NPD beruhigt und konnte im Anschluß, wie gewohnt, guten
Gewissens den Heimweg antreten, in dem Bewußtsein ungeheuer “engagiert”
und “mutig” eine Art neuer “Machtergreifung” auf den Straßen der
Heldenstadt verhindert zu haben.
Wie wäre es, wenn die äußerst engagierten und mutigen Stadtväter
und Kirchenmänner sich in Zukunft etwas couragierter als bisher für die
innere Sicherheit in Leipzig, speziell in und vor Diskotheken bzw. in
und vor Fußballstadien engagierten und, wenn möglich, etwas
konsequenter als bisher gegen jede Form der Gewaltanwendung gegenüber
DiscobesucherInnen, Türstehern und friedlichen Fußballfans vorgingen?
Das wäre zwar vermutlich etwas weniger spektakulär als eine
öffentliche, ungeheuer “engagierte” Manifestation gegen den Phantomschmerz
einer möglichen Renaissance des “Dritten Reiches” auf Leipzigs Straßen,
würde demgegenüber jedoch vermutlich eher dem Sicherheitsbedürfnis
einer Bevölkerung entgegenkommen, die es langsam leid ist, daß von Zeit
zu Zeit weite Teile der Stadt zu sog. “No Go Areas” umgewidmet werden.