Peter Grimm / 28.04.2025 / 06:00 / Foto: DonkeyHotey / 109 / Seite ausdrucken

Lehren aus einem Krieg, der nicht zu gewinnen ist

Der angestrebte Trump-Putin-„Deal“ zeigt, dass der Ukraine-Krieg wohl mit einem bitteren Frieden enden wird. Der Westen sollte sich dringend einiger Lehren aus dem Kalten Krieg erinnern.

Ob und wann ein Trump-Putin-„Deal“ nach dem sich abzeichnenden Muster das vorläufige Ende der opferreichen Kämpfe in der Ukraine bringt, ist noch offen. Aber wie es aussieht, wird dieser Ukraine-Krieg vorerst nicht mit einem guten Frieden enden. Vielleicht sollte der Westen das zum Anlass nehmen, sich einiger Lehren aus dem Kalten Krieg zu erinnern.

Es rächt sich gerade jetzt, dass die Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkrieg nach dem russischen Angriff Ende Februar 2024 kein eigenes Kriegsziel ausgeben mochten. Es blieb bei wolkigen Formulierungen. Mal hieß es, Putin dürfe diesen Krieg nicht gewinnen, ein anderes Mal sogar, er müsse diesen Krieg verlieren. Aber wann der Krieg für wen als verloren oder gewonnen gelten würde, ließen die Ukraine-Unterstützer offen. Zuweilen erklärten einige von ihnen sogar, dass die Entscheidung darüber der Regierung in Kiew obliege.

Selbstverständlich entscheidet die Ukraine darüber, mit wem sie unter welchen Umständen einen Waffenstillstand oder gar einen Frieden vereinbart. Aber darüber, wer welche Unterstützung leistet, entscheiden nun einmal die Unterstützer. Der wichtigste Unterstützer – die USA – hat nach dem dortigen Präsidenten-Wechsel bekanntlich auch die Ausrichtung der Ukraine-Politik gewechselt. Und plötzlich kommt statt weiterer Unterstützung im Abwehrkrieg ein Friedens-Vorschlag aus dem Weißen Haus, bei dem die Ukraine viel verlieren würde. Aber wie könnte sie ohne die verlorene Hilfe mehr gewinnen? 

Die Ukraine-Unterstützer aus Europa sehen sich plötzlich in einem Dilemma. Als diese sich darüber erregten, wie Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen Volodymyr Selenskyj im Weißen Haus behandelt hat, warteten sie noch mit vielen Worten voller unbedingter Solidarität auf. Sie klangen, als wollten sie neben Wladimir Putin auch noch dem US-Präsidenten Trump die Stirn bieten. Wollen tun sie vielleicht immer noch, nur die Zweifel am Können sind gewachsen.

Waren die großen Worte falsch?

Sollten Trump und Putin tatsächlich einen Waffenstillstands-„Deal“ vereinbaren, ist es kaum wahrscheinlich, dass die europäischen Staaten die Ukraine dabei wirksam unterstützen können, die Annahme dieser Bedingungen um den Preis einer Fortsetzung des Krieges gegen den amerikanischen Willen zu verweigern.

Es scheint ein wenig so, als würden manche EU-Staatenlenker inständig hoffen, dass der „Deal“ nicht kommt, weil sie sonst versuchen müssen, ihr Einlenken irgendwie in gute Worte zu verpacken.

Es sieht also so aus, als könnte die Ukraine neben der Krim auch noch den größten Teil der erst seit dem russischen Angriff vom 24. Februar 2022 besetzten Gebiete verlieren. Putin dürfte dieses Ergebnis problemlos als Sieg feiern. Aber wie sollen die Kriegsverlierer damit umgehen? War alles umsonst? Waren alle großen Worte falsch?

Ungeachtet der unzähligen Fehler, um die es hier aber nicht im Einzelnen gehen soll, hätte Putin ein erklärtes Ziel nicht erreicht. Es gibt weiterhin eine unabhängige Ukraine, die nicht von einem Marionettenregime à la Weißrussland regiert wird. Das macht keinen Verlust kleiner, aber dieser markante Unterschied zum Appeasement ist keineswegs unwichtig. Vor allem dann nicht, wenn die Kriegsverlierer ihre Lektionen in Machtpolitik lernen würden.

Eines der Argumente in der hiesigen politischen Auseinandersetzung für das deutsche Engagement im Ukraine-Krieg war beispielsweise die steigende Bedrohung für das Baltikum und Polen, wenn Russland sich durch einen Krieg vergrößern könnte. Wladimir Putin, der den Zusammenbruch der Sowjetunion bedauert, sähe die baltischen Staaten wahrscheinlich gern wieder als russische Ostseeprovinzen unter Moskauer Herrschaft. Nur ist es derzeit unrealistisch für ihn, dies zu erreichen. Und das muss es bleiben. Dafür muss der Westen vieles tun, wozu auch gehört, sich nicht über seine Kräfte hinaus zu verausgaben, sondern zuerst eine eigene Schlagkraft aufzubauen, die allein durch ihre Existenz abschreckend wirkt. Vielleicht sollten wir uns einiger Lehren aus dem Kalten Krieg erinnern.

Keine schönen Fragen

Viele, die fordern, man dürfe sich nicht auf Bedingungen einlassen, wie sie in Trumps Friedensplan stehen, argumentieren damit, dass sich Putin, so man ihm einen Kriegsgewinn einräumt, zu weiteren Eroberungen ermutigt sehen könnte. Das stimmt aber nur dann, wenn die Ukraine mit der schwindenden Zahl ihrer Verbündeten in der Lage wäre, eine bessere Lösung als diesen Frieden im Krieg zu erringen. Das ist aber offenbar nicht der Fall. 

Stattdessen mehren sich die Meldungen über eine wachsende Kriegsmüdigkeit unter den Ukrainern und eine steigende Zahl von Deserteuren, weil immer mehr junge Männer entschlossen sind, sich dem drohenden Tod auf dem Schlachtfeld zu entziehen. Soldaten wird der Westen nicht schicken, und ohne die USA sind auch Ressourcen für die Lieferung von Waffen und Munition nicht unendlich. Wie schlimm ist ein schlechter Frieden, wenn als Alternative eine noch schlimmere Niederlage droht? 

Keine schönen Fragen, vor die u.a. Donald Trump die Europäer stellt. Sie haben keine tragfähigen Antworten vorbereitet, weil sie sich um solche Fragen in gut drei Jahren Krieg immer herumgedrückt haben. Es ist eben nicht nur eine Frage des Willens und Wünschens, wenn es darum geht, wie weit man jemandem Beistand leisten kann, sondern auch des Könnens. Und im Ukraine-Krieg wird die „Koalition der Willigen“ gewahr, welche Grenzen der Westen im Kriegsfall hat.  

Ob es nun dieser „Frieden“ à la Trump oder eine andere Waffenstillstandsvereinbarung ist, die das Schlachten in der Ostukraine und all die Drohnen-, Raketen- und Luftangriffe beendet, es wird darin kein Sieg der Ukraine festgeschrieben sein, außer dem, dass es sie noch gibt. Und wir sollten uns erinnern: 2022, in den ersten Kriegswochen, glaubten viele Beobachter – darunter auch etliche Freunde der Ukraine – Putins Truppen könne allein dank ihrer militärischen Übermacht ein schneller Sieg gelingen. Viele waren von der Stärke des Widerstands, der den russischen Vormarsch bremste, überrascht. 

"Sterben für Narwa?"

Aber selbst wenn nun noch ein von Moskau unabhängiger ukrainischer Staat existiert, bleibt nicht das Argument gültig, dass Putin oder ein jüngerer Nachfolger nach einer kleinen Friedenspause Appetit auf neue Kriegsbeute bekäme? Vielleicht auch versucht wäre, die NATO-Bündnistreue im Baltikum zu testen?

Wolfgang Templin schrieb vor 14 Monaten im Deutschland Archiv:

„Sollte die Ukraine durch unzureichende Unterstützung oder innere Erschöpfung an den Verhandlungstisch getrieben werden und gezwungenermaßen einem Annexionsfrieden zustimmen, der die russischen Gebietsgewinne festschreibt, würde sich der Aggressor den nächsten Nachbarn zuwenden. Das muss einem bewusst sein.

Renommierte internationale Experten sprechen dabei von einem Zeitfenster von zwei bis drei Jahren vor einem Zugriff von Russland auf Nato-Territorium. Nimmt die Nato ihre Verpflichtungen ernst, müsste sie dann den Bündnisfall erklären und militärisch eingreifen. Sterben für Narwa? Diese scheinbar rhetorische Frage könnte dann schon bald eine reale werden. Leider.“

Narwa ist eine kleine Stadt an der estnisch-russischen Grenze, in der großteils Russen leben. Und dieser Tage findet sich das sogenannte „Narwa-Szenario“ in etlichen Warnungen von Experten wieder, obwohl es schon vor 22 Jahren von einem namhaften Schriftsteller entworfen wurde, woran Wolfgang Templin ebenfalls erinnert:

„Es war 2013, als ausgerechnet der international bekannte Thriller-Autor Tom Clancy in seinem letzten Buch ‚Command Authority. Der Kampf um die Krim’ ein bevorstehendes Zukunftsszenario entwarf, in dem Russland die Nato zunächst durch einen Blitzangriff auf estnisches Territorium herausfordert.

Natürlich lässt die russische Seite dem einen Hilferuf unterdrückter russischer Landsleute in Estland vorangehen. Die zu einem hohen Anteil von russischer Bevölkerung bewohnte estnische Grenzstadt Narva spielt eine entscheidende Rolle im Anfangsgeschehen. Im Roman ist es das konsequente, aber opferreiche Eingreifen von Nato-Truppen unter amerikanischer Führung, welches den Erfolg des Angriffs vereitelt.“

Aber würden diese Truppen in der Realität auch so entschlossen eingreifen? Der Focus fragte dieser Tage:

„Würden wir sterben für Narwa? Würde die Nato eine Eskalation, ja gar einen Atomkrieg mit Russland riskieren für eine 50.000 Einwohner-Stadt?“

Kalter Krieg statt Kapitulation

Diese Fragen brauchen eine klare Antwort. So bitter es ist: Dieser Ukraine-Krieg wird nicht ohne herbe Verluste enden. Er wird voraussichtlich nicht enden mit dem Sieg der ukrainischen Truppen und der Rückeroberung des ganzen früheren Staatsgebiets. Dazu fehlt dem Land auch mit der Hilfe der Verbündeten die nötige Kraft. 

Zwar musste die Ukraine nicht kapitulieren, wird aber wahrscheinlich, zusammen mit ihren Verbündeten, als Verlierer dieses Krieges gelten. Wer nun fürchtet, dass „sich der Aggressor den nächsten Nachbarn zuwenden“ werde, muss dafür eintreten, das zu verhindern. Dabei ist aber das Überstrapazieren eigener Kräfte in einem aussichtslosen Kampf nicht hilfreich, sondern das schnelle Lernen vielleicht bitterer Lektionen.

Wenn das westliche Bündnis nicht will, dass sich ein potenzieller Aggressor, also ein Herrscher, für den ein Krieg eine reale machtpolitische Option ist, einem kleinen Mitglied zuwendet, um die Verteidigungsbereitschaft zu testen, der darf ihn nicht dazu einladen. Und Schwäche, also militärische Schwäche, lädt ein. 

Die NATO braucht eine glaubhafte, kraftvolle Abschreckung. Möglichst technisch überlegen und einsatzbereit. In einer Stärke, die einen Gegner von vornherein daran hindert, ernsthaft über eine Provokation nachzudenken. Eine Stärke, die ihn auch davor zurückschrecken lässt, es bei nicht dem Bündnis angehörenden, ihm aber verbundenen Partnern zu versuchen.

Im Kalten Krieg konnte der Westen das. Die roten Linien waren klar abgesteckt und durch Abschreckung geschützt. Die politischen Grenzen des Westens haben sich verschoben, der Westen sich ausgedehnt. Nur wuchs militärische Verteidigungskraft und -bereitschaft nicht im gleichen Maße, sondern schwand stattdessen. Da der klassische Verteidigungsfall nicht mehr eintrat, glaubten viele – gefangen im Traum von der Friedensdividende –, dass die alte kriegerische Machtpolitik in Europa ein für allemal überwunden wäre und man die Streitkräfte auf spezialisierte Einsatzgruppen beschränken könne. Es ist wahrscheinlich einfach normal menschlich, dass man bestimmte Gefahren vergisst, weil nur lange genug nichts passiert ist. Wie wenn man die Feuerwehr nicht mehr neu ausstattet, weil es doch schon lange nicht mehr gebrannt hat.

Eigentlich hat es in den vergangenen Jahrzehnten auch in Europa immer mal wieder kriegerische Weckrufe gegeben, die den Westen eines Besseren hätten belehren können. Aber jetzt, spätestens jetzt, sollten die Europäer die zu lernenden Lektionen nicht mehr übersehen. Der Westen muss jene militärische Stärke und Klarheit gewinnen, die er im Kalten Krieg hatte. Und dazu gehört mehr als „Sondervermögen“ und Rüstungsaufträge. Dazu gehört u.a. Motivation. Die Bereitschaft, Demokratie und Freiheit zu verteidigen, gedeiht nicht dort, wo die eigene Obrigkeit Demokratie und Freiheit spürbar abbaut. 

 

Peter Grimm ist Journalist, Autor von Texten, TV-Dokumentationen und Dokumentarfilmen und Redakteur bei Achgut.com.

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Klaus Meyer / 28.04.2025

“Würden wir sterben für Narwa?” - Eine gute Frage! - Es fehlt allerdings die noch viel bessere Frage: Was haben die baltischen Staaten in der NATO zu suchen? Einen gesteigerten militärischen Schutz erhält kein einziger anderer NATO-Staat durch irgendeinen baltischen Staat. Es ging und geht einzig und allein um eine Provokation gegenüber bzw. eine Destabilisation von Rußland. Und zwar von den USA.  -  Mit der Auflösung des Warschauer-Paktes war die NATO obsolet und hätte sich auflösen sollen. Hat sie aber nicht gemacht, weil dann die USA ihren Einfluß in Europa verloren hätten.  -  US-Präsident Donald Trump hat erkannt, daß die größte geopolitische Gefahr für den Westen (also für die USA) von China ausgeht. Und daß es deshalb strategisch deutlich sinnvoller ist, das (man glaubt es kaum) auch zu Europa gehörende Rußland als Verbündeten zu gewinnen, als es in die Arme von China zu treiben. Und da stören die von seinen Vorgängern begangenen Todsünden wie die Auslösung des Ukraine-Krieges nur.  -  Und ein Nebeneffekt wäre ein Ende des Krieges. Dieses Ende des Tötens sollte für jeden als extrem positives Ziel angesehen werden (selbst für die notorischen Alt-Kaltkrieger und Russenhasser).

Peter Holschke / 28.04.2025

@Wilfried Nauck “Es ist erstaunlich, wie viel Zuschriften hier Verständnis für den Kriegsverbrecher Putin aufbringen”. Könnten Sie das konkretisieren? Was für Kriegsverbrechen meinen Sie? Das Fressen von Babys? Die Zerstörung von Kiew? Den Einsatz von Streubomben gegen die Zivilbevölkerung? Die gezielte Zerstörung von Kindergärten und Krankenhäuser? Noch so ein Propagandading: ‘“Dass Anrainer Russlands die Nato-Mitgliedschaft wollten, war ihr gutes Recht ...” Das stimmt, die Kehrseite verschweigen aber Protagonisten tunlichst. Natürlich kann jeder Staat der NATO beitreten. Eine andere Angelegenheit ist es, ob ein Militärbündnis diese Länder auch aufnimmt, weil das eben als Bedrohung eben durch dieses Bündnis mit gutem Recht wahrgenommen werden kann. Die NATO ist ja kein Verein, in dem sich jeder einschreiben kann, sondern es muss auch in die Konzeption der NATO passen, ob sie jemanden aufnimmt, mit den entsprechenden geopolitischen Konsequenzen.

CKrull / 28.04.2025

Zur Erinnerung an alle: Russland hat die Ukraine nicht grundlos “überfallen”. Vielmehr ist die Ukraine ein “Proxy-Staat” im Proxy-Krieg des Westens gegen Rußland und Russland ist sozusagen zum Gegenangriff übergegangen. Die Historie dieses Krieges gegen Russland reicht vom 1. Weltkrieg über den 2. Weltkrieg über den kalten Krieg und eine Zwischenstufe Afghanistan bis heute in die Ukraine. Wer es nicht glauben will, ziehe sich den Vortrag von George Friedman, dem Chef von Strategic Forecasting Inc. (abgekürzt Stratfor) rein, der beim Chicago Council on global affairs 2015 gehalten wurde.  Zum zweiten hält sogar der “Spiegel” (und nicht nur der) entgegen seiner sonstigen “präzisen” Weltsicht genau diese Information von ntv am 06.03.25 bereit: “Dem Sender Fox erklärt US-Außenminister Rubio, der Krieg in der Ukraine sei in Wahrheit ein Krieg zwischen Russland und dem Westen.” Andere Quelle: “US-Diplomaten bezeichnen Ukraine-Konflikt als „Stellvertreterkrieg. Außenminister Rubio sieht USA und Russland als eigentliche Konfliktparteien in der Ukraine”. Richtig! Nicht eine einzige Rakete könnte ohne Zieldaten/Programmierung aus dem Wertewesten starten. Es geht letztlich darum, Russland zu “dekolonisieren” d.h. in Einzelstaaten zu zerstückeln, die man sich dann Stück für Stück ohne größere Gegenwehr zur Ausplünderung vornehmen kann. Mit der Ukraine glaubte sich der “Wertewesten” am Ziel. Hat aber bis dato nicht so geklappt, deshalb wollen nunmehr deutsche Altnazis in guter deutscher Tradition “den Krieg nach Russland tragen” und der Welt zeigen, was ne Harke ist. Viel Spaß auch dabei. WOW, wenn das alles der Autor vorher gewußt hätte! Aber wenn Ideologie auf die Realtät trifft, wird halt die Realität an die Ideologie angepaßt.

Dr. med. Jesko Matthes / 28.04.2025

“Es ist nicht weise, das zu verteidigen, was man ohnehin aufgeben muss.” (Machiavelli) - Da der “Westen” seine Existenz verbal und mit Waffen an die Ukraine knüpft, muss er sich tatsächlich sehr unangenehmen Fragen stellen: (1) Wie kam es zu diesem Junktim? (2) Ist das Junktim richtig, trifft dann auch zu, dass der “Westen” mit der Ukraine steht oder fällt? (3) Ist das Junktim falsch, warum wird es (a) seit über drei Jahren beschworen, und worin bestünde (b) in diesem Fall - also ohne die Rolle der Ukraine - der verteidigenswerte und verteidigungsbereite Kern des “Westens”, inhaltlich wie persönlich? - Jedenfalls kann man sich nicht in eine kognitiv-reziproke Dissonanz zwischen der angeblich essentiellen Rolle der Ukraine einerseits und der angeblich essentiellen Rolle des “Westens” andererseits manövrieren, ohne im Falle eines Misserfolgs mindestens eines von beiden Konzepten aufgeben zu müssen; (4) welches? (5) Was also wäre weise zu verteidigen und was muss man ohnehin aufgeben? Aufgeben muss man nämlich auch das, wofür niemand mehr Leib und Leben hinhalten will. Ein Beispiel: Wenn man den Begriff der “Nation” aufgeben muss, dann ist es nicht weise, eine “Nation” zu verteidigen [man bilde statt “Nation” nahezu beliebige weitere Beispiele, dann wird die Sachlage Stück für Stück klarer], (6) Wofür also sollen junge Leute Leib und Leben hinhalten wollen? (7) Sollen sie es auf Hoffnung tun, oder weil der “Westen” ihnen diese Begriffe und Beispiele [synonym: “Werte”] bereits garantierte? - Von den Antworten auf diese Fragen hängt die gesamte Zukunft des “Westens” ab.

Heinrich Bleichrodt / 28.04.2025

Ein vorzüglicher Artikel; die FAZ wird ihn morgen zerreißen. Wenn alles so kommt, wie geschrieben und ein Friede diktiert wird, sollten wir bedenken: Die Kriegstreiber waren vorneweg die Grünen. Der Krieg passte in deren Energiewandelkonzept. Das mutwillige Unterbinden einer stabilen deutschen Gasversorgung, dem die führungslosen USA Vorschub geleistet haben, hat zu den geradezu größenwahnsinnigen Ausgaben innen und für die Ukraine geführt. Unter diesem Schutzschirm haben Grüne und Rote die deutsche Demokratie unumkehrbar transformiert; transformiert in einen Staat, der die eigenen Bürger verachtet, jeder Afghane zählte mehr, wie wir leider mitansehen mussten und müssen (die Wehrpflicht führt daher zu Verweigerern ...). Die Woke Blase dachte, das alles gibt es umsonst. Pustekuchen. Wir zahlen den Wiederaufbau; brauchen also neues Sondervemögen. Dabei ist Russland erst einmal am Boden. Vor allem die Qualität der Waffen war dürftig, hat aber beispiellose Improvisationen, Gleitbomben à la Henschel (Adolf grüßt)... usw., gebracht. Auch unser Material, überzüchtet. hatte erhebliche Schwächen. Russland kann und wird, alleine wegen dem bisherigen Blutzoll, so schnell nichts mehr anfangen. Wir sollten es mit Diplomatie zu einem - wie früher beim Gas -  verlässlichen Partner werden lassen. Diplomatie kann das möglich machen. Aber wir haben Klingbeil, den falschen Kanzler, bald unsägliche Minister und außer Trump, ja, keinen vernünftigen Politiker weit und breit. Die Situation bleibt, auch wegen dem skurilen Macron und seinem Busenfreund Starmer brandgefährlich. Und unsere Kriegstreiber aus der Kategorie C-Personal sind auch noch da und haben Einfluß. Wir werden unter diesem letzten Gedanken bald von selbst darauf kommen, dass Hass- und Hetze neue, alte Namen bekommt. Nicht zu vergessen, Kriege gewinnt unterm Strich die Infanterie. Weder Deutsche noch Franzosen, noch Engländer werden sich darauf einlassen können.

Günter H. Probst / 28.04.2025

Wenn die Russen clever sind, folgen sie dem Drehbuch der Nazis im Münchener Abkommen. Erst erkennen USA und EU, den Landraub an und die Russsen versprechen, keine weiteren Gebietsansprüche zu haben. Dann schließt man den Trump-Putin Pakt, der den Russen die Restukraine und den USA Canada, Grönland, und Panama ohne Schuß, aber mit Drohung des Einsatzes von Atomwaffen, garantiert. Zum Schluß greifen die Russen Europa, und die Chinesen Taiwan militärisch an, und alle fragen sich, wie es zu dem großen Krieg kommen konnte. Die meisten verstehen nicht, daß das gegenwärtige Rußland, wie das nationalsozialistische D damals, strukturell nicht friedensfähig ist, weil die politische Herrschaft bei den Geheimdiensten und dem Militär liegt. Deren Ziele sind die Unterwerfung nach Innen und Außen. Das Eine mit GULAG, das Andere mit Krieg, und beides mit der Propagandasoße von der Größe des Heiligen Rußlands garniert. Die Ziele in den westlichen Demokratien von friedlichem Leben und Wohlstand, sind solcher Herrschaft fremd. Frieden kann es erst geben, wenn die Russen ihre politische Herrschaft in die Hände von zivilen Herrschern mit zivilen Absichten legen.

Dirk Jungnickel / 28.04.2025

Auch wenn bei diesem Thema die Putin - Versteher hier wieder schaulaufen und irgendeinen - dümmlichen - Grund für diesen Kriegsverbrecher an den Haaren herbei zerren : der Beitrag von Peter Grimm ist klug und ausgewogen. Ergänzend anzumerken wäre noch : Trump selbst scheint keine Ahnung zu haben wie Putin und die Russen ticken. Es bleibt zu hoffen, dass schnellstens bessere, kompetentere Berater im Weißen Haus zum Zuge kommen .

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Peter Grimm / 11.06.2025 / 06:00 / 67

Durchsicht: Israel und die zwei Gesichter der AfD

Letzte Woche debattierte der Deutsche Bundestag über die Forderung, Israel wegen seiner Kriegsführung im Angriffskrieg der Hamas zu sanktionieren. Die meisten Reden waren erwartbar, aber…/ mehr

Peter Grimm / 28.05.2025 / 10:00 / 46

Gutes „Pack“, schlechtes „Pack“

Der Umgang mit dem „Pack“ hat sich in zehn Jahren arg verändert, oder macht das Parteibuch des Politikers, der dieses Wort ausspricht den Unterschied aus?…/ mehr

Peter Grimm / 23.05.2025 / 15:15 / 20

Diversity bei Deutschlands Rechtsextremisten?

Das BKA etikettierte Gewalttaten von Ausländern gegen andere Ausländer als ausländerfeindlichen Rechtsextremismus. Paradox? Immerhin gibt es in Deutschlands größter Rechtsextremistengruppe wahrscheinlich niemanden mit deutschem Stammbaum.…/ mehr

Peter Grimm / 22.05.2025 / 06:05 / 75

Das ganz kleine Karo im Bundestag

Deutschland wird immer stärker von Krisen erfasst, und die Neuwahlen sollten bekanntlich einen Politikwechsel bringen. Stattdessen spielt der neue Bundestag das gewohnte Staatstheater und ist…/ mehr

Peter Grimm / 20.05.2025 / 06:00 / 74

Neue Asylpolitik macht schon schlapp

Kanzler Merz will, dass es in Deutschland wenigstens nach Asylwende aussieht. Die Bundespolizei scheint vom Grenzschutz überfordert. Für mehr Abschiebehaft muss die Justiz Pensionäre rekrutieren. Aber die…/ mehr

Peter Grimm / 16.05.2025 / 14:00 / 14

Klingbeils Traum von neuen Schuldenquellen

Der SPD-Bundesfinanzminister erklärte gestern im Bundestag seine Politik. Neben vielen schönen Worten stach sein Plan heraus, noch in diesem Jahr die Schuldenbremse weiter schleifen zu…/ mehr

Peter Grimm / 15.05.2025 / 06:25 / 100

Ein europäischer Führer mit der bald größten Armee?

Die Positionswechsel des Friedrich Merz sind weiterhin atemberaubend. In seiner gestrigen Regierungserklärung steht er treu und fest zu seinem speziellen inhaltlichen Wischiwaschi. Friedrich Merz ist inzwischen…/ mehr

Peter Grimm / 06.05.2025 / 06:25 / 51

Merz, Klingbeil und die Neuordnung der Textbausteine

Der Koalitionsvertrag wurde gestern unterschrieben, heute folgen Kanzlerwahl und Amtsübernahme der neuen Regierung. Und was ist neu? Die Textbausteine. Der „Wumms“ ist weg. Bundeskanzler Olaf Scholz…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com