Von Fabian Nicolay
Wo Bauern noch von Wölfen angefallen werden und Schätzungen zufolge
50.000 Menschen jährlich an Schlangenbissen sterben, da herrscht
anscheinend Wildnis.
Wo spritbetriebene, auf dem Boden stehende Kochherde zu den
unfallträchtigsten Haushaltsgeräten gehören, weil Kinder sich beim
Spielen entzünden oder Schwiegermütter ihre verwitweten
Schwiegertöchter loswerden wollen, indem sie den Herd als eine Art
Napalmwaffe einsetzen – wo etliche Babies in schadhaften Inkubatoren
verbrennen, weil die Wartung von technischen Gerätschaften erst dann
erfolgt, wenn ein Schaden vorliegt – wo Mechaniker beim Versuch,
Fahrstühle zu reparieren, zerquetscht werden, weil weder Stromzufuhr
noch Absicherung des Gefahrenbereichs erfolgte, in einem solchen Land
gibt es keine Standards oder sie werden nicht befolgt.
Indien zeichnet sich durch einen Anachronismus von Unerledigtem und
modernen Prioritäten aus. Täglich begegnet man Menschen, die mit
wenigen Buchstaben beschreiben, wie sie die Zukunft bewältigen wollen:
MBA. Die Zeitungen machen die Abschlussprüfungen und Studentenzahlen
an den Wirtschaftsfakultäten zu Dauerthemen auf den Titelseiten. Man
hat erkannt, dass Bildung ein gesellschaftlich relevantes Thema ist.
Eine so banale Erkenntnis muss in Deutschland natürlich nicht zum
Standard gekürt werden.